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IV

 

Die „Diele“ war ungeheuer breit und lang, die ehrliche Diele eines alten Bürgerhauses, worin nun „Nebendinge“ getrieben wurden. Links kam aus einer halboffenen Tür Töpferasseln und ein Feuerschein. Über dem Eingang rechts stand „Saal“; und dahinter war ein dumpfer Wirrwarr von Lauten, woraus manchmal ein sehr schriller hervorstach. Unrat zauderte, ehe er die Klinke drückte; er spürte darin eine Handlung, schwer von Folgen … Ein sehr dicker, völlig unbehaarter kleiner Mann, der Bier trug, kam ihm entgegen. Er hielt ihn an.

„Verzeihen Sie,“ stammelte er, „wäre die Künstlerin Fröhlich wohl zu sprechen?“

„Was wollen Sie mit die denn sprechen?“ fragte der Mann. „Die spricht jetzt nich, die singt. Hören Sie man mal zu.“

„Sie sind wohl der Herr Wirt zum Blauen Engel? Nun, das ist wahrlich recht brav. Ich bin nämlich der Professor Raat vom hiesigen Gymnasium und komme wegen eines Schülers, der hier zu finden sein soll. Können Sie mir vielleicht sagen, wo er ist?“

„Tjä, Herr Professer, denn gehn Sie man gleich ’n bischen in das Hinterzimmer zu die Künstlers, da sitzen die schungen Herrn jä immer ein.“

„Sehen Sie wohl,“ sagte Unrat strafend, „das dachte ich mir. Sie müssen zugeben, Mann, daß das nicht in der Ordnung ist.“

„Tjä“ — und der Wirt zog die Brauen hoch,

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