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sah nochmals dahinten ein Paar Arme, eine Schulter, irgendein heftig beleuchtetes Stück Fleisch inmitten einer Drehung bunter Farben aufglänzen, über dem Rauch, über dem Lärm … Er war draußen. Der Wirt kam eben wieder mit dem Bier; er rief:

„Nabend auch, Herr Professer, und beehren Sie mein Lakal bald wieder!“

Im Torgang verweilte Unrat noch und suchte sich wiederzufinden. Er verspürte die Wirkung der kalten Luft auf seinen Kopf und bemerkte, daß ohne Wein und Bier zu der ungewohnten Stunde, dieses ganze Erlebnis schwer zustande gekommen wäre … Er machte einen Schritt auf das Gäßchen und erschrak: an der Hauswand lungerten drei Gestalten. Er schielte hin aus den Brillenecken; und es waren Kieselack, von Ertzum und Lohmann.

Unrat machte eine scharfe Wendung; hinter sich hörte er ein Schnaufen, das aus der breitesten der drei Brüste kommen mußte, aus Ertzums Brust, und das nach Empörung klang. Da erscholl Kieselacks Quetschstimme:

„In dem Haus, wo eben einer rausgekommen is, soll es aber ’ne ganze Masse sittlichen Unrat geben.“

Unrat zuckte empor; vor Wut und Angst fletschte er die Zähne.

„Ich werde Sie alle zerschmettern. Morgen bringe ich — wahrlich doch! — das Geschehene zur Anzeige!“

Niemand antwortete. Unrat machte nochmals kehrt und schlich zwei, drei Schritte weiter, in einem

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