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mit weißen Tüchern beladen, ihn begleitete, — alle sahen ans wie saubere Verkleinerungen, nach denen man die Hand ausstrecken konnte. Ohne Dunst und ohne Ferne empfing die Luft das klaräugige Bild aller Dinge.

Die Herzogin und Nino stiegen, Hand in Hand, den Berg hinan, über brüchige Stufen und auf engen Steigen. Die Oliven winkten und lächelten. Im Hintergrunde schlug ihr leichtes Laub zu silbernen Zelten zusammen; rosige Blüten hafteten darin. Die Herzogin ließ sich nieder, an dem Bach, der über die schräge Wiese rann, zwischen Säumen von Narzissen und Margeriten. Nino sah ihr zu, wie sie einen Kranz flocht; dann lehrte sie es ihn, und sie schmückten einander. Er stand, tief atmend, im runden Schatten einer Pinie; der Wind machte sie erklingen. Die Herzogin, in die Sonne gestreckt, den Kopf auf dem Arm und hinabblinzelnd zu der zinnern herauffcheinenden Meeresfläche, lauschte einer frühen, heimlichen Melodie, die aus einem Garten herübersummte, aus einem Garten am Meer, wo ein Kind an der Hand eines schlanken Spielgefährten den Lämmern am Abhang nachsprang und gleich den Bienen alle Blumen küßte, — bis es Abend ward, die Farren dunklere Lauben bogen und die Spuren des hellen Gefährten in den Wegen zerrannen, drüben, bei Pierluigis Pavillon, unter verhallendem Kichern.

Sie lächelte glücklich. Es hatte wirklich gelacht, sie wußte noch kaum, es sei Nino. Er blies auf seinen Fingern, wie auf einer Flöte, den Gesang der Pinie

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