Mai rief, durch die Spalten der Holzwand hindurch, nach Lola. Mai wußte nicht, wo sie ihre Toilettengegenstände ausbreiten sollte. Wenn die Koffer kämen, wohin dann mit den Kleidern. Dieser Schrank sei lächerlich.
„Er ist schön geschnitzt und bemalt. Er ist alt, weißt du.“
„Diese Fremden sind genügsam, daß sie sich mit alten Sachen begnügen.“
Mai gebrauchte noch immer ihren heimischen, verachtungsschweren Ausdruck für die „Fremden“ und meinte damit alle Europäer.
„Wenn man sich anzieht wie sie, die Dienstmädchen gleichen, genügt wohl solch ein Schrank.“
Und Mai schüttelte das wacklige Möbel.
Zweimal klopfte die Magd an; endlich holte Frau Gugigl selbst sie hinunter. Um den quadratischen Ecktisch und unter der Hängelampe saßen auf den Wandbänken, auf lehnenlosen Schemeln und auf Stühlchen mit einem Herzen im Rücken, schon alle beim Abendessen. Gugigl rief ihnen entgegen:
„A Gullasch ham mer.“
„Leitmotiv des Ästheten,“ erläuterte Gwinner.
Frau Gugigl erlaubte Mai und Lola noch nicht, sich zu setzen; vorher mußten sie sich, aus dem Schatten heraus, darüber klar werden, welche Farbenwerte der erhellte Kreis vertrete.
„Ist es nicht künstlerisch? die Thekla in ihrem Rot und Weiß, die Tini in ihrem Weiß und Blau, Gwinner in Creme, der Baron mit seinem angerauchten