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„Bin ich ein so schlechter Beobachter?“

Sie schwieg ein wenig. Dann:

„Von allen Frauen, die ich kenne, haben es die deutschen am schwersten. Frau Gugigls Übermut und Selbsttäuschung ändert nichts. Sie sind noch immer rechtlos und müssen dabei arbeiten. Verdient nicht meine Cousine für den Haushalt, — den sie besorgt? Immer noch lieber in Brasilien verheiratet sein. Auch dort ist man Untertanin; aber man liegt in der Hängematte, wird vom Mann und Herrn bedient, und nach dem Gesetz gehört die Hälfte von allem was er einnimmt, seiner Frau.“

„Wo ist das?“ fragte Frau Gugigl und setzte sich zu ihnen. Als sie’s erfahren hatte, fand sie die Brasilianerin riesig künstlerisch. Arnold, Hals über Kopf, als gälte es, nur etwas zu sagen:

„Vielleicht hört die Frau auf, Künstlerin zu sein, sobald sie eine Kunst ausübt.“

„Ich singe,“ sagte Lola lächelnd. Frau Gugigl lachte wild.

„Er ist schon eine herrliche Einrichtung!“

„Verzeihung,“ und seine nervige Haltung täuschte niemand über seine Befangenheit, „ich wollte sagen: die Frau verzichtet schwer auf das Leben; und das muß der Künstler.“

„Daher die Künstlerredouten,“ schob Gwinner ein. Frau Gugigl stieß den Arm vor.

„Sehen Sie?“

Arnold schien mit der Schulter eine Fliege zu vertreiben.

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