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dachte: „Das erstemal, daß Mai sich angezogen hat.“ Er begrüßte Lola zuerst mit den Augen und Mai zuerst mit der Hand. Lola achtete peinlich darauf. Keine Einzelheit seines Verhaltens gegen sie und Mai entging ihr. Den Champagner bestellte er, nachdem Lola ihn abgelehnt und Mai ihn angenommen hatte. Lola trank keinen Tropfen. Er wünschte noch in Mantua zu bleiben.

„Wir haben es genossen,“ erklärte Lola. Mai war’s recht.

„Wunder romantischer Versunkenheit werde ich Ihnen zeigen,“ verhieß er.

„Wir bekommen noch das Fieber,“ meinte Lola; und Mai:

„Bisher hast du dich gar nicht gefürchtet und warst immer unterwegs.“

Im Palazzo del Tè, unter dem Schwall der Fleischlichkeiten, die nach Jahrhunderten noch aus Decken und Wänden überquollen, beneidete und verachtete Lola Mais unbefangene Freude. Sie selbst konnte Pardi nicht in die Augen sehen und gab zornige Antworten. Er neckte sie anfangs mit ihrer Übellaunigkeit, dann zeigte er sich um ihr Befinden besorgt, und auch Mai äußerte Besorgnis. „Sie weiß ganz gut —“ dachte Lola und verlor vollends die Herrschaft über ihre Nerven. Als man sich in der Stadt eine Kapelle zeigen ließ, stand sie teilnahmslos neben dem Sakristan, der den Stock mit der Kerze über die Wände hinführte. Pardi drehte ihr, auf Mai geneigt, den Rücken. „Ich werde ihnen nicht im Wege

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