Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/279

This page has been proofread.

sein,“ sagte Lola sich; „aber zu ihrer Bedeckung gebe ich mich auch nicht her!“ Und wie der Sakristan den Schrein aufschloß, machte sie sich leise davon, schmerzlich berauscht von ihrer Rache. Sie erwartete, Mai werde an ihr Bett kommen, und war entschlossen, sich schlafend zu stellen. Aber Mai blieb aus.

Am Morgen beschäftigte Pardi sich nur mit Lola. Ihr schien’s, daß Mai sich zurückhalte; und sie argwöhnte, dies sei Verabredung, er habe Mai im voraus um Entschuldigung gebeten. Sie sah ihn plötzlich fest an.

„Sie brauchen nicht so viel Rücksicht auf mich zu nehmen, wissen Sie.“

Wie er etwas einwandte, hob sie die Schultern.

„Nachgrade habe ich doch schon Erfahrung darin, daß meine Mutter besser gefällt als ich; und ich kann Ihnen versichern, daß mich das nicht beleidigt.“

„Sie sind kokett.“

„Gar nicht. Ich brauche niemand. Jeden gönne ich meiner Mutter.“

Er sagte zuredend:

„Sie werden doch begreifen, daß ich Ihrer Mama den Hof machen muß.“

Lola fand nichts mehr. Wie lag es nun? O, grundfalsch! Sie erschrak tief, wie schlimm sie sich schon verrannt habe. Am zweiten Tage! „Was soll daraus werden. Wenn ich mich nicht zusammennehmen kann, bin ich verloren.“ Von der Minute an war sie ruhig. Und aus der Genugtuung, daß sie nichts mehr durchblicken ließ, ward allmählich wirkliche Überlegenheit.

271