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„Ja, du hast das Talent, unglücklich zu lieben.“

„Könnten Sie das?“ sagte Cavà kindlich zu Lola. Sie mußte lächeln.

„Ich habe in der Liebe keine Erfahrung.“

Sogleich begann Botta, um Lola die Liebe zu erläutern, wieder von seiner Olimpia. Und auf Lolas ungläubiges Lächeln:

„Denken Sie nur an die Lieblingspuppe, die Sie gewiß gehabt haben, und wenn Sie sich die Arme Ihres kleinen Lieblings um den Hals legten. Auch wir jungen Leute spielen gern mit Puppen, aber ach! nicht selten werden sie uns gefährlich.“

„Wirklich?“ machte Lola, dankbar. Botta sprach mit dicker Zunge, schmatzend, und rollte in seinem massigen Gesicht selbstzufriedene Kuhaugen. Aber Deneris wartete nur, daß er fertig sei. Er hatte sich aufgerichtet, das Monokel eingesetzt und trachtete mit Gesten, die beiden Damen um sich zu versammeln. Auf seinem kleinen blassen Kopf lagen die kanariengelben Härchen seiden wie Kinderhaare. Seine blauen Augen starrten ängstlich.

„Wissen Sie wohl, daß ich um die, die ich liebte, zu sehen: jawohl, nur um sie zu sehen, täglich sechs Stunden mit der Bahn gefahren bin? So ist es: dreiundeinenhalben Monat täglich nach Pisa und unter ihrem Fenster vorbei.

Selten ließ sie sich sehen; aber im Salon eines Photographen stand ihr lebensgroßes Porträt, — vor dem ich mich eines Tages fast erschossen hätte. Wäre nicht gerade der Photograph gekommen —“

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