Liebe hält, was nichts weiter ist als tierische Fleischlichkeit, nichts als die Berührung zweier Epidermen. Die echte Liebe aber, die in der Seele wohnt und gereinigt, vergeistigt und von den Launen der Sinne unabhängig ist, kann nur eine einzige Person angehen und nirgends vorkommen als in der unlösbaren Ehe! Nur sie ist der ganz reine Herd dieser Liebe!“
Lola betrachtete ihn: da stand er, der Idealist, und glaubte an sich! Unter denen, die ihm so leidenschaftlich zustimmten, hätten vielleicht noch einige Ehefrauen sein sollen, deren reiner Herd dank ihm etwas weniger rein war, und ein paar Gatten, die er halbtot gestochen hatte.
„O!“ machte sie. „Was Sie da sagen, ist die Logik eines Dichters. Wenn nun die Wirklichkeit nicht immer so logisch wäre? Dann würde man, Ihrer Poesie zuliebe, unglücklich!“
Er merkte gar nicht ihren Spott. Mit Strenge entgegnete er:
„Auf diese oder jene, vielleicht vorschnell geschlossene Ehe kann nicht Rücksicht genommen werden, wo es sich um die Ehe als Grundstein des gesamten gesellschaftlichen Gebäudes handelt.“
„Sehr richtig!“ bemerkte Botta. „In der Ehe befiehlt der Staat.“
„Besteht der Staat nicht aus Menschen?“ fragte Lola. Pardi erklärte:
„Sie haben sich zu opfern. Nicht ihr Glück ist das Wesentliche. Das Wohl der Kinder geht ihm vor, der Bestand der Gesellschaft. Wer mit seinem freien