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in Mais Gesicht. In diesem Augenblick kam Mai ihr befremdend groß vor. Sie selbst fühlte sich wie ein kleines Mädchen.

Wie sie den Kopf gegen Mais Schulter senkte, traten die Herren ein, sie abzuholen: alle zusammen, mit Nutini an der Spitze, der Haltung zeigte. Er beteiligte sich mit Maß und freiem Kopf an der Unterhaltung, die nichts Kriegerisches hatte. Lola mußte immer nach ihm hinsehen, gequält von nichtiger Neugier und unablässig versucht, von seiner schlimmen Angelegenheit anzufangen, wie eine Verbrecherin, die nicht schweigen kann.

„Haben Sie nicht das Bedürfnis, sich zu betäuben?“ fragte sie endlich, durchschauert. Nein; Nutini war nüchtern und besonnen; er beabsichtigte noch einige Stunden zu schlafen. Man stieg ins Boot. Vor dem Gesicht des Schiffers, das plötzlich aus dem Dunkel trat, schrak Lola zurück. Nutini war’s, der sie festhielt, als ihr Fuß schon das Wasser berührte. Sie haßte dies kurzatmige Klappen der Ruderschläge; es klang nach Flucht; — und doch wartete, wohin immer sie ins Dunkel die Augen richtete, kurz und geisterhaft aufflammend, Pardis bleiches, drohendes Gesicht. Was die anderen ihr sagten, machte ihr Ungeduld. Mai hatte ganz recht, daß sie Deneris Geflüster abschnitt und ihn bat, er möge vergessen, was sie vorhin verabredet hätten. Alles sei verändert; sie könne ihn nicht mehr heiraten. „Natürlich,“ dachte Lola. „Ist nicht alles in Auflösung?“

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