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lassen den Papierdeckel auf einem Glas mit Eingemachtem. Lola erklärte freudig:

„Gestern im Theater habe ich es gemerkt, und jetzt weiß ich es ganz genau.“

„Dummes Kind; trinke lieber deinen Kakao.“

„Warum, dumm? Ich glaube, daß ich Talent habe.“

„Das glaube ich auch: du rezitierst sehr niedlich; deswegen verfällt aber doch kein verständiges Mädchen auf solches dumme Zeug. Möchtest du wohl einen Löffel Gichtbeerenkompott?“

Verwirrt ließ Lola sich den Löffel in den Mund schieben.

„Nun geh, Kind,“ sagte Erneste, und Lola ging, den Kopf gesenkt. Vor der Tür zum Frühstückszimmer richtete sie sich auf und kehrte nach der Speisekammer zurück.

„Erneste!“

Lola war blaß, ihre Stimme hatte gezittert; Erneste sah sie sprachlos an.

„Erneste, du hast so getan, als ob es Scherz wäre. Es ist mir aber ganz ernst.“

„Um so schlimmer,“ sagte Erneste, polternd vor Schrecken. „Geh ins Klassenzimmer und erwarte, welche Strafarbeit ich dir aufgeben werde!“

„Ich will alle Strafarbeiten machen, die du mir aufgibst, Erneste. Aber ich bin fest entschlossen, Schauspielerin zu werden.“

Lola redete das wie ein Diktat; irgend eine Macht weihte sie zum Sprechen.

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