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Sie schlossen hinter sich die Pforte. Zwischen den Steinbildern in ihren schwarzen Laubnischen gingen sie auf das Haus zu. Es lag am Ende dieses Schattenganges rosig in Abendluft und umstanden von seiner Wache steiler blauer Schwertlilien. Lola brach das Schweigen.

„Er wird das Parlament nicht betreten. O! ich habe den Mut, es zu wollen und auszusprechen. Er soll sterben, damit wir leben können. Wir wollen nicht länger schlecht, als seine Knechte leben. Denn das waren wir. Denken und Zweifeln hatten uns rechtlos gemacht. Durch Verstehen waren wir unfähig geworden, eine Hand zu erheben, sei es nur, um uns vor Schmutz zu behüten. Wir glaubten uns edel kraft unserer Reinheit: und wurden doch von ihr durch Verwirrung in Niedrigkeit geführt. Allzu gerecht, wird man Sklave. Ein Volk von Würde und Menschlichkeit ist ungerecht gegen seine Herren und befreit sich.“

Der Blick jenes berußten Menschen erschien ihr, der in der Säulenhalle der Uffizien, stolz auf sein Volk, ihr in die Augen gesehen hatte. In ihr zitterte sein Stolz. Sie sah ein Aufleuchten von tausend Gesichtern, die Geste der Denkmäler, die klatschenden Hände, den Ruhm eines Volkes. Und plötzlich ein anderes Auge: bräunlich weiß, schon starr, und an seinem Rande die tote Träne.

„Was erschreckt dich, Lola? Du bist bleich. Dir wird schwach?“

„Claudia ist tot. Ich hatte sie lieb: warum mußte sie schimpflich sterben?“

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