sah zwei blutrote, liebessehnsüchtige Lippen sich ihm entgegenspitzen. Da schloß er die Augen und sagte stöhnend: „Ja, Mizzi…“
„And heut nacht bleibst du bei mir, du!“ flüsterte sie ihm heiß ins Ohr und schlang ihre weißen, molligen Arme um seinen Hals. Da war Franz ein willenloser Sklave — und ein Gott zugleich! — — —
4. Abenteuer.
Am andern Morgen in aller Frühe stand das Pärchen auf dem Bahnhof und wartete auf den D-Zug, der sie durch ganz Deutschland tragen sollte, hinein in die Schweiz, nach St. Moritz, ins Land von Mizzis Sehnsucht.
Eine Minute vorher hatte Franz einen Brief aufgegeben, der an Herrn Jakob Stern adressiert war und folgenden Inhalt hatte:
Jakob Stern, Korsettenfabrikant,
NO.
Da Sie mir gestern drohten, meinen Gehalt für diesen Monat zurückbehalten zu wollen, weil Sie mich in der Wohnung meiner Braut antrasen, sehe ich mich genötigt, von den einkassierten sechstausend Mark mein Gehalt vorsichtshalber gleich abzuziehen. Den Rest übergebe ich Fräulein Mizzi Hannemann als Entschädigung dasür, daß Sie die junge Dame seinerzeit so schmählich mißbraucht (ver-
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