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auch sehr wirtschaftlich errichtet; meist waren Unterkunft und Stall in einem Gebäude zusammengefasst. Allerdings sind die Almhütten nicht in der ganzen slowenischen Bergwelt gleich. Auf Mähderalmen in mittlerer Höhe sind sie anders (die Wohnhütte ist selbständig, Stall und Heuboden sind in einem Gebäude untergebracht), wieder anders sind sie in grösseren Höhen. Die Gebäude von Schafalmen unterscheiden sich von den Gebäuden der «Milchalmen». Es bleibt noch zu klären, ob Form und Bauart nur von wirtschaftlichen Überlegungen bestimmt wurden. Schon die Benennungen der Hütten (stan, bajta, fača, hram, tamar) legen den Schluss nahe, dass überkommene Hüttenformen eigentlich als Folge der kulturellen Überlieferung anzusehen sind.

Die Sennhütte von Bohinj (stan) ist ein vier mal fünf Meter grösser Blockbau, der auf mehreren Ständern steht und anderthalb Meter über den Boden angehoben ist. Im Erdgeschoss ist das Vieh untergebracht. Dieser Stallteil ist entweder offen, der Zwischenraum zwischen den Ständern kann allerdings mit einer Trockenmauer oder mit Brettern geschlossen sein. Eine ungewöhnliche Ovalform haben die Almhütten von Velika planina und der nächsten Umgebung. Von aussen ist diese «Hütte» zeltartig, im Innern verbirgt sich eine rechteckige fensterlose Kammer, während das Vieh im Raum zwischen der Kammer und der Aussenwand untergebracht ist. Im Flussgebiet der Soča ist das Almgebäude (hram) meist ein längeres Holz- oder Steingebäude, das aus Stall, Melkraum und Käserei besteht. Die Hirten schlafen auf dem Dachboden. Etwas anders sind die Hirtenhütten von Tolmin. Meist handelt es sich um niedrige, gemauerte Gebäude mit fast bis zum Boden heruntergezogenem Dach; das Erdgeschoss ist der Stall, unter dem Dach ist der Raum für den Hirten. Den Hirtenhütten von Bohinj sind die Kärntner Almhütten ähnlich; sie sind etwas grösser und der Stall im Erdgeschoss ist gemauert.

Beträchtliche Ähnlichkeit weisen die Hirtenhütten nur in ihrer Inneneinteilung auf: in der Mitte jeder Hütte oder an einer Wand gab es die aus Holz oder rohem Mauerwerk aufgezogene Feuerstelle. Darüber reichten von Wand zu Wand zwei parallel angebrachte Balken. Darauf wurden Brennholz und die Kleidung getrocknet, wenn der Hirte von Regen durchnässt worden war.

Auch kleine Käselaibe wurden auf diesen Balken getrocknet. Von den Balken herunter hing an einer Kette ein Wasserkessel, so dass dem Hirten immer warmes Wasser zur Verfügung stand. Meist hing der Kessel auf einem krummen Pfahl, der an der FeuerStellenumrandung befestigt war. Manchmal wurde das Gefäss auf eine Steinplatte gestellt. Dem Eingang gegenüber stand 94 HISTOIRE DES ALPES - STORIA DELLE ALPI - GESCHICHTE DER ALPEN 1997/2

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