Die mit der Kolonisation verbundenen Migrationen der deutschen Agrar-bevölkerung hatten auch die Germanisierung eines grossen Teils jenes Gebietes zur Folge, das noch im 10. Jahrhundert überwiegend von den Slawen besiedelt gewesen war. Wegen der natürlichen Ausrichtung der Kolonisation auf leichter besiedelbare Gebiete verbreitete sich auch die Germanisierung, die ausschliesslich Ausdruck eines natürlichen, wirtschaftlich bedingten Prozesses der Bildung der Kulturlandschaft war, nicht von der ethnischen Grenze landeinwärts, sondern die deutschen Siedler «übersprangen» sozusagen das gebirgige Siedlungsgebiet der Slowenen in Oberkärnten und Obersteiermark, um sich in den Becken und Tälern Unterkärntens und der mittleren Steiermark niederzulassen.[19] Erst auf dieser Grundlage bildeten sich im Spätmittelalter - nach abgeschlossener Rodungskolonisation, die in der Regel in den nächstgelegenen Tälern ihren Anfang nahm und mit der Nahmigrationen verbunden war - aus einem ethnischen Mischgebiet zwei homogene ethnische Blöcke: der slowenische im Süden und der deutsche im Norden - mit einer Sprachgrenze, die in ihrem Wesen vom Ende des Mittelalters bis zum 19. Jahrhundert stabil blieb.[20] Zu den Prozessen der Kolonisation und Migration gesellte sich noch die Assimilation.
Das bedeutet, dass jenes ethnische Element im ganzen Gebiet vorzuherrschen begann, das im alten Siedlungskern quantitativ überwog, wobei einzelne Sprachinseln von dieser Entwicklung unberührt blieben. Diese Sprachinseln, die anlässlich der spätmittelalterlichen Rodungskolonisation durch Rodung in schwer zugänglichen und höher gelegenen Orten entstanden sind, haben sich bezeichnenderweise länger erhalten als jene im offenen Land.
Und zwar nicht deswegen, weil sie später entstanden sind, sondern weil sie isolierter waren.[21] Um diesen allgemeinen Verlauf und dieses allgemeine Charakteristikum der mit der Kolonisation verbundenen Migration konkreter darzulegen, kann als gutes Beispiel und Modell die bereits erwähnte Herrschaft Skofja Loka (Bischoflack) der Freisinger Bischöfe in Krain herangezogen werden. Die Grundlagen zu dieser Herrschaft wurden 973 durch zwei Schenkungsurkunden Kaisers Otto II. gelegt. Dem Freisinger Bischof Abraham verlieh er einen ausgedehnten Grundbesitz im Zentralgebiet der damaligen Krain, der bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts noch vergrössert und abgerundet wurde.
Die Herrschaft umfasste ein sehr fruchtbares Flachland im Kern Oberkrains südlich der Sava (Save) und zwei Täler, die gegen Westen tief in die Berge des Alpenvorlandes griffen. Der Mittelpunkt der Herrschaft, Skofja Loka,