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Lokalspezifische Faktoren trugen aber nicht nur zur Ablehnung der von aussen in die Region, die Provinzstadt oder das Dorf eindringenden und bislang unbekannten Ideologien bei, sondern konnten diese auch variieren. So wurde in der Salinenstadt Hallein die Vergangenheit als blühende Salzmetropole vom Liberalismus vereinnahmt und dabei die Salzarbeiterkultur verklärt und folklorisiert, das heisst in die bürgerliche Kultur integriert.

Damit erfuhr die stark berufsständisch orientierte Salzarbeiterschaft, trotz ihrer zunehmend industrialisierten Arbeits- und Lebensverhältnisse, eine gesellschaftliche Aufwertung. Mit Hilfe transformierter Traditionen konnte das liberale Ideal einer gesellschaftlichen Einheit zunächst realisiert werden. Die Sozialdemokratie setzte sich daher erst Ende des 19. Jahrhunderts in Hallein durch, nämlich als die Monopolstellung der Saline durch die Ansiedlung moderner Industriebetriebe allmählich gebrochen wurde.[23] Mit der sich wandelnden Wirtschafts- und Sozialstruktur wurde gleichsam ein neuer Boden für die lokale Ideologierezeption aufbereitet.

Verbreitung fanden die «gefährlichen» Ideologien unter anderem über die Printmedien. Franz Michael Felder wurde davor gewarnt, «dass Leuten, die <Gartenlaube> und derlei Sachen lesen, gar bald die Ruhe des Gewissens und die Gnade Gottes» abhanden komme.[24] Der Kolportagebuchhandel florierte: 1880 konnten etwa in den Bezirken Bregenz und Dornbirn 270 Abonnenten für einen Roman gewonnen werden, der angeblich sozialdemokratischen Inhalts war.[25] Verbotene Druckschriften aus der Schweiz, unter anderem die Arbeiterzeitung «Der Sozialdemokrat»,[26] wurden über Vorarlberg in die Provinzen der Habsburgermonarchie und nach Deutschland kolportiert.[27] In Steyr und Bregenz tauchten 1873 Flugblätter auf, die zu einem Maurer- und Steinhauerkongress in Berlin luden. «Also fort mit allem Fractionshass», war darauf zu lesen, «und <vorwärts gegen das Kapital> ist die Parole!»[28] 1885 vermutete die Salzburger Behörde, dass sich der Schneidergeselle Johann Pursla im grenznahen Salzburg wegen Druckschriften-schmuggels aufhielt.[29]

Auch Arbeitsmigranten, vor allem Handwerksgesellen, trugen also zum Ideologietransfer bei; ihre Mobilität prädestinierte sie geradezu dafür. Die gesetzliche Wanderpflicht für Gesellen gehörte zwar der Vergangenheit an, aus folgenden, zum Teil auch weiterhin durchaus traditionellen Gründen blieb die Gesellenwanderung aber auch noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Bedeutung.[30]

Erstens zwang der ökonomische Strukturwandel zahlreiche Handwerker

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HISTOIRE DES ALPES - STORIA DELLE ALPI - GESCHICHTE DER ALPEN 1998/3