bereits von Regeln gesprochen, 1871 allerdings - in zeitlicher Nähe zu seinen Erstbesteigungen - auch eingestanden, dass Gefahren als Preis für Naturgenuss eingegangen werden (müssen): «Die Wunder der Bergwelt enthüllen sich nur dem unentwegten Liebhaber, und auch ihm nur nach hartem Dienst, nur nach schwerer Arbeit, die ihn bis zum innersten Schrein des Heiligtums führt; etwas Gefahr muss er mit in den Kauf nehmen, wennschon sie nicht allzu gross ist, so lange er gewisse Gesetze des Umganges mit den hohen Herrschaften [den Bergen] beachtet.»[4]
Für die weitere Entwicklung in der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Bergsteigen ausschlaggebend ist meines Erachtens der Umstand, dass über Gefahr und Gefährlichkeit überhaupt gesprochen wird. Ihren schriftlichen Niederschlag findet die Debatte in der englischen Vereinsschrift Alpine Journal. Darin wird klar festgehalten, dass sich bravery auch in der Gestalt von defeat zeige: “[...] he who climbs and runs away, may live to climb another day.”[5]
Tapferkeit und Niederlage
Die gleichsam als Merksatz annoncierte Botschaft des Alpine Journal zeigt un-
missverständlich auf: Bergsteigen kann gefährlich, mitunter auch tödlich sein.
Dieses Bekenntnis signalisiert das Ende des alpinistischen Golden Age und
wird belegt durch einen Unfall in den Westalpen: «Keine Bergtragödie be-
schäftigte die Menschheit so lange und so intensiv wie jene, die sich [...]
am 14. Juli 1865, bei der Erstbesteigung des Matterhorns, ereignete. Denn
dieses Unglück nach einem der sensationellsten Bergsteigererfolge geschah
unter Umständen, welche wildeste Vermutungen, Zweifel und schreckliche
Schuldfragen aufwarfen. Hat im Augenblick der Tragödie ein alter Bergführer
das Seil, das ihn mit den Abgestürzten verband, durchgeschnitten, um sich zu
retten? Hat er das schwerste Verbrechen unter Bergkameraden begangen? Oder
war er das schuldlose Opfer der Gerüchte, die durch das seltsame Benehmen
eines der drei Überlebenden entstanden? Haben sich diese hartnäckigen Ver-
dächtigungen nur deshalb so lange gehalten, weil ein Lord sowie einer der
bekanntesten Bergführer dabei ums Leben kamen, oder darum, weil der junge
Edward Whymper, eine fast legendäre Figur unter den Bergsteigern, einen
Schock erlitten hatte, von dem er sich nie mehr erholte?»[6]
Das Matterhorn ist in den 1860er-Jahren immer mehr ins Zentrum bergsteigerischen Interesses gerückt, handelt es sich bei dieser Erhebung zwar nicht um