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Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen aus diesem Tal hatten schon seit Jahrhunderten in der nahen Schweiz und im südwestdeutschen Raum Arbeit angenommen.

Die Arbeitsmigration Südtiroler Frauen in der Zwischenkriegszeit war aber keineswegs ein lokal begrenztes Phänomen, die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre zwang Menschen in vielen Teilen Europas zur Abwanderung aus abgelegenen und strukturschwachen Regionen in die städtischen Zentren.[1]

Vor dem Ersten Weltkrieg war die Arbeitsmigration von SüdtirolerInnen in Richtung Italien unerheblich.[2] Der Anschluss Südtirols an Italien ermöglichte den SüdtirolerInnen einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt der italienischen Grossstädte, der sehr viel mehr Arbeitsstellen zu bieten hatte als das alpine, bäuerlich geprägte und noch kaum industrialisierte Südtirol der Zwischen- kriegszeit.[3] Da es sich nicht um eine Staatsgrenzen überschreitende Migration handelte, waren diese Städte im Gegensatz zu den Arbeitsplätzen in der Schweiz und in Deutschland ohne bürokratischen Aufwand, ohne Notwendigkeit einer Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung, ohne offiziellen Wechsel des Wohnsitzes und damit auch über einen informellen Weg erreichbar. Dies hatte aber auch zur Folge, dass diese Binnenwanderung keinen Niederschlag in amtlichen Akten fand und damit nur über die mündlichen Erzählungen der ehemaligen Dienstmädchen selbst zu erschliessen ist. Wir haben deshalb rund 70 betroffene Frauen nach den Erfahrungen und Erinnerungen an ihre Arbeitszeit in einer italienischen Stadt befragt und daraus ein Buch gemacht.[4]

Für das subjektive Empfinden der Südtirolerinnen wies ihre Binnenmigration allerdings deutliche Kennzeichen einer Auslandsemigration auf. Dies spiegelt sich auch im Sprachgebrauch der Protagonistinnen wider, wenn sie davon berichten, «nach Italien» gegangen zu sein. Die sprachliche Fremdheit war schliesslich ein objektives Kriterium, welches diese Mobilität der deutsch- sprachigen Südtirolerinnen zu einer ganz besonderen Form der sozialen Binnenwanderung machte.


Der Arbeitsplatz in der Stadt - zwischen Notwendigkeit und Attraktivität

Infolge des Rückgangs der Kindersterblichkeit und dem stetigen Anwachsen der Bevölkerung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts boten die meist klein struk-

turierten, familiär geführten und auf Selbstversorgung ausgerichteten landwirt-

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Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen 2009/14