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Jahrgang 1915, von 1933 bis 1936 Dienstmädchen in Lecce, erlebte dies besonders eindringlich: «Nein, schlecht ergangen ist es mir nicht. Aber ich hab halt gesehen, wie die Herrschaften die anderen Angestellten, die anderen Dienstboten, behandelt haben. Das war ja eine Sklaverei. Die Herrschaften hatten viele Fabriken, Tabakfabriken, Obst- und Gemüsefelder. Und die hatten halt auch einen jungen Burschen. Zwölf Jahre war der alt, der Pino. Und der musste die Sachen ausfahren. Einmal haben die Herrschaften gerochen, dass er eine Zigarette geraucht hatte. Da haben sie ihn geschlagen, ihn an einen Stuhl gebunden und den haben sie die längste Zeit da sitzen lassen. Da hab ich mir schon gedacht <nein, das ist jetzt nicht mehr richtig>. Und irgendwann haben sie ihn dann freigelassen. Ich hab dann den Pino gefragt, ob er denn nicht in die Schule gehen muss, im Winter. Da sagt er: <Nein, bei uns gehen nur die Reichen in die Schule.> Die Köchin war etwa 20 Jahre alt, und die konnte weder schreiben noch lesen.»

Die Behandlung der Hausangestellten war insgesamt sehr unterschiedlich. Während manche Südtirolerinnen über den Luxus, ein eigenes Zimmer oder sogar ein eigenes Bad zu haben, erstaunt waren, die Reisen mit ihren Herrschaften als besonderes Privileg empfanden, beklagten sich andere über mangelhafte Unterbringung und zu wenig Essen. Nur durch vorzeitiges Verlassen der Arbeitsstelle konnten viele Dienstmädchen übermässiger Arbeitsbelastung, den Launen einer despotischen Hausfrau, sexuellen Übergriffen von Seiten eines männlichen Familienmitglieds und ähnlichen Schikanen entkommen.

Waren die Arbeitgeber mit der Kündigung nicht einverstanden, kam den Süd- tirolerinnen die räumliche Entfernung zugute: So fragten sie zum Beispiel um Urlaub an, von dem sie dann nicht mehr zurückzukehren beabsichtigten, oder sie liessen sich von zu Hause einen Brief schicken, in dem eine sofortige Rückkehr, etwa aufgrund einer Erkrankung eines Familienmitglieds, angeordnet wurde, was die Arbeitgeber auch meist akzeptieren mussten.

Die Südtiroler Dienstmädchen wechselten, wie allgemein unter den Dienstboten üblich, recht häufig ihren Arbeitsplatz.[13] Nicht immer verliessen sie ihre Stelle wegen schlechter Arbeitsbedingungen. Manche kehrten nach wenigen Wochen von Heimweh geplagt in ihre Heimat zurück. Einige Frauen wechselten im Sommer vom Hausdienst zur saisonalen Arbeit im Südtiroler

Gastgewerbe.

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Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen 2009/14