sogar auf Deutsch beichten. [...] Die Schwestern haben sich sehr bemüht, die Mädchen zusammen zuhalten, was in der Stadt auch nicht leicht war. Die drei, vier Stunden, die wir am Sonntagnachmittag frei hatten, sind wir ins Kloster gegangen und damit waren wir zufrieden. Sonst sind wir nie ausgegangen. Nur ganz selten, dass ein Mädchen ausgegangen ist, ins Konzert oder ins Kino. Wir hatten auch gar kein Bedürfnis nach anderer Unterhaltung.»[15]
Eine ähnliche Funktion hatte die deutsche Nationalstiftung in der Via Santa Maria dell’Anima in Rom. Es handelte sich dabei um ein deutschsprachiges Priesterkolleg, das ebenfalls an den Sonntagnachmittagen eine Möglichkeit der Zusammenkunft bot.
Beide Institutionen, sowohl das Kloster in der Via Panizza in Mailand als auch die sogenannte Anima in Rom, führten ihre Betreuungstätigkeit auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. In der Anima in Rom entwickelte sich ab Mitte der 1950er-Jahre sogar eine eigene Struktur, die sich explizit um die Belange der Südtirolerinnen kümmerte; die Diözese schickte zu diesem Zweck eine eigene Pastoralassistentin nach Rom.
Das Kloster in der Mailänder Via Panizza und die Anima in Rom waren nicht die einzigen, aber die weitaus wichtigsten Institutionen für die Südtirolerinnen. Es gab in diesen Städten noch weitere Treffpunkte unter kirchlicher Dominanz und auch in anderen Städten trafen sich die Südtirolerinnen in - allerdings meist italienischsprachigen - Frauenklöstern, die durchaus eine ähnliche Funktion wie jene der Via Panizza erfüllten, aber nie deren hohen Identifikationsgrad erreichten.
Politik und Arbeit
Der zeitliche Fokus der Untersuchung liegt auf den 1930er-Jahren und somit
auf der Zeit der europäischen Faschismen, welche die Geschichte Südtirols und
seiner BewohnerInnen nachhaltig geprägt haben.
Vor diesem Hintergrund kam der Frage nach der Motivation der Südtirolerinnen, in den Jahren des italienischen Faschismus eine Stelle in einer italienischen Stadt anzunehmen, und nach der Reaktion des familiären und dörflichen Umfeldes auf diese Entscheidung grosse Bedeutung zu.
Wie schon gesagt, waren die Motive für die Arbeitsmigration zweifellos von der ökonomischen Notwendigkeit dominiert, aber auch der Wunsch, sich die
italienische Sprache anzueignen, war ein häufig genannter Beweggrund. Diese