In dieser Phase hatte es auch grosse Veränderungen im Tourismusmarkt gege- ben. Während der 1970er-Jahre stieg die Mobilität der Touristen erheblich an, das Auto wurde zum Massenverkehrsmittel. Vor allem die deutschen Touristen entdeckten den mediterranen Raum für ihren Sommerurlaub. Das Aufkommen von billigen Charterflügen brachte die Globalisierung des Wettbewerbes am Tourismussektor - den Wettbewerb um Tourismusdestinationen - mit sich. Auch die Vermieterinnen mussten auf diesen Trend reagieren und den Zimmerstandard beziehungsweise Komfort für ihre Gäste erhöhen. Ab diesem Zeitpunkt trat die Abteilung Hauswirtschaft der Landwirtschaftskammer in Erscheinung, welche die bäuerlichen ZimmervermieterInnen fachlich zu unterstützen versuchte. Ausgehend von einer Gruppe bäuerlicher VermieterInnen in Landeck wurden sodann in einigen weiteren Bezirken Tirols Vermieterringe gegründet, die im Jahr 1984 zur Gründung des Landesverbandes der bäuerlichen Vermieterringe führte. Damit kam es zu einer starken Vernetzung mit der «Tirol-Werbung», der touristischen Vermarktungsorganisation in Tirol. Diese wiederum erkannte das ausbaufähige Potenzial für ein tirolspezifisches Tourismusprodukt und half den Tiroler Bäuerinnen und Bauern eine gemeinsame Marke «Urlaub am Bauern- hof» aufzubauen. Damit entwickelte sich «Urlaub am Bauernhof» von einem Billigangebot zu einem Qualitätsprodukt. «Urlaub am Bauernhof» konnte sich im Laufe der Zeit in seinem touristischen Umfeld eine wettbewerbsfähige und stabile Marktstellung erarbeiten.
Die Weichenstellungen der «Ökosozialen Agrarpolitik» wurden in der Vor- bereitungsphase zum Beitritt Österreichs zur Europäischen Union weiter- geführt. Die Förderung der Qualitätsproduktion, der biologischen Landwirt- schaft, der Direktvermarktung sowie auch von «Urlaub auf dem Bauernhof» wurde konsequent ausgebaut. Österreich sollte als «Feinkostladen Europas» den Weg in die Europäische Union finden. Die Vorbereitungsphase für den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union ging mit der Liberalisierung des bis dahin streng regulierten Marktes, insbesondere im Bereich der Milchwirt- schaft, einher. Das staatliche Förderwesen wandelte sich grundlegend: von einem System produktionsabhängiger Förderungen hin zur flächenbezogenen Abgeltung von Umweltleistungen und insbesondere hin zu Förderungen, die auf die Erhaltung der Kulturlandwirtschaft abzielen. Zahlreiche Bäuerinnen und Bauern hatten Probleme mit dieser Umstellung. Sie mussten sich von ihrer Erwartung, vom Erlös ihrer Produkte leben zu können, lösen. Anstelle dessen fühlten sie sich nun lediglich als «LandschaftspflegerInnen» und « Subventionsempfängerinnen».[7]