die Bäuerinnen verfügten und nach wie vor verfügen, konnte diese Situation verändert werden. Mit der Verfügungsgewalt über einen beträchtlichen Teil des Betriebseinkommens änderte sich auch die Stellung der Bäuerin bei Entscheidungen über landwirtschaftliche Investitionen. Ein weiterer Interviewpartner berichtete sogar davon, dass sein Vater die Mutter nach einer erfolgreichen Saison um das Geld für notwendig gewordene Investitionen für den landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb bitten musste. Die Zimmervermietung brachte somit nicht nur die Notwendigkeit für bauliche Massnahmen, sondern auch die finanziellen Mittel für die Umsetzung der Vorhaben mit sich.
Neben den Investitionen in die Infrastruktur wurden mit der Zimmervermietung Investitionen in die Kommunikation notwendig. Besonders die Mitgliedsbetriebe von «Urlaub am Bauernhof» gehören zu den «early adopters»[12] neuer Technologien. War anfänglich ein Telefonanschluss Voraussetzung für die Vermietung, wurde in den 1990er-Jahren ein Faxgerät obligat. Der Verband hatte 1996 das Ziel formuliert, in einer Zeitspanne von fünf Jahren das Internet bei 50 Prozent seiner Mitglieder zu etablieren. Dieses Ziel wurde bereits 1999 erreicht. Heute ist der Internetanschluss praktisch flächendeckend vorhanden, circa ein Drittel der Betriebe bietet online Buchung an und verfügt über eine eigene Homepage neben der des Verbandes. Damit ist das Internet zum wichtigsten Verkaufsmedium beziehungsweise Buchungsmedium für «Urlaub am Bauernhof» geworden. Zur Verwendung des Internets wurden und werden Kurse über das «Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI)» angeboten. Auch hier zeigte sich, dass die Bäuerinnen das Bildungsangebot verstärkter wahrnehmen als ihre männlichen Partner. Damit geht einher, dass im bäuerlichen Milieu Computer zunächst von den vermietenden Bäuerinnen genutzt wurden. Dies steht im Widerspruch zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, in der die ersten Internetuser jung und männlich waren.[13] Die Kommunikation mit den Gästen geschieht nicht nur bei der Buchung, sondern auch während des Aufenthaltes vorrangig über die Bäuerin. Damit erhält sie eine Fülle von Informationen über Lebenswelten ausserhalb des bäuerlichen Milieus. So beschrieb eine Interviewpartnerin Einflüsse, die sie bereits als Kind in der Kommunikation mit Gästekindern aus der Stadt erlebte. Die Gespräche mit Gästen können auch zu Impulsen für Innovationen im landwirtschaftlichen Betrieb, wie zum Beispiel zu neuen Produkten für die Direktvermarktung, führen. Dabei zeigt sich überdies, dass Frauen, die selbst nicht dem landwirtschaftlichen Sektor entstammen, häufiger innovative Ideen in die Bewirtschaftung des
landwirtschaftlich-touristisch ausgerichteten Betriebes einbringen können,