sozialer Hinsicht die nachhaltige Sicherung vieler klein strukturierter landwirtschaftlicher Betriebe im Berggebiet Tirols. Bäuerinnen und Bauern, die in den touristischen Sektor eingebunden sind, fällt es leichter, die Abgeltung für die Landschaftspflege als Bezahlung für eine erbrachte Leistung zu verstehen. In dieser Hinsicht können sie als Multiplikatoren für die Neubewertung bäuerlicher Leistungen innerhalb der Landwirtschaft fungieren. Die Mitglieder des Verbandes «Urlaub am Bauernhof» erweisen sich als Vorreiter bei der Übernahme von Innovationen. Landwirtschaftliche Betriebe, die sich in den Tourismussektor einbringen, werden durch ihre Gäste mit neuen Konsum- und Lebensgewohnheiten konfrontiert, und damit werden wiederum die unternehmerischen Fähigkeiten, vor allem die der Bäuerinnen, gefördert und gefordert. Die Konfrontation mit neuen Lebensstilen färbt aber auch auf die Konsumgewohnheiten der Anbieter ab. So bestätigen die Interviews, dass Bäuerinnen und Bauern, die Urlaub am Bauernhof anbieten, auch selbst häufiger Urlaub machen.
Anhand der angeführten Aspekte zeigt sich, dass im Berggebiet für die Fortführung der Landwirtschaft neben ökonomischen vor allem motivatorische Faktoren ausschlaggebend sind.[16] Jungbäuerinnen und Jungbauern bevorzugen einen Lebensstil, der mit dem ihrer Freunde aus nicht-landwirtschaftlicher Herkunft kompatibel ist. Ein solcher neuer, moderner, bergbäuerlicher Lebensstil - einhergehend mit traditionellen Wurzeln - ist auf Bauernhöfen, die Gästebeherbergung anbieten, leichter gewährleistet.
Anmerkungen
1 Diese Fallstudie wurde als Teil des Forschungsprojektes COFAMI (Encouraging Collective
Farmer Marketing Initiatives) durchgeführt. Dieses EU-Forschungsprojekt, im 6. Rahmenpro¬
gramm der Europäischen Kommission, untersuchte von 2005 bis 2008 in zehn verschiedenen
europäischen Ländern die sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Faktoren, die die
Gründung und Entwicklung von gemeinschaftlichen Vermarktungsinitiativen behindern bzw.
fördern.
2 W. Meixner, «Tourismus», in: R. Psenner, R. Lackner (Hg.), Die Alpen im Jahr 2020, (Alpine Space - Man & Environment 1), Innsbruck 2006, S. 57-68.
3 M. Schermer, Die Förderung der Land- und Forstwirtschaft durch die Gemeinde in Tirol, Diplomarbeit an der Universität für Bodenkultur, Wien 1983.
4 M. Schermer, «Strategies for Farm Survival in Tyrol, Austria», in: A. Saika (Hg.), Population, Environment and the Challenge of Development, New Delhi 2003, S. 179-200.
5 H. Priebe, Die subventionierte Unvernunft. Landwirtschaft und Naturhaushalt, Berlin 1988.
6 Siehe die Ausführungen in: J. Riegler, «Zielsetzungen für die Österreichische Landwirtschaft», in: F. Schneider, M. Hofreither (Hg.), Chance Landwirtschaft Wege und Perspektiven für die neunziger Jahre, Wien 1988, S. 322.