Riemels un Döntjes/De Voß as „Liebesbote“

<-- De Dampmaschien Riemels un Döntjes De vörsichtige Wittwe -->

(Uut Halle.)

As ick in Halle däh studeeren,
Da güng't da noch sehr wüste her,
De Burschen däh'n sick bös upföhren
Un't geew daröber veel Beswer.
Dat lange Haar bit öwer'n Kragen,
Den Knebelbart dick up der Snuut,
Wenn so'n Student kööm angetagen,
[052]Wie'n halwer Wilder seeg he uut.
In gräsig grooten Stebeln steken,
De man Kanonen heet, de Been,
En Flausrock däh den Liev bedecken,
Den Kopp 'ne Mutz wie'n Putt so kleen;
Den Ziegenhainer in de Rechten,
En Stock wie eene Küüle groot,
Womit man'n in de Luft seeg fechten,
As wull he Allens slaen dod.
Dabi wöör nich fien sien Bedragen,
Besunners, wenn bi'n Beer he seet
Un dat Gebrüü in sienen Magen
Sick man so ammerwies' ringööt.
Sülwst in der Leewe nich ganz zarte
He allemal to Warke güng,
Sie't dat 'ne Dame siener harrte,
Sie't, dat he sick en „Besen“ füng.
Van veelerlei snakschen Vörfällen
Der Art ick woll berichten künn,
Doch will ick eenen man vertellen,
Weil de mi jüst nu fallet in.
Mit mi wahnt' in demsülwen Huuse
Der Tied een Student uut Holsteen,
De Bengel lewde recht im Suuse,
In keen Colleg wöör he to sehn.
Rappieren gahn, sick duelleeren,
Dat wöör sien ganzet Dagewark,
[053]In Beer un Krock-Verconsumeeren
Wöör he natürlich ook sehr stark.
Det Sündags-Abends mit Halloren-
Un andern Mäkens danzte he,
Un doch wull maken tum Pastoren —
Wat meent ji woll! — sick de Musje!
Trotzdem däh — kuum is et to glöwen
Van wat man nennt dat „schön Geslecht“ —
'Ne Hofraths-Dochder sick verleewen
Ganz heftig in den slimmen Knecht.
Se schick em Koken un Pasteten
Un heemlich manchen Buddel Wien,
Obglieks ehrn eegen Vader smeten
De Lork mal harr de Finster in.
Doch wedder up de Saak to kamen,
De ick hier nu vertellen will,
So hört denn, wat mit disser Damen
Spaßhaftes eenes Dags vörfüll.
Des Abends in de Garden-Löwen[1]
Däh faken de verleewte Deern
Nu stünnenlang in'n Düstern töwen,
Ob he nich wörre ranspazeern.
Een's Dages denn harr he verspraken
Ook sienen Schatz, he kööm in Nu,
Sobald de Abend an wöör braken,
[054]In'n Garden to dat Rangdewuh.
Doch wat geschüht? — He harre seten
Den ganzen Nahmiddag bi'm Beer
Mit sien Karnuten — un vergeten
Daröwer, dat bestellt he wöör.
Up eenmal fallt't em in — „Ih! Döbel“ —
Röppt he, springt up un will nu gahn,
Da plötzlich awer ward em öbel,
Un nu geiht't „Appelleren“ an.
„Nä“ — seggt he — „dat is doch nich mäglich,
Dat in so'n Tostand to mien Dam'
Ick gah, se wörr sick jo unsäglich
Verschrecken, wenn ick so hinkam.“
Un so röppt he en jung Studenten,
So eenen, den man „Foß“ noch nennt —
Weil as 'nen Minschen van Talenten
Un ook Gewandheit he den kennt;
Un sprickt: „Hör, Fuchs, Du mußt jetzt machen
Für mich zu meinem Schatz 'nen Gang,
Doch richte mir fein aus die Sachen,
Dann sollst Du haben auch schön Dank.
In Hofrath Kruse's Gartenlaube
Befindet eine Dame sich,
Die wird der Sehnsucht fast zum Raube,
Denn sie ist's, die da harrt auf mich.
Geh hin, mein Sohn, und bringe leise
Und klug ihr bei — „mir sei nicht wohl“ —
[055]Verstehst Du mich! — auf  feine Weise,
Doch, merke Dir's, mach keinen Kohl!“
De Foß natürlich hoch geehret
Sick doch dorch dissen Updrag föhlt,
Un glieks drup stolt he losspazeeret,
Wobi he'n lütjet Leed sick gröölt.
Alleen kuum hundert Schritt marscheeret
Hett uhse Foß in frischer Luft,
Da föhlt he leider! dat besweret
Sien Kopp ook is van Beeres Duft.
„Wat“ — denkt he duselnd — „schallst Du spräken,
Wenn Du nu wörklich dar andröppst[2]
In'n Garden dat verleewte Mäken,
Dat Du im Woord Di nich vergrippst?“
Richtig, da sitt se in der Löwe,
Se winket em mit ehrer Hand,
Un weil jo jümmer blind de Leewe,
Kummt et, dat se em nich erkannt;
Un weil se denkt, ehr Leewster wöör et,
So fangt, indem se zärtlich kickt
Up em, se an un deklameeret:
„O zarte Sehnsucht! Süßes Hoffen!“
De Foß süht starr se an un sprickt!
 „Heut kommt er nicht, er ist besoffen!“

Original-Footnoten

  1. Garden-Löwe = Gartenlaube.
  2. andröppst = antriffst.

Wikiborn-Footnoten