Ut mine Festungstid/Kapittel 26
Wen Däms tau dunnmalen eigentlich tauhüren ded. Worüm ick un de Schandor ut ein Glas Rodwin drinken müßten, un worum de Jungs in Ludwigslust ümmer »Ledderbom!« röpen un de Schildwachten in Däms »Hunde vorbei«. Wat Leutnant L. von Krigskunst verstunn, un wat 'ne Pag' för en Dirt is. Woans ick fri kamm un dunn splitterfadennakt unner'n Dannenbusch in de Bokupper Haid satt un nahsten den rechten Weg nich finnen kunn. Worüm ick tauletzt 'ne ganze Gesellschaft in't Water smit, un worüm de dummsten Lüd' de meisten Tüften bugen.
Den annern Morgen gung't nu nah Däms. – Wer in verleden Tiden in Meckelnborg dat Wurd »Däms« hürte, den würd so tau Maud as weck Lüd', wenn von de Krätz de Red is, hei makte sick ganz 'ne falsche Vörstellung, denn ick heww binah luter ihrliche Lüd' in Däms kennen lihrt. Däms was dunnmals de Ruklas von ganz Meckelnborg; äwer mit Unrecht. Däms hadd sine swacken Siden as menschliche Inrichtung äwerhaupt, äwer as Festung hadd Däms blot starke Siden, trotzdem dat de olle langbeinige Spigelbarg mit de groten Ogen ümmer de Festung in frühern Tiden stürmt hadd, denn hei was ümmer, stats unner dat Dur dörch, baben dat Dur weg gahn. Däms würd verteidigt up de ein Sid von de Elw – grot Elw, lütt Elw, oll Elw, Elwengraben –, denn von de Eld – grot Eld, lütt Eld, oll Eld un säben Eldengrawen; von de anner Sid dörch sine natürliche Lag' un den Bokup-Eldenaer-Sand – för 'ne Festung gor nich tau betahlen. – 't was 'ne grote Gegend, un Voß un Has' säden sick dor »Gun Morgen«; Minschen wahnten dor nich, un sei säden jo, sülwst de Franzos' wir ümkihrt, as de Sand em bet an den Schinken gahn was. – Uterdem würd't noch dörch en Brüggentoll verteidigt; de Magistrat hadd weislich för dat einzige Dur en Brüggentoll inricht't, wo för jedes Pird en Gröschen betahlt warden müßt, dat was den Find tau dür, un hei führte leiwerst nah den roden Hus' un versehrte dor up Amts-Rebeit sin Geld in Bradaal un sure Gurken. – Wen Däms tau de Tid hüren ded, wüßt kein Minsch; de Festung hürte den Großherzog, dat säd hei nich allein, sünnern ok sin Oberstleutnant, den hei as Kummandanten dor inset't hadd, un doräwer was ok kein Strid; äwer wen de Stadt hüren ded? – De Oberstleutnant säd, hei wir nich blot Kummandant von de Festung, hei wir ok as Guwernör von de Stadt, un sinen Großherzog hürte de Stadt ok, un wenn hei de Festungsklock stellen ded, denn mußte de Stadtköster sick dornah richten. – De Köster säd äwerst, hei richt'te sick nah de Sünn; un de Oberstleutnant un de Großherzog hadden em in de Ort nicks tau befehlen.
As dese Strid so recht in'n Gang was, kamm mit ein Mal en drüdden Pretendent, dat was de Herr Stadthauptmann Zachow, de bewes' sin Recht ut de Superficies; hei wes' nah, dat em von Rechts wegen all de Stratenmeß taukamm un dat jeder an sine Stäweln des Abends seihn künn, up weckern sinen Grund un Bodden hei spazieren gahn wir. – Nah mine Meinung, ahn 'ne hohe bundesdägliche Austrägalinstanz vörgripen tau willen, hadd de Mann recht: Däms hürte em tau. Un hei was ok bet an sinen seligen Dod en billigen Regent, denn hei regierte still för sick hen, un jedes Lock in sine Regierung würd mit den Stratenmeß taustoppt – blot gegen den Stadtmus'kanten was hei hart, denn hei kunn kein Musik verdragen, un wenn hei länger an de Regierung blewen wir, denn wir Däms möglicher Wis' de einzigste Festung west, de von den Musikdeuwel nich erobert worden wir. – Em gung't as Lurwig Philippen, den hett de Herzog von Modena un de Baukdrücker Pompejus in Glatz meindag' nich anerkennt – em erkennte de Oberstleutnant nich an; sin grötste Find was äwer sin Nahwer Leutnant Lang', de de eklichte Gewohnheit hadd, des Nachts up de Fidel tau spelen; un sei seggen jo, hei sall em einmal paddendod un Däms wedder in den Besitz von den Großherzog spelt hewwen, wat äwrigens grad keine Kunst was, denn de Stadthauptmann hinnerlet keinen Erbprinzen.
So sach dat in Däms ut, as ick des Nahmiddags Klock drei in den Jehannsmand eindusendachthunnertunnägenundörtig äwer de Stadtbrügg führte un de Schandor den Brüggentoll betahlte. – As ick in den Gasthus' ankamen was, treckte ick mi en ganzen hagelnigen swarten Kledrock un swarte Hosen an – de hadd ick mi in Gr. up de letzt noch maken laten, dat ick minen Großherzog Paul Fridrich doch kein Schand' makte, un hei doch keinen Lumpen in't Land kreg – un lep minen Schandoren weg, nah 'ne Tanten von mi, de as Witfru dor wahnte un mi mit alle mägliche Fründlichkeit upnamm. – Dunner! wat was ick för'n Kirl worden! – En swarten Liwrock hadd ick up den Liw', in de Tasch hadd ick Geld – Franzing, weist noch? –, in't Gewissen hadd ick de königlich preußische Urphede, un nu hadd ick noch 'ne gaude Tanten för de Notfäll; äwer den preußischen Schandoren hadd ick doch noch up de Hacken. Hei grep mi hir wedder, un nu hülp dat nich, ick müßt mit up de Festung.
Nu begaww sick dat, dat den Stadtköster sine Klock grad vir slog un dat de lütten Schauljungs ut de Schaul kemen, un as de den preußischen Schandoren tau seihn kregen, kamm hei ehr so niglich vör, dat sei uns tau Gefallen wedder ümkihren deden, un as wi uns verbistert hadden un, stats rechtsch, linksch gahn wiren, halten wi uns de annern lütten nüdlichen Gören ut de Elwstrat un de ganze Gegend ok noch af, un nu gewen sei uns mit allerlei Juchhei! dat Geleit up de Festung,
Ich aber gung mit Weinen
Zu Däms woll über die Steinen,
Woll vor's Kommandantenhaus.
»Guten Tag! Guten Tag, Herr Kommandant!
Ich hab' eine Bitt' an Sie:
Wollet meiner Bitt' gedenken
Und mir Eure Gnade schenken,
Dazu ein frei Quartier.
As wi rinne nah em kemen, satt hei dor in en gräunen Sommerrock vör en swarten Schapp, wat bei sinen Arbeitsdisch näumen ded, un les' in »de ollen verfluchten Wiwergeschichten« von Henriette Hanke, un as ick em »Gun Dag« böd, smet hei Henriette Hanke bi Sid un frog mi: »Ach, das sind Sie woll?« – »Ja«, säd ick, »dat wir ick.« – »Na, hören Sie mal«, säd hei, »wir haben schon lange auf Sie gelauert, ich habe Ihnen ein gutes Quartier angewiesen, und Ihre Frau Tante ist hier gewesen und hat alles gut für Sie eingerichtet.« Dormit stunn hei up, makte de eine Dör von sin Schapp up, halte 'ne Buddel un en Birglas rute, schenkte en dristen Strämel Rodspohn in dat Glas un höll mi dat hen: »Na, da! Trinken Sie man mal.« Un as ick dit in allen Respekt farig kregen hadd, schenkte hei för den Schandoren in datsülwige Glas in: »Da! Wollen Sie auch mal?« – Un de Schandor wull ok. – »Na«, wendt hei sick dunn wedder an mi, »wie ist Ihnen denn das bei den Preußen gegangen?« – »Je«, säd ick, »man ganz swack.« – »Ja«, lachte hei, »das glaub' ich, die Preußen, die fackeln nicht lange«, un dorbi kek hei den preußischen Schandoren von baben bet unnen an un würd ok bi dese Gelegenheit sin Portepeh ansichtig. – »Was Dausend«, frog hei, »wie ist das jetzt bei den Preußen mit dem Portepeh?« – Un de Schandor müßt em dat wisen, wo dat dörchschaten un knüppt warden müßt, un as em dit gefallen ded, säd hei: »Nun will ich Ihnen was sagen, nun gehen Sie mal hin zum Hauptmann von Hartwig und sagen Sie ihm, ich hätte mir das angesehen, und es hätte mir gefallen; er sollte sich das auch ansehen, wir wollten das hier bei unseren Truppen auch so einführen; und Sie«, säd hei tau mi, »können nu 'rüber gehen und es sich bequem machen, und dann kommen Sie man wieder her, dann sollen Sie mir und meiner Familie erzählen, wie's Ihnen in Preußen gegangen ist.«
De Sak, de kunn mi gefallen, de oll Herr was idel fründlich, un wenn hei ok so utsach, as hadden sick bi em vele Eigenheiten inquartiert, so hadd hei nu nahgradens ok all en Recht dortau, denn hei was gegen de Achtig ranne un all lang' Kummandant in Däms, un dat makt den Kopp eigenwillig.
Ick gung nu räwer nah min fri Quartier, dat lagg up de Wach; äwer as ick de Trepp mir nichts, dir nichts ruppe stigen wull, stellte sick en ollen langen utgedeinten Herr in 'ne olle lang' utgedeinte Leutnantsuneform vör mi hen un frog mi: »Um Vergebung zu fragen, sind Sie nämlich der Herr Reuter?« – Ja, säd ick, so wir min Nam'. – »Denn muß ich Ihnen sagen, daß Sie einen großen Verstoß nämlich gegen die hiesige Wachordnung begangen haben; Sie hätten sich nämlich erst hier melden müssen, bevor Sie zum Herrn Kommandanten gingen – nämlich zum Herrn Oberstleutnant.« – Je, säd ick, dat ded mi led; äwer ick müßt hengahn, wo de Schandor hengüng, un wenn einer en Verseihn makt hadd, denn hadd de dat dahn. – »Oh, es macht auch gar nichts aus«, säd de oll Herr; »treten Sie gefälligst näher – nämlich hierher«, un nödigt mi in de Ofiziererwachstuw' rinne.
Na, von wegen de Höflichkeit müßt ick jo denn nu folgen un frog nu, mit wen ick de Ihr hadd. – »Ich bin nämlich der Premierleutnant K.«, säd hei, »Sr. Königlichen Hoheit, der hochselige Großherzog, Friedrich Franz nämlich, haben die hohe Gnade gehabt, mich bei meinem funfzigjährigen Dienstjubiläum zum Premierleutnant zu ernennen.« – Na, de Minsch will doch ok höflich sin, ick säd also: »Wohl nicht wegen der langjährigen Dienste, sondern wegen der Verdienste.« – »Ach nein!« säd de olle gaude Mann, »Verdienste habe ich gar nicht.« – »Nun dann wegen Ihrer Dienste in den Feldzügen.« – »Feldzüge«, säd hei ganz ruhig, »habe ich gar nicht mitgemacht. Bloß 1812 habe ich mal 'ne Partie Ochsen nach Polen geleiten müssen; denn Sie müssen wissen, ich stand bei den Reutern zu Pferde in Ludwigslust, wir hatten Blau mit Gelb und waren nämlich unserer funfzig, hatten aber nämlich nur fünfundzwanzig Pferde, die mußten wir immer umschichtig gebrauchen, und weil sie nämlich nicht reichten, riefen die bösen Buben immer hinter uns her: ›Ledderbom! Ledderbom!‹ womit sie nämlich sagen wollten, die Hälfte von uns müßte auf dem Leiterbaum reiten.«
De Sak würd mi pläsierlich; ick vertellte mi wider wat mit den ollen Herrn. »Ja«, säd hei, »meine Stellung bei den Reutern zu Pferde in Ludwigslust war einträglicher als meine jetzige; ich war nämlich Feldwebel und hatte außer meinem Traktement noch all die Bittschriften an Sr. Königlichen Hoheit, und da hatte ich einmal das Glück, einer alten Frau eine sonderbare Pension zu verschaffen. – Sr. Königlichen Hoheit hatten nämlich die Gewohnheit, die alten ausrangierten Jagdhunde nämlich gegen einen Taler monatlich in Kost zu geben, und die alte Frau hatte die Anwartschaft auf die nächsterledigte Pension; nun hatte ich aber in Erfahrung gebracht, daß einer der großherzoglichen Jagdhunde aus dieser Welt geschieden war, und kam für die alte Frau, nämlich um die Hundepension ein, und – richtig! – sie erhielt sie.« – Na, säd ick, denn hadd hei sick doch dor sihr verdient üm de Welt makt. – »Ja«, säd hei, »das wohl, aber es waren auch mancherlei Verdrießlichkeiten dabei. Zum Exempel nämlich war mal der hochselige Erbgroßherzog Friedrich gestorben, und ich hatte die Leichenwache; es war aber nämlich Befehl, keine Kinder und keine Dienstmädchen zuzulassen. Nu denken Sie sich, nu kommt der Obermedizinalrat Sachse mit seiner kleinen Tochter anzugehen. – Ist sie ein Kind, oder ist sie's nicht? – Ich kann nun doch nicht fragen, nämlich wie alt sie ist; das würde nämlich ungebildet herausgekommen sein. – Aber ich faßte mich und fragte nämlich: Um Vergebung, mein Fräulein, haben Sie schon das heilige Abendmahl genossen oder nicht? Und wenn ein Mädchen kam, was mir nämlich als Dienstmädchen vorkam, fragte ich: Um Vergebung zu fragen, sind sie 'ne Jungfer, oder sind Sie 'ne Mamsell? – Damit bin ich durchgekommen.« – Dat wir schön, säd ick, äwer nu, hir in Däms, hadd hei denn ok woll ruhige Dag'. – »Arger«, säd hei, »un böse Buben gibt's allenthalben und hier erst recht. Sehn Sie«, säd hei un wis'te up sin oll ihrlich Mundstück, »ich bin ein alter Mann, und die Vorderzähne sind mir ausgefallen, und ich kann das ›R‹ nicht mehr deutlich aussprechen. Wenn ich nun des Abends die R-hunde gehe und die Schildwacht ruft: ›Wer da?‹ dann antwort' ich ›R-hunde‹, und dann rufen diese bösen Menschen immer: ›Hunde vorbei!‹«
Ach, de olle gaude Mann! Hei hadd einige säbentig Johr lewt un was noch as en Kind, hei vertellte in de irste halwe Stun'n einen wildfremden Minschen sine ganze Lewensgeschicht. – »Ne«, säd ick, as ick de Trepp tau Höchten steg in min niges Quartier, »dusendrnal leiwer in Keden un Banden as mit sösunsäbentig Johr Premierleutnant.«
Gott sei Lob un Dank! min Stuw' hadd keine iserne Gardinen. Ick rümte mine Habseligkeiten en beten in un gung wedder räwer nah den Oberstleutnant. Hir hadd sick dat nu sihr tau sinen Vurtel verännert; min Herr Oberstleutnant hadd en ganzes Nest vull Döchter, ein ümmer schöner as de anner, de Fru Oberstleutnantin was 'ne gaude fründliche Fru, un männigen frölichen Nahmiddag un tauvertrulichen Abend heww ick in desen gastfründlichen Hus' taubröcht, un noch hüt denk ick doran un dank dorför recht ut Hartensgrun'n.
Blot mit den ollen Herrn müßte sick einer en beten in acht nemen, denn as ick seggt heww, hei hadd sine Eigenheiten, un wil hei man wenig Umgang hadd un em de Tid tauwilen lang würd, was hei ok männigmal wat verdreitlich. Mit sine Offzierers kunn hei sick nich recht verdragen: »Luter olle nägenklauke Feldwebels«, säd hei, »schicken sei mi hir her; und das sollen denn Offiziers sein! – Was weiß so'n Leutnant L. von Kriegskunst? – Damals als Diebitsch in der Türkei war, sagte dieser Leutnant L., Diebitsch könnte nicht über den Balkan kommen; aber Leutnant Th. sagte ihm, er käme rüber, und er ist auch rüber gekommen; aber Th. war auch ein wirklicher Offizier.«
Recht hadd min oll Herr Oberstleutnant, 'ne sonderbare Versammlung von Krigshelden hadd sick in Däms tausam funnen, un em würd't swor, ut dit vertüderte Klugen dat En'n rute tau finnen, an dat hei sine Unnergewenen anbinnen süll; ick mein, hei kunn seindag' keinen Adjudanten dor mang rute finnen. Un noch denk ick doran, wo em dat gung, as mal 'ne nige Uplag' von Offzierer för em in de Wismar rute kamen was, de sei em as ganz wat Besonders tauschicken deden. Hei beslot, dit süll von jitzt af sin Adjudant warden, un, üm em doch glik mit aller möglichen Fründlichkeit unner de Ogen tau gahn, gaww hei en feierliches Abendbrod, wotau de nige Adjudant mit de Fru Adjudantin inladen würd. Mit Eten un Drinken wüßten sick denn ok de beiden Ihrengäst ganz gaud tau behelpen; äwer as dat nah Disch mit 'ne Unnerhollung losgahn süll, dunn wull dat nich recht, dunn hackt dat. – Ein von de Frölens kamm denn nu up den Infall, den Quartiermeister P., de dor up de Festung satt un allerlei Hokuspokus mit Taschenspelerstückschen verstunn, räwer kamen tau laten. Na, de Mann makt denn also ok sin Sak, un as hei mal unner'n Haut en Ball in en Karnallenvagel verpuppen deiht, seggt de nige Herr Adjudant: »Herr Oberstleutnant, das Stück habe ich schon mal gesehen, das war aber dunnmals kein Karnallenvagel, das war eine Pag'.« – »Nein, lieber Mann«, röppt de Fru Adjudantin, »es war keine Pag', es war eine Maus.« – »Nein«, seggt hei, »es war eine Pag'.« – De olle Herr, de all wat sworhürig was, glöwt jo woll, hei hadd sick verhürt un fröggt mi: »Was meint er mit 'ner Pag'?« – »Ich glaube, Herr Oberstleutnant, er meint einen Frosch.« – »Und dazu sagt er 'ne Pag'? Mein Adjudant sagt zu einem Frosch 'ne Pag'? – 'ne Pag'?« Un dormit gung hei ut de Dör herute. – Ja, för Adjudanten was Däms man 'ne swacke Gegend. – 't mag sick äwer dor jo ok woll mit betert hewwen.
Ick satt hir in Däms nu noch äwer fiwvirtel Johr, un vel let sick dorvon noch vertellen; äwer't würd in'n ganzen dorup herute kamen, dat mi de meckelnborgsche Regierung allens mägliche tau gauden ded, un dat ick't bi minen ollen braven Kummandanten so gaud as Kind in den Hus' hadd; äwer wat helpt dat all? De Friheit fehlte, un wo de fehlt, sünd an de Seel de Sehnen dörchsneden.
Fridrich Wilhelm III. sturw 1840, un wat sin Sähn was, Fridrich Wilhelm IV., let 'ne Amnestie för all de Demagogen utgahn, un in de Zeitungen stunn tau lesen, wo sei allentwegen fri kamen wiren; äwer mi hadden sei vergeten; ick müßt ruhig wider sitten; de Preußen dachten nich an mi, un de Meckelnbörger dürwten mi nich gahn laten.
Ach, wat sünd mi de vir Wochen lang worden! – Eines Dags äwer – ick was en beten utgahn – kamm mi en Unteroffzierer nah tau lopen: »Herr Reuter, Sei sälen fix nah den Herrn Gerichtsrat Blankenberg kamen, för Sei is wat ankamen; Sei kamen fri.« – Ick gung taurügg, ick gung an en swartes Stakettengelänner vörbi, de deipe Nahmiddagssünn schinte grell dörch de swarten Stäw, dat fung an, mi vör de Ogen tau flirren; ick müßt mi fast hollen. Ick kamm tau den Gerichtsrat, hei äwergaww mi en Schriwen: »Hir, Sei sünd fri, Sei känen, as Sei gahn un stahn, von de Festung gahn, keiner hett Sei wat tau befehlen.« – Un dor stunn't: Paul Fridrich hadd't up sin eigen Hand dahn, ahn de Preußen tau fragen, un as ick nah acht Dag' all bi minen ollen Vader tau Disch satt, kamm en schönen Breiw von den Herrn Justizminister Kampz, worin de em meldte, ick würd nu ok bald an't Hus kamen. Ja, 't was recht fründlich von em, blot dat't en beten tau lat kamm.
Ick säd adjüs bi minen Oberstleutnant un bi annere gaude Lüd' in de Stadt, packte mine säben Saken un gaww sei mit Frachtgelegenheit. Den annern Morgen Klock vir namm ick en lütten Ränzel up den Puckel, bunn minen lütten Hund an de Lin, dat de Soldaten em mi nich weglockten, un gung as en frien Mann ut dat Dur, nah de Fenzirsche Mähl hentau.
As ick achter de Mähl kamm, kamm ick in de Haid – 'ne trostlose Gegend! Sand un Dannenbusch un Haidkrut un Knirk, so wid dat Og reckt; Weg' gungen bi Weg'; äwer wecke was de rechte? Ick wüßte keinen Bescheid; ick set'te mi dal, un mi kemen allerlei Gedanken.
So! Säben Johr legen achter mi, säben swore Johr, un wenn ick ok up Stun'ns in'n ganzen lustig dorvon vertellt heww, sei legen mi dunn swor as Zentnerstein up't Hart; in dese Johren was nicks gescheihn, mi vörwarts tau helpen in de Welt, un wat sei mi mäglich nützt hewwen, dat lagg deip unnen in'n Harten begrawen unner Haß un Fluch un Grugel; ick müggt nich doran regen; 't was, as süll ick Gräwer upriten un süll minen Spaß mit Dodenknaken bedriwen. – Un wat lagg vör mi? – 'ne Haid mit Sand un Dannenbusch. – Weg'? – Oh, vele Weg' führten dor dörch, äwer gah man einer so'n Weg, hei sall woll mäud' warden. – Un wecker was de rechte? – Ick bün rechtsch gahn – nicks as Sand un Dannenbusch; ick bün linksch gahn – datsülwige. – Wo ick henkamm – keine Utsicht! Ok de Minschen wiren anners worden. – Männigein hett mi 'ne fründliche Hand henreckt; äwer in'n ganzen stimmte ick nich mihr mit ehr tausam. Mi was tau Maud', as wir ick en Bom, de kröppt wir, un üm mi rümmer stunnen de annern un gräunten un bläuhten un nemen mi Licht un Luft weg.
Dat Kröppen hadd ick mi woll noch gefallen laten, denn ick fäuhlte in mi noch 'ne düchtige Lust taum Driwen un Utslagen; äwer in de Tid wiren mi ok de Wörteln afsneden. – Min oll Vader was nah Däms henkamen und hadd mi besöcht; hei was desülwige olle gaude Vader von vördem; äwer in de säben Johr wiren mit mine Hoffnungen ok sine verdrögt; hei hadd sick gewennt, mi so antauseihn, as ick mi sülwst ansach – as en Unglück; hei hadd sick för de Taukunft en annern Tausnitt makt, un ick stunn nich mihr vöran in sin Rekenexempel. Wi wiren uns frömd worden; de Schuld lagg mihr an mi as an em; de Hauptschuld äwer lagg dor, wo mine säben Johr legen.
Ach, wat wiren dat för Gedanken! – Wat was ick? Wat wüßt ick? Wat kunn ick? – Nicks. – Wat hadd ick mit de Welt tau dauhn? – Rein gor nicks. – De Welt was ehren ollen scheiwen Gang ruhig wider gahn, ahn dat ick ehr fehlt hadd; üm ehrentwillen kunn ick noch ümmer furt sitten un – as ick so unner den Dannenbusch satt – för minentwegen ok. – Äwer du büst fri! du kannst gahn, wohen du willst! De Welt steiht di apen! – Ja, äwer wecker Weg is de rechte? – »Schüten, kumm her!« un ick bunn minen lütten Hund von de Lin los, »allong! Vöran!« Ick spelte en beten Blin'nkauh mit de Welt. – De Taufall un de Instinkt, dat wiren de beiden einzigsten Haken, de ick in ehre kalen Wän'n inslagen kunn. Up de Festungen hadden sei mi knecht't; äwer sei hadden mi en Kled gewen, dat was dat füerfarben Kled von en grimmigen Haß; nu hadden sei mi dat uttagen, un ick stunn nu dor: fri, äwer ok splitterfadennakt, un so süll ick rinne in de Welt.
't gaww noch wat – dat fäuhlt ick –, wat mi wedder insetten kunn in de Welt, dat was de Leiw'; äwer sei was mi verluren gahn, sei lagg wid af von den Sand un de Dannenbüsch, up de min Og' föll. – »Schüten, min olle lütte Hund, lop vöran!« – Hei lep vöran, un ick folgte, hei was in desen Ogenblick dat einzigste Kreatur, wat mit Leiw' an mi hung. Hei was los von sine Lin, un hei sprung lustig hen un her, hei sprung an mi tau Höchten – dat was Leiw' – un äwer minen lütten Hund un mi schinte Gottes Sünn hell un warm, un wo de schint, sall't nich lang düster bliwen; in mi würd't heller. Schüten hadd den richtigen Weg inslagen, ick kamm nah Grabow un tau olle Frün'n – Franzing, weitst noch? – Äwer wo kamm mi allens vör? – Keiner mag't markt hewwen, äwer in mi was 't, as stunn ick mang all dat Gräunen un Bläuhen, un sei hadden mi de Telgen afslahn.
Franz hadd mit mi sin Schaulexamen makt, sin Unkel Hös' hadd ein dortau 'ne halw Buddel Schampanger schenkt. Hei hett sei ihrlich mit mi deilt, as wi glücklich dörchkamen wiren. Nu was hei Burmeister in 'ne lütte hübsche Stadt un hadd sick 'ne leiwe, fründliche Fru frigt, un von baben bet unnen sach sin Hus ut, as künn hei dor Lewenstid glücklich in wahnen. – Hei hett mi dat woll nich anmarkt, wo mi tau Sinn was – Afgunst was dat bi Gott nich! Äwer mi was so tau Maud', as wir ick mit dreckige Stäweln in' ne saubere Stuw' rinne treden.
Ick besöchte en annern ollen Schaulfründ von mi, den Amtsverwalter Prehn. Desülwige fründliche Upnam. – Ja, sei was so fründlich un herzlich, dat mi dese olle brave Fründ noch dat vulle Geleit nah Ludwigslust hen gaww. Dor drop ick minen gauden Vetter August. – Hei wull mi wat tau Gefallen dauhn un brächte mi tau den Hofmaler Lenthe, de wis'te mi sine Biller, un as ick de sach, säd ick tau mi: »So, dormit büst du nu ok dörch! Du hest säben Johr teikent un malt, un nu is dat ok man en Quark!« – Dunn föll wedder en Telgen up de Ird.
Ick kamm nah Parchen, wo ick up de Schaul west was, mine Lihrers von vördem nemen mi fründlich up – sei sünd vörher un nahher ümmer fründlich tau mi west –, de Direkter namm mi mit nah Prima in de Klass'. – De Primaner kemen mi as pure Kinner vör, un doch, wenn ick't mi recht äwerläd, denn stunn ick mit mine dörtig Johr up densülwigen Punkt, wo sei mit ehr achteihn stunnen, dat heit bet up dat, wat ick vergeten hadd. – Wo wiren mine schönen Johren blewen! – Ick kamm nah Hus. – As ick mit min Fellisen up den Nacken ut de Pribbenowschen Dannen tred un nah mine lütte Vaderstadt räwer kek, kennte ick sei binah nich wedder. Dat olle Bild, wat mi in de Firn ümmer vör Ogen stahn hadd, was unnergahn; nige Straten wiren upkamen, un de Stadt hadd sick nah allen Kanten utbugt. Ick gung in min Vaders Hus – dat was en frölich-trurig Wedderseihn! – Denn äwer de Freud' läd sick bi mi swor as Bli de Frag': wat nu? un bi em ok; ick kunn't em anseihn. – Ick säd mine Swestern un minen Swager »gun Dag«; ok in unsere Famili hadd sick allerlei utbugt, äwer mi kamm't ebenso frömd vör as de nigen Straten. – Stadtmus'kant Berger brächte mi en Ständschen; sei säden, 't wir ok man so so west, äwer ick freu'te mi doräwer; de Lüd' dachten doch noch an mi. As ick den annern Morgen upwakte, frog ick mi: wat nu? Un as ick tau minen Vader kamm, frog de ok: wat nu? Un in dese schreckliche Frag' bün ick Johre lang herümmer bistert; ick grep hir hen, ick grep dor hen, nicks wull mi glücken; ick weit, ick hadd schuld – de Lüd' säden't jo ok –, äwer wat helpt dat all, ick was sihr unglücklich, vel unglücklicher as up de Festung. – Min Vader was storben, un nu hadd ick mi de slimme Frag' man noch allein vörtauleggen; ick was Landmann worden, mit Lust was ick dat west; äwer mi fehlte de Hauptsak taum Landmann – dat Geld. – Ick hadd vele gaude Frün'n un einen gauden Fründ; de gauden Frün'n treckten mit de Schuller, un de gaude Fründ kunn mi nich helpen, hei hadd sülwst man knapp Geld.
Dunn säd ick eines Dags tau mi: din Kahn geiht tau deip, du hest em äwerladen; du hest all dat Takeltüg in den Kahn, wat di mal mit Hoffnungen un Wünsch un Utsichten unner de Ogen gahn is, un kein von de Rackers rögt Hand un Fäut, un du sallst den Kahn allein räudern? Rut mit den Ballast! – Un ick krig den irsten bi den Kragen: »Wer sünd Sei?« – »Avkat«, seggt hei. – »Nu kik den Düwel an, wat hei för Schauh verdröggt!« segg ick. »Heww ick di raupen?« – Un – plumps! lagg hei in't Water. Un ick krig den tweiten tau faten: – »Wer is dit?« – »Ein Verwaltungsbeamter«, seggt hei, »zu dienen.« – »As wat?« frag ick. – »Oh«, seggt hei, »man bloß als Ratsherr oder Kammerarius oder Stadtprotokollist, in 'ner kleinen ungebildeten Stadt.« – »Un du meinst, ick sall mi mit so'n Schubbejack noch länger rümmerslepen?« – »Aufzuwarten«, seggt hei. – »Je, ick will di upwohren!« segg ick, un dunn lagg ok de rin in't Water. – Dunn kamm de drüdde an de Reih. – »Wer büst du?« frag ick. – »Ein Künstler«, seggt hei – »Wo so?« frag ick. – »Ein Maler«, seggt hei. – »Ja«, segg ick, »dat hadd ick di glik an dine verdreihten Anstalten afseihn kunnt: Wat snittst du din Brod langs, wenn anner Lüd' ehr verdwars sniden? So'ne ükerwendsche Ort kann ick hir nich bruken. – Rin mit di!« Na, de spaddelte noch en En'nlang wider, de wull sick noch nich gewen; äwer tauletzt müßt hei doch Water sluken. – »Also nu de virte!« röp ick. – Nu wuchte sick dor wat in de Höcht, dat hadd grad kein Rick un Schick; äwer'n schön Gewicht, un dorüm was't mi tau dauhn. – »Woher des Lan'ns?« frag ick. – »Ut't Domanium«, seggt hei. »Un wat för einer?« frag ick. – »En Pächter«, seggt hei. »Kann di hir nich länger bruken, Bräuding«, segg ick. »Kann nich in din Hut krupen; din Hut is mi tau wid. – Rinne mit di!« – Na, Fett swemmt baben; de mag mägliche Wis' noch rüm swemmen. – As ick den föften bi den Kanthaken kreg, säd hei gottserbärmlich tau mi: »Laten S'! – Ick bün en Inspekter un möt mi vel gefallen laten un heww an tweihunnert Daler un en Pird fri un denn dat beten Lastengeld.« – »Lastengeld hest ok noch?« segg ick. – »Racker! un denn willst mi hir noch Spermang maken?« – Hei wull sick noch wehren; äwer hir hülp kein Wehren un kein Beden. – Rinne mit em! – Nu kamm de letzt, en oll lütt tausamschräutes Männeken: »Na, Brauder, wat büst du för ein?« – »Nemen S' nich äwel«, seggt hei, »ick bün en Schaulmeister, heww nägentig Daler Gehalt un fri Wahnung in de Schaulstuw', schriw all unsern Herrn Paster sine Schriwwten un heww dorför noch fri Tüftenland. Mi geiht't grad so as Sei: ick heww ok mal studiert; Sei stimmen nich mit de Welt äwerein un ick nich mit den Oberkirchenrat. Mi känen S' ümmer leben laten.« – »Ja«, segg ick, »olle Burs, dine Hoffnungen un Wünsch un Utsichten warden minen Kahn grad nich tau sihr belasten; äwer wenn wi an't Land kamen, denn borg mi dinen Rock.« – »Hei's flickt«, seggt hei. – »Schadt em nich.« – »Hei's Sei tau eng«, seggt hei. – »Schadt em ok nich, ick möt mi in em inrichten.«
Un as wi an't Land kemen, treckte ick den Schaulmeister sinen Rock an, un was hei ok eng, so höll hei mi doch Wind un Weder von'n Liw', un wenn ick ok jahrelang de Stun'n tau twei Gröschen gewen müßt, heww ick mi in em doch gaud naug gefallen; un hadd ick för den Herrn Paster ok kein Schriweri tau besorgen, denn schrew ick des Abends »Läuschen un Rimels«, un dat würd min Tüftenland, un uns' Herrgott hett doräwer jo sine Sünn schinen lauen un Dau un Regen nich wehrt – un de dummsten Lüd' bugen de meisten Tüften.