Wat sei alles maket/Fe’erabend
[121]Dei Fruihling was da! Tauerst harre et iuteseihn, as wenne gar nich komen wolle. Dei ole grees-grämeligge Winter harre öhne in seenen kolen Armen festeholen. Aberst niu was hei mit Macht da, hei harre seck mit der leiben Sunne int Invernöhmen ’esettet, un dei brenne den Winter wat up dat Fell, sau dat hei en Hasen make. Hei was vor seenen Eestackenbart bange, dat dei smelten dee’e.
Un niu wör dei Fruihling in seene Rechte tree’en un hale dat Versuimte na. Alles was greun. Dei Natiur harre öhren groten Tuschkasten uppedahn un dei Blaumen sau gladde annemalen, dat et ’ne Freude was antauseihn.
Ok dei Kirschen-, Beeren- un Appelböme harren seck gladd ’emaket un seck öhr witt un roe Freuhjahrskleed annetrocken. Sei stünnen da in öhrer Bluitenpracht, dat den Minschen vor Lust dat Harte puckere.
Et was Pfingstmandag. Dei Dag güng taur Rüste. Up Braukmannshowwe harren se den Kaffee vor’n Hiuse, m’n Garen unner den groten bluihenden Beerbom ’edrunken.
Ok den olen achtunneunzigjährigen Großvader Braukmann harren se in’n Rullstauhle heriut [122]’eschoben. Hei künne nich mehr schaffen, hei wöhr lahm. Hei harre seck in seenen Leben genaug afmarackert, seen arbeitsreeke Leben lagg hinner öhne, hei harre Fe’erabend ’emaket.
Seene Sweegerdochter fraug öhne: „Großvader, früste ok nich? Wüste wee’r int Hius? Schall eck deck herinschiuben?“ „Nä, Minna“, sä hei, „eck freise nich, schiuf meck man sau, dat eck dei Sunne unnergahn seihe.“ Minna rulle den Stauhl sau, dat dei Ole den ganzen Howw oberseihn künne. „Sau, Großvader, niu will eck geswinne melken, denn hale eck deck herin. luse Luie sind vandage alle in’n Kraug ’egahn.“
Et was niu sau einsam un stille ümme den olen Mann, bloß en paar Häuhner picken liutlos dei Kraumen unnern Dische up. Dei leiwe Sunne kucke öhne in seen verschrumpeltet Gesichte, as wenn se fragen wolle: „Na, biste ok noch da?“
Hei oberblicke dör den groten Dorweg seen Land, wo hei sau manniget Jahr den leiben Gottessegen von innefäuhert harre. Dahinner lagg dei Heide, ganz hinnen ümmerahmet von Dannen, wo niu grade dei testen Sunnenstrahlen dörglitzern.
Un seen ganzet Leben güng den olen Mann nochmal dör dei Gedanken, et stund nochmal vor seenen Ogen. Hei sach seck as Kind up’n Howwe speelen. Hei gung as Konfermante dör [123]den Dorweg, seen ganzet Leben, seene ganze Meuhe un Arbeit sach hei an seck vorbeetrecken. Hei sach seck as forschen Dragoner dör den Dorweg ree’en. Hei begleite seene Üllern taurlesten Riuhestee’e. Seen jüngeste Brauder wannere iut na Amereka un is da verdorben un ’estorben. Dör den Dorweg feuhre hei seene leiwe Eriue up’n Hochteetswagen int Hius. Wo hei as Kind ’espeelt harre, speelen seene Grotkinner. Un na veieruntwintig glücklichen Ehejahren fäuhre hei seene Eriue wee’r dör den Dorweg henniut na’n Kerkhowwe. Hei sach seenen Üllsten ok as smucken Dragoner dör den Dorweg ree’en. Un wat word woll up den seener Hochteet nich ’edanzet un ’epüttjet, dat ganze Dorp was innela’n. Sau hale ein Bild dat annere. Hei dachte, wo werd et woll weeren, wenn diu’r nich mehr bist?“
Da suiht hei einen Schatten von der Sunne hersweelen, dei kümmt ganz langsam up öhne tau un stellt seck hinner seenen Stauhl, as wenne den Olen von hinnen in’n Arm nöhmen will. Dei Ole stött’n Seufzer iut un fröggt: „Bist diu da, Minna? Wüste meck herinne halen?“ Da is öhne, as wenn ganz leese, leese ’ne Stimm seggt: „Ja, Großvader, kumm man, deene Teet is’e her, diu kannst slapen gahn.“ Un ganz suitchen fallet öhne dei Ogen tau.
[124]Großvader Braukmann harre den lesten Seufzer ’edahn, hei was von hinnen ’etogen.
En lütjen Vogel up den Beerbom twitschere ganz leese, leese, as wenne bange wöre, dat Großvader wee’r upwake. Un dei Wind make seck ganz sachte up un suisele dör den Beerbom, un dei leit seene Bluiten fallen un bestreue damee den Großvader un schenke öhne na seenen Doe dei ersten Blaumen.
Un von’n Dörpkerktoorn schalle ganz leese iut der Ferne dei Be’eklocke herower, taun Fe’erabend.