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ser Karls IV. Unterstützung seiner Rückkehrpläne nach Rom hoffte, setzte in Aquileia Markwart von Randegg, einen engen Vertrauten des Kaisers als Patriarchen ein.

Wie im Westen die Verwandtschaftsbeziehungen zu den Savoyen Karl IV. den Zugang nach Italien sicherten, so im Osten die Verwandtschaftsbeziehungen zu den Habsburgern, durch deren Gebiet man von Böhmen aus zum Pontebba-Pass und seinen Nachbarpässen gelangte. Wenngleich Karls Schwiegersohn Herzog Rudolf IV. seit 1359 zeitweilig gegen ihn konspirierte, hat sich im grossen und ganzen auch die Verwandtschaftspolitik gegenüber den Österreichern bewährt.[21]

Über die Alpenraumpolitik seines Sohnes König Wenzel wissen wir wenig; er hat anscheinend nur bis ins Jahr 1383 einen Italienzug erwogen. 1382 beabsichtigte er, von Villach aus über Treviso und Padua bis nach Rom zu ziehen, und verhandelte mit Herzog Leopold III. über dessen Unterstützung und möglicherweise auch über freien Durchzug durch seine Gebiete, doch gab er das Vorhaben wegen seiner gefährdeten Interessen in Polen und Ungarn auf.[22] Später fehlte ihm der Rückhalt in Deutschland und Böhmen für das Unternehmen.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die römischen Könige und Kaiser des 14. Jahrhunderts massive, grossräumig angelegte Alpenraumpolitik betrieben haben. Es wurden soweit erkennbar nicht nur am Weg liegende vereinzelte Hospize, Klöster oder sonstige Einrichtungen oder Personen gefördert, sondern die Herrscher haben auf verschiedene, der politischen Situation angepasste Weise versucht, die Durchgangsterritorien für sich zu gewinnen; sie haben also keine punktuelle «Alpenpasspolitik» verfolgt. Abschliessend möchte ich eindringlich betonen, dass «Alpenraumpolitik» allein keinem deutschen König einen Italienzug ermöglicht hätte. Sie waren ebenso auf das Wohlwollen der Mächte am Südrand der Alpen angewiesen, die ihren Einzug schon allein durch Sperren der Klausen hätten verhindern können.

Sämtliche Herrscher mussten sich deshalb vor ihrem Aufbruch der Unterstützung in diesem Bereich mächtiger Stadtregierungen versichern - Wenzels Projekt eines Romzuges ist anscheinend vor allem am mangelnden Einvernehmen mit den italienischen Machthabern gescheitert.

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PAULER: DIE KAISERLICHE GRENZPOLITIK