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§ 116. 117.]
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Lenierung der Konsonanten.

116. Der Lenierung unterlagen:

a) alle einfachen Konsonanten zwischen Vokalen, sowie zwischen Vokal und oder v; auch aus­lautendes r nach Vokal.

b) alle Verschlußlaute und m, s, zwischen einem Vokal und l, r, n.

Über Verschlußlaute (d) vor m s. § 148b.

c) Im Neuirischen werden l, r, n hinter allen Konso­nanten außer s und r immer leniert ge­sprochen. Fürs Alt­irische ist diese Aus­sprache da, wo sie hinter lenierten Konso­nanten stehen, ohne weiteres anzu­nehmen. Aber auch hinter un­lenierten scheint sie bei r und l schon früh vorhanden gewesen zu sein. Das zeigen Formen wie cétal ‘Gesang’ aus *cēdl oder *cēddl (*kantlon) und lestar ‘Gefäß’ aus *lestr (*lestron), wo die erst sekundär vom vorher­gehenden un­lenierten Konso­nanten ge­trennten ‑l ‑r in der Schrift nie geminiert werden, also leniert sind.

Dagegen war n nach unleniertem m auch selber unleniert, s. § 329, 1.

117. d) Auch im Anfang von Konsonantengruppen er­scheinen neuirisch stets lenierte l und n, außer vor den Dentalen d, t, s, wo sie immer unleniert sind; ferner läßt die Schrei­bung noch erkennen, daß bis in neuere Zeit auch vor r un­lenierte Aus­sprache gegolten hat. Mit r, dessen Aus­sprache in neuerer Zeit große Ver­schiebun­gen erfahren hat, scheint es sich früher ähnlich verhalten zu haben: un­lenierte Aus­sprache vor d, t, s, n, l, lenierte vor andern Konso­nanten; nur daß in einzelnen Wörtern Spuren un­lenierter Aus­sprache vor g vorhanden sind (Pedersen, Aspira­tionen § 20 ff.).

Im Altirischen liegen die Verhältnisse mindestens für r anders. Die öftere Dehnung eines vorher­gehenden Vokals (§ 43) zeigt, daß es in alten, nicht erst durch Synkope ent­standenen Gruppen vor jedem un­lenierten Konso­nanten selber unleniert ge­sprochen wurde. Vgl. für rg die Schrei­bung as·óircc ‘schlägt’ Wb 11 a 11 (Stamm