Handbuch des Alt-Irischen/I. Teil: Grammatik/Lautlehre

[ 25 ]


Lautlehre.


Betonung.

Zimmer, Keltische Studien II, 1884; Thurneysen, Rev. Celt. 6, 129 ff.; 309 ff.

34. I. Die Wörter, die eines Hauptakzents im Satze fähig sind, tragen ihn auf der ersten Silbe, z. B. fairsing­menmnaige ‘Großmut’. Die Betonung ist exspira­torisch-energisch und von großer Gewalt, was sich nament­lich in der Redukzion der nicht haupt­tonigen Silben zeigt (s. § 41. 102). Gerade diese Erschei­nungen sind es, die uns den Sitz des Haupt­akzents im Alti­rischen verraten; dazu tritt die Betonung der heutigen Dialekte.

Die Regel gilt für alle einfachen Wörter und für die nominalen Komposita, zu denen auch die Parti­zipien zählen.

35. II. Deuterotonierte und prototonierte Verbal­komposita. Verbinden sich mit einem Verbum finitum eine oder mehrere Präpo­sizionen, so trägt in der Regel das zweite Element den Haupt­akzent, also im einfachen Kompo­situm das Verb selbst (auf der ersten Silbe), im mehr­fachen die zweite Präpo­sizion. Die erste Präpo­sizion bildet überhaupt kein festes Kompo­situm mit dem Folgenden; sie kann durch ein Personal­pronomen (§ 408 ff.), in der Poesie selbst durch andere Wörter von ihm getrennt werden.

Also z. B. do·moiniur ‘ich meine’, ad·rími ‘er zählt’, ar·égi ‘er klagt’, con·rig ‘er bindet’, tremi·tíagat ‘sie über treten’, cita·bíat ‘sie empfinden’.

[ 26 ]Bei zwei Präposizionen: do·for-magar ‘wird vermehrt’, do·ad-bat ‘er zeigt’, as·in-gaib ‘er überragt’, for·con-gur ‘ich befehle’.

Bei dreien: con·to-chm‑airtto-chom‑) ‘du hast zer­schmet­tert’, du·air-ṅ-gerat (·air-in-garat) ‘sie ver­sprechen’ usw.

36. Dagegen tritt der Hauptakzent auf die erste Präpo­sizion in folgenden Fällen (proto­tonierte Formen):

1. Im Imperativ, wenn sich an die erste Präpo­sizion kein Personal­pronomen an­schließt, z. B. to-mil ‘iss!’, com-id ‘bewahrt!’, dénad (*de-gnad) ‘er tue!’ Aber mit infi­giertem Pronomen du-m·em se ‘schütze mich!’, atom·ro-choíl ‘bestimme mich!’, atab·gabed ‘es treffe euch!’, do-s·ṅ-gniith ‘macht sie!’

2. Nach gewissen Konjunkzionen und Partikeln, die wir, weil sie ‘konjunkte Flexion’ des Verbs verlangen (§ 535), unter dem Namen Konjunkt­partikeln zusammen­fassen. Es sind:

a) Die Negazions­partikeln , nícon, , nád (nach‑), nacon (§ 850 ff.) und ihre Ver­bindungen wie ca·ni ‘nicht?’, ma-ni ‘wenn nicht’, ce-ni ‘obgleich nicht’, co-ni, cona (con-ná) ‘daß nicht’, arná ‘damit nicht’.

Z. B. ní·fo‑dmat ‘sie dulden nicht’, ní·de‑r-scaigi (·de-ro‑) ‘er zeichnet sich nicht aus’, nícon·cho-scram ‘wir zerstören nicht’, an-nad·com-air-léciub ‘indem ich nicht zulassen werde’, ma-ni·taibred (·ta-berad) ‘wenn er nicht brächte’, arna·to-mnammar ‘damit wir nicht meinen’.

b) Die Fragepartikel in (§ 458): in·co-scram ‘zerstören wir?’

c) Die Verbindung einer Präposizion mit der Relativ­partikel (s)aⁿ (§ 486), wie ar‑a, co-sa, di‑a (auch für do‑a), fu‑a, for‑a und for-sa, fri-sa, la·sa, tri-sa, auch nach iⁿ hiⁿ ‘in welchem’.

Z. B. fu-a·ta-barr ‘unter dem es gebracht wird’, di-a·n‑dí‑lgid ‘dem ihr verzeiht’, i·n‑ais-ṅd‑ethat ‘in welchem sie erklären’.

[ 27 ]d) Die Konjunkzionen araⁿ ‘damit’ (§ 886), diaⁿ ‘wenn’ (§ 877. 891), coⁿ conⁿ ‘so daß’ (§ 884 f.), húaⁿ ‘seit’ (§ 881), z. B. ara·fu‑lsam ‘damit wir aushalten’, dia·n‑acomoltar (*ad-com‑) ‘wenn hinzu­gefügt wird’, con·for‑cm‑at ‘daß sie bewahren’.

37. Diese Regeln erleiden kaum je eine Ausnahme. Ver­einzelte Fälle in Ml, wo zwei erste Präposi­zionen schwach­tonig bleiben, oder wo die Präpo­sizion hinter einer Konjunkt­partikel den Hauptton nicht erhält, sind wohl Augen­blicks­bildungen, in denen der Glossator etwa ein lateini­sches Kompo­situm nachahmt, z. B. ol ad-con·rótaig, Glosse zu ‘quod ad­strueret’ 35 b 13, wo der Über­setzer das irische con·rótaig ‘er baute’ einfach um ad vermehrt hat, ohne den Akzent zu ver­schieben; ní-fo·índarpaide ‘er würde nicht unter­worfen werden’ 26 a 1 (im lateini­schen Text subiecit).

Über thórṅther Sg 59 b 18, s. § 489 b.

38. III. Die Verbalpartikeln no nu (§ 538) und ro ru (§ 519 ff.) an erster Stelle sind ebenso schwach­betont wie Präposi­zionen, z. B. no·gaibed ‘er pflegte zu nehmen’, ro·gab ‘er hat genommen’.

Steht ro ru hinter einer vortonigen Präposizion, so trägt es den Hauptton, z. B. as·ru-bart ‘er hat gesagt’. Steht es aber hinter einer Konjunkt­partikel, so erhalt es den Haupt­akzent in der Regel nur, wo sich an jene ein Personal­pronomen an­schließt, und hinter nad; sonst bleibt es an dieser Stelle meist schwach­tonig.

Z. B. ní-s·ro-thechtus ‘ich habe sie nicht gehabt’ Ml 44 b 11, nad·ro-gnatha ‘die nicht getan worden sind’ 115 b 4; aber: ni-ru·tho-gaitsam ‘wir haben nicht getäuscht’ Wb 16 a 22, nicon-ru·ac-cobrus ‘ich habe nicht verlangt’ Ml 136 b 7, na-ro·prid­chissem ‘das wir nicht gepredigt haben’ Wb 17 b 31, cona-ru·áigsetar ‘so daß sie nicht ge­fürchtet haben’ Ml 35 c 4, in-ru·etar-scar ‘ob es sich getrennt hat’ 91 c 1, di-a-ru·chretsid ‘dem ihr geglaubt habt’ Wb 8 c 11, con-ru·fai‑lnither ‘daß es ausge­füllt werde’ 1 a 9.

[ 28 ]Doch ist diese Regel nicht fest. Manchmal trägt auch in den letzteren Fällen ro den Hauptton, z. B. ní·ro‑lsat ‘sie haben nicht gelegt’ Ml 16 d 2, cani·ra‑lsid ‘habt ihr nicht gelegt?’ Wb 15 a 1, ar-a·ro‑gbad ‘weshalb gesungen worden ist’ Ml 74 b 11, hi·ro‑gbath ‘wo gesungen worden ist’ 24 d 10, con·ro-chra ‘daß er liebe’ Wb 6 d 1.

Umgekehrt findet man namentlich in Ml nicht selten schwach­betontes ro auch hinter einer vor­tonigen Präpo­sizion, z. B. for-ru·chon-grad ‘es ist befohlen worden’ Ml 34 d 4, etar-ru·suidige[d] ‘es ist da­zwischen­gesetzt worden’ 27 d 23. Vgl. auch § 487, 4.

Manchmal ist die Akzentstelle nicht sicher bestimmbar; s. das Einzelne bei Strachan, Trans­actions of the Philo­logical Society 1895–1898, p. 77 ff.

39. IV. Wörter außerhalb des Verbalsystems, die den Haupt­akzent nicht auf der ersten Silbe tragen, sind wohl alle erst durch Ver­schmel­zung mehrerer Wörter ent­standen. So deutlich alaile araile ‘anderer’ (§ 480) aus ala aile, ähnlich immallei immalle ‘zugleich’ (imm-aⁿ-le § 836). Darnach sind zu be­urteilen innunn ‘dorthin, hinüber’, amin amein amne ‘so’, calléic calléice ‘indessen’, fadéin fadessin ‘selbst’ (§ 479).

40. Schwachtonige Wörter. Manche Wörter besitzen überhaupt keinen Haupt­akzent, sondern heften sich eng an das folgende Wort an. Es sind der Artikel, die Possessiv­pronomen und die Präposi­zionen vor ihrem Bezugs­wort, Präposi­zionen (§ 35) und die infi­gierten Personal­pronomen vor dem Verb, die Formen des Verbs ‘sein’, die als Kopula dienen (§ 771 ff.), oft auch die Konjunk­zionen vor dem Verb.

An ein vorhergehendes Wort schließen sich enklitisch an: manche Demon­strativ­partikeln (§ 468 ff.) und die Verstär­kungs­partikeln (§ 401 ff.); ferner Konjunk­zionen des Haupt­satzes wie dano, didiu, trá (§ 888 f.).

Den allerschwächsten Ton haben namentlich Artikel oder Possessiv­pronomen zwischen einer Präpo­sizion und [ 29 ]dem Bezugs­wort, infi­gierte Pronomen und ro zwischen Prä­verbien und dem Verb, die Kopula zwischen Konjunk­zionen und dem Prädikats­wort.


Die Vokale.

Quantität der Vokale.

41. 1. Die alten Quantitätsunterschiede der Vokale sind in den ersten (den haupt­tonigen) Silben der Wörter im all­gemeinen bewahrt. In nach­tonigen Silben sind alle alten Längen gekürzt.

Wo in solchen Silben lange Vokale erscheinen, sind sie entweder sekundär ent­standen (§ 42. 43. 110), oder sie sind durch Anlehnung an den Voka­lismus haupttoniger Silben eingedrungen, oder sie stehen in Komposita, die erst nach Ablauf des Ver­kürzungs­gesetzes ent­standen sind, z. B. erégem airégem ‘Klage’ neben erĭgem im Anschluß an Verbal­formen wie ar·égi ‘er klagt’, wo é haupt­tonig ist; comlán ‘voll­ständig’, forlán ‘übervoll’ im Anschluß an das Simplex lán ‘voll’. Dazu kommen einige Lehn­wörter, die die latei­nische Quantität bewahrt haben, wie achtáil ‘actuālis’.

42. 2. Lange Vokale an Stelle ursprünglich kurzer er­scheinen

a) bei Ersatzdehnung (§ 122. 207. 209. 213), z. B. én ‘Vogel’ altbreton. etn, vgl. lat. penna aus *petnā; sét ‘Weg' breton. heñt, vgl. ahd. sind ‘Reise’.

In den § 122 besprochenen Fällen auch in schwach­betonter Silbe, z. B. anál ‘Atem’ kymr. anadl, cenél ‘Ge­schlecht’ kymr. cenedl.

b) In einsilbigen haupttonigen Wörtern wird ein aus­lautender Vokal gedehnt, z. B. ‘sechs’ neben sĕssed ‘sechster’; ‘ich’, aber mit Ver­stärkungs­partikel mĕsse; ·gé III sg Subj. neben I pl ·gessam zu gu(i)did ‘er bittet’; ‘ja’ idg. *tod; trú ‘dem Tod verfallen’ (aus *trŭk‑s) G troch.

[ 30 ]Einige Wörter, die meist schwachbetont vorkommen, unter­lassen auch unter dem Haupt­akzent die Dehnung, z. B. co-se ‘bis jetzt’ (se als deik­tische Partikel häufig enkli­tisch § 468); immalle ‘zugleich’, ille ‘hieher’ (le war als Präpo­sizion meist pro­klitisch); de ‘davon, von ihm’. Auch amne ‘so’ scheint kurzes e zu haben.

43. c) Über ursprünglich kurzen Vokalen, auf die in derselben Silbe un­leniertes n, m, l, r (§ 131. 132. 137) folgt, steht nicht selten das Länge­zeichen. Sie klangen also jeden­falls länger als die gewöhn­lichen Kürzen. Auch die modernen Dialekte zeigen meist, doch nicht in allen Fällen, die Länge.

Z. B. rán ‘Teil’ Wb 12 c 13, A ráin Ml 16 b 15, gewöhn­lich rann rainn; ad​·gréinn ‘er verfolgt’ Ml 54 b 23, 73 c 1, pl ·grennat; lóndas ‘Zorn’ Ml 18 a 10, sonst londas; téntide ‘feurig’ Ml 96 b 17 zu tĕne ‘Feuer’; tróm ‘schwer’ Wb 17 c 2, sonst tromm trom; imdae ‘zahlreich’ Ml 62 b 23, sonst imd(a)e; báll ‘Glied’ Wb 12 a 18, pl bóill 11 d 11, sonst ball; mílsi Wb 6 c 7, Plural zu mĭlis ‘süß’; árt-phersine ‘einer hohen Person’ Wb 24 d 9, sonst ard art ‘hoch’.

Auch in nicht haupttonigen Silben: du​·sesáinn (zu lesen ·sésáinn) I sg Prät. Subj. ‘ich verfolgte’ Ml 41 c 5, do​·rogbáinn ‘ich beginge’ 39 a 18, sonst Endung ‑ainn ‑inn; erríndem ‘höchste’ Ml 56 b 22 zu rind ‘Spitze’, ingraimmím Ml 87 c 1 Dsg zu ingraimm ‘Ver­folgung’; ubúll ‘Apfel’ Ml 100 c 21; ·acáldad ‘er pflegte anzureden’ Ml 108 b 9 zu accaldam ‘Anrede’; ·epéltais ·epíltis Ml 99 b 2, 121 d 16 III pl Prät. Subj. zu at​·bela, ‘er sterbe’; hon dedárntui (l. dedárntu), Glosse zu tacitur­nitate Ml 48 a 11.

44. 3. Gelegentlich findet sich, hauptsächlich in Wb, ein Länge­zeichen über be­liebigen silben­schlie­ßenden Vokalen vor lenierten Konso­nanten in der haupt­tonigen Silbe; solche Vokale müssen also ebenfalls etwas länger geklungen haben als andere Kürzen. Z. B. as·rúbart ‘hat gesagt’ Wb 10 a 26, dlíged ‘Schuld’ 10 d 16.19, ro​·chlúin­etar ‘das sie hören’ 11 b 6, níme ‘des Himmels’ Ml 106 a 3.

[ 31 ]Anderes wie mág ‘Feld’ Wb 12 a 25 ist kaum mehr als Schreib­fehler.

45. 4. Es sind Anzeichen vorhanden, daß haupt­tonige lange Vokale im Hiatus gekürzt worden waren. So lautet der Plural zu at·tá ‘ist’ immer ·taam ·taaith ·taat und der relative Singular fast immer ol·daas in·daas, nur einmal in·dáas Ml 85 b 11. Ebenso ist die III sg biid biith ‘pflegt zu sein’ unter 37 Belegen nur zweimal und zwar in Sg biid ge­schrieben. Vgl. auch den Apl deu deo zu día ‘Gott’, ebenso deacht ‘Gottheit’.

Allein schon in Wb finden sich hie und da Länge­zeichen, nicht nur über ursprüng­lich langen Vokalen wie do·gníam ‘wir tun’ 15 d 9, sondern auch über alten Kürzen wie téit Npl ‘heiß’ 29 a 1. Und in den jüngeren Denk­mälern ist das häufig, auch in Neu­bildungen wie déainmm­nich­dechaib ‘denomi­natiuis’ Sg 2 b 1, vgl. den Dpl deïb Sg 39 a 24, 39 b 14. Es sind also die Hiatus­vokale in unserer Sprach­periode unter dem Haupt­akzent gedehnt worden; ob zur vollen Länge der anderen langen Vokale, ist freilich zweifel­haft.

46. 5. Ähnliche Kürzungen wie in nachtonigen Silben zeigt im all­gemeinen der Voka­lismus der vor­tonigen Wörter, z. B. ceta· cita· neben haupt­tonigem cét- § 821.

Doch findet sich öfters über einem auslautenden a, i, u, seltener (meist nur im Hiatus) über e und o das Länge­zeichen ges­chrieben, gleich­giltig ob der Vokal ursprüng­lich kurz oder lang war; z. B. á biad ‘seine Speise’ Wb 6 b 24, á n‑áram ‘ihre Zahl’ Ml 18 d 3, á cenéle ‘das Ge­schlecht’ Wb 5 c 16, á súan ‘aus dem Schlaf’ Ml 61 b 28, bá ṡainred ‘es sollte etwas Beson­deres sein’ Sg 69 a 20, ará·roét 'der ange­nommen hat' Ml 25 d 10, atá n‑ili ‘daß viele sind’ Wb 12 a 11, i nim ‘im Himmel’ Wb 10 d 21, trí drochgnímu ‘durch böse Werke' Ml 14 c 16, trimí·berar ‘es wird über­tragen’ 31 b 22, remi·n‑etar­cnaigedar ‘daß es vorher be­zeichnet’ 18 c 12, robú mór ‘es war groß’ 96 a 10, ni fú indidit, acht is fo imchomarc ‘nicht als Aussage, son[ 32 ]dern als Frage’ 20 b 13, dú dígail ‘zur Strafe’ 72 d 12, remé·érbart ‘das er vorher­gesagt hat’ 15 b 3, có Iadomdu ‘zu den Edomitern’ Ml 52, ró·oirdned ‘er ist einge­setzt worden’ 14 a 3; ähnlich áréli ‘des andern’ Wb 13 a 5, álaili 13 a 9.

Es ist also keine Frage, daß solche Vokale gelegent­lich länger ge­sprochen wurden als andere. Ob das rein lautliche Ent­wicklung war, ist dagegen unsicher. Es könnten Wörter, die ursprüng­lich langen Vokal hatten, vortonig ihre Quantität bald bewahrt, bald gekürzt haben, wie das deutlich bei der Konjunk­zion cía neben ce ‘obgleich’ zutage tritt. So wird auch und ‘nicht’, ma-ní und ma-nĭ ‘wenn nicht’ usw. ge­schwankt haben, und nach solchen Mustern mögen auch ursprüng­lich kurze Vokale gelegent­lich gedehnt worden sein.

In dieser Grammatik sind Längezeichen in den Fällen § 4346 nur da gesetzt, wo die Hand­schriften sie bieten. Inkonse­quenter Weise sind jedoch nach bisherigem Brauch das Zahlwort ‘zwei’ (§ 384) und die Präpo­sizion ó ‘von, durch’ auch da als lang bezeich­net, wo das Länge­zeichen in der Hand­schrift fehlt.

Qualität der Vokale.

47. Die Färbung der Vokale ist in den keltischen Sprachen annähernd dieselbe, die sich im Griechi­schen, Itali­schen und Armeni­schen findet. Da aber im Irischen in schwach­betonten Silben große Ver­änderun­gen einge­treten sind, empfiehlt es sich, die haupt­tonigen Vokale von den schwach­betonten getrennt zu be­sprechen.

Die Vokale der haupttonigen Silben.

Die Herkunft der Vokale und Diftonge in einheimischen Wörtern.

Die einfachen Vokale ā̆ ē̆ ī̆ ō̆ ū̆.

48. ă entspricht

a) idg. ă, z. B.

ad·aig ‘er treibt, bewegt’ pl ·agat (über die Übergangs­vokale wie i in ·aig s. § 80 ff.) lat. agere gr. ἄγειν altind. ájati altnord. áka.

[ 33 ]an(a)id ‘bleibt’, altind. ániti ‘atmet’, got. us-anan ‘ausatmen’.

b) europ. a (altind. i), das als Schwächungsprodukt im Ablaut mit ā steht (‘Schwa indo­germa­nicum’), z. B.

athir ‘Vater’ lat. pater gr. πατήρ got. fadar altind. pitā́.

maith ‘gut’ pl mathi, wohl zu lat. mātūrus und Verwandten.

Deutliche Beispiele für a als Kürzungs­stufe zu ē sind im Irischen selten (vgl. kymr. had ‘Saat’ zu sē- ‘säen’). Doch vgl. ir. anál ‘Atem’ kymr. anadl mit gr. ἄνεμος. Auch do·rat ‘hat gegeben’ (§ 801, IIb) setzt einen Stamm (to-ro-ad-)dă- voraus neben Präs. do·rati, wohl den alten Ablaut dhə- zu dhē- (gr. θε- θη‑) wider­spiegelnd.

Über a in der Verbindung ar al am an, auch ra la s. § 212. 214. Über a aus o s. § 77 f.

49. á (soweit es nicht auf sekundärer Dehnung von ă beruht) ent­spricht

a) idg. ā, z. B.

máthir ‘Mutter’ lat. māter dor. μᾱ́τηρ.
fás(s) ‘leer’ lat. uāstus ahd. wuosti.

b) idg. ō, z. B.

dán (m. u-Stamm) ‘Gabe, Begabung’ lat. dōnum gr. δῶρον.
bláth ‘Blüte’, vgl. lat. flōs got. blōma.
rám(a)e ‘Ruder’, vgl. ags. róđor ahd. ruodar (ō im Ablaut zu ē, lat. rēmus).

Auch in den britannischen Dialekten sind altes ā und ō zusammen­gefallen (auch mit ā in lateini­schen Lehn­wörtern). Ob auch im Galli­schen, ist nicht sicher. Man hat gall. ‑mārus, Māro- in Eigen­namen (= ir. már kymr. mawr ‘groß’) griechi­schem (ἐγχεσί‑)μωρος direkt gleich­gesetzt; das ist aber zweifel­haft. Ebenso, ob ‑gnātus manchmal nicht ‘geboren’ (z. B. Cintu-gnatus ‘Erst­geborener’), sondern ‘gewohnt’ be­zeichnet (= ir. gnáth ‘gewohnt’ lat. (g)nōtus gr. γνωτός), z. B. Κατου-γνατος ‘kampf­gewohnt’; aber ‘Sohn des Kampfes’ gibt auch einen guten Sinn. Ob Blāto-magus ‘Blumen­feld’ heißt, ist auch fraglich. Ander­seits liegt es nahe, das häufige ‑bogio- z. B. in Τολιστοβώγιοι (auch ‑βογιοι) mit air. bág ‘Streit mit Worten oder Taten’ zu verbinden, das, wie ags. bóᵹian ‘sich rühmen’, die Ablauts­form bhōgh- zu bhēgh- in ahd. bāga ‘Zank, Streit’ darstellt.

[ 34 ]50. e (manchmal æ geschrieben § 21) = idg. ĕ, z. B.

deich ‘zehn’ lat. decem gr. δέκα ahd. zehan.

berid ‘trägt, gebiert’ lat. ferre gr. φέρειν, alt­kirchen­slav. beretъ ‘sammelt’.

ech ‘Pferd’ lat. equos.

Über e aus ĭ s. § 69 f. 75, aus ïa § 102.

51. Der Buchstabe é (ǽ § 21) bezeichnet zwei ver­schiedene Laute.

a) Das eine é ist meist aus dem alten Diftong ei hervor­gegangen. Der Übergang mag ziemlich alt sein; auch die britan­nischen Dialekte behandeln altes ei wie ē in lateini­schen Lehn­wörtern. Auch das Gallische kennt ē für ei, z. B. Dēuo-gnāta ‘Gott­geborene’, Rhēnus ‘Rhein’ (ir. rían ‘Meer’).

In den archaischen Denkmälern ist dieses é in der Regel noch erhalten. Aber in Wb und den späteren Quellen ist durch­gehend der Diftong ía dafür einge­treten, wenn ein dunkler oder ein u-farbiger Konsonant (§ 153 ff.) darauf folgt. Es wechseln daher in eng­verwandten Wörtern é und ía.

Z. B. ·téged ‘er pflegte zu gehen’, ·téig ‘du gehst’ neben tíagu ‘ich gehe’, ·tíagat ‘sie gehen’ (arch. ·tēgot Cam. 38b), zu gr. στείχειν ‘schreiten’, got. steigan ‘steigen’.

ad·féded ‘er pflegte zu erzählen’ neben ad·fíadar ‘wird erzählt’, fíad ‘in Gegenwart von’ zu W. u̯eid‑, gr. εἶδος ‘Aussehen’, lit. véidas ‘Angesicht’, ags. wītan ahd. wīzan ‘verweisen’.

réid ‘fahrbar, eben, leicht’, G f. réde, neben ríad ‘Fahrt’, ·ríadat ‘sie fahren’, zu ahd. rītan ags. rīdan ‘fahren, reiten’.

Dasselbe é, ía entspricht lat. ē (auch oe) in Lehn­wörtern, z. B. fíal ‘uelum’, síans ‘sēnsus’ (neben séns, in Ml sés), scíam ‘schēma’, ríagol ‘rēgula’, pían G péne ‘poena’.

Als Übergangsstufe von é zu ía erscheint archaisch bisweilen ea, z. B. Druim Leas Arm. 15 a 1 für späteres D. Lías, eine Schrei­bung, die beim Wort dea ‘Gott’ noch in Sg meist beibe­halten ist. In Wb nur féal für fíal ‘züchtig’ 13 a 29. Ver­einzelt wird der Diftong ie ge­schrieben, z. B. grién ‘Sonne’ [ 35 ]Karlsr. Beda 33 b 18 für gewöhn­liches grían. In Ml findet sich mehrfach dafür bloßes i, z. B. pina 15 c 9 = píana ‘Strafen’.

Die Flexion von día ‘Gott’, zunächst aus *dēu̯os, G aus *dēu̯i, DA dia aus *dēu̯u *dēu̯on, V aus *dēu̯e zeigt, daß der Ansatz zur Dif­tongie­rung begann, bevor ge­schwunden war (§ 202); schon Cam. schreibt dea.

Auslautendes ē ist zu ía geworden in cía ‘wer?’ § 454. 461 und cía ‘obgleich’ § 899, zwei Wörtern, die sich eng an das folgende anzu­schließen pflegen. Sonst scheint ‑é nicht dif­tongiert zu werden, vgl. III sg Subj. ·té (in Wb ·téi) zu I sg ·tías (Indik. tíagu) u. ähnl. (§ 624). Über die Kompa­rative sía ‘länger’ (= kymr. hwy) und lía ‘mehr’ s. § 375.

52. b) In anderen Fällen ist é aus ē, manchmal aus ă gedehnt, wenn folgende Konso­nanten ge­schwunden sind (§ 122. 207. 209. 213). Dieses Ersatz­dehnungs-é geht niemals in ía über, war also von dem unter a) be­sproche­nen ver­schieden.

In Wb wird oft, auch vor dunkeln Konsonanten, ée oder éi dafür ge­schrieben, z. B. cenéel ‘Ge­schlecht’, neph­chenéil' (Asg) ‘Nicht-Geschlecht’ 5 a 14 neben cenél, bées béesad neben bés bésad ‘Sitte’, béelre neben bélre ‘Sprache’, do·rígéensat neben do·rígénsat ‘sie haben getan’, céetne neben cétne ‘erster’, éicndag 1 c 6, 29 a 7 neben écndach ‘Schmähung’, céitbuid 24 b 4 neben cétbuid ‘Sinn’. Ander­wärts trifft man ähnliches nur ver­einzelt, wie cheitbada (Gsg) Ml 98 b 5, no·déitnaig­tis ‘stridebant’ 54 d 20.

53. Allgemein dagegen tritt dafür éu, éo oder íu ein, wenn es in der letzten Silbe vor u-farbigen oder palatali­sierten l r n steht; im letzteren Fall findet sich auch die Schrei­bung éiu (vgl. oben éi). Z. B. zu cenél ‘Ge­schlecht’ Dativ cenéul ceníul, Gen. cenéuil cenéoil ceníuil cenéiuil; fér ‘Gras’, Gen. féiuir; én ‘Vogel’, Dat. éun, Gen. éuin éoin éiuin; ad·gén ‘ich erkannte’, III sg. ad·géuin ·géiuin.

Nur in einzelnen Wörtern zeigt sich der gleiche Wandel vor t (s. § 208), z. B. ét ‘Eifer­sucht’, Dat. éut, Gen. éuit éoit; aber cét ‘Hundert’, Gen. céit, Dat. cét.

[ 36 ]Im Inlaut findet in den gleichen Fällen dieselbe Er­scheinung meist nur in haupt­toniger offener Silbe statt, z. B. Apl éonu, tríunu zu trén ‘stark’, béolu zu bél ‘Lippe’, níulu zu nél ‘Wolke’; vor ursprüng­licher i‑Färbung: Npl séuti Wb 25 d 4 zu sét ‘Kost­barkeit’, do­·scéulaim (älter ‑lim) ‘ich erkunde’. Dagegen schwach­betont: ni·toscéli Karlsr. Beda 32 b 7, soscéle, D. soscélu ‘Evan­gelium’; cenéle ‘Ge­schlecht’, D. cenélu Wb 2 a(recte b)22, nur ver­einzelt cenéolu 3 b 24 (wohl nach dem kürzern cenél), dochenéulai Npl ‘von geringem Ge­schlecht’ Ml 122 d 1 (wohl nach dem Nsg dochenéuil).

Das u o ist der Rest des schwindenden Konsonanten.

Céle ‘Genosse’, wo l gegen die Regel palatal bleibt (§ 159), zeigt nie Difton­gierung.

54. i entspricht idg. ĭ, z. B.

fir ‘des Manns’ lat. uiri.
ibid ‘trinkt’ altind. pibati lat. bibere.
find '‘weiß’, gr. ἰνδάλλεσθαι ‘erscheinen’, altind. vindáti ‘findet’.

Über i aus ĕ s. § 71 ff. Über i in den Gruppen ri li in im § 213 f.

55. i (wenn es nicht sekundär aus ĭ gedehnt ist) ent­spricht

a) idg. ī, z. B.

ro·bíth ‘ist erschlagen worden’, altkirchenslav. biti ‘schlagen’.
‘Farbe’ kymr. lliw, wohl zu lat. līuor, līuēre.
rím ‘Zahl', ahd. rim 'Reihe, Zahl', lat. rītus ‘Anordnung’.

b) häufiger idg. e, z. B.

síl ‘Same’, lat. sēmen, altkirchenslav. sěti ‘säen’.
G. ríg ‘König’ lat. rēx rēgis.
G. mís ‘Monat’ aus mēns‑, lesb. G μῆννος, lat. mēnsis, got. mēna ‘Mond’.
fír ‘wahr’ lat. uērus, altkirchenslav. věra ‘Glaube’.
lín ‘Anzahl’, lín(a)id ‘füllt’, lat. plēnus.
míl ‘Tier’, gr. μῆλον ‘Kleinvieh’.

[ 37 ]Hierher vielleicht ícc ‘Heilung’ gegen kymr. korn. iach bret. iac’h ‘gesund’, zu lit. jėgiù ‘ich vermag’, gr. ἥβη ‘Jugend­kraft’, wenn die Grundform *i̯ēg-kā und ablautend i̯akko- aus *i̯əg-ko- ist; doch wird letzteres von manchen zu gr. ἄκος; ‘Heil­mittel’, altind. yáśaḥ ‘Herrlich­keit' gestellt.

Unerklärt ist íth ‘Brei’ Sg 70 a 5, altbreton. korn. iot neubret. iod ioud kymr. uwd mittellat. iutta, vgl. gr. ζῡ́μη ‘Sauerteig’. Es ist nicht wahr­schein­lich, daß i̯u- zu í geworden ist.

Auch tír (n. s-Stamm) ‘Land’ (britannisch gleichfalls tir) mit dem Adjektiv tírim ‘trocken, dürr’ ist nicht recht klar. Gab es ein Sub­stantiv *tēros, von dem die Verbal­wurzel ters- (gr. τέρσεσθαι usw.) herstammt? Eher urspr. ters‑r- mit r-Suffix, woraus tēsr- ir. tír? Vgl. mír ‘Bissen’ (§ 215) aus idg. mēmsr‑, lat. membrum, gr. μηρός; ‘Schenkel’ zu altind. māḥ, māṃsám ‘Fleisch’.

56. o entspricht idg. ŏ, z. B.

ocht ‘acht’ lat. octo gr. ὀκτώ.
roth (m. o-Stamm) ‘Rad’ lat. rota.
orbe ‘das Erbe’ got. arbi, vgl. lat. orbus gr. ὀρφανός armen. orb ‘Waise’.

Über o aus u s. § 69 ff., o aus a § 76, o für ou̯- (auch aus eu̯) § 204 und für au̯- § 202.

57. ó ist

a) häufig zunächst aus ou entstanden. In diesem Diftong hatten sich idg. ou und eu vereinigt. Auch im Britan­nischen sind diese Diftonge wie ō in lateini­schen Lehn­wörtern behandelt.

Über ó aus op s. § 226 e.

b) aus altem au vor erhaltenen Konsonanten.

c) mehrfach beruht es auf ou̯, hinter dem ein Vokal ge­schwunden ist (§ 204), z. B. ‘des Bluts’ zunächst aus *crou̯as, älter *kruu̯os, cródae ‘blutig’ aus *crou̯[a]de.

d) oft ist es durch Ersatzdehnung aus o hervor­gegangen, auch aus solchem, das aus u gebrochen war (§ 69).

e) durch Kontrakzion von ŏ mit einem folgenden Vokal § 110.

f) späte Redukzion von irisch áu § 65.

Sammlung bei Zupitza ZfCP. 3, 275 ff. 591 ff.

[ 38 ]Während archaische Denkmäler das ō bewahrt zeigen, ist es zur Zeit von Wb unter dem Hauptton meist zu úa difton­giert, außer wenn es vor Guttu­ralen (g, ch) steht. In Ml und Sg dringt úa auch in diese Stellung ein (aber ohne Kon­sequenz). Auch breitet es sich auf schwach­betonte Wörter aus, z. B. húare ‘weil’ Ml Sg für (h)óre Wb; (h)úa Präpo­sizion vor ihrem Kasus neben (h)ó in Ml Sg, nur ó in Wb, aber betont auch hier úait ‘von dir’, (h)úad ‘von ihm’ usw.; úas ‘über’ Ml gegen ós Wb, aber auch hier t‑úas ‘droben’ usw.

58. Beispiele:

a) ursp. eu: túath ‘Stamm, Volk’ (kymr. tud) got. þiuda oskisch touto, vgl. gall. Teutates (Gott), Marti Toutati, Totati-genus, Gen. Touto-diuicis, Toutillus, Matribus Ollo-totis usw., archaisch ir. Tōthal (Männer­name), später Túathal.

srúaim ‘Schwall, Strom’ gr. ῥεῦμα.

ursp. ou: rúad ‘rot’ (kymr. rhudd) got. rauþs lat. rūfus umbr. Apl rofu, lit. raudà ‘rote Farbe’, vgl. gall. Roudius.

b) ursp. au: úaithed úathad ‘Einzelheit, Vereinzelung’ gr. αὐτός; ‘allein, selbst’, altisländ. auđr ‘öde’. Es gehört zur Präp. ó, úa ‘von, durch’ lat. au-ferre altpreuß. Asg au-mūsnan ‘Ab­waschung’.

lúad ‘Kunde, Gerede’ lat. laus laudis.

c) Ersatzdehnung: úar ‘kalt’ kymr. oer, gall. Ogron.. (Monats­name).

In ócht ‘Kälte’ Wb húacht Ml kann ō aus dem Adjektiv ver­schleppt sein.

úan ‘Lamm’ kymr. oen, vgl. lat. agnus gr. ἀμνός.

Das o- für a- vielleicht nach altem ou̯i- ‘Schaf’.

Zum Wechsel von ó und úa vergleiche noch:

tróg ‘elend’ Wb, tróg und trúag Ml, trógán neben trúag Sg, vgl. kymr. tru, gr. στρεύγεσθαι ‘hin­schmach­ten’, gall. Trou­gillus, Trogus.

slóg G slóig ‘Schar, Heer’, seltener slúag Ml (slúag Sg), kymr. llu, gall. Catu-slugi (Plin.), alt­kirchen­slav. sluga ‘Diener’.

[ 39 ]Die Diftongierung trifft oft auch ō in lateinischen Lehn­wörtern, z. B. glúas(s) ‘glōssa’, úar neben hór ‘hōra’ Wb, aber immer fo chét‑óir ‘sofort’ (schwach­betont).

59. Die Diftongierung unterbleibt:

1. wenn ō auf später Kontrakzion beruht, z. B. lóthor neben loathar § 110.

2. im Auslaut: ‘Kuh’ zunächst aus *bous (aber búachaill neben bóchaill ‘Hirte’, gr. βούκολος).

fo·ló ‘er ertrage’, Subj. zu fo·loing (darnach I sg. fo·lós usw.? § 614).

Die Präp. ó, úa nimmt als proklitisches Wort eine Sonder­stellung ein.

3. Man könnte erwarten, daß, wie é vor palataler Konsonanz nicht difton­giert, so ó vor u-farbiger erhalten bliebe. Viel­leicht beruht darauf der Dsg óthud ‘Singular’ Sg 41 a 8, 92 b 2, 198 b 3. Doch auch úathuth 71 b 3 und umgekehrt Nsg hóthad 198 a 22, G hódid 66 b 9, so daß wohl eher eine archa­ische Form des gramma­tischen Terminus vorliegt. Die u‑Färbung war eben um diese Zeit schon im Schwinden begriffen § 172.

4. ó aus ou̯ (§ 57c) diftongiert im allgemeinen nicht. Ähnlich stets ór ‘aurum’, Pól ‘Paulus’, zunächst aus britan­nisch (altkymr.) our Poul (latini­sierend aur Thes. I 5, 19).

Die Präposizionen to-fo- (to-u̯o‑) jedoch ergeben bald túa, z. B. túachil ‘schlau’ zu fochell ‘Besorgung’, bald , z. B. tób(a)e ‘Kürzung’ (vgl. fub(a)e ‘Be­schädi­gung’), tól(a)e ‘Flut’ aus *to-fu-le (vgl. tuile ‘Flut’), wo also to-fu- zugrunde liegt. Doch steht tórand ‘Zeichen’ neben do·foirndea ‘be­zeichnet’ und umgekehrt túalang ‘mächtig’ neben fulang ‘Aushalten’.

Ähnlich aus ro-u(d) neben túa aus to-o(d) in con·rötacht ‘ist gebaut worden’ zu Präs. con·ut(u)ing, túasulcud ‘Öffnen, Lösen’ neben oslucud § 837. Aber to-for wird tór § 844. So mag auch fót (neuir. fód) ‘Erd­scholle, Rasen­stück’ die Präp. fo enthalten.

5. Das konstante Fehlen der Diftongierung in einigen andern haupt­tonigen Wörtern ist noch unerklärt, z. B. srón f. ‘Nase’ kymr. ffroen, zunächst auf *srogna weisend; brón [ 40 ]‘Kummer’ kymr. brwyn aus *brugnos; tón f. ‘Hinter­teil’ kymr. tin f. (Grundform?). Vgl. daneben búain ‘Ernten’ (aus *bougn..?); ·cúal(a)e ‘er hörte’ wohl aus *cuclou̯e *cochlou̯e.

Zweifelhaft ist die Grundform von ir. móin f. ‘Moor’ kymr. mawn. Das Wort wird in einer Sprache Lehnwort sein, wahr­schein­lich im Kymri­schen. Etwa *moudni‑? Vgl. gr. μυδᾶν ‘feucht sein, faulen’, lett. mudas pl ‘ver­faultes Seegras’.

Langes o neben kurzem in ómun (später auch úamun) ‘Angst’ neben ŏmun (durch den Reim gesichert) kymr. ofn (mit ŏ) wird durch das sinn­verwandte úath (arch. *ōth) ‘Schrecken’ hervor­gerufen sein.

60. u entspricht idg. u, z.⏑B.

sruth ‘Fluß, Bach’ (altirisch wohl m. u-Stamm trotz späteren Spuren von neutralem Ge­schlecht) kymr. ffrwd, vgl. gr. ῥυτός altind. srutáḥ ‘fließend’.

luid ‘er ging’ gr. ἤλυθε.

dub ‘schwarz’ (u-St.) kymr. du, vgl. gr. τυφλός ‘blind’, got. dumbs ‘stumm’, gall. Dubis (Flußname).

Über u aus o s. § 71 ff.; aus a § 76; über ru aus ri § 222.

61. ú entspricht

a) idg. ū, z.⏑B.

cúl ‘Rücken’ (kymr. cil) lat. cūlus.

rún f. ‘Geheimnis’ (kymr. rhin) got. rūna.

múr (poet.) ‘Menge’ gr. μῡ́ριοι.

b) entsteht aus uu̯ (das älteres ou̯- vertreten kann § 71. 73) vor synko­piertem Vokal, z.⏑B.

dúthracht ‘Wunsch’ aus *duu̯(u)- *de-u̯o- § 824.

Die echten Diftonge aí áe oí óe uí áu áo éu éo íu.

Über ía s. § 51, úa § 57 f.

62. aí áe, oí óe. In der Schrift wechselt nicht nur und áe, und óe regellos (die Schrei­bung mit e ist vermut­lich durch das Vorbild des Lateini­schen veranlaßt), sondern auch der Diftong mit o und mit a wird häufig ver­tauscht, so daß man dasselbe Wort zum [ 41 ]Teil in denselben Quellen aís áes oís óes (kollektiv ‘Leute’) geschrie­ben finden kann. Über­wiegend wird freilich der etymo­logisch be­rechtigte Buchstabe gesetzt, so daß die Ver­mischung wohl nicht allzu alt ist (immerhin schon arch. maidem Wb I 17 c 14 für moídem ‘Rühmen’). Als Unter­schei­dungs­mittel kann das Britan­nische dienen, wo oi zu u, ai aber zunächst zu oi (kymr. oe) geworden ist.

Welches der altirische Laut war, wissen wir nicht. In den modernen Dialekten schwankt die Aus­sprache; am häufig­sten ist ein un­gerunde­tes ū (high-back-narrow oder ‑wide), dem russi­schen y vergleich­bar. Schon früh wird er im Nordi­schen durch einen einzelnen Vokal wieder­gegeben, z. B. auf Runen­inschrif­ten auf Man neben Mail­bricti = ir. Máel Brigte auch Malmuru = Máel Muire, im Land­náma­bók: Mel­patrekr, Meldun = Máel Pátric, Máel Dúin (Rev. Celt. 3, 186 ff.). Da er aber im Alt­irischen nie durch einen einzigen Buch­staben bezeich­net ist, wird er noch als Diftong ge­sprochen worden sein.

63. Der Diftong entspricht

a) idg. oder europ. ai, z. B.

gáe ‘Speer’, gaide ‘pilatus’, gallolat. gaesum, vgl. gall. Γαισάται Γαιζάται, ahd. gēr ‘Sper’, gr. χαῖος, ‘Hirten­stab’.

cáech ‘einäugig’ (kymr. coeg ‘leer, eitel, frivol’?) got. haihs ‘einäugig’, lat. caecus.

aís áes (n. o-St.) 'das Alter' kymr. oes.

b) idg. oi, z. B.

oín óen ‘einer’ (G f. aíne Karlsr. Beda 31c 4), kymr. un, altlat. oino ‘unum’, got. ains ‘einer’.

cloín clóen ‘schief, ungerecht’, got. hlains ‘Hügel’, lit. szlaĩtas ‘Abhang’.

moín maín máen (f. i-St.) ‘Kostbarkeit, Geschenk’, lat. moenia munia ‘Leistun­gen’, lit. maĩnas ‘Tausch’.

c) Kontrakzion von o und e, é (i § 177), auch Redukzion von ou̯e, z. B.

ar·foímat ar·fóemat ‘sie nehmen an’ (·fo-emat), Prät. I pl ara·roítmar (·ro-fo-étmar).

[ 42 ]

toísech ‘Anführer’ aus *to-u̯essach, inschrift­lich (Wales) G touisaci, kymr. tywysog.

roída ‘des großen Walds’ für *ro-ḟeda.

Im letzteren Fall würde man eher ói, d. i. ō mit Übergangs­vokal, erwarten, da der Vokal der zweiten Silbe der Synkope unter­liegt (§ 102). Aber die spätere Schrei­bung tóesech, ráed läßt keinen Zweifel zu, daß derselbe Laut wie in b) vorliegt.

Die mittelirische Vermischung von oí (aí) und ui zeigt sich schon in tuissech Wb II 33 b 20.

d) aus au̯i, āu̯i, wenn i in der Endsilbe stnnd (§ 203), z. B.

goí (aus *gāu̯in), Asg zu gáu ‘Falschheit’.

64. entsteht aus uu̯i (das auch älteres ou̯i vertreten kann § 71) da, wo i in letzter Silbe schwinden muß, z. B.

Nsg druí ‘Zauberer’ aus *druu̯i(d)s, vgl. gall. pl druides.

Später belegt ‘Schaf’ aus *uu̯is für *ou̯is, lat. ouis (daneben auch , wohl nur andere Schrei­bung, vgl. § 63 c).

65. áu ist in unserer Periode im Übergang zu ó begriffen; die Schrei­bung schwankt (manchmal auch áo). Es kommt vor

a) für altes au (idg. əu, Ablautsstufe zu ōu) vor geschwun­denem s in (später belegtem) áu neben ó n. ‘Ohr’, pl áue, vgl. got. ausō lit. ausis lat. auris homer. οὔατα.

b) für idg. ōu in dáu (später ) ‘zwei’ altkymr. dou altind. dvau (idg. *du̯ōu).

c) kontrahiert aus ā und u (aus ō § 85): ·táu und ·tó ‘ich bin’ (§ 757) aus *tā‑u *stā-i̯ō.

láu láo ló (lóu), Dsg zu láe láa ‘Tag’ § 282, 3.

d) aus āu̯ vor geschwundenem Vokal (§ 203), z. B. gáu gáo gó ‘Falsch­heit’ aus *gāu̯[a.

66. éu (so immer Ml), sonst öfter éo ist entstanden:

a) durch Kontrakzion von e und u, z. B.

béu béo I sg Subj. ‘ich sei’ aus *be(s)u, *esō (mit b‑) § 767.

b) aus eu̯ (für älteres iu̯- § 69), z. B.

béu béo ‘lebendig’ aus *beu̯[as *biu̯os, kymr. byw.

c) Über éu, éo beim Ersatzdehnungs-é s. § 53.

[ 43 ]Der Diftong dient auch dazu, lat. Io‑ wiederzugeben, z. B. Euseph Ml. 84 c 9 ‘Ioseph’, später Éoïn ‘Iohannes’ neben Iohain Tur.

67. íu aus i und u kontrahiert, z. B.

·bíu ‘ich pflege zu sein’ aus *bi(i̯)u ‑ō, vgl. lat. fīō.
clíu aus *klii̯u, Dsg zu clé ‘links’.
bíu aus *biu̯u, Dsg zu béu béo ‘lebendig’.

Über íu neben éu beim Ersatzdehnungs-ē s. § 53.

68. In Wb hat haupttoniges é, e im Auslaut oft i hinter sich, z. B. do·téi III sg Subj. zu do·tíag ‘ich komme’ (sonst ·té); ad·sléi zu ad·slig ‘verführt’; immallei ‘zugleich’, illei ‘hierher’, sonst immalle, ille (§ 836); fri dei (wohl déi) ‘am Tage’, aber fri de 6 a 30 und ander­wärts; einmal dǽi ‘Gottes’ 22 c 10, sonst auch hier dé dée, und immer é ‘er’, pl ‘sie’, ‘ich’, ro·bé ‘er sei’.

Umfärbung haupttoniger Vokale.

e und o für i und u.

69. Jedes alte ĭ und ŭ erscheint zu e und o gebrochen, wenn die folgende Silbe ursprüng­lich ā̆ oder ŏ (oder ein ō, das nicht zu ū geworden war § 85) enthielt, z. B.

fer NAsg ‘Mann’ aus *u̯iros *u̯iron; betho betha, G zu bith ‘Welt’, vgl. gall. Bitu-riges; fedo, G zu fid ‘Holz’ ahd. witu; fedb ‘Witwe’ (zunächst aus *u̯idu̯ā) pl fedba, vgl. lat. uidua; ro·fess ‘es wird gewußt’ aus u̯isso‑; fert(a)e, Npl zu fiurt ‘Wunder, uirtus’, Endung *‑ou̯es.

cloth (G cluith) ‘Ruhm’ aus *kluton = altind. śrutám ‘Gehörtes’ gr. κλυτόν; dron ‘fest’ aus *drunos *druna, vgl. altind. darunáḥ ‘hart, rauh’; domun ‘Welt’ aus *dubnos, vgl. gall. Dubno-reix Dumno-rix.

Eine Ausnahme bildet nur i vor nd, das stets erhalten bleibt, z. B.

find ‘weiß’ aus *u̯indos *u̯indā, vgl. gall. Πεννο-ουινδος;
mindaib Dpl zu mind (u-St.) ‘Diadem’.

70. Durch Übertragung kann e und o auch in andere Stellung gelangen, z. B.

do·feich ‘er rächt’ Wb 6 a 16 neben häufigerem do·fich, etwa nach pl *do·fechat (Endung ‑ont), vgl. ahd. wīgan [ 44 ]‘kämpfen’, lat. uincere; croich Asg in Wb für arch. cruich, nach dem N croch (ā-St.) ‘crux’; coin Dsg statt *cuin zu ‘Hund’ nach con G sg pl, vgl. gr. κυνός κυνῶν.

Seltener wird u vor dunklen Vokalen beibehalten, wie in cruthach ‘gestaltet’ (Suffix ‑āko‑) zu cruth ‘Gestalt’.

Die Präfixe, su‑ du‑ § 366, 2, tu § 844 und ro § 841, fo § 829 haben sich in ihrem Voka­lismus völlig vermengt.

Infolge solcher Kreuzungen und der § 71 ff. besprochenen Erschei­nungen ist es oft unmöglich, rein vom Irischen aus zu bestimmen, ob ein Wort ursprüng­lich i oder e, u oder o enthalten hat.

i und u für e und o.

71. Auf Grund des bisher zusammengebrachten Materials, das aber keines­wegs voll­ständig ist, läßt sich etwa folgendes fest­stellen:

Statt ursprünglichen ĕ und ŏ erscheinen i und u, wenn die folgende Silbe einst ein i () oder u enthielt, von dem sie nur durch einen stimm­haften lenierten Konso­nanten getrennt waren, z. B.

mil ‘Honig’ gr. μέλι, milis ‘süß’ vgl. gall. Melissus; siniu, Komparativ zu sen ‘alt’, lat. senior; giun ‘Mund’ (G geno) gr. γένυς, (über das u hinter i s. § 84); smiur 'Mark' ahd. smero ‘Schmer’; ·biur ‘ich trage’ aus *biru *bherō; il ‘viel’ aus (p)eli‑ oder älterem (p)elu‑ (§ 358) got. filu vgl. gr. πολύς; mid ‘Met’ gr. μέθυ; tiug ‘dick’ aus *tegu‑ kymr. tew; ibair Npl ‘Taxus’, gall. Eburo-magus, Eburo-dunum, alt­britann. Eburacum.

muin ‘Nacken’ aus moni‑, vgl. ahd. mana ‘Mähne’, lat. monile ‘Halsband’; um(a)e ‘Kupfer’, Stamm *omii̯o‑, kymr. efydd zu om ‘roh’; u(i)len ‘Ellbogen’ kymr. elin, got. aleina ‘Elle’, aus *olīnā; fuirib ‘auf euch’ neben foirib (for ‘auf’); mruig ‘Gebiet’ (G mrogo) aus mrogi‑, kymr. bro, vgl. gall. Allo‑broges, Brogi­marus; su(i)de ‘Sitzen, Sitz’, Stamm *sodii̯o‑, vgl. lat. solium; cubus ‘Gewissen’ aus com und fiuss ‘Wissen’; ·rubad ‘wurde er­schlagen’, proto‑ [ 45 ]tonierte Form zu ro·bíth; mug ‘Knecht’ (G moga) aus mogu‑, got. magus; muid G, mud D zu mod ‘modus’.

72. Auch einige Konsonantengruppen hindern diese Umfärbung nicht, so nn, nd, ll, mm: cinn G, ciunn D zu cenn ‘Kopf’ kymr. penn, vgl. gall. Πεννο-ουινδος; fo·gliunn ‘ich lerne’, III sg fo·gleinn; mindech ‘mendicus’; rind ‘Gestirn’, G renda, Stamm *rendu‑, ebenso lind ‘Flüssig­keit’, G lenda; cuindig ‘verlange!’ (com-dí-ṡaig); uilliu, Kompa­rativ zu oll ‘groß’, vgl. gall. Matribus Ollo-totis; cummasc ‘Mischung’, vgl. lat. com­miscere.

Sie tritt wohl auch vor c (= k und g) ein. Die Lehn­wörter luic G, luc(c) Dsg, luc(c)u Apl zu loc(c) ‘locus’ und cucann (c = g) ‘cocina (coquina)’ beweisen zwar nicht viel; mehr mucc ‘Schwein’ (§ 298) kymr. moch, wenn gall. (Mercurius) Moccus, Moccius, Mocco, Mocconius, Moccilo dazu gehören, das u also un­ursprüng­lich ist. Vgl. noch truip, G zu trop ‘tropus’.

Ob in Wörtern wie cuimrech ‘Bande’ (com-rig‑), cuimliucht ‘Nutzen’ (com-mliucht), cu-trumm(a)e ‘gleich’, ·cuitbi ‘ver­spottet’ (deutero­toniert con·tibi) laut­gesetz­liche Formen der Präp. com- vorliegen, oder ob u teilweise ver­schleppt ist, möchte ich einst­weilen nicht ent­scheiden.

Der Gsg uird, D urd zu ort ort ‘ordo’ folgt der Flexion von ord 'Hammer', G uird, mit altem u. Ar·riuth ‘adorior’ Karlsr. Prisc. 60 a 6 (statt ·reuth) zu rethid ‘läuft’ ist durch das Abstrak­tum riuth ‘Lauf’ be­einflußt, das durch *ritu- auf *r̥tu- zurück­geht (§ 214).

Sonderbar ist ó’nn-urid ‘seit vorigem Jahr’ Wb. 16 c 14, später belegt inn-uraid ‘im vorigen Jahr', vgl. dor. πέρυτι att. πέρυσι. Man erwartet *iur(a)id oder *ir(a)id. Ist der Anlaut an der völligen Umfärbung schuld? An Einfluß des ge­schwunde­nen p- ist wohl nicht zu denken, obschon man auch ucht ‘Busen, Schoß’ mit lat. pectus zusammen­zu­stellen pflegt.

73. Fraglich ist, wie weit vor einem e der nächsten Silbe der gleiche Laut­wechsel einge­treten ist.

Sicher wird auch hier o zu u, wenn der trennende Konsonant ein Labial ist, z. B. as·ru-bart ‘hat gesagt’ [ 46 ](arch. ·ru-bert), aber Pass. as·robrad aus ro-breth; do·rumalt ‘hat verzehrt’ (‑melt); cuman ‘erinner­lich’ (Präp. com- und men- § 823 A, a).

Ebenso wird eng zu ing, z. B. lingid ·ling ‘springt’, pl lengait ·lengat; cingid ‘schreitet’, cing, G cinged, ‘Held’, das trotz gall. Cingeto-rix keine i-Wurzel enthält, vgl. britann. camm ‘Schritt’, lamm ‘Sprung’.

74. Die Umfärbung findet sich aber auch sonst:

1. vor dem alten ‑es- der s‑Stämme (§ 337 f.), z. B. nem ‘Himmel’ (kymr. nef), G nime (*nemesos), D nim (*nemes); teg tech ‘Haus’ (gr. τέγος), NApl tige (*tegesa).

2. vor dem ‑ei̯- der Verben auf ursp. ‑ei̯ō, III sg ‑ei̯eti, z. B. gu(i)did ‘bittet’ zu gr. ποθέω; ad·sudi ‘verzögert’ (*sodei̯ō), got. satjan ‘setzen’; fu·llug(a)imm ‘ich verberge’, got. lagjan ‘legen’. Hierher viel­leicht auch midiur ‘ich urteile’, wenn genau = lat. medeor.

3. Vereinzelt ist ·bir ‘du trägst’, wohl aus *bheres, zu berid. Dagegen ohne Umfärbung do·eim ‘du schützest’ Ml 110 d 9 (W em‑).

Man kann etwa die Regel aufstellen, daß vor altem e, das in den Hiatus geraten war, die Umfärbung stattfand. Das würde die Fälle 2. alle erklären, da zwischen Vokalen schwindet (falls nicht ei̯ teilweise zu ii̯ geworden war, § 304), ferner die meisten von 1., wo ‑esos ‑esa usw. zunächst zu ‑eos ‑ea wurden (§ 128). Der Dativ nim kann sich nach dem G nime gerichtet haben. Endlich ·bir mag sein i von der I sg ·biur bezogen haben; der Vokalis­mus ist auch auf das t‑Präte­ritum ·biurt ·birt über­tragen und erscheint dort sogar in der absoluten III sg birt ‘sie gebar’ (§ 680).

Später breitet sich dieser Ablaut viel weiter aus, z. B. niurt für älteren neurt, Dsg zu nert ‘Stärke’; curp statt corp Dsg ‘Körper’, G cuirp statt coirp usw.

75. Haupttoniges ĕ im Hiatus scheint zum Teil in i über­ge­gangen zu sein, vgl. später belegtes niæ ‘Neffe’ (Ogom Gsg niotta Macal. 71), zu mittel­kymr. nei lat. nepos, neben teë ‘heiß’. In siur ‘Schwester’, Dual sieir, könnte das folgende [ 47 ]u im Nsg gewirkt haben. Auch niæ wird älteres *niu aus *nepōt‑s verdrängt haben.

o, u für a.

76. Ein altes ă vor palatalen oder u-farbigen Konso­nanten (§ 153) und hinter einem Labial (auch Labial + r) erscheint mehrfach, aber nicht durch­gehend, als o, das sich nach § 71 ff. weiter zu u färben kann.

Z. B. marb ‘tot’, Npl moirb und mairb; ball ‘Glied’, Npl boill A bullu neben baill baullu; brat ‘Mantel’, Dsg brot, Deminutiv broiténe; buide ‘gelb’, lat. badius; muig neben maig, Dsg zu mag ‘Feld’.

Auch nach Gutturalen und l kommen Beispiele vor, aber nur vor u-farbigen Konso­nanten, z. B. for·cun ‘ich lehre’, III sg for·cain, lat. canere; ro·lomur ‘ich wage’ Ml 21 b 5 neben ro·laumur Wb 17 a 8; lug- in Kompo­sizion ‘klein’ (Kompa­rativ lugu und laigiu) neben lagat ‘Kleinheit’, gr. ἐλαχύς.

Gehören Fälle wie muir ‘Meer’ lat. mare, loch ‘See’ lat. lacus hierher, so dürften die Anfänge dieses Laut­wandels sehr weit hinauf­reichen; denn nicht nur die britan­nischen Dialekte (kymr. breton. mor ‘Meer’), sondern auch das Gallische zeigt o, vgl. die Namen Are-morici Armorici, Morĭni; Penne-locos Ort am Ende (penne) des Genfer Sees (Itin. Ant).

Die Fälle, in denen die Umfärbung nicht erscheint, wird man als sekundäre Aus­gleichun­gen ansehen müssen, z. B. baill nach ball.

Wohl nur scheinbar stellt sich hierher crann ‘Baum’, G cruinn, D crunn, da das Wort britann. prenn, gall. prenne ‘arborem grandem’ (End­lichers Gloss.) lautet, also eher das a im NA eine – noch un­erklärte – irische Neuerung sein dürfte (vgl. § 222). Mittelir. rann ‘Strophe’, Dsg runn, Apl runnu kann dann Anbildung an crann sein.

In zwei Wörtern scheint fo auf u̯a zurückzugehen, ohne daß folgende Laute in Betracht kämen: fos(s) ‘Bursche’ = britann. gwas, gallolat. uassus, Uasso-rix, Uassillus usw. und fot ‘Länge’ (t = d), wenn es zu lat. uastus ‘weit’ gehört. Wie verhalten sich dazu aber fascid ‘preßt’ (kymr. gwasgu), fann ‘schwach’ (kymr. gwan), fannall ‘Schwalbe’ (franz. vanneau ‘Kibitz’, aber kymr. [ 48 ]gwennol breton. gwenneli ‘Schwalbe’)? War in foss und fot zunächst nur da o für a einge­treten, wo palatale oder u‑farbige Konsonanz darauf folgte? Oder weist der Dsg fut zu fot eher auf altes u in diesem Wort?

a für o

77. 1. Zwischen f und palataler Konsonanz ist oft a für o ge­schrieben, aber ohne Konse­quenz, z. B. failsigud neben foilsigud ‘Erklärung’ zu follus ‘klar’, fair neben foir ‘auf ihn’ (Präp. for), fairggæ Sg 112 neben foirggæ 124 a 1, foirrce 67 b 9 ‘Meer’; fadirci Npl ‘sichtbar’ Ml 40 d 16 (Präp. fo).

78. 2. Das Verbalpräfix ro (ru) erscheint bisweilen als ra, wenn die nächste Silbe ein a enthält oder einst enthielt. So meist im proto­tonierten ro-lā- ‘setzen’ (§ 803), z. B. II pl Prät. ·ralsid Wb 15 a 1 aus *·ro-lāsid (doch III pl ·rolsat Ml 16 d 2), 1 sg Subj. ·ral Wb 7 a 4 usw.; ferner ·ragbtha Ml 35 b 24, proto­tonierte Form zu ro·gabtha ‘sind gesungen worden’ und ähnliches Ver­einzeltes; ·rab(a)e neben ·rob(a)e ‘ist gewesen’ ward durch andre Personen wie III pl ·rabatar neben ·robatar be­einflußt sein.

Auf gleiche Weise kann die Präposizion to- (tu‑) im Perf. ·tarat ‘hat gegeben’ (deutero­toniert do·rat), Pass. ·tardad (deuterot. do·ratad) zu ta geworden und von da ins Präsens ·tabir ‘gibt, bringt’ (deuterot. do·beir) über­tragen worden sein (§ 801, 11). Vgl. noch III sg ·tarla zu deutero­toniertem do·rala (aus ·rola, s. oben), targabál neben torgabál ‘Begehung’ zu do·ro-gaib ‘begeht’ (s. auch § 844). Ähnlich findet sich später belegt ·farggaib ‘hat gelassen’ (deuterot. fo·rácaib) u. a.

Dagegen andere ta· sind wohl anders zu deuten. So tar(a)isse neben tor(a)isse ‘fest, treu’, tar(a)issiu neben tor(a)issiu ‘Treue’, tar(a)isnech neben tor(a)isnech ‘treu’ usw. durch den Einfluß des be­deutungs­verwand­ten tairissem ‘Beharren’ (to-air-sessam). Ähnlich wohl tasgid ‘Nahrung’ Wb 29 a 13 neben toschid, Prät. do‑m·r‑oisech­tatar ‘haben mich genährt’, wo t(o)-ad- an die Stelle der älteren [ 49 ]Ver­bindung to-od‑ getreten scheint. Nach solchen Mustern wohl auch taiscélud Ml 90 c 1 neben sonstigem toscélud, Abstrak­tum zu do·scéul(a)i ‘erkundet’, tai­scéltai Npl ‘Kund­schafter’ Tur. 130.

Vereinzelter Vokalwechsel.

79. Er ist meist durch Ausgleichung ähnlicher Wörter hervor­gerufen, z. B.

deg- neben dag- ‘gut’ (§ 365), wie in deg-maini neben dag-moini ‘gute Schätze’, vgl. kymr. breton. da ‘gut’, gall. Dago-durnus Dago-marus, nach dech deg ‘bester’ (§ 374 f.).

mór (nie in Sg) neben már ‘groß’, gall. ‑marus, Maro‑, nach dem Kompa­rativ aus máu (§ 373).

nob·irpaid Wb 8 b 2, ro·airptha 8 c 12 (statt ·eirpthea) zu erb(a)id erp(a)id ‘er vertraut an’, im Anschluß an den Wechsel der Präpo­sizions­formen er- ir- air- (§ 817).

Auch der Dpl tilchaib Ml 14 a 9 neben telach ‘Hügel’ (später auch taulach tulach) erinnert an den Wechsel der Präposi­zionen ir- er- aur‑, id- ed- aud- (§ 816). Doch ist das Muster für das ältere Schwanken zwischen ‑el- und ‑il- viel­leicht eher in dem (später belegten) Dpl inchaib zu enech ‘Antlitz, Ehre’ zu suchen, wo es sich um den Wechsel der Präposi­zionen in- und en- handeln wird (§ 834).

Neben ·talla ‘nimmt weg’ (I sg Subj. ·tall Ml 58 c 6), wohl = to-alla, steht ·tella (III sg Prät. ma du-d·éll Wb 22 b 7), viel­leicht unter Einfluß alter Formen (mit tel‑) des starken Verbs tlen(a)id ‘nimmt weg’ (§ 546). Darnach erhält das homonyme ·tella ‘es gibt Raum für’ (§ 150 c) eine Nebenform ·talla, die gleich­falls als Kompo­situm to·alla aufgefaßt wird (du‑n-d·alla Ml 30 c 17).

Unklar ist mir der Komparativ duliu Ml 45 a 4, 106 b 6, Superl. dulem 14 d 7, 103 a 9 neben gewöhn­lichem diliu 58 d 16 und dilem Wb zu dil ‘teuer’.

Ebenso Dpl selib Tur. 91, sonst sale ‘Speichel’ (Dsg sailiu Thes. II 249,3), später auch saele, kymr. haliw, aus lat. saliua.

[ 50 ]treit ‘schnell, baldig’ Wb 9 d 6, trete ‘Schnelligkeit’ 18 c 6 gegen jüngeres trait traite Ml 104 b 5, 92 b 9 und später; dieses etwa nach (später belegtem) praipe “Schnellig­keit”?

Übergangsvokale nach haupttonigen Vokalen.

80. Jeder Konsonant hatte im Irischen je nach den um­gebenden, besonders den folgenden Vokalen eine besondere Aus­sprache und Klang­farbe ange­nommen, indem gewisse Elemente der Artiku­lazion der be­nachbar­ten Vokale in die der Konso­nanten herüber­genommen wurden (§ 153). Er behielt sie oft auch dann bei, wenn der infizie­rende Vokal schwand. Die ver­schiede­nen Färbungen der Konso­nanten kommen aber in der Schrift nicht un­mittelbar zum Ausdruck; wir können sie für die ältere Sprach­periode nur aus dem Einfluß konsta­tieren, den sie nun ihrer­seits auf be­nachbarte Vokale ausüben. Darum muß schon in diesem Abschnitt vorläufig von ihnen die Rede sein.

Die Erscheinungen sind für die Sprachgeschichte besonders wichtig, weil sie uns oft in den Stand setzen, den Vokalis­mus ver­schwunde­ner Endungen und Silben zu rekonstru­ieren.

81. Fürs Altirische lassen sich drei verschiedene Färbungen der Konso­nanten deutlich unter­scheiden:

  1. eine palatale oder i-Färbung,
  2. eine dunkle oder a-Färbung,
  3. eine u-Färbung.

Die modernen Dialekte kennen nur noch die beiden ersten; die u-Färbung ist mit der dunklen ver­schmolzen.

Ich bezeichne sie, wo nötig, durch einen kleinen Vokal hinter dem Kon­sonaten, z. B. lⁱ, lᵃ, lᵘ.

82. 1. a) Schließt ein palataler Konsonant oder eine palatale Kon­sonanten­gruppe eine haupt­tonige Silbe, so tritt hinter jeden Vokal oder Diftong außer ī̆, oí óe, aí áe ein Übergangs- oder Gleite­laut i. Er muß sehr hörbar gewesen sein, da er in der Schrift selten unbe[ 51 ]zeichnet bleibt. Aber er war kein voller Vokal; er bildete mit einem vorher­gehenden kurzen Vokal zusammen keine Länge (keinen eigent­lichen Diftong), sondern die Silbe blieb kurz.

Z. B. maith ‘gut’ für mathⁱ, clainde ‘der Kinder’ für clanⁱdⁱe, ainm ‘Name’ für anⁱmⁱ, láim Asg ‘Hand’ für μ, deich ‘zehn’ für dechⁱ, feist ‘Zeugnis’ für tesⁱtⁱ, léir ‘rüstig’ für ρ, céit G ‘hundert’ für kēdⁱ, béoil béiuil Npl von bél ‘Lippe’ (Ersatz­dehnungs-ē § 53), doirsib Dpl ‘Türen’ für dorⁱsⁱiβ, slóig ‘des Heeres’ für slōγ, luid ‘er ging’ für luδ, súil ‘Auge’ für λ, úaisliu ‘höher’ für úasⁱlⁱu.

Wo das i fehlt, kann man meist annehmen, daß ver­schiedene Formen desselben Wortes sich be­einflußt haben, viel­leicht nur in der Schrift, z. B. ro·cretset ‘sie haben geglaubt’ neben ro·creitset zur III sg ro·creti (wo t = dⁱ der folgenden Silbe angehört), sétche ‘der Gattin’ neben séitche zum N sétig. In Ml bleibt i hinter e und é, aber auch in andern Fällen nicht gar selten unge­schrieben, z. B. Dsg leth (für leith) ‘Seite’ 128 a 1, dia ǽs (für éis) ‘hinter ihm zurück’ 57 d 3, 72 b 17 usw.

b) Schließt eine haupttonige Silbe mit einem Vokal und beginnt die nächste mit einem palatalen Kon­sonanten, so wird bald ein i vor diesem ge­schrieben, bald nicht. Der Übergangs­laut muß also in der Silben­grenze viel weniger deutlich gewesen sein.

Z. B. mathi und maithi, pl zu maith, gudid und guidid ‘er bittet’, súli und súili ‘Augen’, flathem­nacht und flaithem­nacht ‘Herrscher­tum’. Am wenigsten häufig ist i nach e, z. B. neime ‘des Gifts’ Sg 112 a 1.

Vereinzelt findet sich ai für eⁱ geschrieben, z. B. corro·chraitea ‘auf daß er glaube’ Wb 12 c 33 statt ·chre(i)tea; tainid st. tenid ‘die Feuer’ Ml 96 c 11.

83. 2. Vor dunklen Konsonanten tritt im Alt­irischen kein Übergangs­vokal zu Tage, außer daß é zu ía wird (§ 51). Das a, das im Mittel­irischen hinter ĕ erscheint, ist erst einmal in Ml ge­schrieben: con-ru·sleachta ‘so daß sie gefällt worden sind’ 53 d 11 (und zweimal in [ 52 ]schwach­betonter Silbe: coíneas ‘der weint’ 102 a 23, ·erlad­aigear I sg Subj. ‘ich bereite’ 106 e 6).

Eigentümlich ist die – freilich sehr selten auftretende – Schrei­bung ei für e vor dunklen Konso­nanten: feir ‘Mann’ Asg, Gpl Wb 13 a 20, 22 c 10; teicht ‘Gang’ Thes. II 296,3. Sie erinnert an éi für é in Wb (§ 52).

84. 3. Vor u-farbigen Konsonanten schiebt sich nach ă ĕ ĭ ein u ein (nach e vor ch zuweilen dafür o) unter denselben Bedin­gungen, wie i vor palataler Konsonanz.

Z. B. daum für daμ, Dsg zu dam ‘Ochse’; maull, Dsg zu mall ‘langsam’; neuch neoch für nechᵘ, Dsg zu nech ‘jemand’; in·neuth, ar·neut sa ‘ich erwarte’ f. ·nethᵘ, ·netᵘ; do·biur ‘ich gebe’ f. ·biρ; fiuss ‘Wissen’ f. fissᵘ; ro·fiugrad ‘figuratum est’.

Gehört der u-farbige Konsonant der nächsten Silbe an, so fehlt u davor meist, z. B. firu, Apl zu fer ‘Mann’. Doch neben figor ‘figura’ Wb 18 c 10 auch fiugor Ml 45 a 3, ro·laumur ‘ich wage’ Wb 17 a 8 (III sg ro·laimethar).

Nach langen Vokalen erscheint dieser Übergangsvokal nie; nur tritt für das Ersatz­dehnungs-é in den § 53 verzeich­neten Fällen éu oder íu und für das andere é der Diftong ía ein (§ 51). Die u-Färbung des Konso­nanten hat sich hier früh verloren, s. § 169 b.

Die Vokale in schwachbetonten Silben.

Die Vokale der alten Endsilben.

85. Über die Schicksale der Vokale, die in den ursprüng­lichen Endsilben standen, läßt sich etwa das Folgende sagen.

Einzelne Probleme sind unten bei den Flexionsendungen be­sprochen.

1. ō in Endsilben scheint gemeinkeltisch zu ū geworden zu sein. So erscheint der lateini­sche Name Frontō auf einer galli­schen Inschrift als Frontu CIL XIII 1171, und nicht selten sind gallische Dative von o-Stämmen auf ‑u, z. B. Alisanu, [ 53 ]Magalu § 284. Kymr. lleidr ‘latro’, draig ‘dracō’, Sais ‘Engländer, Saxō weisen zunächst auf *latrī, *drakī, Sachsī, die regel­recht aus *latrū, *drakū, *Sachsu ent­standen waren.

Im Irischen finden wir erhaltenes oder aus der Konso­nanten­färbung zu er­schließen­des u außer im Nsg der u-Stämme (§ 327, 331) und im Dativ der o-Stämme in der I sg des Verbs, wie ·bíu ‘pflege zu sein’ = lat. fīō. Vor schließen­den Konso­nanten z. B. Vpl firu ‘Männer!’ aus *u̯irōs, I sg Deponens midiur ‘ich urteile’ lat. medeor (älter ‑ōr), siur lat. soror (‑ōr), auch Apl firu wohl idg. *u̯irōns. Über altes ‑ōm s. § 89. Aber auch sekundär gedehntes o scheint gleiches Schicksal gehabt zu haben, vgl. Nsg Núadu wohl aus ‑onts ‑ons ‑ōs § 325.

Ebenso wirkt die Dativendung der u-Stämme, gall. ‑ou, wie aus­lautendes ‑u (§ 310); aber der Genitiv, ursprüng­lich ‑ous, hat die Endung ‑o ‑a.

86. 2. Inwiefern ē hier, gleichwie in betonten Silben (§ 55), zu ī geworden war, ist nicht deutlich. Athir ‘Vater’, máthir ‘Mutter’ neben gr. πατήρ μήτηρ scheinen auf altes ‑īr aus ‑ēr zu weisen. Aber ‑ēs erhält sich als ‑e z. B. in der Imperativ­endung II sg Dep. ‑the (§ 569).

3. Kurzvokalige i-Diftonge (oi, ai, ei) wirken im Irischen wie i; s. den Npl der masku­linen o-Stämme § 285, den NAdu der ā-Stämme § 297, den Lokativ cinn ‘am Ende’ wohl aus *qennei § 247. Sie waren also, ähnlich wie im Lateini­schen, monofton­gisch geworden.

4. ŏ in Endsilben scheint schon im 5. Jahrhundert oder früher nach a zu neigen. Auf den Ogom­inschrif­ten endigt der Gsg der konsonan­tischen Stämme auf ‑as für ‑ŏs § 314; es ist zweifel­haft, ob ‑os in einzelnen Bei­spielen wie Saga­rettos Macal. 29 hierher oder zu den i-oder u-Stämmen gehört. Vgl. auch den Gpl tria-maqa-Mailagni ‘der drei Söhne des Mailán’ Macal. 17 und die Schrei­bung des Kom­posizions­vokals in Cunamagli 125, Cunagusos 139 u. a.

[ 54 ]In andern Silben scheint ŏ bewahrt, vgl. Biuai­donas 126, Netase­gamonas 208. 225 u. a., doch Ercaidana 174 (vgl. Nsg Hercaith Arm. 9 a 1).

87. Vor der Zeit unserer Glossen, auch der archa­ischen Denkmäler, sind starke Ver­änderun­gen der Endsilben einge­treten, indem viele ihrer Vokale verstummt sind, und zwar in folgendem Umfang:

1. Alle auslautenden Vokale, ob sie ursprünglich lang oder kurz oder aus Diftongen hervor­gegangen waren, sind in jeder Stellung außer nach i (§ 90) ge­schwunden:

z. B. fir Vsg ‘Mann!’ aus *u̯ire, berid ‘tragt!’ aus *bherete, ·bered Imperf. ‘er trug’ viel­leicht aus *bhereto, muir ‘Meer’ aus *mori, dér ‘Träne’ aus *dakru, túath ‘Volk’ urspr. *teuta, fiur Dsg zunächst für *u̯irū, fir Gsg zunächst für *u̯irī, sluind ‘bezeichne!’ zunächst wohl aus *slundī oder *slondī, car ‘liebe!’ aus *karā, mug Dsg ‘Knecht’ aus *mogou usw.

Das läßt darauf schließen, daß schon vor der all­gemeinen Kürzung der schwach­betonten Vokale (§ 41) die aus­lautenden Längen zu Kürzen geworden waren.

88. 2. Kurze Vokale vor den Konsonanten, die nach § 175 im absoluten Auslaut ver­stummen, sind gleich­falls ge­schwunden;

z. B. fer NAsg ‘Mann’ aus *u̯iros *u̯irom (*u̯iron), con ‘des Hunds’ aus *kunos, ·beir ‘er trägt’ aus *bheret, do·eim ‘du schützest’ wohl aus *·emes, car(a)it ‘Freunde’ aus *karantes, fiuss NAsg ‘Wissen’ aus *u̯issus *u̯issun, ·cren ‘er kauft’ aus *qrinat, sail ‘Weide’ aus *saliks, traig ‘Fuß’ aus *traget‑s, ·ain Subj. ‘er schütze’ aus *aneks‑t usw.

Aber vor den erhaltenen Konsonanten sind die Vokale geblieben, z. B. arch. ·tēgot, später ·tíagat ‘sie gehen’ aus *(s)teighont; as·ru-bart (arch. ·ru-bert) ‘hat gesagt’ aus *bhert; do·rósat ‘hat ge­schaffen’ für *·ro-od-sēdd *‑sem‑t.

89. 3. a) Lange Vokale vor ursprünglich aus­lautenden Konso­nanten sind als kurze Vokale erhalten;

z. B. túatha Npl ‘Völker’ aus *teutās, ·bera ‘er trage’ aus *bherāt lat. ferat, firu Vpl ‘Männer’ zunächst aus *u̯irūs, [ 55 ]oíntu ‘Einheit’ aus ‑tūt‑s, fla(i)thi Apl ‘Herr­schaften’ zunächst aus *u̯latīs (älter ‑ī̆ns), cuirthe ‘wirf!’ wohl aus ‑thēs, vgl. altind. ‑thāḥ, anm(a)e ‘des Namens’ aus ‑mēs ‑mens, siur ‘Schwester’ aus *su̯esōr ‑ūr.

In dieser Stellung waren die Vokale offenbar lang geblieben bis zu der Zeit, wo alle schwach­tonigen Vokale gekürzt wurden (§ 41).

b) Der Gpl aller nominalen Stämme, hat den Vokal verloren, z. B. fer ‘der Männer’ für *u̯irōm. Das weist darauf hin, daß vor dem aus­lauten­den Nasal lange Vokale gekürzt worden waren (wie in lat. duŏmuirŭm) und zwar vor dem Übergang von ō zu ū (§ 85); denn die Wort­formen deuten auf einen dunklen ge­schwunde­nen Vokal. Also war aus *u̯irōm keltisch *u̯irŏn geworden. Darnach muß man schließen, daß von den beiden Formen der I sg des Sub­junk­tivs, absolut bera, konjunkt. ·ber, nur die zweite die regel­mäßige Ent­wicklung von *bherā‑m (lat. feram) darstellt.

90. 4. Hinter i (sowohl konsonantischem als silbi­schem i oder ii̯, die im Irischen zusammen­fallen § 195) sind alle Endsilben, auch die sonst ge­schwunde­nen, erhalten und zwar er­scheinen:

i und u (beliebiger Herkunft) unverändert,

altes ŏ und auslautendes ā̆ als e (aber altes ā vor Kon­sonan­ten als ‑a wie § 89),

altes ĕ als i (‑ēs wohl als ‑e § 295)

z. B. aile m. f. ‘anderer ‑e’ aus *ali̯os *ali̯ā, caire ‘Makel’ aus *karii̯ā altkymr. cared, aili G m. n. aus *ali̯ī, D ailiu zunächst aus *ali̯u *ali̯ū, du(i)ni Vsg ‘Mensch’ aus *duni̯e; do·gniu ‘ich tue’ aus *·gnīi̯u *·gnēi̯ō, ·lécea III sg Subj. ‘er lasse’ aus ‑iāt (vgl. lat. fin‑iat.)

Man kann sich den Prozeß so denken, daß der i‑Laut vor a und o zu e gefärbt wurde und, wenn sie kurz waren, mit ihnen ver­schmolz (viel­leicht zunächst zu langem e), ebenso i mit u zum Diftong iu, mit altem ‑i und ‑e zu ‑ī. Schon auf Ogom-Inschrif­ten, die sonst aus­lautende Vokale bewahren, heißt der Gsg zum späteren aue (Stamm au̯io‑) ‘Großsohn’ stets avi, avvi, also [ 56 ]mit Kontrak­zion von ‑ii zu ‑i (ver­mutlich ī). Vgl. auch das betonte clé ‘links’ (wie kymr. cledd aus *klii̯os), D clíu (einsilbig), f. clí, wo die Länge der Vokale sich freilich auch nach § 42 b erklären ließe. Kaum weist der archa­ische Gsg nieth ‘nepotis’ (Annals of Ulster, a. 692) darauf hin, daß zunächst o und a hinter i zu e wurden; vgl. Ogom niotta § 75.

91. Über neuentwickelte Vokale in Endsilben vor r l n s. § 109.

Übergangsvokale vor auslautenden Vokalen.

92. a) Stehen auslautende a o u hinter palatalen Kon­sonanten, so wird meist ea eo iu geschrie­ben; es schiebt sich also ein palataler Übergangs­vokal ein. Z. B. aithrea Apl ‘Väter’ (mit ρ); toimseo (mit sⁱ) Gsg zu tomus ‘Maß’; ailich­thiu Apl ‘Ände­rungen’ (mit thⁱ).

Doch kann er, namentlich in einer weit von der haupt­tonigen getrenn­ten Silbe, auch fehlen, z. B. íarfaigtho ‘des Fragens’ Ml 24 b 10 neben íarfaich­theo 35 c 29, esséirgu Wb 13 b 26 neben esséirgiu 4 a 27 (mit γ), D von esséirge ‘Auf­erstehung’, didu neben didiu ‘also’ Wb.

93. b) Stehen ‑i und ‑e hinter dunkler Konsonanz, so tritt in den älteren Denk­mälern in der Regel kein Zwischen­vokal zu Tage. Daneben stellt sich schon in Wb bisweilen, kon­sequenter in den späteren Glossen ‑ai und ‑ae dafür ein.

So schreibt Wb cumachte ‘Macht’, Gsg cumachti (mit tᵃ), aber Ml cumachtae cumachtai; Wb cnámi (mit μ) NApl ‘Knochen’, Ml cnámai; dígle (mit λ Wb 17 d 2, aber díglae 4 c 21 und immer in Ml, Gsg zu dígal ‘Rache’.

94. c) Die spätere Entwicklung, daß solches ‑ae weiter zu ‑a, ‑eo ‑ea zu ‑e wird, zeigt sich zuweilen in Ml und nicht selten in Sg und andern Glossen.

Z. B. menma ‘Sinn’ Ml 53 c 18 neben menmae (in Wb menme); imda ‘zahlreich’ Sg (imdae Ml, imde Wb); suidigthe ‘des Setzens’ Sg 193 b 4, Karlsr. Beda 18 b 9 für [ 57 ]älteres suidig­theo ‑theo (ge­schrieben suidigtho Ml 111 c 4); do·foirnde ‘es be­zeichnet’ in Sg häufig statt do·foirndea.

Sammlung der Beispiele von ‑a aus ‑ae in Ml und Sg bei Strachan ZfCP. 4, 51. 477 f.

Das Verstummen des zweiten Lauts scheint zuerst dann ein­getreten zu sein, wenn sich eine Enklitika anhängte, so daß der Doppel­laut in den Inlaut kam. Hier kennt es schon Wb, z. B. in tain díagma-ni 3 a 15 ‘wenn wir gehen’ für díagmae ni.

Erst ganz vereinzelt findet sich ‑i für ‑(i)u und ‑a für ‑(a)i, z. B. Dsg duini für duiniu ‘Mensch’ § 282, ní·ruba ‘er kann nicht sein’ Sg 3 b 28 für ·rub(a)i.

95. d) ‑e und ‑i hinter andern Vokalen werden gleich­falls zu ‑ae (jünger ‑a) und ‑ai;

z. B. nuie (nuíe?) ‘neu’, Npl nuï Wb wird in Ml zu nuae nuai, im Kom­positum auch nua‑.

lie ‘Stein’ Wb, später liae, lïa Sg 67 b 12.

96. ‑o statt ‑u. Für aus­lautendes ‑u erscheint gelegent­lich ‑o, nament­lich nach e,

z. B. Apl dëo ‘Götter’ neben dëu, lëo und Iëu ‘bei ihnen’.

In a gnímo som Apl ‘seine Taten’ Wb 29 d 29 für gnímu wird das dunkle s von som das o erklären. Ähnlich ónd oín·ranndato són Sg 203 b 4. Vgl. auch § 97.

Schwachbetonte Vokale im Wortinnern.

97. Die kurzen schwachbetonten Vokale im Wort­innern stehen völlig unter dem Banne der sie um­gebenden Kon­sonanten und sind durch deren Färbung bestimmt.

Doch neigt ein ŏ in dieser Stellung, wie es auch ent­standen sein mag, stets zu u hin, so daß die Schrei­bung meistens schwankt. Daß schwächst­betontes o in u übergeht, zeigt sich in Wb nament­lich bei den vor­tonigen Verbal­präfixen ro no do fo, die gewöhn­lich zu ru nu du fu werden, wenn sie zwischen einer Partikel und dem Verb stehen; z. B. ro·prid­chissem ‘wir haben gepredigt’ [ 58 ]neben ma ru·pred­chisem ‘wenn..’; do·gniat ‘sie tun’, an-du·gniat ‘das, was sie tun’ usw. Später haben Aus­gleichun­gen statt­gefunden; z. B. ist in Wb II ru du überhaupt die gewöhn­liche Form der Partikeln.

Umgekehrt zeigt sich statt schwachbetontem u manchmal o, wenn vorher­gehende Silben o enthalten, z. B. ·molor ‘ich lobe’ Wb 14 c 18 statt ‑ur, lobro ‘schwächer’ 17 b 29 st. ‑u; i tossogod ‘im Anfang’ 24 c 17 st. tossugud, etarrogo ‘Wahl’ Sg. 205 b 1, sonst rogu ‘Wahl’.

Seltener wechselt schwachbetontes e und i, s. Beispiele im Folgenden.

Lange Vokale in schwachbetonten Silben werden wesent­lich wie die haupt­tonigen behandelt. Über das Ersatz­dehnungs-é s. § 53.

98. a) Schwachbetonte Vokale in ge­schlosse­nen Silben. Steht ein schwach­betonter kurzer Vokal, gleich­giltig welcher Herkunft, zwischen zwei zur gleichen Silbe gehörigen Konso­nanten, so gelten folgende Regeln:

1. zwischen zwei palatalen Konsonanten erscheint er in der Schrift als i, z. B. berid ‘er trägt’ (ρ–δ), su(i)digthir ‘wird gesetzt’ (δ–γⁱthⁱ–ρⁱ); ganz ausnahms­weise als e, z. B. soírfed ‘er wird befreien’ Wb 32 d 13 (fⁱ–δⁱ).

2. zwischen zwei dunklen als a, z. B. teglach ‘Haus­gesinde’ aus teg ‘Haus’ und slóg ‘Schar’, as·rubart ‘hat gesagt’ (βᵃ–rᵃtᵃ), apstal ‘apostolus’, (tᵃ–λᵃ), acaldam ‘Anrede’ (ggᵃ–lᵃdᵃ–μᵃ).

3. zwischen zwei u-farbigen als u, z. B. cumung (μᵘ–ŋᵘgᵘ), D von cumang ‘Vermögen’; ilur (λᵘ–ρ), D von ilar ‘Vielheit’; ausnahms­weise als o, z. B. aidbligod (γᵘ–δᵘ) ‘Intension’ Sg 216 a 3.

4. zwischen einem palatalen und einem dunklen Konso­nanten als e, z. B. tairem ‘Auf­zählung’ (ρ–μᵃ), sessed ‘sechster’ (sⁱ–δᵃ), ro·foilsi­gestar ‘hat erklärt’ (γⁱ–sᵃ). Über seltenes ea s. § 83.

5. zwischen einem dunklen und einem palatalen älter oft als i, daneben und später in der Regel als ai, z. B. [ 59 ]fodil fodail ‘Teil’ von fo und dáil, rethit rethait ‘sie laufen’ (thᵃdⁱ), æcilse æcaillse (Wb 22 e 20) G ‘der Kirche’ (gᵃlⁱ).

6. zwischen einem u-farbigen und einem palatalen als i oder ui, z. B. manchib manchuib Arm. (chᵘ–β), Dpl zu manach ‘Mönch’; cosmil cosmuil Wb ‘ähnlich’ (μ–λ); senmim senmuim Wb (μmⁱ), Dsg zu senim ‘Ton’.

7. zwischen einem palatalen und einem u-farbigen als iu, z. B. imniud–δ), Dsg zu imned ‘Leiden’; an­cretmiuchchᵘ), D zu an­cretmech ‘ungläubig’; archaisch u in ru·laimur ‘ich wage’ (μ–ρ) Wb I 17 c 21.

8. zwischen einem u-farbigen und einem dunklen als o oder u, z. B. figor fiugor ‘figura’ (γ–ρ), flechod fleuchud ‘Nässe, Regen’ (chᵘ–δ).

9. ebenso zwischen einem dunklen und einem u-farbigen, z. B. dénom dénum ‘Tun’ (ν–μ), ad·ágor ·águr ‘ich fürchte’ (γ–ρ), atrob atrub (tᵃρ–β), D zu atrab ‘Wohnung’.

In 8. und 9. dürfte sich früh eine mittlere (o-)Färbung bei beiden Kon­sonanten ein­gestellt haben.

99. b) Schwachbetonte Vokale in offenen Silben werden ähnlich behandelt wie in ge­schlosse­nen, nur ist die Schrei­bung schwanken­der. Sie er­scheinen

1. zwischen dunklen Konsonanten als a, z. B. ro·comalnada, ‘sind erfüllt worden’ (nᵃ–δ); auch wenn der nächste Konsonant sekundär u- oder o-Farbe an­genommen hat, z. B. to­glenamon ‘Anhängsel’ Sg 104 b 2 aus *‑glenamn (mit ‑μν) s. § 109. 171.

2. zwischen palatalen als i, selten als e, z. B. foilsi­gidir ‘er erklärt’ (sⁱ–γ–δ); tim­therecht ‘Bedienung’ Wb 13 b 28 neben tim­thirecht 10 d 17 (thⁱ–ρ).

3. zwischen u-farben als u, z. B. cruthugud ‘Gestaltung’ (thᵘ–γ).

4. zwischen palatalen und dunklen gewöhnlich als e, zuweilen als i, z. B. caillecha ‘Nonnen’ (lⁱchᵃ), forcetal forcital ‘Lehre’ (kⁱdᵃ), do·rolgida ‘sind verziehen worden’ Ml 32 c 15 neben do·rolgetha Wb 26 c 11 (γthᵃ, δ).

[ 60 ]5. zwischen dunklen und palatalen älter meist als i, dann als ai, daneben als a, z. B. con·oseiget ·oscaiget ‘sie bewegen’ (kᵃ–γⁱ); nos·comal­nithe ‘erfülle sie!’ Wb 30 a 1 (nᵃthⁱ) neben cía chomal­laide ‘obgleich ihr erfüllt’ Ml 95 c 3; forgare ‘Befehl’ Sg 161 b 12 (gᵃ–ρⁱ), sonst forgaire forngaire; mórate ‘die groß machen’ Wb 6 a 9 (ρdⁱ).

6. zwischen u-farbigen und palatalen als u oder ui, selten als i, z. B. cosmulius und cos­muilius ‘Ähnlich­keit, Gleichnis’ Wb (μ–λⁱ), ver­einzelt cosmilius 8 b 7; sochude und sochuide ‘Menge’ Wb (chᵘ–δⁱ) neben sochide Karlsr. Beda 32 b 3.

7. zwischen palatalen und u-farbigen als i, selten als iu, z. B. su(i)digud ‘Setzen’ (δ–γ), inuil­liugud ‘Sichern’ Ml 35 d 1 (lⁱ–γᵘ).

8. zwischen u-farbigen und dunklen und zwischen dunklen und u-farbigen meist als u, seltener als o, z. B. cétbutho Sg 25 b 7 (βthᵃ), Gsg zu cétbuith ‘Sinn’; dílgotho Wb 2 c 17 neben dílgudo dílgutha dílguda Ml (γthᵃ oder δᵃ), G zu dílgud ‘Vergebung'; ad­bartugud ‘Wider­stehen’ (tᵃ–γᵘ) Ml 26 b 20 neben ménogud ‘Hiatus’ (ν–γᵘ) Sg 40 b 8, manchmal mit Umfärbung der nächsten Silbe: immdogod (statt ‑gud) ‘Ver­mehrung’ Sg 216 b 3 (s. § 97). Der Unter­schied von 3. in der Färbung ging hier offenbar früh verloren.

100. Diese Regeln können gekreuzt werden:

a) dadurch, daß durchsichtige Komposita am Voka­lismus des Simplex fest­halten, z. B. for­loiscthe ‘igni exami­natus’ Ml 31 c 28 mit oi statt ai in schwach­toniger Silbe nach loiscthe ‘verbrannt’;

b) dadurch, daß der Vokalismus einer Wortform in eine andere ver­schleppt wird, was nament­lich in den jüngeren Texten hier und da geschieht, z. B. bindiusa Sg 23 a 3, Gsg zum N bindius ‘Wohlklang’, obschon s im Genitiv nie u-Färbung besessen hat.

101. Schwachbetonte Vokale hinter andern [ 61 ]Vokalen färben sich im all­gemeinen nach den die Silbe schließen­den Konso­nanten, werden also vor dunklen zu a, z. B. lïacc, Gsg zu lie ‘Stein’; deac(c) ‘der Zehnzahl’ § 389, Wb 15 b 1 noch déec; suad ‘des Weisen’ (su-u̯id‑). Vgl. die Flexion von bïad ‘Speise’, G biid biith, D biud.

Aber a vor palatalen Konsonanten hinter i sinkt nur zu e, z. B. bieid, auch bied ge­schrieben, ‘er wird sein’ aus *bïathⁱ (konjunkt ·bïa), III pl bieit biet; con·dïeig ‘er verlangt’ aus ·di-ṡaig (daneben con·daig mit dem Voka­lismus des Simplex); ïern Thes. I 2,15, Gsg zu ïarn ‘Eisen’. Vgl. Dsg lïeic ‘Stein’ § 320.

Später wird e wieder zu a, z. B. lieig ‘Arzt’, später liaig; híairn ‘des Eisens’. Doch auch liic neben liaic für lieic.

Synkope.

Sammlung von Beispielen bei Zimmer, Keltische Studien II (1884) p. 9 ff.

102. Kein Vorgang hat nächst dem Abfall vieler Endsilben das Aussehen der irischen Wörter mehr verändert als die Synkope der Mittel­silben. Ihr Gesetz lautet:

War nach dem § 87 f. besprochenen Schwund der Vokale der Endsilben ein Wort mehr als zwei­silbig, so fiel bei un­gestörter Ent­wicklung der Vokal der zweiten Silbe aus. Hatte es fünf oder mehr Silben, so scheint außerdem der Vokal der vierten Silbe ge­schwunden zu sein.

Die Regel gilt an sich sowohl für einfache Wörter als für feste Komposita. Diese heftige Redukzion der zweiten Silbe ist der Gegen­schlag der energi­schen Hervor­hebung der ersten (§ 34).

Z. B. námit ‘Feinde’, A náimtea für *námeta; céssath césad ‘Leiden’, G césto für *céssatho, coicsath ‘com-passio’; dligeth dliged ‘Gesetz’, dligthech ‘gesetz­lich’; díles ‘eigen’, dilse ‘Eigentüm­lichkeit’; follus ‘deutlich’, Npl foilsi, foil­sigidir ‘er macht deutlich’; tomus (to-mess) ‘Maß’, G toimseo; frecr(a)e ‘Antwort’ aus *frecare (frith-gaire); apstal [ 62 ]apostolus’; ad·cïat ‘sie sehen’, proto­toniert ·accat; toimtiu ‘Meinung’ (*to·métiu), aber airmitiu ‘Verehrung’ (*are-métiu)

sam(a)il ‘Gleichheit’, cosmil ‘ähnlich’ für *cossamil, aber écsamil ‘unähnlich’ für *écossamil, Npl écsamli für *écossamali (Silbe 2 und 4 ge­schwunden); ·tomnib­ther ‘es wird gemeint werden’ für *to-monibi­ther; centarach (*kenoter­ach) ‘dies­seitig’, Kom­parativ centarchu usw.

Über die Färbung der Konsonanten, die nach der Synkope auf­einander treffen, s. § 155.

Nur vor cht scheint der Vokal bewahrt geblieben zu sein, z. B. cumachte ‘Macht’, cumacht­ach ‘mächtig’.

Zweisilbiges ia wird durch die Synkope zu e, z. B. rïam ‘vor ihm’, remi ‘vor ihr’; no·bïad ‘er würde sein’, III pl no·betis für *bïatis. In dídenach dédenach ‘letzter’ zu dïad dëad ‘Ende’ ist die Länge wohl durch die Gestalt dí- bewirkt, die die Prä­posizion vor Kon­sonanten zu haben pflegt (§ 824).

103. Besonders auffällig ist die Synkope beim kom­ponierten Verb, wo die Betonung nach der § 35 f. gegebenen Regel wechselt. Da außerdem manche Präposi­zionen pro­klitisch eine andere Gestalt zeigen als im Kom­positum (§ 812 ff.), so entstehen oft sehr un­ähnliche Parallel­formen, z. B.

deuterotoniert as·berat, prototoniert ·epret ‘sie sagen’
» con·osna, » ·cumsana ‘er ruht’
» do·rósc(a)i, » ·derscaigi ‘zeichnet sich aus’ (de-ro-od-scochi)
» do·lug(a)i, » ·dílg(a)i ‘er verzeiht’
» do·róna, » ·derna ‘er tue’ (de-ro-gn.., zu do·gní ‘tut’) usw.

104. Solche Un­bequemlich­keiten, die durch die Synkope ver­ursacht waren, werden in unserer Periode noch in weitem Umfang ertragen; ein Zeichen, daß die Zeit der Synkope nicht allzuweit zurück­liegt, wie denn in der Tat die meisten Ogom-Inschrif­ten die Mittel­vokale noch zeigen. In vielen Fällen sind aber doch schon [ 63 ]Aus­gleichun­gen ein­getreten, welche die Regel durch­kreuzen:

a) Die Synkope unterbleibt häufig durch Einfluß einer andern Form, z. B. Gsg londassa statt *londsa nach dem N londas(s) ‘Grimm’; sochu­macht neben sochmacht ‘fähig’ nach eumachte ‘Vermögen’; foditiu ‘Erdulden’ aus *fo-détiu nach dem Simplex détiu.

105. b) Die Synkope trifft zwei sich folgende Silben (aus dem gleichen Grunde), z. B. ·tartsat ‘sie haben gegeben’ neben ·tartisset (*to-ro-ad-daisset) nach der deutero­tonierten Form do·ratsat; ·ragbtha aus *ro·gabatha nach deutero­toniertem ro·gabtha ‘sind gesungen worden’.

Besonders häufig rufen so ursprünglich zweisilbige Präposizionen Synkope der nächsten Silbe hervor, nach Analogie der ein­silbigen; z. B. ires(s) ‘Vertrauen’ (*iri(?)-ṡessa) hat in Wb und Ml den regel­mäßigen Gsg irisse, aber in Tur. irse; do·arrchet, tairrchét ‘ist prophe­zeit worden’ aus ·are-ró (= ro-fo)‑chét; timthi­recht ‘Bedienung’ Wb, aber tim­threcht Ml, oín-tim­threcht schon Wb 5 d 1 (to-imbi-to‑r..); ähnlich túailnge ‘Fähigkeit’ aus *to-fo-lunge zu túalang ‘fähig’. Vgl. auch Fedelm­theo neben Fedelmedo Arm. 16 b 1.2, G zum N Fedelmid.

106. c) Die Synkope tritt an unregelmäßiger Stelle auf. Wenn aus irgend einem Grund die Synkope der zweiten Silbe unter­bleibt, so wird in einem vier- oder mehr­silbigen Wort in der Regel der Vokal der dritten Silbe aus­geworfen; z. B. zu cumachtach ‘mächtig’ Dpl cumacht­gaib, Kompa­rativ cumacht­chu; indocbál inducbál ‘Ruhm, Glorie’ aus *ind-od-gabál (die zweite Silbe im Anschluß an tucbál tócbál ‘Erhebung’ bewahrt); ·tomontis Wb 12 d 21 III pl Prät. Subj. neben ·tomnitis ‘sie meinten’ nach deutero­toniertem *do·mentis; comoicse comaicse ‘Nähe’ zu comocus ‘nahe’ (die zweite Silbe durch das Simplex ocus acus ‘nahe’ gehalten); dúnattae ‘cas­trensis’ von dúnad (dúnath) 'Lager' mit Suffix ‑ade (das erste a durch das Stammwort gehalten).

[ 64 ]So wurde beim nominalen Kompositum stets der Kom­posizions­vokal syn­kopiert, auch wenn er in der dritten Silbe stand, z. B. húasal-lieig ‘Oberarzt’ Karlsr. Beda 35a1, theore­tisch aus *ōssel(l)o‑l...

107. Die zweite Silbe zweisilbiger Wörter bleibt von der Synkope unberührt. Eine Ausnahme macht foít ‘Sendung’ für *foídiuth, wo die zwei Dentale sich vereinigt haben (mit to‑: tooit). Ähnlich taít II pl Imper. ‘kommt!’ für *taitith oder taíthith (§ 588.809), ·tuit ‘er fällt’ für *·tuthuid (to-tud‑). Vgl. inlautend brotte ‘augen­blick­lich’ von brothad (brothath) ‘Augen­blick’ mit Suffix ‑ade, also theore­tisch = *brothath-ade.

Aber daneben heißt es z. B. ro·foíded ‘ist gesandt worden’ ohne Vokal­ausfall.

Entwicklung neuer Vokale.

108. Durch den Ausfall von Vokalen in Mittel- und Endsilben ist häufig ein Nasal oder r, l zwischen Kon­sonanten oder in den Auslaut hinter einem Kon­sonanten zu stehen gekommen. In dieser Stellung bewahren sie ihren konsonan­tischen Charakter dauernd nur:

1. wenn sie hinter gleichen Konsonanten stehen, oder n, m hinter Vokal + r, l, δ vgl. do·ar‑r-chet § 105, íarn ‘Eisen’ aus *īsarnon, form ‘auf mich’, salm ‘psalmus’, naidm ‘Ver­knüpfung’;

2. wenn der vorhergehende Konsonant nach § 122 ge­schwunden ist, z. B. áirme G ‘der Zahl’ aus *ad-rīme;

3. wenn die Nasale vor homorganen Medien stehen, z. B. frecnd(a)irc (zwei­silbig) ‘gegen­wärtig’ (frith-com-derc‑), ·fulngid ‘ihr erduldet’ neben deutero­toniertem fo·longid.

Über völligen Schwund des Nasals in solchen Fällen s. § 178.

109. In allen andern Fällen haben Nasale und Liquidae silbi­schen (vokali­schen) Charakter an­genommen, und sekundär hat sich dann vor ihnen ein neuer Vokal ent­wickelt, was nament­lich dann deutlich zutage tritt, wenn der ge­schwunde­ne Vokal hinter ihnen gestanden hatte.

[ 65 ]Z. B. domun, G domuin ‘Welt’ zunächst aus domn̥ (im N mit dunklem, im G mit palatalem ν), weiter aus ein silbigem *domn aus *domnos ‑as *domni, vgl. gall. Dubno‑; immainse Part. ‘verknüpft’ aus *immn̥se *imm-nasse, Verb im·naisc (imb(i)- wie eine ein­silbige Prä­posizion wirkend, § 105).

cétal ‘Gesang’ aus *cēddl̥ *cēddl, älter *kantlon (kymr. cathl); ac(c)aldam ‘Anrede’ aus *aggl̥dam *ad-glādam, Verb ad·gládathar; ecilse ecolso, G zu ecl(a)is ‘Kirche’ kymr. eglwys.

arathar, G arath(a)ir, ‘Pflug’ aus *arathr̥, älter *aratron *aratri (kymr. aradr); immormus immarmus ‘Sünde’ für *immr̥mus (imm-ro-mess); tabarthe ‘gegeben’ aus *tabr̥the *ta-brithe. Ebenso ist sonirte ‘Stärke’ (zu sonirt ‘stark’) zunächst aus *sonr̥te ent­wickelt, s. § 161.

Daß auch in den Endsilben diese Anaptyxe später fällt als die Synkope der Mittel­silben, zeigt der erhaltene Mittel­vokal in arathar, forcetal forcital ‘Lehre’ u. ähnl. Zur Zeit der Synkope war er Endsilben­vokal (*arathr, *forcetl), wurde also von der Synkope nicht betroffen. Diese Tatsache ist oft wertvoll, um zu bestimmen, welche alt­irischen Endsilben­vokale alt sind, welche hystero­gen.


Vokalkontrakzion.

110. Stießen in einem Wort, das nach der Synkope noch mehr als zwei­silbig war, zwei Vokale auf­einander, so ver­schmolzen sie oft zu einer Silbe. In unsern Texten sind nicht selten noch beide Formen neben­einander bezeugt, z. B. drei­silbiges loathar ‘Becken’ Sg 67 b 5 (= mittel­breton. louazr gr. λοετρόν) neben zwei­silbigem lóthor Sg 49 a 2, lóthur Karlsr. Beda 39 c 4; impuud Sg 202 b 8 neben impúd 106 b 10 ‘Umdrehung’ (imb-ṡoud), III sg Prät. Subj. ·impád (imb-ṡoad) Ml 122 a 14 erchoat und erchót ‘Schaden’ Ml, estoasc (‑ḟasc) und estósc ‘Aus­pressen’ ebend., óclach ‘Jüngling’ von óac ‘jung’.

Über die Gestalt der Präposizionen dí fo ro to vor Vokalen s. § 824. 829. 841. 844.

[ 66 ]Zweifelhaft ist, ob man im reduplizierten Futurstamm íss- (§ 657) zum Sub­junktiv ess- (ed‑s‑) ‘essen’ eine regel­rechte Kontrak­zion aus iess- zu sehen hat oder eine Anlehnung an íb- für iib‑, Futur­stamm zu ibid ‘trinkt’.

111. Auch in zweisilbigen Wörtern kann Kontrakzion statt­finden, wenn sie schwach betont sind; z. B. ein­silbiges dóib neben doaib ‘ihnen’, díb neben diib díib ‘von ihnen’, ein­silbiges léu neben lëu ‘bei ihnen’, dús aus du ḟius ‘um zu wissen’, zur Kon­junkzion erstarrt (§ 458). Ähnlich hólailiu Ml 80 a 2 für ó alailiu ‘durch einen gewissen’, mit kurzem Vokal fulailiu für fu alailiu 102 d 2; ó für ó‑a ‘durch seinen’ (§ 438), ós für ó as ‘seit er ist’ Wb 7 a 3; vgl. leléle für li aléle ‘beim andern’ Wb 16 c 24.

In der Poesie braucht daher ein schwachbetonter Anlauts­vokal hinter einem vokalisch aus­lautenden Wort nicht als Silbe zu zählen. Vgl. die Schrei­bung ar n‑oís rechto manetar (für im-manetar) ‘wir Leute des Gesetzes unter­einander’ Wb. 31 d 1. Aus solchen Stellun­gen stammt die Artikel­form na für inna § 462 f.

Etwas anderer Art ist alaile araile für ala aile (§ 480), wo der zweite Vokal haupt­tonig ist.

Spuren der Kontrakzion in vollbetonten zweisilbigen Wörtern zeigen sich erst ver­einzelt, z. B. lind te (d. i. ) ‘heißes Wasser’ Sg 102 a 2 für lind tee Leidener Prise. 65a; lon (d. i. lón) Ml 80 a 2, D zu loon loan ‘adeps’.


Zum Vokalismus der proklitischen Wörter.

Über die Quantität s. § 46.

112. 1. Umfärbung der Vokale.

a) Anlautendes e in proklitischen Wörtern ist zu a geworden, vgl. as- a ‘aus’ neben haupt­tonigem es(s)- (§ 826); acht ‘außer, nur’, gr. ἐκτός; ar vortonige Form der Präp. er (§ 817); am ‘ich bin’ als Kopula, aus idg. *esmi; a neutraler Artikel, wohl aus (s)eⁿ; vgl. auch a ‘sein’ Pron. poss. neben betontem § 438. 441.

Hat die erste Silbe a, so geht auch der Vokal der zweiten in a über: ala (in allen Kasus) vortonige Form von aile, G aili, ‘anderer’ (§ 480 f.), ata ‘welche sind’ [ 67 ](Endung sonst ‑te ‑de). Das erklärt viel­leicht auch, weshalb zu aith- (aus ate‑) die vortonige Form ad, zu air- (aus are‑) ar lautet ohne palatale Konsonanz (§ 817 f.). Vgl. relatives ara· § 487, 4.

Ähnlich la ‘bei’, vortonig für le § 836; nach ‘irgend ein’, vortonig für nech § 483.

Das vortonige in- (§ 834 B) aus en(i)- mag durch das betonte in- be­einflußt sein. Sonderbar ist aber is(s) ‘ist’, it ‘sind’ gegen alle übrigen Personen: am at as ammi adib ata § 772. Betonte Neben­formen fehlen hier. Hat auf die III Sg die konjunkte Form ‑id (§ 775) ein­gewirkt, so daß is im Gegensatz zum relativen as palatale Schluß­konsonanz erhielt, die sich dann auf die III pl übertrug?

b) ocus neben acus ‘und’ durch Einfluß des u-farbigen c = g). Danach auch zum voll­betonten Adjektiv acus (kymr. agos) ‘nahe’ eine Nebenform ocus.

c) Hinter f schwankt a nach o hinüber: far und for ‘euer’ § 437; aber auch umgekehrt Präp. far neben for ‘auf, über’ § 830.

d) e vor a, o geht vielfach in i über, z. B. ci as·bera ‘obgleich er sagt’ für ce; li‑a ‘bei seinem’ (Grundform le § 836); ci o fut ‘wie lange?’ für ce, cía § 453 ff.

So auch manchmal u für o, z. B. fu‑a ‘unter seinem’ neben fo‑a.

Über sonstiges u aus o s. § 97.

113. 2. Vokalschwund.

a) Es ist wahrscheinlich, daß die seit jeher pro­kliti­schen Wörter ihre Endvokale sehr viel früher ab­geworfen haben als die voll­betonten; vgl. do ‘dein’, wohl aus *tou̯’ § 443; ‑bo ‘er war’ (Kopula) aus bou̯’ neben boí (Verbum substant.) aus *bou̯e. Selbst reⁿ ‘vor’ aus *(p)risam’, *riṡan? (doch vgl. § 840). Im Einzel­fall ist es aber schwer nachzu­weisen.

Eine Anzahl mehrsilbiger Verbalpräfixe, die einst mehr selb­ständige Adverbien waren, hatten ihren Endvokal bewahrt wie die haupt­tonigen Wörter, bis zur Zeit, da sie pro­klitisch wurden. Dem Schwund der Endsilben [ 68 ]unter­lagen dann ihre Endvokale in der Proklise nicht. Als nun die Synkope des auf die haupt­tonige Silbe folgenden Vokals eintrat (§ 102), besaßen sie keine stark­betonte Silbe; die Folge war, daß sie ihre alte Endsilbe überhaupt nicht verloren. So cita· (§ 821) gr. κατά; remi· ‘vorher’ (§ 840) und die ähnlich ge­bildeten; cetu· ‘zuerst’ (§ 391. 396) gall. Cintu·.

114. b) Entstanden proklitische Gruppen von drei oder vier Silben, so wurden sie häufig durch Aus­stoßung der mittleren Vokale auf zwei reduziert, z. B. mainbed ‘wenn nicht wäre’ (Kopula) für ma-ni-bed, nirbo ‘ist nicht gewesen’ für ni-ro-bo, nirbtar ‘sind nicht gewesen’ für ni-ro-batar, armbad arbed ‘auf daß wäre’ für arim-bad, III pl airmdis ardis für arim-betis, cain ro·noíbad ‘ist er nicht geheiligt worden’ für ca-ni-ro· (§ 460), lasna ‘bei den’ für la-sinna, donaib arch. dundaib für du-ṡindaib (§ 462), comma·airic ‘so daß es paßt’ Ml 133 c 4 für co imma·airic (ähnlich Wb 5 d 37, 14 a 2), nimmalle Wb 17 d 2 für ní immalle ‘nicht zugleich’, cach-la sel für cach ala sel ‘je das eine Mal’ § 481, isna­naicci Wb 5 b 27 für is inn‑a n‑aicci ‘es ist in ihrer Nähe’ usw.


Die Konsonanten.


Lenierung der Konsonanten.

Pedereen, Aspirationen i Irsk, I (1897).

115. Lenierung (auch aspiratio, Aspirazion) nennen wir eine Ver­änderung der Konso­nanten, die ur­sprüng­lich durchweg auf einer Minderung der Energie bei ihrer Artiku­lazion beruhte. Sie trat sowohl im Inlaut als, bei engem Anschluß an ein vorher­gehendes Wort, im Anlaut auf (über die Fälle, wo sie hier erscheint, s. § 232 ff.). Sie ist älter als der Vokal­schwund in End- und Mittel­silben (§ 87 f., 102), denn sie setzt diese Vokale als noch bestehend voraus. Auf ihr Alter weist ferner, daß die britan­nischen Dialekte parallele Er­scheinun­gen bieten.

[ 69 ]116. Der Lenierung unterlagen:

a) alle einfachen Konsonanten zwischen Vokalen, sowie zwischen Vokal und oder v; auch aus­lautendes r nach Vokal.

b) alle Verschlußlaute und m, s, zwischen einem Vokal und l, r, n.

Über Verschlußlaute (d) vor m s. § 148b.

c) Im Neuirischen werden l, r, n hinter allen Konso­nanten außer s und r immer leniert ge­sprochen. Fürs Alt­irische ist diese Aus­sprache da, wo sie hinter lenierten Konso­nanten stehen, ohne weiteres anzu­nehmen. Aber auch hinter un­lenierten scheint sie bei r und l schon früh vorhanden gewesen zu sein. Das zeigen Formen wie cétal ‘Gesang’ aus *cēdl oder *cēddl (*kantlon) und lestar ‘Gefäß’ aus *lestr (*lestron), wo die erst sekundär vom vorher­gehenden un­lenierten Konso­nanten ge­trennten ‑l ‑r in der Schrift nie geminiert werden, also leniert sind.

Dagegen war n nach unleniertem m auch selber unleniert, s. § 329, 1.

117. d) Auch im Anfang von Konsonantengruppen er­scheinen neuirisch stets lenierte l und n, außer vor den Dentalen d, t, s, wo sie immer unleniert sind; ferner läßt die Schrei­bung noch erkennen, daß bis in neuere Zeit auch vor r un­lenierte Aus­sprache gegolten hat. Mit r, dessen Aus­sprache in neuerer Zeit große Ver­schiebun­gen erfahren hat, scheint es sich früher ähnlich verhalten zu haben: un­lenierte Aus­sprache vor d, t, s, n, l, lenierte vor andern Konso­nanten; nur daß in einzelnen Wörtern Spuren un­lenierter Aus­sprache vor g vorhanden sind (Pedersen, Aspira­tionen § 20 ff.).

Im Altirischen liegen die Verhältnisse mindestens für r anders. Die öftere Dehnung eines vorher­gehenden Vokals (§ 43) zeigt, daß es in alten, nicht erst durch Synkope ent­standenen Gruppen vor jedem un­lenierten Konso­nanten selber unleniert ge­sprochen wurde. Vgl. für rg die Schrei­bung as·óircc ‘schlägt’ Wb 11 a 11 (Stamm [ 70 ]org‑); für rk: árcae Ml 82 d 1, áirc 83 a 4 G u. A zu arc ‘Bundes­lade, arca’; für rb: nom·érpimm ‘ich vertraue mich an’ Wb 6 c 3 (Stamm erb‑); für rp: oín-chórp ‘ein Körper, corpus’ 12 a 12. Dazu die Beispiele für rd und rn § 43.

Bei l gibt es – vielleicht zufällig – keine deut­lichen Anzeichen un­lenierter Aus­sprache in alten Gruppen außer vor den Konso­nanten, wo sie auch heute noch erscheint (s. § 43. 133). Beispiele wie im·timc[h]élfam ‘wir werden umgeben’ Ml 24 a 7 zu im·timchella, collbe ‘Pfosten’ Wb 23 d 31 (später colbba), arnách·róllca ‘damit ihn nicht ver­schlucke’ Wb 14 d 21 zeigen nur so viel, daß die un­lenierte Aus­sprache des ursprüng­lich geminier­ten l nach der Synkope auch vor andern Konso­nanten bei­behalten wurde. Daß aber etwa in einem Worte wie olc(c) ‘böse’ das l im Gegensatz zu heute unleniert ge­sprochen wurde, läßt sich bis jetzt nicht direkt erweisen, nur aus der Analogie von r für eine gewisse Periode er­schließen.

Das Längezeichen in moirb Wb. 11 d 11 ist Schreibfehler. In dérchoiniud Wb 14 d 27 ‘Ver­zweiflung’ (vgl. deir­chointea 21 b 1) liegt eine Ver­tauschung von de-r(o)- mit dem Präfix de-ess-ro- vor.

118. Unleniert (radikal) blieben stets:

a) alle doppelten (gedehnten) Konsonanten, auch dann, wenn sie unmittel­bar neben andern Konso­nanten ihre Dehnung einbüßten (§ 140).

Ob alte ll, rr, nn, die durch Vokalsynkope hinter andere Konso­nanten zu stehen kamen, ihre un­lenierte Aus­sprache aufgaben, wie das Neu­irische vermuten läßt (§ 116c), ist für das Altirische nicht sicher auszu­machen; vgl. foichlid ‘sorgt!’ Ml 68 a 15 zu fu·cíallathar 114 b 3; do·foichred ‘er würde hinsetzen’ Sg 130 b 2 zu fo·cicherr ‘wird werfen’ Ml 87 d 6; arna·foircnea ‘daß er nicht endige’ Wb 20 b 13 zu for·cenna.

Daß sie vor andern Konsonanten unleniert blieben, zeigen obige ·róllca, im·timc[h]élfam (§ 117), ferner berrthar ‘er werde geschoren!’ u. a.

[ 71 ]b) die alten Gruppen ng (d. i. ŋg), nd, mb, sc, st (sp in Lehn­wörtern), ferner – wenig­stens im Mittel- und Neu­irischen – anlauten­des sm.

c) die Verschlußlaute nach r und l; t nach ch; b g nach dem aus z ent­standenen δ (§ 217); m nach r l n; n nach r, sofern die Gruppen schon vor der Vokal­synkope bestanden.

Über die Aussprache der ersten Laute r l in diesen Ver­bindungen s. § 117.


I. Lenierung der Verschlußlaute.

119. Die Verschlußlaute c, t (und p in Lehn­wörtern), g, d, b werden durch Lenierung zu den Spiranten ch, th, ph (= f), γ, δ, β, über deren Schrei­bung g, d, b § 27 zu ver­gleichen ist.

Die Geltung wird für ch, ph (= f), γ und β durch die heutige Aus­sprache noch direkt bezeugt.

ch ist heute bei dunkler Färbung (§ 153) der deutsche ach‑, bei palataler der deutsche ich-Laut.

γ (neuir. gh) bei dunkler Färbung der entsprechende stimm­hafte Spirant, bei palataler ähnlich deutschem j (neugriech. γ vor α und ι).

β (neuir. bh) lautet heute bei dunkler Färbung (engl, w), bei palataler v (engl. v).

th wird mindestens seit dem 11. Jahrhundert als bloßes h ge­sprochen. Daß dies für die ältere Zeit nicht gilt, zeigt nicht nur der häufige Wechsel in der Schrift mit d (= δ), sondern auch die Um­schrei­bung irischer Namen in alt­isländi­schen Quellen (s. Craigie, ZfCP 1, 439 ff.), z. B. Dufþakr = ir. Dubthach, Skíð = ir. Scíth, Kaðall = ir. Cathal, Kormlöð = ir. Gorm­flaith, vgl. angel­sächs. Maccbethu (Chronik a. 891) = ir. Macc Bethad (isl. Makbjóðr).

δ (neuir. dh) ist schon im Mittelalter mit γ zusammen­gefallen, lautet also, wo es nicht verstummt ist, γ und j. Für unsere Periode ist eine solche Aus­sprache schon dadurch ausge­schlossen, daß die Buch­staben d und g niemals ver­tauscht werden. Daß es ein stimm­hafter inter­dentaler Spirant war, zeigen alt­nordische Um­schreibun­gen wie Taðkr = ir. Tadc Tadg, Gilli­oðran (Schotte a. 1159) = Gilla Odrá(i)n, Ruðri = ir. Rúadri, Dungaðr = ir. Donnchad.

[ 72 ]120. In dieser Gestalt sind sie bewahrt:

a) Im Wortanlaut.

b) Intervokalisch hinter den haupttonigen Vokalen, z. B. bráthir ‘Bruder’ lat. frater, midiur ‘ich urteile’ gr. μέδομαι, sechitir ‘sie folgen’ lat. sequontur, tige ‘Häuser’ gr. τέγος.

Die ständige Ausnahme tuidecht ‘Kommen’ zu techt ‘Gehen’ ist durch den Einfluß des un­verwand­ten Verbs do·dechnid, proto­toniert ·tuidchid ‘ist gekommen’ bedingt. Der Gsg saído Thes. II 296,4 statt saítho mag durch den N saíd neben saíth ‘Mühsal’ hervor­gerufen sein. In den ver­einzelten Schreibun­gen cedardae Ml 111 c 9, 133 a 10 für cethardae ‘vier Dinge’, hódid, G zu úathad ‘Einzahl’, Sg 66 b 9 scheint eine Art Assimi­lation der beiden Spiranten statt­gefunden zu haben (viel­leicht nur in der Schrift); vgl. das umge­kehrte sen­atharthae ‘groß­väterlich’ Ml 99 b 8 für ·athardae. Ungenaue Schrei­bung liegt wohl vor in cuide Ml 123 d 3 für cuithe ‘puteus’, ídi 124 c 8, Dsg zu ithe ‘Essen’ (wo auch irriges Länge­zeichen).

c) Die Stimmlosen bleiben stimmlos hinter Konsonanten.

Nur vereinzelt kommen Ausgleichungen vor, z. B. pecdæ ‘Sünden’ Wb II 33 b 8, pecdachu Apl ‘sündige’ Ml 26 d 14 statt gewöhn­lichem pecthe pecthach mit dem d (δ), das sich in peccad ‘Sünde’ im Auslaut ent­wickelt hatte (§ 127).

121. In andern Stellungen ist der ursprüngliche Zustand mannig­faltig ver­schoben.

1. Es sind deutliche Spuren vorhanden, daß stimm­hafte Spiranten hinter stimm­losen Lauten stimmlos wurden, z. B. macthi ‘kindliche’ Wb 12 c 9, corpthi ‘körper­liche’ Ml 15 a 2, während sonst das Adjektiv­suffix ‑δe lautet (§ 348); fortchide ‘bedeckt’ Ml 29 d 14 zu for·tugim ‘ich bedecke’.

Aber meist ist durch Ausgleichung der stimmhafte Spirant wieder einge­drungen, z. B. in chorpdid Adv. ‘körper­lich’ Wb 27 a 12, neph-chorpde ‘un­körper­lich’ Sg 59 b 16; mucde ‘suinus’ Sg 37 b 9 zu mucc ‘Schwein’; fortgidiu Kompar. ‘bedeckter’ Ml 30 a 3.

[ 73 ]Aus diesem Schwanken erklärt sich wohl die völlige Ver­mischung ver­schiede­ner Verbal­stämme, die mit s an­lauteten und mit ch oder g schlossen. Vgl. todiusgud Wb 12 c 39 und todius­chud 8 a 4 ‘Wecken’, toschid 10 d 18 und tasgid 29 a 13 ‘Nähren’, do·coisgedar Sg 16 b 2 ‘er folgt’ neben dem Simplex ·sechethar. Das Schwanken überträgt sich auf andere Formen wie in­·choise­char ‘das be­zeichnet wird’ Sg 198 a 3 neben in·coissegar Ml 48 a 11.

Über δ hinter s s. § 136.

In Ml ist vereinzelt silbenanlautendes β auch hinter stimm­haften Konso­nanten zu f geworden: oín-chétfaid 53 b 20 (mit t = d), sonst immer cétbaid cétbuid ‘Sinn’ (cét-buith); find­fadach ‘selig’ 56 b 44 (find-beth-ach). Selbst im Wort­anlaut amal fid ‘gleich als wäre’ 34 b 11, 37 b 22 für bid. Vgl. hinter Vokal ciafa 36 a 32 für cía ba ‘obgleich du bist’.

Daß es sich nicht um Schreibfehler handelt, zeigt mittelir. cétfaid neuir. céadfaidh.

122. 2. Spiranten vor andern Konsonanten erleiden auch ver­schiedene Ver­änderun­gen:

a) In alten Gruppen sind die Spiranten ch, γ, δ zwischen einem Vokal und r, l, n ge­schwunden, ebenso th vor l und n; ein vorher­gehender kurzer Vokal wird dabei gedehnt. Für achr erscheint mit sonder­barer Umfärbung ér, wie das sichere Beispiel dér ‘Träne’ altbreton. dacr gr. δάκρυ got. tagr zeigt; dagegen altes aγr ist zu ár geworden, s. u. Für achl achn fehlen un­zweifel­hafte Belege; viel­leicht tál ‘Axt’ zu ahd. stahal ‘Stahl’, áil ‘passend, erwünscht’ aus *pak-li- zu got. fagrs ‘passend’ (oder aus *adli‑? vgl. adas ‘passend’).

Im übrigen vergleiche man z. B.

chρ: du·air-chér ‘ich habe losgekauft’ Arm. 186 a 1 aus *‑chechr, Prät. zu cren(a)id ‘er kauft’.

chλ: mu(i)nél ‘Hals’ kymr. mynwgl mwnwgl (mit g aus k), ·cúal(a)e ‘er hörte’ wohl aus *cochlou̯e *cuchlou̯e.

γρ: úar ‘kalt’ aus *ogr kymr. oer gall. Ogroni . . (Monats­name); ár ‘Nieder­lage’ aus *agr altbreton. air, vgl. gall. Uer-agri (gr. ἄγρα?).

[ 74 ]γλ: mál ‘Fürst’ (poet.) aus *magl, inschriftl. (Wales) G Magli, Seno-magli.

γν: ad·gén ‘ich erkannte’ aus *gegn, Prät. zu ·gnin; Broccán (Eigenname), inschriftl. Broccagni.

δρ: áram ‘Zahl’ von ad und rím ‘Zahl’.

δλ: fo·álagar ‘wird hingestreckt’ aus *ad-logar.

δν: húan ‘Leihen’ Ml 28 d 12 zu ·odar ‘wird geliehen’; áinsem ‘Anklage’ aus ad-ness‑.

thλ: cenél ‘Geschlecht’ aus *cenethl altkymr. cenetl; dál ‘Zusammen­kunft’ aus *dathl altkymr. datl.

thν: én ‘Vogel’ aus *ethn altbreton. etn.

Der Anlaut des zweiten Gliedes eines Kompositums wird oft wie ein Wort­anlaut (§ 120a) behandelt, z. B. fognam ‘Dienst’ zu fo·gní ‘er dient’ neben démon ‘Tun’ (de-gním); fo-chricc ‘Lohn’ und ähnliche. Auch in redupli­zierten Verbal­formen sind die Spiranten hinter der Redupli­kazions­silbe manchmal un­verändert, z. B. ro·cechladar ‘wird hören’ zu ·cluine­thar; ro·cechla­datar ‘sie haben gegraben’ zu cla(i)did ‘gräbt’.

In den Lautgruppen thρ βρ βλ bleiben die Spiranten auch im Wort­innern erhalten, z. B. críathar ‘Sieb’, críathraid ‘er durch­löchert wie ein Sieb’ aus *créthr‑, vgl. altkymr. cruitr mittel­breton. croezr; gabor gabur ‘Ziege’ altbreton. gabr kymr. gafr, vgl. die Ortsnamen Gabro-senti (Britan­nien), Gabro-magus (Noricum); mebol mebul ‘Schande’ kymr. mefl.

nel rn. 'Wolke' kann daher nicht auf *neßA. *nebhlos zurück- geführt werden.

123. b) Standen nach der Synkope die Spiranten vor andern Konso­nanten, so bemerkt man deutlich die Tendenz nach einer Aus­gleichung in dem Sinn, daß Stimmlose vor Stimm­haften stimmhaft werden und umgekehrt Stimm­hafte vor Stimm­losen stimmlos. Nur wird diese Neigung überaus oft dadurch gekreuzt, daß aus andern Formen die ursprüng­lichen Laute wieder ein­dringen, so daß die Schrei­bung ein und desselben Wortes häufig schwankt; z. B. adramail ‘dem Vater [ 75 ]ähnlich’ Wb 6 d 6 neben athramil 13 d 11, wo das th von athir ‘Vater’ resti­tuiert ist; daneben adthramli pl 9 a 14, 23 c 27, wo der Schreiber zwischen beiden Formen schwankt. So heißt der G und A sg zu adaig ‘Nacht’ (mit ‑g aus ‑ch § 127) in Ml bald aithche aithchi, bald aber aidche aidchi mit dem d des Nomi­nativs (in Arm. 18 b 1 umgekehrt aithgi mit dem g des Nomi­nativs). Das Negazions­präfix (§ 866) lautet in Wb vor Vokalen und stimm­haften Konso­nanten immer neb‑, dagegen vor stimm­losen häufig neph‑: neb­airitiu ‘Nicht-Annahme’, nebmarbtu ‘Un­sterblich­keit’, aber nephthóbe ‘Nicht-Beschnei­dung’, wofür freilich gelegent­lich auch nebthóbe 1 d 18 auftritt. Schon Wb II 33 b 5 schreibt aber umgekehrt neph­inotacht ‘Nicht-Eintreten’, und Ml und Sg kennen in jeder Stellung nur neph‑, z. B. nephdénum ‘Nicht-Tun’ Ml 23 c 20 für nebdénum Wb 5 c 23. Vgl. noch deph­thigim ‘ich streite’ Ml 21 a 2 neben III sg Imperf. no·deb­thaiged 19 c 13 von debuith ‘Streit’; ad·áichfer ‘ich werde fürchten’ Ml 68 c 17, ad·r‑áichsetar 80 d 4 neben ad·r‑áigsetar 124 b 6 ‘sie haben gefürch­tet’ zu ad·ágathar; ainmm­nichthe Sg 4 b 4 neben ainm­nigthe 197 b 10, G zu ainm(m)nigud ‘Benennung’, und viele ähnliche Fälle. Bei gewissen Präfixen herrscht schon in Wb völlige Verwir­rung, z. B. bei aith- t‑aith‑; vgl. aithgne ‘Erkennen’ 1 b 13 neben D aidgniu 1 c 15, taid­chricc 2 b 9 neben taith­chricc 4 b 16 ‘Rückkauf’.

Im einzelnen Fall ist nicht sicher zu entscheiden, wie weit das Schwanken rein graphisch war oder auf wechseln­der Aus­sprache beruhte. Doch ist un­zweifel­haft, daß durch solche Fälle eine gewisse Un­sicher­heit der Schreiber entstand, und daß die Genauig­keit der Spiranten­bezeich­nung darunter litt. Vgl. ver­einzelte Beispiele wie adchaib Wb 22 a 14, Dpl von athach ‘Windstoß’, wo der Spirant keinen Anlaß hatte, stimmhaft zu werden, so daß d hier wohl für ge­sproche­nes th steht. Umgekehrt com­díthnatha Wb 14 b 11, díthnad 14 b 15 (zweimal), wo der Schreiber, der sonst immer richtig dídnad ‘Tröstung’ schreibt (zu do·dona ‘er tröstet’), dreimal hinter einander th für δ gesetzt hat (com­díthnad auch Sg 90 a 7).

[ 76 ]Diese Assimilazion wird später fallen als die Entwick­lung des Endsilben­vokals in Wörtern wie arathar ‘Pflug’ aus *arathr (§ 109), da diese stimm­loses th bewahrt haben.

124. c) Erst einige Spuren zeigen unsere Denkmäler von der Redukzion der Laut­gruppe thch oder δch zu ch. Durch­geführt ist sie nur (vor n) in súaichnid (einmal súaignid) ‘wohl­bekannt’ aus *su-aith-chnid, ‑gnid. Sonst wird ver­einzelt in Wb prechite 5 a 5, ro·priched 23 a 3 geschrie­ben neben gewöhn­lichem predchid pridchid ‘er predigt’ und ähnliche Formen in Ml. Hier ferner tachur 34 d 20, taichur 115 d 9 neben taidchor ‘Rückkehr’ 117 b 5, 131 d 12; fris·tuichetar ‘sie traten entgegen’ 21 c 2, gewöhn­lich ·tuid­chetar. Durch­gedrungen war also diese Aus­sprache noch nicht.

Vereinzelt ist auch taibsiu Wb 6 d 6 für taidbsiu ‘Zeigen’ (mittel­irisch mit Meta­thesis taisbenad).

125. 3. Stehen Spiranten zwischen schwach­betonten Vokalen, so scheint auf den ersten Blick völlige Regel­losigkeit zu walten, indem stimmlose und stimm­hafte Spiranten häufig in demselben Wort oder Suffix wechseln, z. B. oirdnithe und oirdnide ‘ordiniert’, ·comal­nathar und ·comal­nadar ‘er erfüllt’, soínmiche und soínmige ‘Glück’ usw. Doch betrifft das Schwanken fast aus­schließ­lich Fälle, wo der stimmlose Spirant der ursprüng­liche ist. Die seltenen Ausnahmen erklären sich teils als Analogie­bildungen, wie cuimrecha ‘Fesseln’ Wb 23 a 5 neben cuimrega 27 c 36 (zu con·rig ‘bindet’) nach dem Singular cuimrech; teils sind es wohl ver­einzelte Ver­irrungen der Schreiber, wie humaithe ‘ehern’ Tur. 129 für gewöhn­liches humaide, cubaithiu ‘harmoni­scher’ Ml 145 b 3, Kompa­rativ von cubaid (com-fid).

126. Auch wo der stimmhafte Spirant an Stelle des stimm­losen erscheint, läßt sich oft an Be­einflus­sung durch andere Formen denken. So wenn zu comalnad comallad ‘Erfüllung’ (mit ‑d aus ‑th) der Gsg in Wb [ 77 ]comal­natha, in Ml aber comallada lautet, kann das d sehr wohl aus den andern Kasus über­tragen sein. Und man hat geglaubt, alle Fälle so erklären zu können. Doch gibt es Beispiele wie sechtmogo, G secht­mogat, ‘siebzig’ neben tricha trichat ‘dreißig’, die durchaus eine andere Erklärung verlangen. Aus solchen lassen sich folgende Regeln gewinnen, wenn auch vielfache Aus­gleichun­gen sie durch­kreuzen.

a) th wird zu δ, wenn es durch zwei oder mehr schwach­tonige Silben von der haupt­tonigen getrennt ist. Vgl. die Äquative (§ 369) suthain­idir dinnim­idir sonart­aidir erlam­aidir neben dénithir lérithir demnithir soirb­ithir (nur einmal soirbidir Ml 75 b 7). Oder die III sg Dep. bei den mit ‑ig- ab­geleite­ten Verben (§ 517) stets auf ‑idir ‑edar (Ausnahmen nur erbirig­ithir Ml 35 b 6, adamrig­ethar Wb 5 c 16); dagegen nach ein­silbigen Stämmen überwiegt ‑ithir ‑ethar, z. B. stets ·cluin­ethar ‘hört’ (6 Belege), ·ágathar (7) ‘fürchtet’ neben einem ·ágadar, midithir ·midethar (5) ‘urteilt’ neben einem midedar, und so fort.

b) Palatales und u‑farbiges ch wird überhaupt nach schwach­betontem Vokal zu γ, z. B. attligid ‘dankt!’, Abstr. attlugud atlugud, zu atluch­ethar (ad·tluch­ethar); du·é-cigi ‘er wird anblicken’ für redupli­ziertes ‑cichi; so auch obiges sechtmogo ‘siebzig’ für *secht­mochu. Eine Ausnahme wie soínmiche neben soinmige steht unter dem Einfluß des Stamm­worts soínmech ‘glücklich’.

c) Für dunkles ch sind der Beeinflussung entrücktere Beispiele schwer zu beschaffen; es scheint resistenz­fähiger zu sein. Sonderbar schwankt das Wort für ‘Tadeln’: cúrsachad neben cúrsagad Wb, cuúrsagad Arm., cúar­sachad Ml (auch in der ersten Silbe un­regel­mäßig).

Über f in dieser Stellung s. das Futurum § 634.

127. 4. Im Wortauslaut sind die beiden Klassen völlig vermengt. Der Grund mag zum Teil sein, daß einst je nach dem Anlaut des folgenden Worts die Natur des Spiranten ge­wechselt hat; auch die § 126 be­sproche­nen Er­scheinun­gen mögen einge­wirkt haben. Doch ist vom [ 78 ]ursprüng­lichen Ver­hältnis in unserer Periode nichts bewahrt. Vielmehr wird die Art des Spiranten wesent­lich durch seine Artiku­lazions­stelle und seine Färbung (§ 153 ff.) bestimmt, auf folgende Weise:

a) Der dunkle (a-farbige) gutturale Spirant erscheint fast immer als ‑ch geschrie­ben, gleich­viel ob er ursprüng­lich stimmhaft oder stimmlos war, z. B. iressach hiressach ‘gläubig’, Suffix gall. ‑āco- ‑ācā‑; teglach ‘Haus­gesinde’ von teg ‘Haus’ und slóg ‘Schar’. Selten sind Fälle wie coibdelag ‘verwandt, Verwandt­schaft’ Wb 9 c 82 neben coib­delach, éicndag ‘Schmähung’ Wb 1 c 6 neben écndach.

b) Bei palataler Färbung erscheint vorwiegend ‑g, obschon auch ‑ch vorkommt, z. B. Npl (h)iressig häufiger als iressich, teglig ‘des Haus­gesindes’. Doch auch atob·aich ‘es treibt euch’ Wb 9 c 20 neben gewöhn­lichem ·aig (lat. agere).

c) Für u-Färbung sind die Beispiele nicht häufig, ‑g scheint über ‑ch zu über­wiegen, z. B. Dsg teglug, errug zu errach ‘Frühling’, tossug neben tossuch zu tossach ‘Anfang’, deug (später auch deoch) ‘Trank’, G dige.

d) Für die dentalen Spiranten aller Färbungen tritt häufiger ‑d auf als ‑th, aber ohne Konse­quenz, z. B. peccad ‘Sünde’ weit häufiger als peccath (Wb 9 c 18), sluindid ‘er bezeich­net’ häufiger als sluindith (Endung idg. ‑ti), díltud ‘Verleug­nung’ gewöhn­licher als díltuth (Suffix ‑tu‑). Doch ver­einzelt auch umgekehrt ‑th für ‑d, z. B. búaith ‘Sieg’ Wb 11 a 7 neben sonstigem búaid, G búada (in haupt­toniger Silbe).

e) Für die labialen Spiranten steht fast ausnahmslos ‑b, nicht nur für altes β wie in atrab ‘Wohnung’ zu atreba (ad·treba) ‘wohnt’ oder im D pl u. du ‑ib, sondern auch in felsub ‘philo­sophus’, angraib ‘Muster, anti­graphum’. Ausnahmen sind sehr selten, wie oíph ‘Aussehen’ Wb und das damit zusammen­gesetzte cammaif camaiph ‘dennoch’ (§ 896) neben cammaib Wb 3 d 16 (camai 3 d 8).

Diese Regeln werden oft durchkreuzt, namentlich in ein­silbigen Wörtern, indem durch Aus­gleichung mit andern [ 79 ]Flexions­formen der etymo­logisch berech­tigte Laut resti­tuiert worden ist, z. B. mag ‘Feld’ zum Gsg maige, aber immach (d. i. iⁿ mag) ‘hinaus’, wo man den Zusammen­hang weniger fühlte. Ähnlich gewöhn­lich lóg ‘Lohn’, G lóge, doch auch lúach Sg 41 b 6; teg neben tech ‘Haus’, pl. tige; leth ‘Seite’ häufiger als led, G lethe; cath ‘Kampf’, G catha; maith ‘gut’ häufiger als maid, pl. ma(i)thi, und ähnliche. Auch zu oíph wird ein G *oífe gehört haben (mittel­irisch aber aíbe).


II. Lenierung der Dauerlaute s, (f), m, n, l, r.

128. 1. Leniertes s wird zunächst zum Hauchlaut h, der im Anlaut haupt­toniger Silben bis ins Neu­irische bewahrt geblieben ist. Über seine Schrei­bung s, s. § 231,7.

Im Inlaut zwischen Vokalen ist er geschwunden; doch wird er am Anfang eines zweiten Kom­posizions­gliedes manchmal wie anlautend behandelt. Ältere Beispiele sind fochith fochaid ‘Folter, Qual’ aus *fo·ṡagith, míathamle ‘Herrlich­keit’ von míad ‘Ehre’ und samail, wo nach der Synkope γ und δ durch das benach­barte h zu stimm­losem ch und th geworden sind; ebenso impuide ‘Umlagern’ aus imb-ṡuide u. ähnl. (§ 185). Auf die gleiche Behand­lung weisen Schrei­bungen wie deserc déserc Wb neben dearc Wb II 33 d 6 zu serc ‘Liebe’, vgl. comṡuidigud ‘Zusammen­setzung’ Sg.

Dagegen im einheitlichen Worte sind sichere Spuren des h nicht nachzu­weisen; es heißt pl tige ‘Häuser’ aus *tegesa, niemals *tiche. Es war also hier schon vor der Synkope verstummt. Über Spuren des aus­lautenden lenierten s s. § 241.

Daß in sl sr sn bei der Lenierung der zweite Laut stimmlos wurde (oder blieb?), zeigt díltud (neuir. diúltadh) ‘Verleug­nung’ aus *dí-ṡl(on)duth, wo d hinter einem solchen l zu t ver­schoben ist. Vgl. die Schrei­bungen der proto­tonierten Formen zu di·sruth­aigedar ‘deriuat’ von sruth ‘Bach’: dirrudi­geddar, dirui­digud, dirṡuidigud, alle in Sg, [ 80 ]bei deren Gestal­tung freilich die Anlehnung an suidigud ‘Setzen’ eine Rolle spielt. Über sl, sr, sn im Wort­innern s. § 150b. 215. 148a.

129. 2. Während unleniertes sv (su̯) zu s geworden ist (§ 201), erscheint es leniert als f (aus hv), woraus nach § 123. 127e weiter b (β) werden kann; z. B. siur ‘Schwester’ got. swistar, leniert fiur; sesser ‘sechs Leute’, aber mór-fesser ‘sieben Leute’, eigent­lich ‘große Sechszahl’; do·seinn ‘er treibt’ (Stamm su̯enn‑), Prät. do·sephainn (·sepfainn geschrie­ben Ml 36 d 17), Imperat. toibned Ml 44 a 13 (synko­piert aus *tophen­neth).

130. 3. Leniertes u̯ (v) im Anlaut ist verstummt. Da es unleniert hier zu f geworden ist, so entsteht ein Wechsel zwischen f und Schwund, z. B. unleniert fer ‘Mann’, leniert er (Grundform *u̯iros). Über die Schrei­bung der lenierten Formen s. § 231, 7.

Im Inlaut ist hinter haupttonigen Vokalen noch hie und da als u oder o erhalten, oft auch verstummt, s. § 202 ff.

131. 4. Leniertes m (μ, neuir. mh), heute meist mit leniertem b zusammen­gefallen, war früher ein nasa­lierter labialer Engelaut (§ 27), ein nasa­liertes v oder . So lehrt im 17. Jahrh. O’Molloy, Gram­matica Latino-Hibernica p. 30: mh sonat quod v digamma seu consonans, quasi elata tarnen per nares.

132. 5. Lenierte n, l, r (ν, λ, ρ) entsprechen, wie die modernen Mundarten zeigen, den n, l, r unserer Sprachen. Sind diese Konso­nanten unleniert, so nehmen sie eine viel energi­schere Aus­sprache an. Die Zunge wird gespannt, bei l und n der Zungen­rand fächer­artig ausge­breitet. Auch die übrigen Sprach­organe wie das Gaumen­segel scheinen viel inten­siver zu artiku­lieren. Zum schrift­lichen Ausdruck kommen diese Unter­schiede nicht oder höchstens dadurch, daß die unlenier­ten Laute oft als Geminaten geschrie­ben werden (§ 133).

[ 81 ]Der Umstand, daß in diesem Falle nicht die lenierten, sondern die un­lenierten Laute sich von der ursprüng­lichen Basis entfernt haben, erklärt wohl, weshalb die Bedingun­gen ihrer Lenierung nicht ganz dieselben sind wie bei den andern Lauten (§ 116c).


III. Dehnung der unlenierten Konsonanten.

133. Die unlenierten Laute scheinen nicht nur energi­scher, sondern auch länger geklungen zu haben als die lenierten und tun es in gewissen Stellun­gen noch in modernen Dialekten. Sie werden, auch wo sie nicht aus alten Geminaten hervor­gegangen sind, nicht selten doppelt geschrie­ben, z. B. locc ‘locus’ Wb 10 d 15, D lucc Wb 7 d 1 (häufiger loc luc), cumactte ‘Macht’ Wb 6 a 1 neben cumachte cumacte, erchi­sechttæ ‘des Mitleids’ Ml 120 a 5.

Zwar scheuen sich die Schreiber in der Regel, in un­lenierten Gruppen beide Konso­nanten zu ver­doppeln, wie einmal in cosscc ‘Zurecht­weisung’ Wb 9 a 23 geschehen ist; sie begnügen sich mit der Geminie­rung bald des ersten, bald des zweiten Buch­stabens:

Z. B. bessti ‘Bestien’ Wb 31 b 21, dussceu­lat (du·sceulat) ‘sie erfahren’ Ml 83 b 8, clainnd Wb 29 d 23, D zu cland ‘Kinder’ (G claindde 28 b 17), inntṡliuchto ‘des Verständ­nisses’ Sg 26 a 9, immbi ‘um ihn’ Wb 13 d 22, caimmse ‘camisia’ Sg 23 b 4, melltach Wb 9 d 17 neben meldach 4 c 19 ‘angenehm’, [de]chellt ‘Gewandung’ 27 b 16, foirrce ‘Weltmeer’ Sg 67 b 9 neben foirggæ 124 a 1, fairggæ 112.

mescc ‘betrunken’ Wb 28 b 24, serce ‘Liebe’ 4 b 10, olcc ‘böse’ 1 c 10, dob​·imchom­artt ‘es hat euch gezwungen’ 3 b 21, corpp ‘corpus’ 3 d 11, condeilgg G ‘der Ver­gleichung’ Sg 42 a 4, ardd ‘hoch’ 53 a 7, inddib ‘in ihnen’ 198 b 3, forbbart ‘Wachstum’ 52 a 8, anmman ‘der Namen’ 28 b 4, armma ‘Waffen’ Wb 22 d 11, ifurnn 13 c 26, iffirnn Sg 41 b 12, D u. G zu ifern ‘Hölle’.

Über die Dehnung kurzer Vokale vor solchen Gruppen s. § 43.

[ 82 ]

IV. Aufgeben der Lenierung.

134. a) Lenierte Geminaten gibt es nicht. Treffen durch Synkope zwei gleiche lenierte Konso­nanten zusammen, so werden sie zum ent­sprechen­den un­lenierten Doppel­laut, der sich nach § 139 ff. vereinfachen kann.

Unterscheiden sich die zusammentreffenden Konso­nanten nur dadurch, daß der eine stimmhaft, der andere stimmlos ist, so entsteht zunächst eine stimmlose Geminata.

Dieselben Resultate ergeben sich, wenn ein lenierter Konsonant sich mit einem homorga­nen un­lenierten Konso­nanten vereinigt.

Z. B. tecnate mit c = g(g), t = t(t) ‘zum Hause gehörig’ für *teγ’γnath’δe von teg ‘Haus’ und gnáth ‘gewohnt’; indnite ‘warte!’ für *ind-nith’the; nepuith (mit p = bb) ‘Nicht-Sein’ Ml 122 a 11 für *neβ’βuith (geschrie­ben nepbuith Wb 14 a 16, nebud 24 d 11), tairrchet ‘ist prophe­zeit worden’ (*t-aiρ’‑ρ’-chét).

·mitter ‘du urteilst’ für *miδ’ther (geschrieben ·midter Wb 1 c 10), foítir ‘wird geschickt’ für foíδ’thir, rubrícu für *ru·bríγ’chu Apl zu rubrígach ‘vorzüg­lich’, trócaire (auch neuir. trócaire) ‘Barm­herzig­keit’ für tróγ’chaire, túate ‘heidnisch, gentilis’ für túath’δe zu túath ‘Volk’, brotte ‘momentan’ Wb 15 c 6 von brothath (brothad) ‘Augen­blick’ mit Suffix ’δe.

marcír ‘Pferdekamm’ für *marc’chir, deuterotoniertes di·rósci ‘zeichnet sich aus’ aus *·rósc’chi neben proto­toniertem ·derscaigi (de-ro-od-scoch‑), lotar (t = dd) ‘sie gingen’ für *loδ-dar, nerta für *nert’tha, G zu nertath nertad ‘Stärkung’, ·gétte ‘ihr würdet stehlen’ für *gēdd’the, retae ‘welche laufen’ für *reth’d(a)e, ropia (p = bb) ‘euch wird sein’ für *ro·β’-bia (robia geschrie­ben Wb 21 c 17).

Die Schreiber befleißigen sich öfters einer etymologi­sierenden Schreib­weise, wie schon die obigen Beispiele ·midter nepbuith robia zeigen. Vgl. noch líthtai ‘festliche’ Ml 131 d 3 statt lítai für *líth’δ(a)i, rethae ‘welche laufen’ 68 b 10 (oben retae) usw.

[ 83 ]Doch mag im Kompositum oft auch in der Aus­sprache der Aus- und Anlaut wie bei im Satze zusammen­stoßenden selb­ständigen Wörtern behandelt worden sein (§ 231,3); so fledtigib Ml 86 b 5, Dpl zu fleteg Wb 11 d 16, ‘Haus (teg) zum Schmausen (fled)’, ithtige ‘Korn­häuser’ Ml 98 a 5 neben ítige (so, mit Länge­zeichen) 98 a 4. In Wb 6 a sind die Komposita von dag- ‘gut’, droch- ‘schlimm’ mit gním ‘Tat’ ab­wechselnd daggním droggním und dagním drogním ge­schrieben, dagegen in Ml drochom­airle ‘schlechter Rat (comairle)’ 23 c 7, 72 b 2 neben deg­comairle 54 d 17.

Auffallend ist g statt c in neuir. cloigeann ‘Schädel’ mittelir. clocenn, eigent­lich ‘Steinkopf’, aus cloch und cenn, vgl. kymr. pen-glog. Viel­leicht hat neuir. clog mittelir. cloc ‘Glocke’ (angel­sächs. clugge) auf die Aus­sprache einge­wirkt.

135. Eine konstante Ausnahme bildet die Laut­gruppe β’f, die immer f (nicht p) ergibt, z. B. atrefea ‘wird wohnen’ für *ad·treβ’fea Wb 30 b 18, Ml 36 a 19, 107 a 15 (ge­schrieben atrebea 35 b 24) zu atreba (ad·treba) ‘er wohnt’; con·tifea Ml 17 a 3 Fut. zu con·tibi ‘ve­rspottet’; doforbad si Wb 20 a 15 für dob·forbad ‘ihr seid heraus­geschnitten worden’.

Es mag f zur Zeit der Synkope in der Artikulazion β nicht genau ent­sprochen haben.

136. b) Ihre Lenierung verlieren th und δ nach l, n, s und vor s. Neben s wird δ außerdem stimmlos (t).

Z. B. ad·comaltar ‘wird verbunden’ Sg 148 b 9 aus *·coμλ’thaρ, accaldam acaltam ‘Anrede’ aus *aggλ’δaμ zu ad·gládathar ‘er redet an’, do·mointer ‘du meinst’ Wb 1 c 13 für ·moiν’ther, conde ‘caninus’ für *coν’δe, césto für *cés’tho G zu cés(s)ath césad ‘Leiden’, béste ‘sittlich’ für *bés’δe, baitsim ‘ich taufe’ zu baithis ‘Taufe’, ro·ráitsem ‘wir haben be­sprochen’ Augustin-Gl. 6 a 1 zu rádid.

Der Übergang zu t tritt auch manchmal bei engem Zusammen­schluß ver­schiede­ner Wörter ein, z. B. in chrut-so, in chrut-sin ‘auf diese Weise (cruth)’ Sg 211 b 4, 63 a 14, a buit-sem ‘sein Sein (buith)’ 216 b 2, tri-bar neb­congabthe­tit-si ‘durch eure Un­ent­haltsam­keit’ Wb 9 d 24 (für ‑tith), as [ 84 ]tech ‘das das Beste (dech) ist’ Ml 37 d 3, 73 a 10. Öfter jedoch unter­bleibt er, wenig­stens in der Schrift: in chruth so, sin; as dech usw.

Auch im einheitlichen Wort dringen zuweilen durch den Einfluß verwand­ter Formen th und δ vor s wieder ein, z. B. baithsed ‘Taufen’ Tur. 49, foíds‑i neben foíts‑i ‘er sandte ihn’ Arm. 18 b 1 (foídis ‘er sandte’). In diesem Fall findet gelegent­lich eine Assimi­lazion zu s(s) statt, vgl. fáissine ‘Prophe­zeiung’ Ml 25 b 6 neben häufi­gerem fáithsine, aber in Wb regel­recht fáitsine 30 d 23 (fáith ‘Prophet’); con·dositis ‘so daß sie fielen’ Wb 5 b 11 für *·dothsitis. So auch ro·cretsisi aus ·cretsid si ‘ihr habt geglaubt’ Wb 1 a 3, basamlid für bad samlid ‘es sei so’ 19 d 29.

Selten ist ähnliches in anderen Gruppen, wie génthir ‘es wird gehandelt werden’ Karlsr. Beda 44 b 3 (th nach n).

137. c) Lenierte n und l (ν, λ) werden unleniert vor t, d, s, n, r und hinter r, l, was sich bisweilen durch Doppel­schreibung verrät (§ 133). Für andere Stel­lungen und nament­lich für ähnlichen Wandel des ρ sind deutliche Zeugnisse in unseren Texten nicht vorhanden. Über die neu­irische Aus­sprache s. § 116.

Vgl. accomallte ‘verbunden’ Wb 5 b 25 zu ad·comla, cinnta Ml 62 d 5, Npl zu cin, A cinaid ‘Schuld’; illdai ‘des plurali­schen’ Ml 68 c 14 aus *iλ’δ(a)i; mad áill dúib ‘wenn es euch gefällig (áil) ist’ Wb 13 b 3; annse ‘schwierig’ 6 d 9 aus *aν’se zu asse ‘leicht’; fellsube ‘Philo­sophie’ 30 b 11; collnide 8 c 8, Adjektiv zu colin(n) ‘Fleisch’; dígallre ‘Gesund­heit’ 18 a 1 zu galar ‘Krankheit’; airnne ‘glandium’ Sg 49 b 17 vgl. kymr. eirin ‘Pflaumen’; comairlle ‘Rat’ Wb 16 c 12; ma no‑s·comal­nnamar ‘wenn wir sie erfüllen’ Cam. 38 b zu comlán ‘voll­ständig’ (Abstr. comallnad Wb 2 c 15).

Die unlenierte Form kann verschleppt werden, z. B. as·lennim Sg 173 a 4 neben as·lenaimm (= ·lenaimm) 54 a 8 ‘ich beschmut­ze’ im Anschluß an das proto­tonierte *éilnnim. Ähnlich erklärt man línn ‘Zahl’ neben lín, fínn ‘Wein’ neben fín aus dem [ 85 ]Akkusativ (oder neutralen Nominativ), wo vor den Anlaut des folgenden Wortes noch ein n trat (§ 238, 1), also eine Geminata entstand.

138. d) Erst durch vereinzelte Beispiele ist der Wandel von chth zu cht vertreten, z. B. ·digtith ‘ihr seid gegangen’ Wb 9 b 19, zunächst aus *dichthith (§ 121) zu ·dechuid ‘ist gegangen’; der­laichta ‘sind verziehen worden’ Wb II 33 b 8, proto­tonierte Form zu do·rolgetha Wb 26 c 11; cum­scaichte ‘bewegt’ Ml 33 b 2 für ‑scaichthe; moch­tratae ‘morgend­lich’ Ml 21 c 8, 79 c 7 für moch-thratae. In der großen Mehrzahl der Fälle ist chth (gth) noch un­verändert, und einige der erwähnten mögen nur ungenaue Schreibun­gen sein.

Doppelkonsonanten.

A. Vereinfachung der Doppelkonsonanten.

Sammlungen bei Pedersen, Aspirationen i Irsk p. 84 ff. (Wb); Zupitza, KZ. 36, 204 ff.; Strachan, ZfCP. 4, 478 ff.

139. Die Geminaten oder gedehnten Konsonanten sind in unserer Periode auf dem Wege zur Ver­ein­fachung oder Kürzung begriffen. Man ersieht das daraus, daß sie alle gelegent­lich einfach geschrie­ben werden; schon in den älteren Denk­mälern herrscht starkes Schwanken und zwar oft in einem und demselben Worte.

140. Im Allgemeinen kann man sagen, daß sie meist ver­einfacht sind vor und nach anderen Konso­nanten, z. B. hiresche ‘Gläubig­keit’ zu hiressach ‘gläubig’; ecne ‘Erkennt­nis’ (eg-gne), selten æccne (Wb 2 a 17); atlugud (ad‑t..) ‘Danken’, selten attlugud; guidmi ‘wir bitten’, coinmi ‘wir weinen’ neben beimmi ‘wir seien’, prid­chimmi ‘wir predigen’; colno, G zu colinn ‘Fleisch’.

141. Am häufigsten ist Doppelschreibung hinter kurzen haupt­tonigen Vokalen vor anderen Vokalen und auch im Auslaut, besonders bei den Dauer­lauten nn mm rr ll, in den jüngeren Quellen weniger konse­quent bei ss. Unter den Zeichen für Verschluß­laute scheint cc, tt etwas [ 86 ]häufiger für doppeltes k und t als für doppeltes g und d zu stehen, z. B. meist macc ‘Sohn’, Apl maccu, seltener mac und nur ver­einzelt macu; accaldam und acaldam (agg..) ‘Anrede’, attach und atach (att..) ‘Zuflucht, Bitte’; cretem (credd..) ‘Glaube’ viel häufiger als creittem; ·epil (ebb..) ‘stirbt’; fiuss fiss (Wb) und fius fis (Sg) ‘Wissen’; nessa, selten nesa ‘näher’. Auch bei den anderen Dauer­lauten ist aber im Auslaut einfache Schrei­bung nicht unerhört, z. B. trom (tróm) neben tromm ‘schwer’ (aber fast immer trummae ‘Schwere’), inn-on neben inn-onn ‘dorthin’; du·bber Arm. 17 a 2, Ml 77 d 3 neben do·berr ‘wird gebracht’.

142. Häufiger ist einfache Schreibung nach langen haupt­tonigen Vokalen, z. B. béim ‘Schlag’, pl. bémen neben béimmen bémmen; césad ‘Leiden’ häufiger als céssad; úail neben úaill, DAsg zu úall ‘Hochmut’; (h)ét häufiger als (h)étt ‘Eifer­sucht’ (tt = dd); (h)ícc und (h)íc ‘Heilung’, G (h)ícce und (h)íce (kk); ·rísa für rís sa Subj. ‘ich komme’.

In der Poesie können Wörter wie úall mit solchen auf einfache Liquida reimen.

143. Ebenso nach allen schwachbetonten Vokalen, besonders im Auslaut. Doch ist zu beachten, daß in den jüngeren Glossen mm und nn häufiger werden, indem sie mehr und mehr dazu dienen, un­lenierte m und n von lenierten zu unter­scheiden (§ 133), z. B. anmmann Sg für anman Wb ‘die Namen’. So auch, nament­lich in Sg, häufig gg dd bb für un­lenierte g d b.

Z. B. III pl auf ‑at ‑it (= ‑dd); follus ‘deutlich’ (foluss Sg 40 b 14); is ‘ist’, selten iss; ver­einzelt tairisem ‘Stehen’ neben häufigem tairissem; I sg Präs. auf ‑im viel häufiger als auf ‑imm; in·tinnscana ‘fängt an’ neben häufi­gerem in·tin(n)scanna; forcan forcen ‘Ende’, öfter forcenn; cona ‘daß nicht’ viel häufiger als conna; digaim ‘digamma’; ·eper neben ·eperr ‘wird gesagt’; díil, G zu díall ‘Dekli­nazion’.

Auch bei Zusammenrückung eines vortonigen Wortes mit einem haupt­tonigen, z. B. isamlid oft für is samlid [ 87 ]‘es ist so’, hituilsin für it tuil sin ‘in deinem Willen’ Ml 59 a 21, ocumtuch für oc cumtuch ‘beim Bau’ 131 c 8, coláa und colláa ‘bis zum Tag (láa)’ usw.

144. Im Anlaut eines Wortes, das vom Vorher gehenden in der Schrift getrennt ist, wird keine Geminata geschrie­ben (s. § 241).

B. Entstehung der Doppelkonsonanten.

145. Geminaten sind oft so entstanden, daß durch Kompo­sizion oder infolge von Vokal­ausfall zwei gleiche Konso­nanten zusammen­gestoßen sind, z. B. ataimet (add..) ‘sie gestehen zu’ (ad·daimet), cretid (credd..) ‘glaubt’ altind. śrad dadhāti, kymr. credu; sluinde ‘welche bezeich­nen’ aus *slundidde, cummasc ‘Vermi­schung’ (com-misc‑). Über un­lenierte Doppel­konsonan­ten aus zwei lenierten oder aus einem lenierten und einem un­lenierten s. § 134.

Stoßen gleichartige Laute zusammen, die sich nur durch Stimm­haftig­keit und Stimm­losig­keit unter­scheiden, so wird bei der Zusammen­rückung durch Synkope die Geminata stimmlos (§ 134); bei der Kompo­sizion ent­scheidet der Anlaut des zweiten Glieds, z. B. attach ‘Bitte’ mit tt (neuir. atach) aus *ad-tech, ecal ‘Angst’ mit gg (neu. ir. eagal) aus *ek(s)-gal.

Über Verdoppelung unlenierter einfacher Laute s. § 133.

Außerdem ist für Doppelkonsonanten folgender Ursprung nach­gewiesen:

I. Verschlußlaute.

146. 1. c(c) = kk

aus t (d) + c, z. B. freccor frecur (mit folgendem céill) ‘cultus’ aus fret- (frith‑) und cor; rucc(a)e (n. u. f.) ‘Scham’, eigent­lich ‘Röte’ aus rud‑k..

2. c(c) = gg

a) aus d (t) + g, z. B. uc(c)u ‘Wunsch’ für *ud-gu (vgl. ro-gu, to-gu); frecre (neuir. freagra) ‘Antwort’ aus freth- (frith‑) und gaire.

b) aus nc s. § 207.

[ 88 ]3. t(t) = dd

a) aus g (k) + d, z. B. etlae ‘Pönitenz’ aus ek(s)-dāl‑, eigent­lich ‘ohne Anteil (dáil) sein’.

b) aus zd s. § 217.

c) aus nt s. § 207.

4. p(p) = bb

a) aus d (t) + b, z. B. apaig (neuir. abaidh) ‘reif’ zu ad und bongid ‘erntet’; frepaid ‘Heilung’ aus frith- und buith.

b) aus g (k) + b, z. B. ·epir ‘sagt’ aus eg‑b.. ek(s)-b.. deutero­toniert as·beir.

147. Man hat vermutet, daß im Keltischen doppelte Verschluß­laute zuweilen aus einem Verschluß­laut + n ent­standen seien, gleichwie das fürs Germa­nische vielfach ange­nommen wird s. Stokes, Indogerm. Forsch. 2, 167 ff. = Trans­actions of the Philo­logical Society 1891–93 p. 297 ff.; Zupitza, KZ. 36, 233 ff. Doch ist bisher kein beweisen­des Beispiel aufge­funden worden, man müßte denn kelt. buggo- in altir. boc(c) neuir. bog neubreton. boug bouk ‘weich’ als solches gelten lassen, das ursprüng­lich ‘biegsam’ bedeutet haben und altind. bhugnaḥ ‘gebogen’ gleich­gesetzt werden könnte. Vgl. auch brecc ‘bunt’ (neuir. breac) aus *pr̥kno- (§ 219)? In ette itte neuir. eite ‘Schwung­feder, Flügel’, das man mit lat. pennā (*petnā) und deutsch ‘Fittich’ ver­glichen hat, wird die Geminata eher auf der Zusammen­rückung zweier Dentalen beruhen, zumal ir. én = altbreton. etn ‘Vogel’ die regel­mäßige Ent­wicklung von tn zeigt.

Was man einstweilen sagen kann, ist nur, daß irische Geminaten öfters solchen anderer Sprachen ent­sprechen, vgl. cacc ‘Exkrement’ gr. κάκκη, cnocc (neuir. cnoc) ‘Buckel, Hügel’ wohl zu altisländ. hnakke ahd. hnac angel­sächs. hnecca ‘Hinter­kopf’; grip gribb ‘rasch’ zu ahd. kripfan ‘rasch und wieder­holt wonach greifen’. Auch brat(t) ‘Decke, Mantel’ (vgl. kymr. brethyn ‘Tuch’) sieht wie eine Um­stellung des fest­ländi­schen drapp- (ital. drappo frz. drap usw.) aus.

Eine Diskrepanz zwischen Irisch und Britannisch besteht in bec(c) ‘klein’ (neuir. beag), das auf biggo- zurück­geht, neben kymr. bychan (breton. bihan), dessen ch auf kk weist; viel­leicht hat hier ein anderes Wort einge­wirkt, vgl. kymr. bach ‘klein’, bachgen ‘Knabe’. — Britann. map neukymr. mab ‘Sohn’ zeigt einfachen [ 89 ]Konso­nanten gegen ir. macc (neuir. mac); man vermutet in letzterem wohl mit Recht eine Ver­doppelung, wie sie Kose­wörter lieben.

Anmerkung. Wenn man die modernen Dialekte heran­zieht, um zu bestimmen, wo im Alt­irischen stimmlose, wo stimmhafte Geminaten gesprochen wurden, darf man nicht übersehen – was mitunter geschehen ist –, daß im schottischen Gälisch nach schwachbetonten Vokalen kk und gg in g zusammengefallen sind, gleichgültig ob sie ‑g oder ‑c geschrieben werden, z. B. seabhag ‘Habicht’ (neuir. seabhac), éirig ‘Buße’, minig ‘oft’, ionnraic (spr. ‑rig) ‘ehrbar’.

II. Nasale und Liquidae.

148. 1. nn

a) aus altem sn (ṡn) im Inlaut, z. B. bronn ‘des Bauchs’ aus *brusnos (§ 329, 2), as·roinnea ‘er entkomme’ aus ·ro-ṡnea (sni‑), lainn ‘gierig’ aus *lasni‑s, vgl. lat. lasciuus gr. λιλαίομαι (*λιλασι̯ομαι).

b) nd beginnt in der archaischen Periode sich in vor­tonigen Wörtchen zu nn zu assimi­lieren, vgl. den Artikel inna Cam. neben inda Philargyrius-Gl., Wb I 20 d 5, i snaib für *i-sndaib neben du-ndaib Cam. In Wb schon immer inna, donaib usw. Ähnlich in·árbenim ‘ich vertreibe’ Sg 146 b 10 (Abstr. indarb(a)e). Sonst ist nd vor Vokalen und im Auslaut in Wb stets erhalten. Erst in Ml tritt mehrfach die Schrei­bung n(n) dafür auf, nicht nur in tinnacul, älter tindnacul ‘Zuteilung’, sondern auch in chláinn 91 b 17, chlain 23 d 12 für chlaind (zu cland ‘Kinder’), conid für condid ‘so daß er ist’ usw. In Sg ver­einzelt: mascu­linni 67 a 17 für ‑lindi; wieder­holt in SP. Im Félire reimt altes nd mit Doppel­liquida, und in mittel­irischen Hand­schriften sind nd und nn gleich­bedeutend.

Das Fremdwort proinn Wb 28 c 20 (pronn 31 b 23) neben proind ‘prandium’ steht unter britanni­schem Einfluß.

149. 2. mm

a) aus sm im Inlaut, z. B. am ‘ich bin’ idg. *esmi; lomm ‘bloß’, viel­leicht ursprüng­lich ‘gerupft’ wie lat. plūma aus *plus-m..

[ 90 ]b) aus altem dm, z. B. ammus ‘Absicht’ aus ad und mess; réimm ‘Fahrt’ zu rédid ‘fährt’ (könnte auch d sm sein).

Über céimm ‘Schritt’ zu cingid ‘schreitet’ und ähnl. s. § 213.

c) aus mp, z. B. camm ‘krumm’, gr. καμπή ‘Biegung’, κάμπτειν, got. hamfs ‘ver­stümmelt’.

Andere sehen im Gsg caimb Annals of Ulster a. 747 eine alter­tümliche Schrei­bung und stellen das Wort zu den § 219 be­sproche­nen Fällen.

d) mb wird sich wohl ebenso verhalten wie nd (§ 148b); doch sind die Beispiele seltener. Die Präp. imb , archaisch noch vortonig in inp·auch ‘ago’ Philar­gyrius-Gl., heißt in Wb vortonig immer im(m)- imme . Da sie aber auch unter dem Akzent vor Konso­nanten oft zu im ver­einfacht ist (z. B. imthuge ‘Be­kleidung’ § 178), breitet sich im(m) statt imb auch sonst aus, z. B. imrádud neben imbrádud ‘Denken’, immech­trach neben imbech­trach ‘äußerlich’, timne neben timpne ‘Auftrag’, immunn ‘um uns’ usw. Die vor­tonigen Formen der Kopula ‘sein’ assimi­lieren ihr an­lautendes b häufig an einen vorher­gehenden Nasal, z. B. commimmis für co m bimmis ‘daß wir wären’. Fiad-cholum ‘Wildtaube (columbus)’ Sg 70 a 16, gleich­falls in schwach­betonter Silbe.

Sonst scheint mb bewahrt, z. B. cimbid ‘Gefangener’. Daß aber in Ml auch in solchen Fällen mm zu sprechen ist, zeigt die um­gekehrte Schre­ibung ambus 75 d 8 für ammus ‘Absicht’; vgl. débe mec 40 a 20 (für m bec) ‘eine kleine Spaltung’. In SP steht ammail mit darüber­geschrie­benem b für am-bail ‘Unheil’.

Gleichzeitig wird ng (d. i. ŋg) zu ŋŋ geworden sein (neuir. ŋ). In der Schrift tritt das nur insofern hervor, als in den jüngeren Denk­mälern nie mehr nc dafür geschrie­ben wird.

e) aus leniertem b + m (bei Synkope), z. B. gammai ‘capiamus’ Ml 32 a 4 zu ga(i)bid; vgl. adimmaicc Wb 9 a 13 für adib maicc ‘ihr seid Söhne’.

150. 3. ll

a) aus altem nl, z. B. ellach ‘Vereinigung’ aus *en-log (Verb in·loing).

[ 91 ]b) aus altem sl (ṡl) im Inlaut, z. B. coli ‘Haselstrauch’ ahd. hasal, vgl. lat. corylus; fuillecht(a)e ‘be­schmiert’ für fa-ṡlechte (Verb fo·slig).

c) aus lp, z. B. ·tella ·talla (§ 79) ‘es ist Raum, Möglich­keit vorhanden für’, litauisch telpù tèlpti ‘Raum worin haben’; coll ‘Verlust’ etwa zu lat. culpa?

d) aus altem ls, z. B. all ‘Fels’ wohl aus *palso‑, vgl. ahd. felis, felisa ‘Fels’.

e) aus altem ln, z. B. ad·ella ‘besucht’ aus *pelnā‑, vgl. gr. πίλναμαι, lat. appellere.

Junges, durch Synkope entstandenes ln ist in Wb und Sg immer bewahrt. In Ml fängt auch dieses an, in ll überzu­gehen, z. B. éillide ‘be­schmutzt’ für éilnithe (Verb as·lena); comallaid (Hs. commal­laid 106 a 2) für comalnaid ‘er erfüllt’ (comlán ‘voll­ständig’).

f) Für ld, ob alt oder sekundär, erscheint mittelirisch ll, z. B. meldach melltach ‘wonnig’ mittelir. mellach; maldacht ‘Fluch, male­dictum’ mittelir. mallacht. Auch dieser Übergang scheint in die Zeit von Ml zu fallen, wie die um­gekehrte Schrei­bung 63 d 15 zeigt: läse nad·reildisem ni ‘indem wir nicht be­schmutzt haben’ für ·réillisem aus ·r‑éilnisem.

151. 4. rr

a) aus altem nr, z. B. irrúnaib ‘in Geheimnissen’ aus *in rúnaib.

b) aus altem sr (ṡr) im Inlaut, z. B. dírrui­digath ‘deriuatio’ Sg 53 a 11 von und sruth ‘Bach’.

c) aus rp, z. B. serr ‘Sichel’ gr. ἅρπη lett. sirpe.

d) aus altem rs (auch rks, rts), z. B. forru ‘auf sie’ aus *for-su; orr- Sub­junktiv­stamm zu org(a)id ‘schlägt’ aus orks- ors- (§ 616); fo-cerr- Subj.-Stamm zu fo·ceird ‘wirft’ aus certs- cers‑.

III. ss.

152. Jedes s im altirischen In- und Auslaut ist älteres ss außer in den Ver­bindungen sc und st. Es entsteht

[ 92 ]a) aus altem ns (ms) s. § 209.

b) aus altem ts (ds), z. B. ress- Subjunktivstamm zu rethid ‘läuft’, mess- ebenso zu midithir ‘urteilt’, aslach ‘Ver­lockung’ (Verb ad·slig).

Über ss aus th-s, δ-s (nach der Synkope) s. § 136.

c) aus ks (gs) s. § 220.

d) aus ps s. § 225 d.

e) aus altem st zwischen Vokalen, z. B. ar·sis(s)edar ‘stützt sich auf’, t‑air-issedar ‘bleibt stehen’ zu lat. sistere, gr. ἱστάναι; glass ‘blau, grün’ gall. glastum ‘Waid’; is(s) ‘ist’ gr. ἐστί.

f) aus altem t-t, d-t (auch dh-t) im Wortinnern (nicht bei Kompo­sizion), z. B. ind-risse ‘inuasus’ aus *‑ret-tio- zu rethid ‘läuft’; fius(s) ‘Wissen’ aus *u̯id-tu‑; gessi ‘zu bitten’ aus *ghedh-ti‑, Part. necess. zu gu(i)did ‘bittet’, gr. ποθέω.

Färbung der Konsonanten.

153. Schon beim Vokalismus (§ 80 f.) ist erwähnt worden, daß in den modernen Dialekten jeder Konsonant zwei Varianten hat, indem er entweder i-farbig (palatal) oder dunkel klingt (neuirisch caol und leathan, ‘enge’ und ‘weite’ Aus­sprache genannt). Nur un­leniertes r scheint heute nie mehr palatal gefärbt zu sein. Ebenso wurde bemerkt, daß sich fürs Alt­irische aus dem Einfluß, den die Konso­nanten auf umgebende Vokale ausüben (§ 82 ff. 92 ff. 97 ff.), nicht nur diese beiden Färbungen, sondern noch eine dritte, die u-Färbung, sicher er­schließen läßt. Die jüngeren Denkmäler lassen diese Tatsachen deut­licher erkennen als die älteren, weil die charakte­risti­schen Übergangs­vokale in ihnen häufiger ge­schrieben werden.

Diese Färbungen spielen in der altirischen Grammatik eine überaus wichtige Rolle, indem z. B. die Nominal­flexion großen­teils nur im Wechsel der Färbung des End­konsonan­ten besteht.

Die i-Färbung oder palatale Aussprache beruht artikula­torisch vor­nehmlich auf der Hebung der Mittel­zunge nach vorn, etwa auch in der Ver­breite­rung der Lippen­spalte durch Aus[ 93 ]­einander­ziehen der Mund­winkel. Für die u-Färbung dürfen wir als charakte­ristisch annehmen a) die Rundung der Lippen, b) die Hebung der Hinter­zunge; daher finden wir sie besonders häufig bei labialen und guttu­ralen (velaren) Konso­nanten. Die dunkle oder a-Färbung stellt eine mittlere Lage dar. Natürlich können diese Artikula­zionen nur so weit vor­genommen werden, als die Haupt­artiku­lazion jedes Konso­nanten es zuläßt.

154. Für den Ursprung der drei Färbungen gilt die Haupt­regel, daß in alter Zeit, vor dem Schwund der Vokale der End- und Mittel­silben (§ 87 ff., 102 ff.), jeder Konsonant sich nach dem folgenden Vokal richtete, und zwar war er

a) palatal vor i- und e-Vokalen,
b) dunkel vor a- und o-Vokalen,
c) u-farbig vor u (auch vor u aus ō § 85).

Diese Färbung haben die Konsonanten im allgemeinen auch bei­behalten, wenn der Voka­lismus Änderun­gen erlitten hat, ins­besondere wenn die Vokale ge­schwunden und die Konso­nanten in den Silben­auslaut geraten sind. Z. B. hat NAsg fer ‘Mann’ dunkles ρ, weil einst ‑os ‑on (oder später ‑as ‑an) dahinter stand, GVsg fir palatales, weil die Endung einst ‑i und ‑e war, Dsg fiur u-farbiges, weil der Dativ früher auf ‑u aus­lautete, Nsg túath ‘Volk’ dunkles ‑th, weil am Schluß ‑a ge­schwunden ist.

Die dunkle Färbung kann gewissermaßen als die normale be­trachtet werden; es zeigen sie auch Konso­nanten, die unter dem Einfluß keines Vokals stehen (§ 157. 173).

Diese Hauptregel, daß jeder Konsonant nach dem ursprüng­lich folgenden Vokal gefärbt ist, wird aber durch eine Reihe von Ausnahmen durch­kreuzt.

1. Ausgleichung bei der Synkope.

155. Treffen infolge des Vokalschwundes (§ 102) zwei ver­schieden­farbige Konso­nanten an der Silben­grenze auf­einander, so nimmt die ganze Gruppe einheit­liche Färbung an. In der Regel gibt die Färbung des ersten [ 94 ]Konso­nanten den Ausschlag; nur wenn ein u-farbiger auf einen palatalen trifft, wird die ganze Gruppe palatal.

Z. B. dunkel + palatal wird dunkel: ·fodlat (mit δλ) ‘sie teilen’ neben deutero­toniertem fo·dálet (dᵃ–λⁱ);

palatal + dunkel wird palatal: aithrea (thⁱρⁱ) Apl ‘Väter’ aus *athera (thⁱ–ρᵃ);

palatal + u-farbig wird palatal: aingliu (gⁱλⁱ) Apl ‘Engel’ aus *angelu oder *angilu (gⁱ–λᵘ);

aber u-farbig + palatal wird palatal: foigde (γδⁱ) ‘Bettel’ aus *fo-gude zu gu(i)de ‘Bitte’ (gᵘ–δⁱ).

Wie u wirkt auch ō in Stammsilben, z. B. éitset (tⁱsⁱ) ‘sie sollen hören’ aus *ē-tō(i)sset (ar·túaissi ‘er hört zu’).

Die Erscheinung, daß nach Ausfall eines hellen Vokals der darauf­folgende Konsonant gewöhn­lich palatal wird, scheint über ihre natür­lichen Grenzen hinaus­getreten zu sein; vgl. ·dimea (mit μ) Ml 88 c 2 für *dí-ema, proto­tonierte Form zu do·ema ‘er schütze’; ·díllem (mit llᵃ) 106 c 4 für *dí-ellam neben do·ellam ‘decli­namus’. Hier beruht die Palatali­sierung auf keiner Kon­sonanten­assimila­zion. Oder soll man annehmen, daß einst ein Über­gangs­laut ges­prochen worden ist (*dii̯ema), und daß dieser nach der Synkope den folgenden Konso­nanten palatal färbte?

156. Diesen Ausgleichungsregeln entziehen sich häufig Komposita, in denen der erste Vokal des zweiten Kom­posizions­glieds nicht syn­kopiert ist, so daß es in seiner Gestalt dem Simplex ähnlich bleibt. Der an­lautende Konsonant des zweiten Glieds kann dann die Färbung des Simplex bei­behalten. Endet das erste Glied auf einen anders gefärbten Konso­nanten, so wird

a) entweder verschiedenfarbige Konsonanz geduldet, gleich wie wenn im Satze ver­schiede­ner Auslaut und Anlaut zusammen­treffen, z. B. taid-chur (δⁱchᵘ) ‘Rückkehr’, dag-theist (γᵃthⁱ) ‘gutes Zeugnis’;

b) oder die Färbung des ersten Konsonanten wird zugunsten der des folgenden aufge­geben, z. B. tadchor Ml 131 c 11, ath-maldachad statt aith-m.. ‘wieder­holtes Ver­fluchen’ 141 c 3.

Auf ähnliche Weise wird zuweilen außerhalb der Komposita der Auslaut schwach­betonter Wörtchen an den [ 95 ]folgenden Anlaut an­geglichen, z. B. adabaill Wb 3 b 7 für adib baill ‘ihr seid Glieder’, dinab gabálaib ‘von den Samm­lungen' 13 d 33 für dinaib, donabal­laib 12 b 2 für donaib ballaib ‘den Gliedern’.

Durch Ausbreitung solcher Formen ist der Auslaut mancher Wörter dieser Klasse völlig ins Schwanken geraten, z. B. ar neben air ‘denn’, in tan neben in tain ‘als, wenn’, fel neben fil feil ‘welcher ist’, und für arch. amail ‘wie’ erscheint in Wb Ml Sg amal.

Im Innern eines einheitlichen Wortes wird die Aus­glei­chungs­regel selten verletzt. Doch zeigen sich hie und da Fälle wie do·rolgetha ‘sind verziehen worden’ Wb 26 c 11, wo trotz des palatalen γ das davor­stehende λ die nicht­palatale Färbung von do·lugi beibehält.

2. Konsonantengruppen vor hellen Vokalen und vor u.

Sammlung bei Bergin, Contributions to the history of palatal­ization in Irish, Ériu III 50 ff. (auch Frei­burger Dissert. 1906).

157. a) Stand in alter Zeit (vor der Synkope und vor dem Schwund der Endsilben­vokale) eine Gruppe von zwei oder mehr verschie­denen Konso­nanten vor e- oder i-Vokalen, so hatte in der Regel nur der letzte Konsonant palatale Färbung an­genommen; die vorher­gehenden waren dunkel.

Kam die Gruppe durch Schwund des folgenden Vokals in den Silben­auslaut zu stehen, so wurde die ganze Gruppe palatal. Blieb aber der Vokal erhalten, so wurde die Gruppe später nach der Aus­glei­chungs­regel von § 155 ganz dunkel.

Z. B. zu serc ‘Liebe’ heißt der Dsg seirc (rⁱkⁱ) aus *serki, aber der G serce sercae (rᵃkᵃ); ebenso zu delb ‘Gestalt D deilb (λβⁱ), aber G delbe delbae (λβᵃ); so ainm ‘Name’, G anm(a)e; maidm ‘Brechen’, madm(a)e; Nsg orcun ‘Tötung’, A orcuin orcain (Silben­trennung r-g), aber G oircne (rg–ν), wo ursprüng­lich überall zwischen rg und n ein heller Vokal stand (über das u in orcun s. § 170 f.); [ 96 ]loscaid ‘er brennt’ (s‑k) neben loiscthe ‘verbrannt’ (sk‑th); do·adbadar ‘wird gezeigt’ (δ‑β), pl do·aidbdetar (δβ‑δ); cosnam ‘Er­streiten’ (com-snim); ingn(a)e engn(a)e ‘Erkennt­nis’ (Endung ‑e); Afraicc ‘Afrika’ usw.

So manchmal auch im Kompositum, aber mit Schwankun­gen (vgl. § 156). Aus for und cenn (D ciunn) bildet Ml richtig forcan ‘Ende’ 91 a 21, D forcunn 19 c 12 usw. mit dunklem rk; aber in forcenn Sg 28 b 19 usw. stoßen dunkles r und palatales k unver­mittelt auf­einander; im D foirciunn Sg 18 b 1 usw. hat sich die Färbung des Anlauts des zweiten Glieds auf den Auslaut des ersten über­tragen. Dagegen bei Synkope stets regel­recht ·foircnea ‘er beendigt’ (rk‑n).

158. Wenige Konsonantengruppen sind schon in früher Zeit ganz palatal geworden und können daher auch vor erhalte­nem Vokal palatale Färbung haben. In alten Bei­spielen sind so belegt die Gruppen mb, nd, ng, dc (= δg), ml, mr (= μλ, μρ), z. B. immbi ‘um ihn’, clainde ‘der Kinder’, daingen ‘fest’, do·bidcet ‘sie schießen’, cuimlin ‘gleiche Zahl’ Ml 47 c 3, cuimrech ‘Fessel’. Dazu nt im Fremdwort geinti ‘Heiden’ (neben genti).

Bei anderen Gruppen ist die Sachlage noch nicht klar. Wenn G bréthre DA bréthir zum N bríathar ‘Wort’ (= kymr. brwydr ‘Streit’) palatali­siertes thr zeigt, während es in nathrach G ‘der Schlange’ dunkle Färbung hat, so hat man daraus ge­schlossen, daß der vorher­gehende Vokal dabei mit­spreche; vgl. di-chlith dichlid ‘Ver­hehlung’. So könnte man auch den Dpl sleid­menaib ‘sputami­nibus’ Tur. 91 erklären, der einen Gsg sleidme er­schließen läßt, neben obigem madmae. Doch ist zu teidm ‘Pest’ der G tedmae im Félire durch den Reim gesichert. Umgekehrt zeigt díthrub ‘Einöde’ (frei ‘Wohnung’) keine palatale Konsonanz. Es ist möglich, daß hier alte Unter­schiede durch Aus­gleichun­gen allmälig verwischt worden sind. Ander­seits ist nicht völlig sicher, daß in nathrach das zweite a auf einen hellen Vokal zurück­geht, da der Nsg nathir (in unseren Texten nur in der Ver­schrei­bung naithr Tur. 129 [ 97 ]belegt, später nathair und naithir) auf keinen Fall lat. natrīx genau ent­spricht (‑īks ergäbe ‑i); das Wort ist wohl erst sekundär in die ch-Flexion geraten, s. § 319.

Oft ist auch die Palatalisierung bei andern Kon­sonanten­gruppen durch analogi­sche Anbildung ein­gedrungen, z. B. ainmnid ‘Nominativ’, ainmnigud ‘Nennen’ nach dem NA ainm ‘Name’; `ainbi Npl zu ainb ‘unwissend’. Oirbe­mandae ‘heredi­tarius’ Ml 48 b 10 steht viel­leicht für *oirb­mendae in halber Anlehnung an orbam, G orbaman, ‘Erbe’.

In Lehnwörtern wird die palatale Färbung auch sonst manchmal bei­behalten, z. B. airticuil ‘articuli’ Sg 212 b 14, aber N artocol artucol; esbicuil ‘scyphuli’ Wb 32 d 4.

159. Einfache l r n, vor denen ein Konsonant (nach § 122) ge­schwunden ist, wirken wie eine Konso­nantengruppe, vgl. gabálae, Gsg zu gabál ‘Nehmen’ (aus *gabaglā); so-scélae ‘Evan­gelium’, do·scéulai ‘er erkundet’ zu scél ‘Bericht’ kymr. chwedl; gínlait ‘werden hängen bleiben’, redupli­ziertes Futurum zu glen(a)id; áram ‘Zahl’, G áirme, aus ad·rím; éraic ‘Lösegeld’ (é- aus ek‑, eks- § 826); dénom dénum ‘Tun’ aus de·gním (das dunkle ν wird in den Gsg dénmo ver­schleppt); sinnchénae ‘Füchslein’ Sg 47 a 6 (‑eγν‑).

Die Ausnahme céle ‘Genosse, anderer’, D céliu (aus *keglii̯o‑, kymr. cilydd) mit palatalem λ ist durch aile ‘anderer’ be­einflußt; das deminu­tive laigéniu ‘minus­culus’ Sg 45 a 13 eine Augen­blicks­bildung zu laigin ‘kleiner’.

Dagegen Geminaten, die durch Assimilazion verschie­dener Konso­nanten ent­standen sind, wirken in der Regel nicht als Kon­sonanten­gruppe, z. B. as·roinnea ‘daß er entrinne’ Ml 31 a 2 (für ·ro-snea).

Den Gsg gremmae D gremmaim zu greim(m) ‘Zwang, Herr­schaft’ möchte ich als analo­gisch gebildet ansehen nach Wörtern wie anm(m)ae anm(m)aim zu ainm ‘Name’, mit denen es im Plural gremman laut­gesetz­lich in der Endung überein­stimmte.

160. Ein Unterschied wie der von áram und G áirme scheint sich auf den ersten Blick am besten durch die Annahme zu erklären, daß zur Zeit der Synkope der Konsonant vor r noch nicht ge­schwunden war. Entstand durch die Synkope zunächst [ 98 ]aδeμ, G aδρe, so wäre im letztern Fall δρ regel­recht palatal, im erstem (bei Ver­teilung auf zwei Silben) dunkel geworden, und nach dem Schwund des δ wäre ein palatales oder ein dunkles einfaches ρ übrig geblieben.

Aber gegen eine Form *aδρeμ nach der Synkope spricht, daß ein durch Synkope vor r, l, n tretender Konsonant niemals schwindet, vgl. z. B. adrad (= aδρaδ) ‘adoratio’. Auch air- für aith-ro- § 818 ist wohl analo­gische Bildung, zeigt ja jeden­falls keine Ersatz­dehnung. Alle Beispiele mit er­haltenen Konso­nanten auf analo­gische Restivtuzion zurück­zu­führen, geht nicht an. Da ander­seits ein frühes völliges Ver­stummen des δ die Form DA áraim statt *á(i)rim nicht erklären würde, scheint die Annahme geboten, daß im alten δρ zur Zeit der Synkope das erste Element bereits eine vom gewöhn­lichen δ ver­schiedene Aus­sprache hatte, die noch genügte, das folgende ρ dunkel zu färben, aber doch den baldigen Schwund vor­bereitete. Und ent­sprechend in den andern gleich­artigen Gruppen. Auf die frühe Redukzion des ersten Konso­nanten weist wohl die Ogom-Schrei­bung celi ‘des Genossen’ Macal. 106. 216 (später céli), dessen é freilich auch sonst nicht wie ein Ersatz­dehnungs-ē behandelt ist (§ 53).

161. War durch die Synkope ein r, l, n silbisch geworden (§ 109), so nahm es vor palatalen Konso­nanten palatale Färbung an und behielt sie in der Regel auch bei, nachdem sich ein Vokal vor ihm ent­wickelt hatte, z. B. énirte Wb ‘Schwäche’ (mit rⁱtⁱ zunächst aus *énr̥te (zu nert ‘Stärke’), du·aisilbi ‘schreibt zu’ aus *·assl̥bi (zu selb ‘Besitz’), ingain(n)te ‘Un­gewöhn­lich­keit’ aus *ingn(a)the zu ingnad ‘un­gewöhn­lich’. Aber in den jüngeren Glossen tritt häufig die dunkle Färbung ein, wie nach einer betonten Silbe, z. B. énartae Ml, tabartae ‘des Gebens’ Ml 73 b 8 neben tabairte 96 a 7, erdar­caigfes 89 b 4 neben erdair­cigidir ‘rühmt’ 28 b 15.

Eine halbe Angleichung an die Form mit dem Vokal hinter der Liquida ist der Npl coisnimi Wb 7 d 13 für *coisinmi aus *cosn̥mi (zu cosnam ‘Er­streiten’) neben cosnama 7 d 12, das sich ganz nach dem Singular richtet. Vgl. aitrib­thid ‘Bewohner’ zu atrab ‘Wohnen’ (Verb ad·treba).

[ 99 ]Bei Verben, bei denen dieselbe Silbe bald haupt­tonig, bald schwach betont ist, entsteht oft Ver­wirrung; z. B. betontes fritamm·oirci ‘du be­leidigst mich’ Ml 44 b 26 neben regel­rechtem fris·orcai 44 b 31. Umgekehrt mit enkliti­schem Verbal­stamm Imperat. frith­orcaid 114 a 9 neben fridoirced Wb 14 a 27. Vgl. deirbbæ Sg 66 b 15, G f. zu derb ‘sicher’, nach dem gleich darauf folgenden indeirbbæ.

Ähnliche Ausgleichungen sind wohl libuir ‘des Buchs’ für *libir aus *liβρ nach dem N lebor lebur; lestair ‘des Gefäßes’ für *leistir aus *lestρ nach N lestar.

162. Die Lautgruppe cht bleibt auch dunkel, wenn sie in den Silben­auslaut zu stehen kommt, ist also überhaupt der Palatali­sierung un­zugäng­lich, z. B. secht (neuir seacht) ‘sieben’ gegen deich ‘zehn’; deacht, DAsg zu deacht ‘Gottheit’ (f. ā-Stamm), G deachte deachtae. Zu der Ausnahme boicht s. § 352.

163. Konsonantengruppen im Wortanlaut werden wohl der Palatali­sierung ganz zugäng­lich gewesen sein, wenn es auch die Schrift nicht erkennen läßt. Im Neu­irischen sind, außer sp- sb- in Lehn­wörtern, an­lautende sm- und sr- vor hellen Vokalen nicht palatal. Doch dürfte das eine spätere Änderung sein.

Ebenso sekundär ist späteres craide croide (mit dunklem er‑) für altir. cride ‘Herz’; nach crú ‘Blut’?

164. b) Das Verhalten der u-Färbung in ähnlichen Fällen genau zu bestimmen, genügen die Beispiele nicht. Die Dative salm, folt, corp, recht (§ 277. 307) scheinen zu zeigen, daß auch im Silben­auslaut nach betontem Vokal die u-Färbung meist der dunklen wich. Doch ist rt nach hellen Vokalen u-farbig, z. B. Dsg neurt zu nert ‘Kraft’; später belegt fiurt ‘Wunder, uirtus’ (Apl immer firtu), vgl. auch spiurt ‘spiritus’; aber Dsg terc § 351. So cht nach i, z. B. riucht Dsg ‘Gestalt’, vgl. mliuchtae ‘milchend’ Ml 100 b 15 neben mlichtae 100 b 20. Vgl. auch § 307.

Nach schwachbetontem Vokal ist das Siegen der u-Färbung deutlich in do·imm-urc ‘ich beenge’ (org‑), [ 100 ]fris'com-urt 'habe verletzt' (aber as'com-ort), as'ru-burt 'ich habe gesagt' (Stamm bert-); Dsg ifurnn 'Hölle' Wb 13c26, Ml 130 b 6, iffiurn 23 a 5; coindeulc coindeulgg Dsg 'Ver- gleichung' Sg 3 b 1,25 b 2. Für die Mittelsilben vgl. irdorcu irdurcu Wb 'klarer', aber erdarcu Ml; sonortu Wb 'stärker' gegen sonartu Ml.

3. Depalatalisierung.

165. Die Labialen b, p, f, m (nebst mh) und die Gutturalen <?, c, ch (nebst ng) zeigen im Silbenanlaut keine Palatalisierung, wenn ihnen ä oder ein u- oder o- Vokal (auch ita) vorausgeht, z. B. 'rubai, prototonierte Form zu ro'bi 'kann sein'; öbar üabar 'Geflunker' (Adj. hüaibrech); opair Dsg 'Werk' aus lat. opera; ad'opuir 'er opfert' C'od-beir); cnämai, Npl zu cnäim 'Knochen'; trummae 'Schwere' (Suffix -e); ad'dgafhar 'er fürchtet' (Passiv 'digther); ruccae 'Schande'; dochn (statt *dochiu), Komparativ zu doick 'wahrscheinlich'; nngae 'uncia'.

Der Verbalstamm uc(c)- (§ 801) nach der i-Flexion sollte darnach dunkles c (= g) haben vor erhaltenem, palatales vor ge- schwundenem Vokal; doch herrscht durch die ganze Flexion Schwanken, z. B. III sg -uicci neben -uccai, Prät. -uc neben -uic, pl -ucsat neben -uicset. Ahnlich do'luigi und do'lugai c verzeiht do'tluichethar 'verlangt' neben I pl do'tlucham usw. Muimme 'Pflegemutter' hat palatale Konsonanz vielleicht nach aite 'Pflege- vater'.

Archaisch scheint, soweit der Vokalismus Schlüsse erlaubt, die Umfärbung noch nicht vollzogen, z. B. fugell 'Prozeß' Wb I 9 c 5 gegen fugall Wb 9 c 4, toceth 'Glück' Philargyrius-Gl., später tocad.

Aber auch später finden sich ein par schwer erklärliche Ausnahmen. So lautet das Wort für 'Eid' in Ml regelrecht higae, aber nicht nur in Wb luige, wo etwa eine Altertümlichkeit vorliegen könnte, sondern auch neuir. luighe und in Ml selber einmal Dsg comhigiu 44 b 5 neben comlugu 44 d 30. Immer palatale Konsonanz scheint nach späteren Belegen clu(i)che (n. ?'o-Stamm) 'Spiel' zu haben, vgl. chiichech 'spielend' Sg, 'eluichigedar 'spielt' Ml; und doch liegt arclich 'wehrt ab', con'clich [ 101 ]'springt' (Abstr. irchlige, später belegt cuclaige u. eineiige) etwas zu weit ab, als daß man Beeinflussung von dieser Seite annehmen möchte. Ein Gsg suibi erscheint Ml 47 d 2 zum Nsg subee MubeF, D subu. Vgl. cuicce c zu ihr' Wb neben eucae Sg (§ 43^). Da alle diese Beispiele ein u in der vorhergehenden Silbe zeigen, könnte man vermuten, daß etwa dialektisch hier die Depalatalisierung unterblieb; doch fehlt einstweilen eine Bestätigung aus den modernen Dialekten.

Poetisches äige statt ctgae 'Stütze' kann dagegen Archaismus sein.

166. Im Anlaut schwachbetonter Silben, die w-farbig schließen, nehmen die ursprünglich palatalisierten Gutturalen und Labialen meist selber w-Färbung an, z. B. 'adamrugur 'ich wundere mich' für *'adamraigiur, III sg 'adamraigedar; sv(i)digiid "Setzen' aus -igithu; ammus 'Absicht', tomus 'Maß' von ad, to und mess (Stamm messu-), die freilich auch nach § 168 u. 165 zu erklären wären; ro'laumur 'ich wage' Wb 17 a 8 zur III sg ro'laimethar (aber archaisch noch ru'laimur Wb I 17 c 21 mit xl); irdorcu irdurcu erdarcu airdircu 'sichtbarer, klarer' (Komparativsuffix -iu).

Lautet aber die vorhergehende Silbe palatal aus, so findet man auch in der folgenden die palatale Färbung zuweilen bewahrt, z.B. 'torisnigiur 'ich vertraue' Ml 126 d 19 neben 'isligur 'erniedrige' Wb 17d22, 'cairigur 'tadle' 11dl; tigiu 'dicker' Ml 20 bl neben gliccu 'klüger' Wb 26d26; imdibiu Wb 2a3 neben häufigerem imdibu, Dsg zu imdibe 'Beschneidung'; 'epiur 'ich sage' Wb4b26, gewöhnlich 'epur. Die Fälle mit Palatal dürfen noch zahlreicher angesetzt werden, da der Zwischenvokal i in der Schrift oft unbezeichnet bleibt (§ 92).

Sie können alle analogischer Art sein. z.B. imdibiu, 'torisnigiur mit dem palatalen Konsonanten der andern Kasus oder Personen, tigiu nach andern Komparativen, 'epiur nach dem deutero- tonierten as'biur und so fort. Aber daß die Färbung der vor- hergehenden Silbe beim Aufkommen der Form eine Rolle spielt, ist nicht zu bezweifeln. Beispiele anderer Gestalt wie laigiu 'kleiner' Sg Ml neben älterem lugu (vgl. lagat 'Kleinheit') sind vereinzelt.

[ 102 ]167. Daß die Depalatalisierung manchmal durch Analogie hervorgerufen ist, zeigen deutlich doraid 'schwierig' und soraid 'leicht' zu reid 'eben, glatt'. Die Partikelformen do- so-, ursprünglich vor dunklen Silben aus du- su- entwickelt (§ 69), können nun bei Neu- bildungen ihrerseits folgende Konsonanten depalatalisieren. Denselben Vorgang zeigt das Negazionspräfix am- in amaires 'Unglaube, Zweifel' zu ires. So vielleicht auch z. B. ud in con'utuinc, 'utaing 'baut' ('ud-ding-)-, Perf. con'rötaig.

In welchem Umfang solches anzunehmen ist, ob z. B. in dofo-mig, do'fo-nuch 'ich wasche' Cfo-nig-), Fut. do'fo-nus die Präp. fo (statt fa) an dem nicht-palatalen v schuld ist, läßt sich schwer entscheiden wegen der § 168 zu besprechenden Erscheinungen.

168. Es muß nämlich noch mehr Fälle gegeben haben, in denen die Palatalisierung regelrecht aufgegeben wurde. Das zeigen z.B. achad für arch. ached 'Feld', calath calad 'hart' gegenüber mittelkymr. calet breton. kalet.

Vielleicht darf man annehmen, daß beliebige Konso- nanten im Silbenanlaut nach a- und o- Vokalen (auch üa) ihre palatale Färbung aufgaben, wenn ihre eigene Silbe mit einem dunklen oder «-farbigen Konsonanten schloß. Viele Ausgleichungen müßten schon in alter Zeit statt- gefunden haben, was das starke Schwanken erklären würde. Z. B. üaithed 'Einzahl, geringe Zahl' nur Wb 25 a 38, sonst überall üathad (othad); ursprüngliche Flexion etwa NA üathad, G üaithid, D üathud (öthud). Oder ursprünglich *amaras 'Unglaube, Zweifel' (neuir. amhras in Munster), DA amairis; dann durch verschiedene Ausgleichung der N amaires (vgl. neuir. aimhreas in Connaught), DA amarais (nur Ml 97 d 13).

So kann man erklären: adall 'Hinzugehen', Verb adella; inotacht 'Hineingelm' aus in-od-teclit (die dunkle Konsonanz verschleppt, z.B. I pl Subj. in'otsam== -tiasam); 'accat 'sie sehen' (deuterotoniert ad'c'iat), darnach III sg 'accai neben 'aicci und weiter do'ecai 'blickt' neben ad'deicider Ml 43a 19; im'rädaim 'ich bespreche, denke' [ 103 ]etwa nach I, III pl im'rddam, im'rädat oder nach dem Ab- straktum imrädud; torad torud 'Frucht' (to-reth-); dorm 'Tür', pl doirsea; üasal 'hoch' kymr. uchel u. a.

Wörter wie claideb 'Schwert', cailech 'Hahn' hätten sich etwa nach dem Plural claidib (A claidbiu), cailich ge- richtet; con aicelt c hat verborgen' nach dem stammbetonten con'celt; flaithem 'Herrscher' nach flaith 'Herrschaft', und so fort.

Nach diesem Prinzip nicht erklärbar ist abae 'des Wassers' Ml 78 b 4, wenn es zum Dpi aibnib 81 c 3 gehört; doch scheint sich -ae als Endung der w-Stämme Aveiter auszubreiten (§ 332). Ebensowenig Dsg accai 'Fesselung' Ml 59 d 7, wenn ein späteres Glossar mit Recht den Nsg als aic(c) ansetzt, was jedoch un- sicher ist.

Ohne viel Bedeutung sind lateinische Lehnwörter, in denen oft die Palatalisierung unterbleibt, nicht nur in sacard c sacerdos' camall 'camel(l)us', Atac 'Atticorum', sondern auch in Assair 'Assyrii', matain Dsg 'matutina' (später auch maiten), während aiccent aiccend 'accentus', aiccidit 'accidens' u. a. sich in der zweiten Silbe enger an den lateinischen Vokalismus anschließen. Vgl. den Dsg dürai 'Härte' Ml 62 a 26 mit dunklem p.

169. 4. Vermischung der «-Färbung mit der dunklen hat vielfach stattgefunden.

a) Die Konsonanten ch, cc, th (und daraus ent- standenes b), ss im Silbenauslaut hinter altem a zeigen immer dunkle Färbung statt w-Färbung, z. B. cath NDAsg 'Kampf (Stamm cathu-), Kompositum cocad; macc Dsg 'Sohn'; iressach Di<g 'gläubig'; londas NDAsg 'Grimm' (St. lon dassu-) usw.

Ausnahmen finden sich nur bisweilen hinter einem o der vorhergehenden Silbe, z. B. cogud Ml 103 d 5, Dsg zum obigen cocad; foscuä Dsg 'Verdüsterung' Ml 50 d 7 zu scdth 'Schatten'; cobsud 'beständig', anbsud 'unbeständig' zu fossad 'fest' (hier scheint das synkopierte o zu wirken).

Aber -ch aus -f ist u-farbig in arch. inp'auch 'ago' Philargyrius-Gl. und altes b in audbirt 'Opfer' Karlsr. Beda 37 b 3.

[ 104 ]ss widerstrebt auch hinter haupttonigem e und o der «-Färbung, vgl. NDA mes(s) 'Urteil' (St. messu-), aber die Komposita tomus, ammus usw.; foss Dsg 'Ruhe'.

b) Hinter langen Vokalen zeigt sich, wie § 84 bemerkt ist, der Übergangsvokal u nicht, z. B. bes («-St.) 'Sitte', gnim (w-St.) 'Handlung'. Silbenschließende Konso- natien, die einst «-farbig waren, scheinen in dieser Stellung (außer vielleicht nach ü) dunkel geworden zu sein. Das wird bestätigt durch Komposita wie fognam Dsg 'Dienst' Wb 4a21 u. ö., cosnam Dsg 'Erstreben' 18c 18 mit deut- lich dunklem -u, die sich darin an das Simplex gnim, snim anschließen, während das altertümliche Kompositum denum denom 'Tun' (de-gnim) die alte w-Färbung bewahrt. In Sg schwankt das Kompositum mit imm-fo- zwischen den Formen immognom und immfognam 'Konstrukzion'; diese Handschrift kennt auch frithgnom 'officium' 106b 12, das in Ml frithgnam lautet (sogar Apl frithgnamu 56 b 4). So heißt es archaisch dernum Wb I 8d3, später todernam 'Marter' zu snim.

170. c) Schließen schwachbetonte Silben palatal, so richtet sich die Färbung nicht-palataler Konsonanten im Silbenanlaut nicht sowohl nach der ursprünglichen Klangfarbe der Vokale, als nach der Natur der Konso- nanten.

I. Labiale und Gutturale zeigen in den älteren Glossen meist «-Färbung, selten dunkle, während die dunkle in den jüngeren Glossen immer häufiger wird, z.B. cosmuü 'ähnlich' Wb 12dl, 25dl3, in Ml immer cosmail und schon in Wb adramail 'dem Vater ähnlich 6d6, sainemail 'vorzüglich' 3 c 33; menmuin Wb, menmain Ml, Dsg zu menm(a)e 'Sinn'; cäbuid 'Sinn' Wb, cetbaid Ml (zu buith 'Sein'); diäburiu (1. dulburi?) Apl 'übelredend' Wb 28 cl, was auf einen Nsg dulbuir weist, neben sid- bair 'wohlredend' 8 a 5. 12; 'cechuin, redupliziertes Präte- ritum zu canid 'singt' in Wb, aber in Ml 'cecliain(n) 'cachain; doguilse 'Trauer' Wb, dogailse Ml.

[ 105 ]II. Andere Konsonanten scheinen schon früher immer dunkle Färbung zu zeigen; doch sind beweisende Beispiele in Wb selten. Z. B. feraib, Dpi zu fer 'Mann' (Endung wohl -o-bis; oder zunächst -abisT); in'o-laid 'er ging hinein5 Ml 25 a 21 zu luid 'ging'; inraicc 'würdig' Ml 62c 19, wohl zu ruccae 'Schande', darnach Subst. in- racus 'Würde' 51cl8 gegen inruccus Wb 29a 22; 'todlaiger Ml 38c22, prototonierte Form zu äu'thlucher 49cll0, I sg Subj. 'ich verlange'. Doch kann in den beiden letzten Beispielen die Konsonantengruppe ihre dunkle Färbung auch nach § 157 haben.

Anders con'utuinc 'baut' Wb (§167) neben con'utaing Ml.

171. d) Nicht-palatale Gutturale und Labiale (außer unleniertem m) zeigen w-Färbung (oder o-Färbung § 98) im Anlaut schwachbetonter Silben, die auf leniertes r, l oder n ausgehen anacol anacul 'Schutz'; fogitr 'Laut, Ton"; orcun 'Erschlagen'; accobor aecobitr accubar 'Wunsch' (Verb ad'cobra); brithemon, G zu brithem 'Richter'; tempul 'templum'.

Das gilt jedoch nicht für die Konsonanten, die nach § 165 aus palatalen umgefärbt sind, wie öbar üäbar 'Ge- flunker5 Wb 27 a 9, 13 b 14 aus *öber (Adj. hüaibrech); cuman 'erinnerlich5. Erst vereinzelt tritt auch im ersten Fall dunkle Konsonanz auf, z. B. comrorcan 'Irrtum5 Ml 127 d 5 für gewöhnliches -im, chomtüarcan 34 a 27.

Andere Ausnahmen wie doindnagar 'wird zugeteilt', for'roiclian sa cich habe gelehrt' Ml 17 dl dürften dagegen auf analogischer Ausgleichung beruhen.

Sind die auslautenden Konsonanten unleniert, so ist dunkle Färbung das Gewöhnliche; z. B. 'comollnither 'es werde erfüllt' Wb 2cl7 ist viel seltenere Schreibung als 'comalnither, brithemandae 'richterlich'. Doch richtet sich z. B. domunde 'weltlich' immer nach dem Substantiv domun 'Welt'.

Bei Dentalen findet man diese Färbung selten, in einheimischen Wörtern fast nur, wo die vorhergehende Silbe den Vokal 6 enthält; vgl. lötlior Sg 49 a 2, lothur Karlsr. Beda 39 c 4, jüngere Form von dreisilbigem [ 106 ]loathar 'Becken, Trog' Sg67b5; odur Munkelbraun' Augustin-Gl. 32dl; do'forchossol Wb 13d27, fo'rröxul 27 a 19, foxol Sg 216 b 5 neben foxal 201b 7 'Weg- nehmen'. Hinter eu im Fremdwort neutur 'neutrum'; darnach auch metur 'metrum'. Sonst einmal riathor Ml 134 b 7 'Sturzbach' neben riathar 56 a 13. Im Dpi lenomnaib 'lituris' Sg 3 b 4 hat m die u- oder o-Färbung des Nsg lenamon beibehalten.

172. e) Im Neuirischen ist, wie schon § 81 erwähnt wurde, die «-Färbung der dunklen Färbung gewichen. Es weist manches darauf hin, daß dieser Zustand schon zu der Zeit unserer späteren Glossen so ziemlich erreicht war. Man vergleiche, wie die Schreibung ui vor ai zurücktritt (§170); wie u einem folgenden Konsonanten häufig dunkle Färbung, nicht u- Färbung verleiht (§ 165); auch die Ver- schleppung des Vokalismus einer Form in die andere, wie in bindiusa (§100b). So wird auch da, wo der ältere Vokalismus bewahrt ist, doch die M-Färbung der Konso- nanten oft aufgegeben gewesen sein.

Die ursprünglichen Endkonsonanten.

173. Von den Konsonanten, die einst im Auslaut standen, sind bewahrt: r (rr aus rs usw. § 151), rt, It, cht, d oder dd (geschrieben t) aus -nt (-mt). Für l fehlen sichere Beispiele.

Z. B. siur 'Schwester' lat. soror, 'orr III sg Subj. (orgs-t) zu org(a)id 'erschlägt', die f-Präterita (§ 680. 682) 'bert 'trug', 'alt 'zog auf, ro'siacht 'hat erreicht', do'r-et 'hat geschützt' (zu di-em-), 'berat 'sie tragen' (aus -ont), du 'Zahn' (kymr. dant).

Die auslautenden Konsonanten zeigen dunkle Färbung, vgl. 'bert, '4t, 'berat, fo'cicherr 'wird werfen'. Nur einfaches r (p) hinter u und i scheint u- und i-Färbung angenommen zu haben, vgl. siur, midiur 'ich urteile', bräth(a)ir 'Bruder' (mit -ir wohl aus -er).

174. Auslautendes -m war im Keltischen früh zu -n geworden, vgl. gallische (zum Teil neutrale) Akkusative [ 107 ]wie celicnon, cantalon, canecosedlon, veunrov, Ucuetin, ratin, lokan (wohl = logan). Ist das vereinzelte Briuatiom neben ratin CIL XIII 1171 eine Abkürzung?

So erscheint im Irischen die Präposizion, die im Kompositum com- lautet, vortonig als con (823 B), offenbar die alte Pausa-Form.

175. Im absoluten Auslaut geschwunden ist nach- weislich einfaches d, t, k, n (aus -n und -m), s. Ferner alle Lautgruppen außer rs (ls?), die s enthielten wie -ks -ts -ns -st; sie waren vermutlich früh mit einfachem -s zusammengefallen.

Z. B. tö 'ja', idg. *tod 'das'; 'cara liebt' aus *karät; na nä Negazion (vor angehängten Pronomen nach-); he e 'er', wohl aus *es (§ 447); ri 'König' aus *reks, vgl. gall. Eo"kiyy-P£12 Rhys XX; a 'aus' lat. ex; ein 'Schuld' aus *q~inut-s; ml 'Monat' aus *me(n)s; maccu Apl 'Söhne' aus -ans C-üs); car(a)e 'Freund' aus *karant-s; ro'ld 'hat ge- setzt' wohl aus *'lä-s-t; 'Ui 'te III sg Subj. zu tiagu 'ich gehe' aus *steigh-s-t; 'fe ebenso zu fedid 'führt' aus *uedli-s-t usw.

Alt ist der völlige Schwund bei -d. Das darf man daraus schließen, daß gewisse neutrale Pronomen (z. B. a § 414) wie vokalisch auslautende Wörter wirken (vgl. auch alaill § 480b). Über ed 'es' und cid 'was' s. § 447. 461.

Dagegen die übrigen Konsonanten sind bei engem Anschluß an ein folgendes Wort überhaupt nicht ge- schwunden. Die Nasale treten dann als n- oder in der Nasalierung des folgenden Anlauts zutage (§ 237). Die anderen dokumentieren sich durch Geminierung eines folgenden Konsonanten (§ 241). Das h-, das vor betontem anlautendem Vokal erscheint, kann — wie das n von con — der älteren Pausa-Form angehören; man darf dann an- nehmen, daß jene Laute im Auslaut alle zu -h geworden waren.

Vielleicht ist eine Genitivendung eh aus -es erhalten in der ältesten Grabinschrift in römischen Buchstaben: lie (d. i. Stein) Lufjuaedon macci Menueli Thes. II 288,35.

[ 108 ]Konsonanten im Anlaut proklitischer Wörter.

176. 1. Altes s im Anlaut proklitischer Wörter ist geschwunden. So it 'sind' lat. sunt altind. santi; amail amal 'wie', erstarrter Dativ von samail 'Gleichheit'; der Ar- tikel ind a usw., nach Präposizionen noch -sind -sa § 462.

2. t ist in dieser Stellung zu d geworden, vgl. do du 'dein' neben -t nach PräjDosizionen (§ 436); do du c zu', vortonige Präposizion, die im Kompositum to- tu- lautet (§ 844). So kennt Wb neben tat 'über..weg' vor einem Nomen die Form dar (§ 843).

Diese beiden Erscheinungen sind gemeininselkeltisch; vgl. den Artikel breton. körn, an; kymr. ynt 'sind'; kymr. dy breton. da 'dein'; altbreton. do altkymr. di 'zu'.

Ähnlichen Wechsel bei c- zeigt das Mittelirische: go 'bis', altir. co; gach 'jeder' vor dem Substantiv, altir. cach; ge 'obgleich', altir. da; gan c ohne', altir. cen (chen). Das ist eine Neuerung. Daß jedoch derartiges schon früher bestanden hatte, aber in der altirischen Periode ausgeglichen war, macht das Britannische wahrscheinlich; vgl. kymr. gwnaf (einsilbig) mittelbret. groaff körn, gwraf c ich tue', wohl con-(com-)ag-; ähnlich kymr. gwriio mittelbret. gruyat 'nähen', deren Stamm zunächst auf wj- zurück- zugehen scheint, vgl. altir. con'vg(a)i c näht zusammen'. Das britannische Präfix weist zunächst etwa auf un-,

Konsonantenschwund.

1. Durch Dissimilazion.

177. Begannen zwei aufeinanderfolgende schwach- betonte Silben mit demselben Konsonanten, der mindestens das erste Mal leniert war, so fiel dieser erste Konsonant völlig aus. So namentlich bei reduplizierten Verbalformen, z. B. for'roichan 'du hast gelehrt' für 'ro-chechan (pi aus o-e kontrahiert), in'roigrainn 'hat verfolgt' für 'ro-gegrainn; asa'torohned 'aus dem hervorgebrochen ist' Wbllal9 für 'to-ro-memaid; dofotchred 'er würde hinsetzen' für 'fo- chicherred. Doch auch sonst: 'cohna 'er bewahre' für com-ema; coim(m)chloud 'Wechsel' für com-imm-chloud; coimthecht 'Begleitung' für com-imm-thecht.

[ 109 ]Ähnlich 'tait 'er kommt' für Ho-thet oder *ta-thet, deuterotoniert do'tet (% 588), wo das letzte t(=d) keine neue Silbe beginnt; darnach dann auch III pl 'taigat (deutero- toniert do'üagat) usw. Vielleicht gehört hierher das Prät. ad'roneestar, ar'runeastar § 671 (Stamm neth-, mit Dissimi- lazion von th gegen t?).

2. Redukzion von Konsonantengruppen.

178. Vielfach werden Gruppen von drei und mehr Konsonanten durch Verstummen eines Konsonanten reduziert.

So Verschlußlaute zwischen Nasalen und anderen Konsonanten, z.B. im-thecht 'Herumgehen' für Hmb-theclit; do'sluinfider Fut. Pass. zu do'sluindi 'verleugnet'; ang(a)id neben andg(a)id 'Nichtsnutziger' zu andach 'Nichtsnutzig- keit'. Vgl. den Artikel in vor Konsonanten neben ind §462.

Dauerlaute zwischen Nasalen oder Liquidae und anderen Konsonanten, z. B. äildiu statt *dündiu, Kompa- rativ zu älind 'schön'; 'aimgat 'cumcat für *cumngat, III pl zu 'cumuing 'cumaing 'er kann'; do'foirde neben do'foirnde 'er bezeichnet'; tairgire neben tairngire 'Versprechen 5; arbed neben armbad 'auf daß es sei'; 'ort 'er erschlug' aus *orcht, ^-Präteritum zu org(a)id; tart 'Trockenheit, Durst' wohl aus Harsto- zu gr. xepoeö'öai.

n auch zwischen anderen Konsonanten, z. B. scribdid neben scribndid 'Schreiber' zu scribend 'Schreiben'; aisdis neben aisndis 'Erklärung' (Verb as'indet); frecdairc neben frecndairc 'gegenwärtig'.

In forngaire, manchmal forgaire 'Befehl' aus *forcngaire zu for'con-gair 'befiehlt' sind vier Konsonanten zu drei oder zwei reduziert.

Über den Schwund alter Endkonsonanten s. § 175; an- lautender in proklitischen Wörtern § 176, 1; über den von lenierten Konsonanten vor andern § 122. 124.

[ 110 ]Metathesis.

179. Beispiele für Umstellung von Konsonanten sind in dieser Periode selten: ascnam 'Hinstreben 3 für *acsnam zu ad'cosn(aß (ad-com-sni-); lugburt SP für Hub-gurt Dsg 'Garten 3, vgl. lubgartöir 'Gärtner3 Sg92bl.

Erst einmal berle 'Sprache 3 Wb 12 d 4 für gewöhn- liches belre; jenes die mittel- und neuirische Form.

Herkunft der einzelnen Konsonanten.

180. Das altirische Lautsystem besitzt elf Konso- nantenpare, deren eines Glied je die lenierte Gestalt des anderen darstellt, und einen nur unleniert vorkommenden Konsonanten. Es sind

1. k und ch, 3. t und th, 5. p und ph, 7. n und v, 8. m und m, 9. nur unleniert: gutturales X, 11. I und /,

Diese Konsonanten können wieder je drei verschiedene Färbungen haben (§ 153), was im ganzen 69 konsonan- tische Laute ergibt. Für die etymologische Geltung kommen aber diese Färbungen nicht in Betracht. Ebenso- wenig stimmlose Varianten von l r n, wie sie wohl in sl sr sn gesprochen wurden.

p und f stehen freilich unter sich nicht im gleichen Ver- hältnis wie die andern Pare; sie haben etymologisch ganz ver- schiedenen Wert (§ 185). Nur hat die »Sprache f benutzt, um in Lehnwörtern zu p eine lenierte Nebenform zu schaffen (§ 231, 5).

Die Konsonanten entsprechen in einheimischen Wör- tern folgenden indogermanischen Lauten:

181. 1. k und ch entspricht:

a) den drei indogermanischen Ä--Lauten, Brugmanns 1c, q und g#, z. B.

ctt 'hundert' kymr. eant altind. satäm lit. szimtas.

[ 111 ]deich 'zehn' kyrar. deg altind. dti&i lit. deszimtis.

ocht 'acht' (kymr. wyth) altind. astäu lit. asztünl altkirchenslav. osnit.

scar(a)id 'trennt, trennt sich' kymr. ysgar, ahd. sceran "scheren 5, lit. skiriü 'ich trenne'.

fichid 'kämpft", lat. uincere, ahd. wihan 'kämpfen', lit. ap-veikiic 'ich bezwinge'.

cethir 'vier' altkymr. petguar lat. quattuor lit. keturl.

sechitliir 'folgt' lat. sequi gr. eTTecr&ai, lit. sekü 'ich folge.

b) den entsprechenden aspirierten Lauten (kh), z. B. seian 'Messer' kymr. ysg'ien, altind. chydti 'schneidet ab', vgl. gr. (Txi£eiv, lat. sciscere 'entscheiden'.

cingid 'schreitet', altind. khanjati 'hinkt', ahd. hinkan 'hinken'.

c) cht etymologisch ;= einem #-Laut -f- f, z. B. 'acht, ^-Präteritum zu agid 'treibt' § 220. aus pt Cht) s. § 225c. 228.

d) cli zunächst aus j s. § 121. 127. 128.

182. 2. g (geschrieben g, c § 29 f.) und f (geschrieben g § 27 f.) entspricht

a) dem palatalen und dem rein velaren indogerm. g, Brugmanns § und j, z. B.

ad'gnin 'erkennt', gnäth 'gewohnt' gr. yvujto^, lit. zinöti 'wissen', altkirchenslav. znati 'kennen'.

teg 'Haus', gr. rifoc, öiijoc, 'Dach', lat. tegere, lit. stögas 'Dach', altind. sthagayati 'er verhüllt, bedeckt'.

Zu f = idg. gt (labiovelares g) in nigid c er wascht', gr. vi£eiv viirxeiv, xep-viß 'Waschwaeser', altind. nejanam "Waschen' s. § 223.

b) den drei indogermanischen gutturalen Mediae aspiratae, Brngmanns gh, ja und jJ-'ä, z. B.

gaim-red 'Winter' kymr. gauaf, gall. Giamon.. (Monats- name), lat. hiems gr. xei|uwv lit. zema altkirchenslav. zima avest. zyä.

cum-img 'eng', lat. angere gr. drfxeiv, avest. qzö 'Be- drängnis', altkirchenslav. qz^k^ 'eng'.

[ 112 ]tiagu 'ich gehe', gr. GTei%eiv 'schreiten', got. steigern 'stei- gen', altkirchenslav. stignq 'ich komme wohin', altind. stighnoti 'steigt'.

dliged -eth 'Pflicht', got. dulgs 'Schuld', altkirchenslav. dfogh 'Schuld, Pflicht'.

fo'geir 'er erhitzt', guirid 'wärmt', kymr. gori 'brüten', altind. gharmäh 'Glut, Wärme', lat. formus 'warm', gr. Oe- peo~&ou 'warm werden'.

snigid 'es tropft' (vgl. snechtae 'Schnee'), lat. ninguit gr. vdqpei ahd. smwit lit. sninga 'es schneit'.

c) g aus (id)k s. § 207.

d) y zunächst aus ch s. § 126 f.

183. 3. t und th entspricht

a) idg. t (auch dem Laut, der europäisch als t, alt- indisch als th erscheint), z. B.

tri 'drei' kymr. tri lat. tres gr. xpeic; altind. träyah.

rethid 'läuft', roth 'Rad', lat. rota, lit. ritü 'ich rolle, wälze', rätas 'Rad', altind. rdthah avest. raßö 'Wagen'.

b) idg. th, z. B.

Endung der II sg Imperat. Depon. -the, vgl. altind. -thäh, gr. -9r|s (im Passivaorist), s. § 569.

c) dem hinter Gutturalen stehenden indogermanischen Laut, der in den meisten Sprachen als Zischlaut, im Griechischen als t (>) erscheint, Brugmanns ß, z. B.

art 'Bär' kymr. arth, gall. Artio (Göttin mit Bär), gr. d'ptcro^ gegen altind. fksah lat. ursus.

tinaid 'verschwindet', gr. qpiKveiv 'vernichten' gegen altind. ksindti ksinoti 'macht vergehen' (anders Zupitza, KZ 37, 393).

d) th zunächst aus b s. § 121. 127. 128; t aus th und ö §134.136.

e) t aus älterem d, das durch Vokalausfall vor leniertes s (= h) zu stehen kommt, z. B.

intam(a)il 'Nachahmung' für ind-sam(a)il, tintüd 'Über- setzen' für to-ind-soud § 834.

int süil 'das Auge' aus Hnda s.., int aile 'der andere' aus indos ct.. s. § 462.

[ 113 ]'cuintea III sg Subj. 'er verlange' aus *com-di-sä, Partie, necess. cuintechti zu con'dieig (com-di-saig) 'verlangt' (I sg prototoniert 'cuintgim, 'cuingim, 'cuincMm).

184. 4. d (geschrieben d, t § 29 f.) und ö (ge- schrieben d § 27 f.) entspricht

a) idg. d, z. B.

daur 'Eiche', derucc 'Eichel', kymr. dar, derwen 'Eiche', gr. ööpu, öpöe;, altind. ddru 'Holz'.

sa(i)did 'sitzt', su(i)de 'Sitzen', lat. sedere, gr. eöoq, altind. sädah 'Sitz'.

b) idg. dh, z. B.

denait 'sie saugen', dinu, D dinit, 'Lamm', del 'Zitze', breton. dena 'saugen', altind. dhdyati 'saugt', gr. ftricxaaxkn 'saugen', ahd. tila 'weibliche Brust'.

mid 'Met', altind. mddhu 'Honig, Met', gr. ue&u.

c) d aus (n)t s. § 207; aus t in proklitischen Wör- tern §176, 2.

d) ö aus idg. z s. § 217.

e) ö zunächst aus th s. § 123. 125 ff.

Vielleicht steckt ein Laut, der griechisch als 0, altindisch als y erscheint, in in-de ^gestern' kymr. doe altkorn. doy, vgl. gr. y$ic, altind. hyah avest. zyö (also kelt. d- zunächst aus gd-f).

185. 5. a) p entsteht aus älterem b, wenn es durch Vokalausfall vor leniertes s (= h) zu stehen kommt, z. B.

impude 'Umlagerung' für *imb-sude, impu 'um sie (pl)' aus *imb su.

b) sp jung für sf in aspenad 'Bezeugung' Ml, zum Verb as'fenimm.

c) / aus anlautendem u s. § 200; / zunächst aus ß §121.

d) / (ph) aus leniertem altem su § 129 und sp § 226.

e) pli Lenierung von p in Lehnwörtern s. § 231, 5.

18«. 6. b (geschrieben b, p § 29f.) und ß (ge- schrieben b § 27 f.) entspricht

a) idg. b, z. B.

[ 114 ]buide 'gelb, blond', lat. badius 'braunrot' (wenn echt lateinisches Wort).

ibid 'trinkt' altind. pibati, vgl. lat. bibere.

sliab 'Berg' (eigentlich 'Gleite'), kymr. llyfr 'Kufe eines Schlittens', ahd. slipf 'lapsus', mhd. slifan gleiten', ags. tö-slipan 'zergehen'.

b) idg. bh, z. B.

berid 'trägt, gebiert' altind. bhärati gr. cpepeiv.

imbliu 'Nabel' gr. öucpaq altind. ndbhih.

c) idg. labiovelarem g (Brugmanns j"), z. B.

beu böo 'lebendig' kymr. byw lit. gyvas got. qius lat. uiuos osk. Npl bivus.

imb 'Butter' lat. unguen, altind. anäkti 'salbt'.

d) ß aus u nach p X v b und ß aus my, s. § 199.

e) ß zunächst aus / (ph) § 127e. 634.

187. 7. n und v (beides n geschrieben) entspricht

a) idg. n, z. B.

nuie nuae 'neu' kymr. newydd, gall. Nouio-magus, alt- ind. nävyah got. niujis lit. näujas.

sen 'alt' kymr. hen lit. senas altind. sdnah lat. senex senis.

b) auslautendem idg. -m s. § 174.

c) altem m, das bei der Komposizion vor d tritt, z. B. condelgg condelc 'Vergleichung' für com-delg.

188. 8. m und u (beides m geschrieben) entspricht

a) idg. m, z. B.

mäth(a)ir 'Mutter' lat. mater gr. lurirnp ahd. muotar altind. mätä usw.

da(i)mid 'er gesteht zu, gewährt', fo'daim 'duldet', dam 'Stier, Ochs', altind. dämyati 'ist zahm', bduvn.ui baud£uu 'bezwinge', öaudXnq 'junger Stier', lat. domare got. tamjan 'zähmen'.

b) m entsteht aus anderen Nasalen unmittelbar vor b (ohne Vokalsynkope), z. B.

imb lat. unguen § 186c.

imbiuth für *in biuth 'in der Welt'.

c) aus kelt. b (§186) vor n, z. B.

[ 115 ]slemon slemun 'glatt', pl n. slemna, kymr. llyfn aus *slibno-, vgl. oben sllab 'Berg' § 186a.

domun 'Welt', domuin 'tief, gall. Dubno-talus Dumno- talus, Dubnoreix Dubnorex Dimmorex, Dubnocouirus usw. (altes b, vgl. got. diups 'tief').

ben 'Frau', G mnä aus *bnäs (urspr. labiovelares g, vgl. got. qinö 'Weib' usw.)

189. 9. td (geschrieben n)

a) aus idg. n nur vor kelt. g, z. B.

ingen 'Nagel' lat. unguis.

cingid 'schreitet' ahd. flinkem 'hinken' § 181b.

b) aus anderen Nasalen unmittelbar vor g, z. B.

congnam 'Mittun, Helfen' von com- und gnim.

engn(a)e 'Erkenntnis' zu en- und 'gnin 'erkennt' (§182a).

190. 10. r und p (beides r geschrieben) entspricht

a) idg. r, z. B.

rog(a)id 'streckt aus, dehnt aus', recht 'Gesetz', diriug diriueh 'gerade', lat. regere rectus por-rigere, gr. öperciv, got. nf-rakjan 'ausstrecken', alünd. rjüh av. drdzus 'gerade' usw.

car(a)id 'liebt', kymr. caru, gall. Carantius Caranüllus, lat. cärus, lett. kärs 'lüstern', got. hörs 'Ehebrecher',

b) entsteht aus l durch Dissimilazion: araile neben alaile 'der andere' (§ 480 b), auch kymr. ereill.

c) aus idg. z s. § 217.

191. 11. I und X (beides l geschrieben) entspricht idg. Z, z. B.

ligid 'leckt' lat. lingere gr. Xeixeiv got. bi-laigön lit. leziü 'ich lecke' usw.

melid 'mahlt', kymr. malu lat. molere got. malan, lit. malü 'mahle' altkirchenslav. meljci, gr. uu 'Mühle'.

192. 12. s und h (geschrieben s, s oder gar nicht bezeichnet).

h kommt nur im Wortanlaut vor, gelegentlich auch im Anlaut eines zweiten Komposizionsgliedes (§ 128). Manch[ 116 ]mal ist es der Rest eines auslautenden -s des vorhergehenden Wortes, auch eines lenierten -t und -Ä, s. §241 ff.

s im Wortinnern ist meist zunächst aus ss gekürzt, über dessen Entstehung § 152 gehandelt ist. Sonst ent- spricht es idg. s, z. B.

sruth 'Bach, Fluß', srüaim "Strom, Schwall', kymr. ffrwd 'Bach', altind. srävaü 'fließt', lit. sraveti 'sickernd fließen', ahd. stroion ström 'Strom'.

lestar 'Gefäß' kymr. llestr, got. lisan 'zusammenlesen', lit. lesti 'aufpicken, Körner auflesen', altumbr. vesklu veskla 'Gefäße'.

Überblick über die regelmäßige Entwicklung der indogermanischen Laute im Altirischen.

Die indogermanischen Laute sind im allgemeinen nach Brugmanns Grundriß angesetzt. Für die Vokale der Mittelsilben, die je nach den umgebenden Konsonanten jede beliebige Gestalt annehmen können, genüge es auf § 97 ff. zu verweisen; ebenso für die Vokale der Endsilben auf § 85 ff.

I. Rein vokalische Laute.

193. Idg. a und d (indogerman. Schwa) =a § 48, = o oder u § 76;

gedehnt zu d § 122, auch § 43 ff.; zu e § 122. 207. 209.

idg. ä = d § 49.

idg. e = e § 50, = i § 71 ff., = « § 112;

gedehnt zu e (eu, to, in) § 52 f. 122. 207ff., auch 42 ff.

idg. e = i § 55b; in Endsilben zum Teil e § 86.

idg. o = o § 56, = u § 71 ff, = a § 77f. 86, 4;

gedehnt zu o, üa § 42ff., 57ff., 122.

idg. ö = d § 49 b; in Endsilben = u § 85.

[ 117 ]IL Laute, die teils vokalisch, teils konsonantisch sind.

i u n m td r l

Idg. i.

194. 1. Vokalisches idg. % = i § 54, = e § 69 f.

gedehnt zu i § 209, vgl. auch § 43 ff.

idg. i = % § 55a.

2. i-Diftonge:

idg. ai (di) = ai de oi 6e § 62 f.; in Endsilben s. § 297.

idg. ei = e, ia § 51.

idg. oi = oi öe al de § 62 f.; in Endsilben s. § 285.

Langvokalige i-Diftonge sind unsicher belegt: öi? § 284, ai und ei? § 295, auch 375.

195. 3. Konsonantisches i.

Inlautend hinter Konsonanten sind schwach- betontes silbisches i im Hiatus (genauer n) und konso- nantisches i zusammengefallen; auch altes ei ist davon nicht verschieden. Man erkennt ihr ursprüngliches Vor- handensein hauptsächlich an der palatalen Färbung des vorausgehenden Konsonanten und kann einen Rest von ihnen in den Übergangsvokalen i e sehen, die vor schließendem u und a erscheinen. Über die sonstigen Resultate, die sie zusammen mit alten Endsilbenvokalen ergeben, s. § 90.

Es unterscheidet sich also aile c eine andere', ursp. *alia (gr. äkr), nicht von caire ^Tadel' altkymr. cared aus *kariiä, oder gairem c sie rufen' aus *garipmos (nach anderen freilich aus *garimos) nicht von acVsuidem Vir schieben auf aus •sodeiomos.

Zur Unterscheidung kann hier teilweise das Britannische dienen, indem altes ii sich in der ursprünglich vorletzten (haupttonigen) Silbe zu ib entwickelt hat, während i erhalten bleibt oder mit dem vorhergehenden Konsonanten verschmilzt.

[ 118 ]In dieser Grammatik ist bei Ansetzung von Grundformen zwischen i und i nicht streng geschieden.

196. Inlautend zwischen Vokalen ist i, außer hinter i, wohl sehr früh geschwunden, vgl.

mäo mö 'größer' aus *mä-iös (möiös'? § 49).

'tau 'tö 'ich bin', wohl aus *stäiö (könnte auch *stäö sein).

Auch hinter i ist es im Irischen nicht erhalten, z. B. biuu, 'diu = kymr. byddctf 'pflege zu sein' (*bhiiö).

Unsicher ist, ob i so früh ausfiel, daß zwei ursprünglich ge- trennte e zu e verschmolzen, bevor altes e zu i umgefärbt war, vgl. tri 'drei' aus *tre{es altind. trdyah. Das i kann auch anders entstanden sein, s. § 304.

197. Anlautendes i ist geschwunden, z. B.

oac öac 'jung' mittelkymr. ieuanc breton. iaouank gall. Iouincus Iuuencus lat. iuuencus got. juggs altind. yuvas'äh.

dth (w-Stamm) 'Furt', lat. iänna, altind. yäti 'geht, fährt'.

öt 'Eifersucht', kyrnr. add-iant 'Sehnsucht', vgl.gall. Iantwnarus Ientmnarus Iantullus.

aig 'Eis' kymr. ia (Stamm iagi-), vgl. altisländ. igkoll 'Eiszapfen'. Der Genitiv lautet aber ega, das aus- sieht, als ob es aus Haga synkopiert wäre (§ 102), vgl. lieig 'Arzt', G leget.

Das gleiche Verhältnis kehrt anderwärts wieder:

Zum Prät. 'slacht gehört das Präs. saigid, 'saig 'er geht nach', relat. saiges, I sg saigini, Imperf. III pl 'saigtis (Abstrak- tum saigid), aber III pl Präs. segait, 'segat, Pass. 'segar (ferner s-Subj. säsfs)-, z. ß. III sg Prät. Subj. 'sdsad). Der Stamm ist der von lat. sägire, got. sökjan 'suchen'. War er ursprünglich siäg- und ist 'stacht aus *siacht entstanden? Kaum liegt ein re- dupliziertes Präsens dem ganzen Verb zugrunde, s'iag- aus sisag- altind. sisakti. Jedenfalls siebt man, daß i sowohl vor langem ä ge- schwunden ist (säs-) als vor kurzem, dem ein palataler Kon- sonant folgte. Dagegen 'segat usw. wird aus *siagat synkopiert sein.

Dieser neue Ablaut scheint um sich gegriffen zu haben. So hat saidid 'sitzt' nach späteren Belegen die III pl sedait, wo man zweifeln kann, ob zu sedait mit altem e ein zweiter Stamm [ 119 ]sa'd- erst nach dem Muster von sa'g- neben seg- gebildet worden ist, oder ob umgekehrt ein Singular saidid existierte (im Vokalismus etwa an lalgid 'liegt' angeschlossen), zu dem ein sed- analogisch hinzutrat. Ein altes sisad- wird man auch hier nicht gern annehmen, obschon das Prät. siassair § 688 darauf deuten könnte.

Später belegt ist der Nominativ gähn 'Winter', vgl. gaimred 'Winterzeit'. Der Stamm mag g'iami- gewesen sein, vgl. gall. Giamon.. (Monatsname), Giamil(l)us, so daß ein Gsg *gemo aus

  • giamo dazugehörte (vgl. die spätere Form gemred neben gaimred).

Ist nun der N gaim regelmäßig entwickelt, oder ist er nach der Analogie von aig zu ega und ähnlichen gebildet? Vgl. graig, Apl grega, 'Pferdeherde' (falls es aus lat. grex stammt, ist hier e sicher das ältere). Anderes § 302, 1.

Idg. ü

198. 1. Vokalisches idg. u = u § 60 (gedehnt ü. §42 ff.), = o § 69 f. (gedehnt d, üa § 57 ff.);

idg. ü = ü § 61.

2. M-Diftonge:

idg. au = du, 6, im § 65. 57 ff.

idg. eu = o, üa § 57 ff.

idg. ou = 6, üa § 57 ff.

idg. öu = au (6) § 65 b.

199. 3. Konsonantisches u scheint anlautend und hinter Konsonanten früh spirantisch (v—ß) geworden zu sein; es bewirkt nie ^(-Färbung des vorhergehenden Kon- sonanten.

a) v ist bewahrt (geschrieben b) hinter leniertem r, l, w, d, z. B.

berb(a)id 'siedet' kymr. berivi lat. feruere.

tarb 'Stier' kymr. tarw gall. (inschriftlich) taruos.

selb 'Besitz' kymr. helw.

banb 'Ferkel' kymr. baniv, vgl. gall. Banuus, Banuo.

fedb 'Witwe' kymr. gweddw (also *uiduä für älteres 'uidhuuä oder *uidheuä, vgl. got. widuwö, gr. rjiöeoc;).

[ 120 ]Bodb (weiblicher Schlachtendämon, auch) 'Krähe', gall. Boduo-gnatus, Boduo-genus.

Sonderbar ist der dreimalige Gsg f. deirbbce indeirbbce inderbbce Sg 66 b 15. 16. 18 zu derb 'deutlich' neuir. dearbh. Es kann nicht wohl etwas anderes als ein wiederholter Schreibfehler sein.

Die neuirische Aussprache von nicht-palatalem bh als u (§ 119) muß jung sein; sonst wäre im Altirischen davor »-Färbung zu erwarten.

b) m (d. i. u) -f- v war wohl zu vv geworden, das sich als ß erhalten hat, z. B.

cubus 'Gewissen' aus *cum-uissus (fiuss 'Wissen').

cobsud 'fest' aus com- und fossad 'beständig'.

coblige 'Beilager' für com-fo-lige (vgl. kymr. give-ly 'Bett').

Manchmal wird im Anschluß an das Stammwort bf geschrieben, z. B. cobfodlus Ml 22 b 1 neben cobodlus 'Ge- meinschaft' zu fod(a)ü 'Teil'.

In ein par altertümlichen Fällen ist mu zwischen Vokalen geschwunden, s. do'cuaid, fovcuad § 823. Sie stammen wohl aus der Zeit, als anlautendes ii noch nicht spirantisch war; mu ergab u und wurde weiter wie dieses behandelt.

Hierher wohl auch co'ir cöir coair ^angemessen, würdig', vgl. kymr. cywir, gall. Dubnocouirufs], altbritann. Dumnocoueros; aber der irische Komparativ cöru und das Abstraktum cörae weisen auf die Synkope eines dunklen Vokals.

200. c) Im absoluten Anlaut ist v weiter zu / verschoben, z. B. fir 'wahr' kymr. givir lat. uerus usw. (§ 130).

Von Anlautsgruppen finden sich fr und fl, z. B. froich 'Heidekraut', flaith 'Herrschaft'. Aber dann 'Wolle' für kymr. gwlan breton. gloan (nimm-)

Mit dem Akzentwechsel im Verb ist daher oft ein Wechsel von f und b (= ß) verbunden, z. B. for'fen, er vollendet', Part. forbaide c Vollendet'; ad'fet c er berichtet', do'ad-bat, c er zeigt'.

Der Übergang von v zu f iet nicht alt; die Ogominschriften haben für altes u im Anlaut und Inlaut dasselbe Zeichen.

Ebenso erscheint / (ph) für leniertes sii, also zunächst für hv; im Silbenauslaut dafür ß (geschrieben b) s. § 129.

[ 121 ]201. d) Sonst ist u hinter allen Konsonanten ge- schwunden, z. B.

stur 'Schwester', kymr. chwaer pl. chwiorydd, altind. stwsä got. swistar.

ddu 'zwei' altind. tft'ffj« (aber auch kymr. dau usw.).

ard ardd art (unleniertes d) 'hoch' lat. arduos.

cethir Vier' altkymr. petguar altind. catvdrah got. fidivör.

eck 'Pferd' lat. equos altind. äsvah.

ingen 'Nagel' aus ingu.., kymr. eiuin.

Über c, ch aus q~ s. § 222.

Da lenierte su und p dasselbe Resultat (f, ph) ergeben, tritt in unlenierter Stellung zuweilen p an Stelle von s; z. B. zu airfitiud 'Vorspielen, Musizieren' ar'pe(i)tet 'sie spielen' {arbeittet geschrieben SP; Fehler?) statt 'sÜet zu seticl 'bläst'.

202. Hinter Vokalen war u halbvokalisch ge- blieben.

e) Es ist völlig geschwunden

1. im lenierten Anlaut, s. § 130.

2. hinter i, i, e (ia), z. B.

bi GVsg zu beu 'lebendig' aus *biui *biue.

ro'ßastar 'wird wissen', redupliziertes Futurum aus *iüuestar § 658.

li 'Farbe, Glanz', kymr. lliw.

dia, G de, 'Gott' aus *deuas *deui, deacht 'Gottheit'.

gle 'klar' kymr. gloew.

203. f) Sonst hat es sich mit dem vorausgehenden Vokal oft zu einem Diftong verbunden, der aber in unserer Periode schon allerlei Veränderungen erlitten hat.

1. Mit ä wird es zu du, wofür im Wortauslaut auch do, 6 eintritt (§ 65), z. B.

gdu gdo gö f. 'Unrichtigkeit, Lüge' mittelkymr. geu breton. gaou aus inselkelt. *güuä.

Folgte ein dem Schwund ausgesetzter palataler Vokal, so ergab sich der Diftong oi, z. B. Asg gol; con'oi 'er be- wahrt' lat. auere.

Im Hiatus und überhaupt im Wortinnern ist au meist reduziert. Zwar aue 'Großsohn', pl. aui, A auu, be[ 122 ]wahrt seine Schreibung (doch im Kompositum iarm-ui 'abnepotes'). Aber zu gäu ist der G gue geschrieben, der Apl goa, das Adj. goach, das Verb gu(a)igidir 'er verfälscht, lügt', die Komposizionsform gu- (wohl gü-) in guforcell 'falsches Zeugnis', gubrithemnacht 'falsches Urteil'.

Zu näu 'Schiff' (f. ä-Stamm) G archaisch naue, in Sg noe; so Npl noa, D no'ib.

Für Dauid wird in Ml auch Duid und Duaid ge- schrieben.

Vgl. noch con'oat, III pl zu con'oi; loor lour 'genug' kymr. llawer 'viel'.

Daß auch, wo au geschrieben steht, in der Aussprache zum Teil ü dafür eintrat, zeigen umgekehrte Schreibungen wie augaire c Hirte' Ml 100 b 16 neben ugaire (=tigaire) 45 b 23, 96dl aus uid-g.. zu ui 'Schaf,; naue e neu' Sg 5 b 6, 217 für gewöhnliches nue.

2. Mit c das aus i entstanden ist (§ 69), verbindet sich ii im Auslaut zum Diftong eu eo (§ 66), im Inlaut ist es meist geschwunden; z. B. beu beo 'lebendig', zunächst aus *beij,as, kymr. byw, dazu beoigidir 'er belebt', böothu 'Leben' nur Wb 3c2, sonst immer bethu geschrieben und stets im GD bethad beth(a)id. Vgl. auch dead und diad (diad'?) 'Ende' = kymr. diwedd, Dsg deud diud.

204. 3. Altes e war vor u im Keltischen zu o ge- worden, vgl. gall. Nouio-dunum Nouio-magus altbreton. nouuid mit got. niujis gr. vioq. Es fielen also alte eu und ou zu- sammen. Beide ou konnten weiter zu uy, werden (§71 ff.) und sich so mit altem im vereinigen.

Vor einem geschwundenen dunklen Vokal wird oii zunächst zum Diftong ou, der in dem archaischen Gsg bou 'der Kuh' aus *bouos erhalten ist, aber in unserer Periode als o oder üa erscheint (§ 57 ff.), z. B. bö 'der Kuh', tüachil (to-uo-chtill) 'schlau'.

Vor schwindenden palatalen Vokalen ergibt sich der Diftong oi (ai), z.B. boi bat 'er war' aus *boue; auch in- lautend: toisech 'Anführer' aus Ho-uessach (§ 63c).

[ 123 ]Zur Stellung im Hiatus vgl. ar thuus 'zuerst' (to- uessu-) zu kymr. tywys 'Führung'; loathar 'Becken' mittel- bret. louazr gr. Xoeipöv.

Zur Redukzion von uu zu ü s. § 61. Vgl. noch nuie (== nute f) Wb nu(a)e Ml Sg, D nuu 'neu', zunächst aus *nuuios *nuuiu;

drui, G druad, 'Zauberer' aus *dru-ui(d)s *dru-uidos;

luce 'Steuerruder', as'lui 'entläuft' pl aslitat, fo'llüur 'ich fliege' Sg 146 b 11, wohl alle aus idg. pluu- plou- plet}-; vgl. kymr. llyiv 'Steuerruder', Ikjioio 'steuern'.

205. Nach schwachbetonten Vokalen hat u keine deutliche Spur hinterlassen, vgl. tan(a)e 'dünn' aus tanayi- (Komp. tarnt), mittelbret. tanau körn, tanow (mittelkymr. teneu).

Ähnlich mad(a)e 'vergeblich' altbreton. madau; -b(a)e enklitische Form zu bot 'er war'; 'com(a)i zu con'oi 'be- wahrt'; 'cüala 'ich hörte' aus *cochloua § 690; estoasc estösc 'Auspressung' (ess-to-uasc-)

Konsonantische Nasale.

206. Gewöhnliche Vertretung:

idg. n = n § 187. Über Lenierung (v) und und Nicht- Lenierung § 116f. 132. 137;

nr = rr § 151; nl In — 11 § 150.

idg. m = m § 188, auslautend -n § 174. Über Lenierung (u) § 131.

idg. iß (gutturaler Nasal) = td (geschrieben n) § 189.

Bei unmittelbarem Zusammenstoß mit g, d, b werden alle Nasale zu », n, m § 187—189. Aber nicht, wenn sie erst durch Synkope vor jene Konsonanten treten, z. B. näimdea näimtea Apl 'Feinde', mainbed (ma-ni-) 'wenn nicht wäre'.

Altes nm und mn bleibt erhalten, z. B. ainm 'Name', ainninigud 'Nennung'; comnessam 'Nächster'.

[ 124 ]207. Vor t- und Zr-Lauten sind die Nasale ge- schwunden; die Verschlußlaute erscheinen als unlenierte (geminierte) Mediae d und g. Ein davor stehendes l ö ü bleibt unverändert; en und an und der aus idg. n ent- standene Laut wird in haupttoniger Silbe zu e (in schwach- betonter entsprechende Kürzen, die möglicherweise erst sekundär aus e gekürzt sind § 41), z. B.

ro'icc, ric(c) 'erreicht' (ricc a less 'er braucht es') mit c(c) = g(g) aus 'wk-, vgl. breton. renkont rankout 'müssen'.

tocad (togad § 29 b) 'Glück' mit c = g(g), breton. tonket 'Schicksal', Tunccetace (lat. Gen. in Wales), lit. tenkü 'ich reiche aus', got. ßeihan 'gedeihen'.

cotlud 'Schlaf' mit t = d(d) für *con-tulud zu con'tu(i)li 'schläft',

arch. tu'thSgot 'welche kommen' Cam., später do'thiagat aus *'teigont.

slucid 'verschluckt', III pl slogait Ml 123 d 3, altbreton. ro'luncas 'hat verschlungen', neubreton. lounka lonka 'verschlingen'.

cutrumm(a)e 'gleich' neuir. cudroma für *cun-trumme (tromm 'schwer').

sü 'Weg' ('«-Stamm) aus *sentn-, kymr. hynt breton. heut, altbritann. Gabro-senti (Ortsname), ahd. sind 'Reise', got. siiißs 'Mal', vgl. got. sandjan 'senden'.

cäal 'Gesang' (forcetal forcital 'Lehre') kymr. cathl aus *kantton, breton. kehtel 'Aufgabe, Pensum'.

carat (d. i. -ad) 'des Freunds' aus *karantos § 323, Apl cairtea cairdea zunächst aus *cared(d)a.

cet (n. o-Stamm) 'hundert' neuir. c6ad kymr. cant alt- ind. satäm lat. centum lit. szimtas got. hund, ursp. *fcntöm oder *kmt6m.

ec (später belegt) 'Tod' neuir. eag, altbreton. ancou neu- breton. ankou, eigentlich ~Np*fkeues -oues zugr. vexuc; usw.; vgl. altir. techt do tcaib 'Sterben', eigentlich 'zu den Toten gehen'.

[ 125 ]Man kann sich den Prozeß etwa so vorstellen. Zunächst wurden Je und t hinter einem Nasal verschärft (geminiert), eben- so wie hinter r und l (§ 133). Der Nasal vereinigte sich dann mit dem vorhergehenden Vokal zum Nasalvokal: j, q, u, $, q. Hinter diesen Nasalvokalen wurden die Geminaten stimmhaft (gg, dd). Darauf verloren zunächst j, g u ihre Nasalität und wurden zu i o u, während (t und g im Nasalvokal e zusammen- fielen. Dieser Nasalvokal wurde — vielleicht nur unter dem Hauptakzent — gedehnt und ging später in rein orales e (resp. e) über.

Die Entwicklung war vor der Synkope vollendet; späteres nt bleibt unverändert, z. B. cinta 'die Schulden' aus *cinuth-a.

208. Das e teilt mit dem Ersatzdehnungs-e der Fälle von § 122 die Eigenschaft, nie zu ia diftongiert zu werden. In zwei- Wörtern wird es wie dieses vor i- und w-farbigen Kon- sonanten zu eu eo (§53), nämlich in den maskulinen o-Stämmen;

et 'Eifer', G euit ioit, D eut(t), vgl. gall. lantu-marus § 197.

set 'Wertgegenstand', Npl seuit, A (später belegt) seotu.

Zu set 'Weg' (w-Stamrn) kommt zwar später ein Apl seotu vor; da aber der Dsg Wb 24a 17 seit (ei = e § 52) lautet, mag das späterer Anschluß an das andere set sein.

Bei den anderen Beispielen fehlt diese Diftongierung immer: cet, G ceit; meit 'Größe' mittelkymr. meint; bric 'Lüge', Asg breic, altind. bhramsah 'Abgehen'; re't (w-St.) 'Ding', Dsg ret, Apl ritu, vgl. altind. rätnam 'Besitz'; det 'Zahn', D deit, kymr. dant; auch cet- 'zuerst' aus *kentu- § 391.

Daß das verschiedene Verhalten auf verschiedenem Ur- sprung des i beruhe, wie vermutet worden ist, wird durch die Beispiele nicht bestätigt. Die Beschränkung der Diftongierung auf eine besondere Flexionsklasse weist auf analogische Bildung. Es waren wohl "Wörter wie in 'Vogel' G eoin, mir 'Finger' G meoir usw. die Muster.

209. n vor s und ch ist geschwunden, mit Deh- nung eines vorhergehenden kurzen Vokals; das s erscheint dabei gedoppelt. Auch hier ergibt a(n) langes i, das weder zu ia noch zu eu diftongiert wird; z. B.

giis 'Schwan' ahd. gans lat. anser (für *hanser).

fis c Bart- und Schamhaar', preuß. wanso 'erster Bart', altkirchenslav. va&K c Bart'.

[ 126 ]ces(s)aid (schwaches Verb) 'er leidet', etwa aus kent-t.., kens(s).., lit. kenteti beiden'.

bes(s) (tt-St.) 'Sitte' mittelbreton. boas, gallolat. Abi. bessu 'more' (Grammatiker Virgilius), etwa aus *bhendh-iu- zu d. binden usw.

drtsacht 'Quietschen der Räder', lat. drensare 'schreien" (vom Schwan).

mis 'des Monats' aus idg. *mens-os §55, kymr. mis 'Monat'.

richtu 'Erreichen' zu r-ic (oben § 207); ebenso s Subj. r-is(s)- wohl zunächst aus -ivchs- (§ 220b).

techt(a)e 'gehörig, recht' zum obigen tocad 'Glück' (§207).

Die Präposizionen en- und com- dehnen jedoch den Vokal nicht, z. B. esnaisse für *ensnaisse 'gepfropft' zu in'snaid 'pfropft'; dessid (de-en-s..) 'hat sich gesetzt' § 528; cosnam 'Streit' (com-snim).

Diese Kürze ist alt, vgl. kymr. eistedd altbreton. estid 'Sitzen, Sitz' für *en-s..deb, gall. essedum c Vagen mit Sitz, Streit- wagen'; kymr. cyssedd c Zusammensitzen'.

210. Anlautsgruppen mit beginnendem Nasal sind nur mr, ml, z. B.

mruig 'Land', mliuchtae 'milchend'.

mn- nur aus bn- in mnä c der Frau' § 188 c.

Konsonantische r und l.

211. idg. r = r § 190; auslautendes -r § 173, über Lenierung und Nichtlenierung § 116 f. 132.

idg. I = l §191, = r §190b; zur Lenierung vgl. §1161 132. 137.

Vokalische (silbische) Nasale und r, l.

Ich verstehe darunter alle Laute, die durch urindo- germanische Kedukzion aus en, ne, er, re usw. entstanden waren.

212. 1. Vor Vokalen, auch vor altem i und u, er- scheinen sie als an, am, ar, al (was darauf hinweist, daß sie sich früh zu dn, dm, dr, dl entwickelt hatten), z. B.

tan(a)e 'dünn' gr. ravaog zu W. ten-.

[ 127 ]ban, Gpl zu ben 'Frau'.

'gainethar 'wird geboren' neben gein 'Geburt', altind. jäyate 'wird geboren'.

ainb 'unwissend' (n-uid-).

satn (St. samo-) 'Sommer' ahd. sumar.

scar(a)id 'trennt, trennt sich 3, lit. skiriü 'scheide' neben scor 'Platz für ausgespannte Tiere', ahd. sceran 'scheren'.

marb 'tot' kymr. marw aus *mruos.

talam 'Erdboden' altkirchenslav. tblo 'Boden', gr. Taao<; 'duldend'.

Die Wurzel men- 'denken' hat als Präs. in Wb 'moinethar, in Ml Sg ">mi(i)nethar (in Sg vereinzelt auch 'mainethar) durch den Einfluß des anlautenden Labials (§ 76); vgl. altind. mänyate alt- kirchenslav. mmjq.

213. 2. Während das Britannische für die voka- lischen Nasale auch in anderer Stellung stets an am oder daraus entwickelte Laute zeigt, trifft man im Irischen folgende Gestalt:

a) vor homorganen Medien in im itd, z. B. bind 'hellklingend' altbreton. bann, vgl. altind. bhandänah 'jauchzend'.

imb 'Butter' breton. amann altkorn. amen-en (kymr. ymenyn aus amen..) neben lat. unguen ahd. ancho.

ingen 'Nagel', kymr. ewin (aus *amvin) neben lat. unguis altkirchenslav. nogvtb gr. ovux- (altind. nakhäm wohl aus *naghukäni).

Vor dunklem Vokal eng in teng(a)e, G tengad, 'Zunge', Mischung von idg. *dfghuä altlat. dingua got. tuggö ags. tunge und mittelkymr. tafawt 'Zunge' (vgl. breton. teod).

Anders anscheinend in ceimm 'Schritt', leimm 'Sprung' kymr. camm, Hamm, zu den Verben cingid, lingid. Aber viel- leicht ist nicht *kfgmn die Grundform, sondern *kfch-smn. Oder es könnte die folgende Doppelkonsonanz eine andere Entwick- lung bedingt haben.

Vgl. noch dm 'Niere' kymr. aren, falls aus wg-hr- zu gr. veqppö<;, praenestin. nefrones, lanuvin. nebrundines, ahd. nioro.

b) 4 vor alten k- und f-Lauten § 207, wohl auch vor s (§ 209).

[ 128 ]gris(a)id 'er feuert an' hat man auf glirns- zurückgeführt wegen altind. ghramsäh 'Sonnenglut'. Aber da vor s das Negazionspräfix e- lautet (§ 864 e), würde man gres- erwarten» und breton. groez c (Sonnen-)Hitze' weist auf altes *glirens-. Es liegt wohl irgend eine Umbildung vor, etwa zu *grins-, vgl. grlan (St. *greinä) Sonne c

Aber auslautend im Apl der konsonantischen Stämme erscheint altes -ns als -a (§ 315), was zunächst auf -äs zu- rückgeht. Es handelt sich hier wohl um einen früheren Wandel als im Inlaut.

c) n vor vi wird an, z. B. ainm 'Name', altbreton. anu, später Jiano, altkirchenslav. im$ neben got. namö usw.

d) Auslautendes -m im Asg der konsonantischen Stämme palatalisiert den vorhergehenden Konsonanten (§ 314); das weist auf -en oder -in. Ebenso deich 'zehn' lat. decem gr. öeKa. Das gleiche Resultat gibt -n im NA der neutralen «-Stämme wie ainm 'Name' lat. nomen gr. övoua.

Über anderes s. das Negazionspräfix n- § 861 ff. — Über secht ^sieben' mit dunklem cht § 162.

214. Für r l und ähnliche Grundformen trifft man vor Konsonanten vornehmlich dreierlei Gestalt: ri U (re le § 69), ar al, ra la.

a) ri re, li le, z. B.

riuth 'Lauf' (rtu-)t mittelkymr. rydec 'laufen', lit. ritü 'ich rolle, wälze' neben rethid 'läuft' (ret-) und roth 'Rad' § 183 a.

breth und brith, G brühe, Abstraktum zu berid 'trägt'.

ren(a)id 'verkauft' aus *ppid-, gr. -rrepv^ui.

mlith Dsg 'Zermalmen' zum Verb melid.

lethan 'breit' vkymr. llydan, gall. Litana silua, Litano-briga, gr. TrXaTus (TTXdxavo«;), altind. prtMh 'breit'.

Über ru aus ri s. § 222.

b) ar, al, z. B. tart 'Trockenheit, Durst', altind. trstdh 'dürr', got. ßaurs- tei ahd. durst neben gr. Tepo"0(Liai usw.

ort 'Bär' altind. rksah 8 183c.

[ 129 ]mittelir. mairnid Verrät' (altir. *marn(a)id) zum Prät. ro'mert, Subj. Präs. 'niera.

at'baül 'stirbt' aus baln. (§ 546), Subj. 'bela.

c) ra, la, besonders wenn daneben ar, al liegt, z. B.

äo'grath Prät. Pass. zu do'gair 'ruft', Subj. 'gara.

mrath 'Verrat' zu mittelir. mairnid, s. oben.

flaith 'Herrschaft' wohl zu got. waldan 'walten'.

Doch auch sonst:

frass f. 'Regen' (vgl. gall. Dpi Urassis), altind. vrstäh 'geregnet' zu värsati 'regnet', gr. epcrn. 'Tau'.

Zum Teil mögen hier zweisilbige Wurzeln, sogenannte 'schwere Basen' zugrunde liegen, vgl. rath 'Gnadengeschenk1, ro'rath 'es ist gewährt worden' zum Präs. Subjunkt. roera 'er ge- währe', gr. TT^TrpuuTcu, nopeiv (§ 752 s. v. renaid).

Bei solchen findet sich auch die Gestalt lä rd:

sicher in län 'voll' neben lin (aus *plenu-) 'Zahl', Basis pele, Wurzel peld-, ple-; es wird direkt altind. pur nah lit. pllnas 'voll' entsprechen, la also der Vertreter von de Saussure's l sein.

weniger sicher in läm 'Hand, Arm' gr. TraXdun (hier wäre auch die Wurzelform plä denkbar).

Vgl. auch slän 'heil' neben saluos und Verwandten.

grdn 'Korn' (kaum entlehnt) kymr. graten lat. gränum got. tcaiirn altkirchenslav. znno.

III. Laute, die immer Konsonanten sind.

Idg s und z.

215. Idg. s = s §192. Erhaltene Anlautsgruppen sn, sm, sr, sl, sc (auch scr), z. B. snäm 'Schwimmen', smiitr 'Mark', sruth 'Bach', sliab 'Berg', sedth 'Schatten, Spie- gelung', scrissid 'schabt, kratzt aus'. Über s aus su § 201.

s im Anlaut proklitischer Wörter geschwunden §176.

Leniertes s im Anlaut zu h § 128, leniertes su an- lautend und inlautend zu / (ß) § 129. 200.

Inlautend sm sn sl zu mm nn 11 § 149a, 148a, 150 b. Aber nach der Reduplikazionssilbe einfaches n /, z. J>. 'senaig, Prät. zu snigid 'tropft', 'selaig zu sligid 'fällt, schlägt nieder'.

[ 130 ]Weist das darauf hin, daß in snigid sligid leniertes n, l gesprochen wurde, so daß es von da aus übertragen werden konnte?

sr im zweiten Glied eines Kompositums zu rr § 151b. Älter ist vielleicht Schwund des s mit Dehnung eines vorhergehenden Vokals; vgl.

cir 'Kamm' aus *kesro-1 Vgl. altkirchenslav. cesati 'kämmen', kosa 'Har'. Doch wenn ahd. liar u. Verw. auf *kesö- zurückgehn, könnte e (ir. i) alt sein.

mir 'Bissen, Stück' aus *memsr- s. § 55.

s zwischen Vokalen im Wortinnern ist spurlos ge- schwunden (§ 128); vgl. noch

iarn tarn 'Eisen', got. eisarn ahd. altisländ. tsarn.

ad'chi 'ich sehe' (Prät. Pass. ad'cess), wohl zu ciall 'Ver- stand' kymr. pwijll (YV. q-eis- q~is-).

rs zu rr § 151 d, Is zu 11 § 150 d.

Auslautendes -s zu -h und geschwunden § 175.

216. Die Behandlung von st im Keltischen ist strittig.

Sammlungen von Rozwadowski, Quaestiones grammaticae et etymologicae (1897), p. 22 ff.; Ascoli, Archivio Glottolog. Ital., Supplem. period. II 100 ff.

Im Anlaut ist s in weiterem Umfang geschwunden als in anderen Sprachen, z. B.

Uagu ich gehe', teeht Gang' kymr. taith gegen gr. crreixtiv got. steigan altind. stighnöti § 182b;

'tä iattä usw. § 756) 'ist' gegen lat. stare gr. crrfjvou altkirchenslav. stau altind. sthä-;

trog trüag 'elend' kymr. tru gegen gr. aTpeuYeo~&ai § 58;

täl 'Axt' vielleicht zu ahd. stahal 'Stahl'.

Fraglich ist, inwiefern altes st- im Irischen auch als s- erscheint. Am wahrscheinlichsten vor r, vgl.

sruith 'ehrwürdiger Alter', altkymr. strutiu (glossiert 'beatam antiquam gentem'), lit. strujus 'Greis'.

Ein Verb sem(a)id, Part. Pass. srithe, Part, necess. srethi, Abstr. sreth sreith, glossiert sowohl Formen von severe sertus als von sternere stratus und kommt später in [ 131 ]der Bedeutung 'sich ausbreiten' vor, vgl. kymr. sarnu 'sternere'. Es ist möglich, daß die Stämme ser- und ster- zunächst in den Formen zusammengefallen waren, die mit sr- und str- anlauteten, und dann auch im Präsens sich ausglichen.

So wird str- auch in Lehnwörtern behandelt, z. B. srathar 'stratura, PacksatteF.

Andere Etymologien sind zweifelhaft. So samaigid 'setzt', angeblich zu W stä-. Ebenso sdl kymr. sawcll 'Ferse', angeblich aus *stä-tlä zu derselben Wurzel. Serc 'Liebe' neuir. searc kymr. serch weicht von gr. ojipjeiv auch im auslautenden Guttural ab.

Über inlautend st (= ss und st) s. § 224; rst zu rt §178.

Auslautend geschwunden § 175.

217. Idg. z (nur vor Medien) ist im Inselkeltischen zu b geworden und im Irischen vor g und b als solches erhalten (geschrieben d); mit folgendem ä ver- schmilzt es zu dd (geschrieben t) § 134. Z. B.

Tadc Tadgg (d. i. Tabg) Männername, vgl. gall. Tasgillus, Tasgetios, Moritasgus.

medg 'Molken' neuir. meadhg, mittellat. mesga, altbreton. meid kymr. maidd (zunächst aus *mebfa *mebja).

odb 'Baumknoten' gäl. faob kymr. oddf, gr. ötfcpuc; 'Hüfte'.

net 'Nest' neuir. nead kymr. nyth, ahd. nest altind. niddh -dm, vgl. lit. lizdas.

tris'gata 'durchbohrt' got. gazds 'Stachel', wohl auch lat. Jiasta (*ghazdhä).

In schwachbetonter Silbe scheint bei unge- störtem Verlauf für zg ir. rg einzutreten und z vor d verloren zu gehen, vgl.

bedg 'Sprung, Ruck', do'bidci 'er schleudert' gegen Abstr. dibirciud (aber im Verb do'rru-bidc Ml 40 d 9).

cu.it 'Teil, Anteil' neuir. cuid gegen sochuide (d = b) 'Menge'.

säid 'bläst' neuir. seididh, kymr. chwythu, altind. ksvedati 'summt, brummt' gegen tinfed tinphed [ 132 ]tinfeth 'Anblasen, Aspirazion', do'infedam 'wir aspi- rieren' (aber air-fitiud 'Vorspielen').

Die Verschlußlaute.

218. Während im Indogermanischen jeder Ver- schlußlaut eine Aspirata neben sich hatte, die stimmlosen seltener, die stimmhaften häufig, sind im Irischen, wie überhaupt im Keltischen, der aspirierte und der hauchlose Laut in einen zusammengefallen, also k und kh, t und th (p und ph), g und gh, d und dh, b und bh. Nur bei der labiovelaren Media ist die Aspirata (Brugmanns j«/j) von der hauchlosen Media dadurch geschieden geblieben, daß sie früh das labiale Element aufgegeben hat, also mit dem sonstigen gh zusammenfiel, während j~ es in der Regel bewahrte.

Im Übrigen sind im Keltischen, wie in allen Avest- indogermanischen Sprachen, die alten Palatalen (Brug- manns k kh g gh) und die Velaren (Brugmanns q qh j j/i) in eine Reihe verschmolzen und werden daher im Folgenden als einheitliche Laute (k kh g gh) behandelt (Gutturale).

219. Stimmhafte für stimmlose Ver- schlußlaute.

d und g aus t und k hinter Nasal § 207.

t im Anlaut proklitischer Wörter ist zu d geworden § 176.

Es gibt aber noch einige andere sichere Beispiele für solchen Wandel, vgl.

gabor gabur 'Ziege' kymr. gafr, Ortsnamen altbritann. Gabrosenti (Lokativ), in Noricum Gabromagus, lat. capra caper, altisländ. hafr 'Bock'.

brecc (nicht :!:mrecc) 'gesprenkelt, bunt' kymr. brych, gall. Briccus Briccius zu altind. pfmih 'gesprenkelt, gr. irpeKVOS 'buntfelliger Hirsch' (Hesych.), Trepxvoc; TrpcxKvöc; 'dunkelfarbig', Trepicr) 'Barsch' usw., ahd. forhana 'Forelle' (im Irischen selber orc 'Salm" aus porkos?).

[ 133 ]Wie weit diese Erscheinung reicht, und ob auch sie mit der ursprünglichen Betonung zusammenhängt, bleibt noch zu bestimmen.

Anderer Art sind Beispiele, wo das Irische eine Media zeigt gegenüber britannischer Tenuis:

gec 'Ast' kyrnr. cainc, altkirchenslav. .sah* 'Zweig, Reis' altind. sanküh 'Holzpflock'. Das irische g wahrscheinlich nach dem Synonym gescae 'Ast'.

droch 'Rad', wenn es zu kymr. breton. tro 'Drehung, Wen- dung', kymr. trol breton. trei 'drehen, wenden' (aus trog-) gehört, zeigt Wechsel von trog- und droh-.

Sonst noch garmain 'Weberbäum' kymr. carfan, dretill 'Liebling' kymr. trythyll neben drythytt (ir. trcittcll nur LL 99 a 30), druimm 'Rücken, Bergrücken' kymr. trum (auch im Vokalismus auffallend). Vielleicht handelt es sich teils im Britannischen, teils im Irischen um Lehnwörter, die nicht genau wiedergegeben wurden.

220. Die Gutturalen.

a) Alle Gutturalen erscheinen vor t als ch, z. B.

ocht 'acht' kymr. wyfh gr. öktuj altind. astdu.

in-nocht c heut Nacht', kymr. peunoeth 'jede Nacht, lat. noct- altind. näktih lit. naktis.

nocht 1nackt' kymr. noeth got. naqaßs altind. nagnäh altkirchenslav. nag^.

'acht 'er trieb (kymr. aeth 'er ging') zu acjid 'treibt' avest. azaiti.

techt 'Gang' kymr. taith zu tiagu 'ich gehe' gr. crreixeiv. snecht(a)e 'Schnee' zu lat. ninguit gr. vdcpei usw.

Das britannnische ith geht auf chtt zurück, wie auch im Irischen das t manchmal geminiert wird (§ 133). Daß auch dem Gallischen der Übergang bekannt war, macht die Schreibung XT in gallischen Namen wahrscheinlich, die die Römer mit CT schreiben, z. B. ATEXTORIC. neben Atectorix, LVXTEPIOS (Münzaufschrift), bei Caesar Lucterius, wo X wohl dem griechischen x entspricht.

b) Alle Gutturalen vereinigen sich mit folgendem s zu ss (vereinfacht s § 139 f.). Auch hier läßt das britan- nische ch oder is einen älteren Wandel zu chs er- schließen, z. B.

[ 134 ]üasal 'hoch' kyrar. uchel, vgl. alte Ortsnamen wie OüHeXXov, Uxellodunum.

coss 'Bein, Fuß' kymr. coes, kaledon. ApTevto-Ko£oc;, lat. coxa 'Hüfte', altind. käksah 'Achselgrube'.

So die Stämme des s-Subjunktivs tess- zu techid 'flieht', tess- tias- zu tiagu 'ich gehe' usw. § 611 ff.

221. Nicht-labialisierte Gutturale: idg. k (kh) = c § 181; leniert zu ch § 119, dafür t (ge- schrieben g) § 126 f., inlautend geschwunden vor r l (n) § 122.

Hinter altem n (auch im Kompositum) zu gg, g (ge- schrieben cc, c) § 207.

Bewahrte Anlautsgruppen: er, cl, cn, z. B. erü 'Blut', doth 'Ruhm', cnü 'Nuß'.

idg. g und gh zu g § 182; leniert zu t (geschrieben g) § 119, dafür ch § 121.127, inlautend geschwunden vor r l n § 122.

gd, gh zu dd, bb § 146,3a, 4b; vg zu m § 149 d.

Bewahrte Anlautsgruppen gr gl gn, z. B. grian 'Sonne', gle 'klar', gndth 'gewohnt'.

222. Die Labiovelaren (Brugmanns q* j# j^A; für q%h fehlen Belege).

a) q% ist zur Zeit unserer Denkmäler völlig mit der nicht labialisierten Tenuis zusammengefallen (s. § 181), während das Britannische es streng getrennt hält, indem es dort in p übergegangen ist. Aber die Ogomschrift hat noch ein besonderes Zeichen für diesen Laut, das man mit q umschreibt. So wird dort der Genitiv von macc 'Sohn' (britannisch map) immer maqi maqqi geschrieben, nur in vier wohl besonders jungen Inschriften maci. Es ist also immerhin schon zu der Zeit, als man noch Grabschriften in Ogom schrieb, das labiale Element verloren gegangen. So hat denn auch die älteste Inschrift in römischem Alfabet (Thes. II 288, 3 5) schon macci.

Nur in einem Fall hat das labiale Element von q deutliche Spuren hinterlassen; es hat folgendes ri vor palatalen und u-farbigen Konsonanten zu ru umgefärbt, vgl. [ 135 ]cruim 'Wurm' kymr. pryf breton. prenv, altind. kfmih lit. Jiirmis.

cruth 'Gestalt, Aussehen' (w-Stamm) kymr. pryß.

Cruithne 'Pikte" mittelkymv. Prydyn 'Britannien'.

cruinn 'des Baums', D crunn neben britann. prenn § 76. Dagegen re vor dunkler Konsonanz bleibt bewahrt, z. B.

cren(a)id 'kauft" kymr. prynu, altind krtndii, gr. Ttpiacröai.

creth 'Kunst, Dichtkunst neben kymr. prydu 'dichten", prydydd 'Dichter'.

Der Vokalismus des Gsg crotha (statt *cretha) ist durch den N cruth hervorgerufen.

Daß nicht cru direkt aus qr hervorgegangen, sondern erst aus älterem qri umgefärbt ist, zeigt die junge Ogominschrift qrimitir Eonann maq Comoyann Macal. 56. Das erste Wort ist das spätere cruimther 'Priester', das, wie Cormac's Glossar s. v. lehrt, dem altkymrischen premter primter, einer Verstümmelung von presbyier, nachgebildet war.

223. b) gU gewöhnlich = b § 186c, leniert ß (ge- schrieben b) § 119;

=g (y) vor altem l in nigicl 'wascht' gr. vi£eiv §182a.

j~w-=mn- § 188 c; inlautend wie gn behandelt? Vgl.

üan 'Lamm' § 58.

Über dieses und weitere Probleme s. Osthoff, Indogerm. Forsch. 4, 265 ff.

c) j-Ä fällt mit gh, g zusammen § 182b.

Sammlung bei Osthoff a. 0.

224. Die Dentalen.

a) Alle Dentalen (t, d, dh) ergeben bei altem Zu- sammenstoß mit t den Doppellaut ss (vereinfacht s); p. § 152 f. Aber im Kompositum tt, t (s. Präp. ad §816, früh § 831).

b) idg. t (und th) = t § 183; leniert th § 119, dafür b (geschrieben d) § 123. 125 ff., vor l, n geschwunden § 122.

Altes nt (auch im Kompositum) = d(d) § 207.

idg. s£ zwischen Vokalen = ss (s) § 152 e; aber str blieb bewahrt, z. B.

[ 136 ]lestar (aus *lestr) 'Gefäß, pl lestrai, kymr. llestr.

ro'su(i)digestar 'hat gesetzt', zunächst aus -estr, vgl. §624.

Über anlautendes st s. §216.

Bewahrte Anlautsgruppen: fr, tl, tn, z. B. fromm 'schwer, tlaith 'sanft', tnüth 'Zorn, Eifer'.

c) idg. d und dh = d; leniert b (geschrieben d) § 119, dafür th §121. 127. 128, geschwunden vor r l n §122.

Vor s zu t § 183 e; dg db zu gg, bb § 146, 2. 4; dm zu mm § 149 b.

Bewahrte Anlautsgruppen: dr, dl, z. B. dringid klimmt empor", dlong(a)id 'spaltet.

225. Die Labialen.

1. Idg. p (ph s. §226g).

Sammlung bei Windisch, Kuhns Beitr. z. vergl. Sprach- forschung 8, 1 ff.

a) Im Anlaut und zwischen Vokalen ist es ge- schwunden, z. B.

athir Vater' gr. Tranp usw.

il 'viel' got. filu gr. ttou£ altind. purüh.

ren(a)id 'verkauft' gr. Trepvnui.

lethan 'breit kymr. llydan gall. litano- usw. § 214 a.

tee 'heiß' Npl teit, altind. täpant- 'heiß', lat. tepere.

nice 'Neffe' kymr. nei, lat. nepos usw.

fo 'unter' britann. guo- aus 140 *wo *upo, gr. uttö usw.

226. Sonst zeigen sich folgende Spuren von p:

b) anlautend war p im Keltischen wie im Italischen zu q« geworden, wenn die zweite Silbe mit q~ anlautete, vgl. coic oder cö'ic 'fünf (§ 390), altkymr. pimp, lat. quinque gegen altind. panca gr. rrevie usw.

c) vor t war p zu ch geworden, z. B.

secht 'sieben' kymr. saith, lat. Septem gr. eTTid usw.

necht 'Nichte' kymr. nith, lat. neptis altind. napfj/t, ahd. nift.

eicht 'Pflug' vielleicht zu gr. Kaumo^ 'gebogen'.

d) mit s vereinigt es sich zu ss, wohl durch die [ 137 ]Zwischenstufe chs (kymr. c/i), vgl. lass(a)id 'flammt', lassar 'Flamme', kymr. llachar 'funkelnd', preuß. lojris 'Flamme', lett. läpa 'Fackel', gr. XduTieiv.

So hat man timme 'laue Wärme' auf *tep(s)miiä mit mm aus sm zurückgeführt; vgl. altind. täpas- 'Hitze' und kymr. twym mittelbreton. toem 'heiß' (zunächst aus toclism..?). Aber pst er- gibt auch im Britannischen s(s), wenn man für ir. kymr. tes 'Hitze, Wärme' mit Recht eine Grundform *tepstu- ansetzt. Doch ist das alles sehr unsicher. Vgl. ir. U's 'Licht' aus *lamp- stu- ?

e) opn wird inselkeltisch zu oun, woraus ir. üan (§ 57), z. B.

süan 'Schlaf kymr. hun aus *sopnos, lat. somnus.

cüan 'Schiffshafen' niederd. haven altisländ. hgfn (*kopn-).

clüain 'Wiese' (*khpni-), lit. szlapus 'naß', aksl. slaph 'Flut'.

f) idg. rp = rr § 151c, Ip = 11 § 150 c, mp = mm §149c.

g) Anlautende sp und sph sind genau wie su- be- handelt; sie erscheinen als s, leniert als / (ph), z. B.

sine 'Zitze', bö tri-phne 'Kuh mit dreizitzigem Euter' zu lit. spenys 'Zitze', ndl. speen 'Euter', ahd. spunni 'Brust'.

seir 'Fußknöchel', Dual dl pherid LU 69a29, kymr. ffer ffern, altkorn. fer ('Unterschenkel'), gr. crcpupöv (also sph-).

selg 'Milz', breton. felc'h, avest. spdroza neupers. supurz, vgl. gr. crrrXnv, OTrXdYXva.

Anderes ist unsicher. So widerspricht wohl der häufigen Zusammenstellung von tene 'Feuer' mit avest. tafnö 'Hitze, Glut', tafnus 'Fieber' (idg. -pn-) das a in kymr. breton. tan 'Feuer'.

Die Entwicklung wird die gewesen sein, daß p (ph) zu- nächst überall zu bilabialem f wurde. Dieses ist teils zu u ent- wickelt, teils durch die Mittelstufe h hindurch geschwunden oder an benachbarte Konsonanten angeglichen; ft, fs zu ht, hs, woraus zunächst cht, chs. Aus dem britannischeu f aus sp (sph) kann man folgern, daß auch ir. s- zunächst auf sf- zurückgeht, während bei Lenierung des s ein f (für hf) resultiert. Zwingend [ 138 ]ist freilich die Folgerung nicht; es könnte auch hier das f im Irischen einst zu u oder v geworden sein.

227. h) Die Erscheinung, daß bei gewissen redup- lizierten Formen in der Reduplikazionssilbe p-, im Anlaut der Stammsilbe b- erscheint, war im Keltischen in weiterem Umfang gewahrt als in andern indogermanischen Sprachen. Außer dem Beispiel ibid 'trinkt' = altind. pibati (vgl. lat. bibit) zur Wurzel altind. pä- päy- lat. po- lst noch erkennbar:

Fut. 'ebra 'er wird gewähren' (*pibrü-) zum Subj. 'era (*perä-), gr. iropeTv § 647. 668.

Prät. leblaing er sprang' zu Präs. lingid; vgl. niederd. flink f

Eine Erklärung dieser Erscheinung scheint mir in der An- nahme zu liegen, daß anlautendes b im Urindogermanischen zu p geworden war, während es im Inlaut in der Regel er- halten blieb. Die Wurzeln dieser Klasse hätten also ursprüng- lich mit b angelautet.

228. 2. idg. b und 6Ä = § 186; leniert ß (ge- schrieben b) § 119.

Vor s zu p § 185 a; vor n zu m § 188c; mb zu mm § 148b.

b -f- t war zu pf geworden, woraus ir. cht (§ 226c), z. B. druckt 'der Tau' zu alteächs. driopan ags. dreopan 'triefen', ags. tropa ahd. tropfo troffo 'Tropfen'.

Erhaltene Anlautsgruppen: br, 11, z. B. brü 'Bauch', Math 'Blume'.

Anlautswechsel.

229. Eine Eigentümlichkeit aller inselkeltischen Dialekte, der britannischen wie der irischen, ist, daß der Wortanlaut im Satzzusammenhang mannigfache Verände- rungen erleidet. Die sprachgeschichtliche Forschung zeigt, daß diese ursprünglich durch den Auslaut des vorher- gehenden Wortes bewirkt waren, daß aber diese Wirkungen oft bestehen geblieben sind, auch nachdem jener Auslaut [ 139 ]geschwunden oder verändert worden war. 80 können sie dazu dienen, die ältere Gestalt der Endungen keltischer Wörter zu rekonstruieren. Freilich hat sich solcher Wechsel manchmal analogisch ausgebreitet.

Am konsequentesten zeigen sich diese Erscheinungen innerhalb von Wortgruppen, die nach Bedeutung und Tonfall eng zusammengehören. Je lockerer der Zusammen- hang wird, um so seltener und unregelmäßiger treten sie auf.

230. Im Altirischen kann man dreierlei Modi- fikazionen des Anlauts unterscheiden:

T. die Lenierung (Aspirazion), ursprünglich auf der Wirkung eines vokalischen Auslauts beruhend;

II. die Nasalierung (Eklipse) nach allen Endungen, die einmal auf -n ausgingen (welches idg. -m mitvertritt, § 174);

III. die Gcminierung nach Wörtern, die ur- sprünglich auf -s oder auf nachvokalige t- und &-Laute ausgingen.

Ich bezeichne in dieser Grammatik, wo nötig, lenierende Endungen durch hochgestelltes l, nasalierende durch n, geminierende durch g, z. B. ai = lenierendes a, an = nasalierendes a, ag = geminierendes a.

I. Lenierung.

231. 1. Bei der Lenierung erleiden anlautende Konsonanten die § 119. 128 ff. besprochenen Änderungen. Vokale bleiben unverändert.

2. Die Lenierung unterbleibt, wo der altiriscbe Aus- laut mit dem Anlaut eine Geminata bildet (§ 134).

3. Nicht leniert wird t (und in der Aussprache d) hinter auslautendem n, l, s (s. § 136) und hinter -th -d; ebenso c (und in der Aussprache g) hinter -ch -g. In den letzteren Fällen sollten aus dem Zusammenstoß der Laute nach § 134 die Geminaten tt, dd, cc, gg hervor- gehen; aber auch wenn der Auslaut des ersten Wortes seine gewöhnliche Gestalt beibehält, bleibt im Anlaut des [ 140 ]zweiten die unlenierte Form, z. B. cach cütbidd jede Empfindung' Wb24b4.

4. Daß auch n, l, r in den § 137 erwähnten Stel- lungen nicht leniert wurden, zeigt das Neuirische, tritt aber in der Schrift nicht hervor.

5. Bei p, das anlautend nur in Lehnwörtern vor- kommt, erscheint bald Lenierung, bald nicht, z. B. do pheccad Wb 3 b 15 neben di peccad 24 c 18 (peccatum). Der Prozeß, der sich hier nach Analogie der andern Verschluß- laute eingestellt hat, ist also noch nicht ganz durch- gedrungen.

6. Nie leniert wird der Anlaut des adjektivischen cach cech 'jeder' (§484b); der Verstärkungspartikeln sa, se, su, som usw. (§ 401); der Demonstrativpartikeln so, sin (§ 468), außer wo sie substantivisch hinter Präposizionen stehn (§470); wie es scheint, auch das m von mo 'mein' (§ 436).

7. Bei / und s wird die Lenierung in den älteren Glossen in der Regel nicht bezeichnet. Doch wird ge- legentlich /, das durch die Lenierung verstummt (§130), besonders beim Zusammenschreiben der Wörter ganz weggelassen, z. B. innalaith 'in sein Reich (flaithf Wb 31a 3, meulae 'meines Fleisches (feulaef Ml 47 c 4, faeram 'wir bewirken es' Wb 15 d3 (fo'fera 'bewirkt'). Häufig im Kompositum, z. B. immolang 'Bewirken" neben im(m)fölang, im(m)folang.

In Sg sowie in späteren Handschriften wird oft über lenierte / und s das Punctum delens gesetzt (§ 31), z. B. do slund nach folaid 'zur Bezeichnung irgendeiner Sub- stanz' Sg 73 b 7. Diesem Gebrauch schließt sich auch unsere Grammatik an, wo die Lenierung bezeichnet werden soll.

8. In der Schrift tritt also die Lenierung nur bei c t p, später bei s und / deutlich hervor; daher kann man Regeln nur für häufig vorkommende Fälle auf- stellen.

[ 141 ]232. Belegt ist die Lenierung:

Sammlung bei Pedersen KZ 35, 315 ff.

A. Hinter Deklinazionsformen. Doch tritt sie hier nur hinter dem Artikel und hinter den vor ihrem Bezugswort stehenden Pronominalien und Zahlwörtern konsequent auf. Nur sporadisch wird der Anlaut von Adjektiven und Genitiven leniert, die ihrem Bezugs- wort folgen, besonders da, wo sie sich mit ihm begrifflich eng zusammenschließen. Daher können wir die Norm der Lenierung zum Teil nur bei den größten Stammklassen der Nomina, den o- und ä-Stämmen, fest- legen. Die Kasus, hinter denen sich Lenierung findet, sind:

1. der Dsg aller Geschlechter und Stammklassen, z. B. do-n chorp 'dem Körper' Wb 3a 14, i cach thir c in jedem Land' Wb la3, do fJiaidbse superlait um den Superlativ anzuzeigen' Sg 40 b 15, iar maidm chatlia 'nach der Niederlage' Ml 84 c 9, Miait chotarsnu Von dir Wider- sacher' Ml 108 a 4.

2. der Nsg aller Feminina (auch si 'sie' und ci-si 'welche?'), z. B. int sillab 'die Silbe' Sg 25 a 1, mo flwl cholnide 'mein fleischlicher Wille' Wb 3 c3S, genitiu chintig 'der Genitiv eines Bestimmten' Sg 209 a7, is si eMail 'das ist der Sinn' Ml 94b 17.

Für den Vokativ fehlen zufällig Belege.

3. Der Gsg der maskulinen und neutralen, der Npl der maskulinen o- und io-Stämme: alaili thriuin 'eines gewissen Helden' Sg 96 a 4, cach folaid 'jeder Substanz' 200 b5, in phrecepturi 'die Prediger' Wb 5 a 2.

Für den Vsg m. fehlt ein Beispiel. Doch vgl. a ch[l]eirchen chochlaieh Annais of Ulster, a. 758.

4. Der NVpl der Neutra (Apl ohne Beleg) leniert, wenn er nicht auf -a ausgeht: inna gell choima 'die lieben Pfänder' Ml 123 c 9, cethir cUt '400' Karlsr. Beda 42 c 1, a huili chenda 'o alle Geschlechter' Ml 67 b 17.

Bei den nominalen Formen auf -a herrscht Schwanken: arma cholno 'Fleischeswaffen' Wb22dl3 neben accobra [ 142 ]colna Fleischeslüste' 20a6, vgl. 20cl. Die pronominalen lenieren nicht (§ 242,1).

Doch vgl. inna chenel, inna chenela c die Geschlechter' Ml 67b24, 103d 14, falls es mehr als Schreibfehler sind wie der Dpi douaib chene/aib 119d3.

5. Der NAG mask. und fem. des Duals: dt chethnd 'zwei Sinne' Wb 18 d 9, dt gidtai fodlaidi 'zwei getrennte Vokale' Sg 54 a 14, eter da son 'zwischen zwei Wörtern' Sg 150b1, da syl(lab) 'zweier Silben' Sg 220b8.

6. Der NVsg cü 'Hund' (erst in späteren Hand- schriften belegt, aber sicher alt).

7. Das Neutrum alaill § 480 b, z. B. alaill sain 'etwas Besonderes' Sg 6b 24; ferner ced cid 'welches?' (§455).

8. Die Possessivpronomen mo, m- 'mein', do, t- 'dein', a 'sein' ('eius' mask. u. neutr.); die infigierten Personal- pronomen -m -t und III sg n. a, (i)d. Beispiele § 436. 438 u. 415 ff.

Eigentümlich ist arch. diiun chanisin 'uns selbst' Cam. 37 d doch schreibt die Handschrift mehrfach ch für c.

233. B. Hinter Verbalformen. In den älteren Glossen (Wb) wird nur hinter Formen der Kopula (§771 ff.) leniert:

1. Über Lenierung hinter den relativischen absoluten Formen in bestimmten Relativsätzen s. § 489 c.

2. Sonst lenieren

a) alle Formen des Imperativs und die III sg bad bed des Prät. Subj.

b) die konjunkten Formen der Kopula, die eine Silbe bilden, außer der III sg -did -dib -dip, und außer den Formen, die erst durch Kürzung einsilbig geworden sind wie -bin (aus *be'inn), -btis, -btar, -psa im Prät. usw.

c) masu 'wenn ist', cesu 'obgleich ist' pl cetu ceto.

In Wb scheint die Lenierung in den Fällen b) nicht fest, vgl. ni-tat cosmili 'sie sind nicht ähnlich' 32 d 14 (ähnl. 7dl2) neben Ms ni-bat chutrummi 'vielleicht sind sie nicht gleich 5 9d27; archaisch ni-tam toirsech 'wir sind nicht traurig' Wb I 15 b 21.

[ 143 ]3. In Jüngern Denkmälern, wie Ml und Sg, erscheint Lenierung auch hinter beliebigen andern Verben, mag das folgende Wort Objekt, Subjekt oder Adverbiale sein, aber ohne Konsequenz; z. B. do'rignius chomgnimu 'ich habe gemeinsame Taten getan' Ml 47 a 20, ni'fil chumtubairt c es ist kein Zweifel' Sg 154b 2, cita'biat chlüasa c den die Ohren empfinden' Sg 3al, con'toat chucai e die sich zu ihm wenden' Ml 46 cl, fuachimm chein f ich richte selbst' SP. Es können auch andere Wörter dazwischentreten, vgl. Ml. 44 c 20. Vereinzelt wird auch das Subjekt hinter dem Prädikat leniert: ni gnäth chomsuidigud 'nicht ge- wöhnlich ist Zusammensetzung' Sg 201 a5; gnim dorn sa thindnacol 'Handlung ist für mich die Zuteilung1 209 b 24.

Sammlung aus Ml und Sg bei Strachan ZfCF 4,61 u. 487. Es fehlt eine Sammlung der Fälle, in denen die Lenierung unterbleibt.

Die zwei einzigen scheinbaren Beispiele in Wb no'biad chdch 'jeder würde sein' 9 d 25, nertad chdch 'er soll jeden stärken' 5 d 11 halte ich für bloße Schreibfehler, da die doppelte Setzung von Aspiraten zu den gewöhnlichsten Schreibversehen gehört, z. B. chech für cech Wb 5c 50, chrich f. crich Sg 66 b 4, donaib chethrairib f. ccth.. Arm. 178b 2 u. a.

234. C. Hinter flexionslosen Wörtern:

1. die Präposizionen amal, ar, cen, di, do, fiad, fo } im, is, 6 üa, 6s üas, tre tri lenieren den Anlaut des zu- gehörigen Kasus. Doch lautet tre mit Artikel und mit Relativ tresin tresa § 845.

Ein einziges Mal leniert for in for chenn Ml 44d29.

Über Lenierung des Verbs hinter vortonigen Prä- posizionen und Verbalpartikeln in Relativsätzen, s. § 489a.

Ferner lenieren:

2. die Verbalpartikel ro ru, wenn sie enklitisch an zweiter Stelle steht (§ 38), z. B. ni-ru'thögaitsam 'wir haben nicht getäuscht' Wb 16a 22.

3. von Konjunkzionen:

a) acus ocus 'und' (§ 870), no nö (§ 873) und [ 144 ]fa ba (§ 459) c oder'. Nach den Kompendien 7 und t (§ 33) wird häufig nicht leniert; man wird dann lat. et und uel lesen müssen.

Einmal geminiert no 'oder: nonno'diummussaigtis Ml 136b5 (verschrieben?).

b) ma 'wenn' (§ 890), da ce c obgleich (§ 899), co so daß' (§ 884), ö 'seit' (§ 881), auch ama(i)l 'wie' § 902, insofern die syntaktische Nasalierung (§ 492) die lenierende Wirkung nicht hindert. Z. B. ma cJiot'chela wenn es es verbirgt' Wb5a 9, da thiasu sa 'obschon ich gehe' 23 c 31, co ckon'scarad c daß er zerstören sollte' Ml 23 b 14, ö chretsit 'seit sie geglaubt haben' Wb 31c 7, am(al) chon'n-oscaigther 'wie bewegt wird' Ml 38dl6.

Mit dem Präteritum der Kopula heißt es aber ce-pu, pl da-ptar §791; und auch sonst finden sich vereinzelte Beispiele mit ma und da ohne Lenierung, ja mit deut- licher Geminierung: marru'feste 'wenn ihr gewußt hättet' Wb 9c8.

Erst in den Jüngern Glossen kann a(i)r c denn' lenieren. Vgl. auch ol-suide, ol-sodaln § 476.

4. die Negazion nicon, nacon § 851. 855.

Über nasaliertes nicon'dit c es geht (tet) nicht' Ml 53a 17 s. § 851.

Über Lenierung nach näd nad in Relativsätzen s. §489a.

5. die Partikel a, ä vor dem Vokativ;

das deiktische i hinter dem Artikel (§ 467); doch werden Verbalformen erst in den jüngeren Glossen leniert (§ 489b);

die Verstärkungspartikel su, so hinter dem Personal- pronomen: fussu th'denur du allein' Wb 5 a 28, auch im Dativ: duit so th'oinur Sg 208 b5 (aber tusu t'oinur Ml 78 b 18, Fehler?).

6. Nach späteren Belegen coic 'fünf' außer dem Gpl (§ 238).

235. D. Über Lenierung des Anlauts von absoluten relativischen Verbalformen s. § 489 b.

[ 145 ]E. In einigen Wörtern beginnt in den jüngeren Denkmälern die lenierte Form zu erstarren. So in Ad- verbien wie t(h)üas 'droben', c(h)alleic 'indessen', c(h)en(a)e 'ohnehin' und in Präposizionen wie c(Ji)en 'ohne', rissa (fri-sa) Ml 30 b 2.

Das Verb du't(h)luchedar 'verlangt' hat in Ml meist lenierten Anlaut, sogar nach n: am(al) dun'thlaichiur 44c20.

236. F. Das zweite Glied eines Kompo- situms wird leniert:

1. wenn das erste Glied ein Nomen oder Zahlwort ist, auch wenn es der konsonantischen Flexion angehört, z. B. rig-suide 'Königstron' (Stamm rig-), teglach 'Haus gesinde' aus teg- (.s-Stamm) und slög 'Schar' mit ver- stummtem s. Es hatte sich hier eben früh ein Kompo- sizionsvokal eingestellt, vgl. gall. Big-o-magus 'Königsfeld', Cinget-o-rix 'Heldenkönigf

Bei den auf Nasal ausgehenden Zahlwörtern sind noch Spuren des älteren Verfahrens erhalten in nön-bur deichen-bur § 387 und im Ortsnamen Nolndruimm Arm. neben jüngerem deich-thriub 'Zehnstämme', noidecde eine Anzahl von 19 (Tagen)'.

Hierher gehören die unflektiert vor ihr Nomen tretenden Adjektive, z. B. ilchathraig 'viele Städte' (§364f.).

2. Hinter den untrennbaren Partikeln so- su-, do- du-, mi- § 366.

3. Hinter den Präposizionen aith ath, air er ir, dl de, fo, imb im(m), ind, rem, ro, ta(i)rm, to (trem ist zu- fällig ohne deutlichen Beleg); erst in den Jüngern Glossen bisweilen hinter for und etar nach Analogie von air. Über Lenierung hinter com-, frith-, iarm-, in- s. § 823. 831. 832. 834.

Diese Regel gilt sowohl für nominale wie verbale Komposita, aber bei letzteren nicht, wenn die Präposizion vortonig ist (§ 35), also akzentuell kein Kompositum bildet.

[ 146 ]II. Nasalierung,

237. 1. Bei der Nasalierung wird einem anlauten- den Vokal oder d ein n vorgeschlagen, b und g der homorgane Nasal (m-b, n-g)

t, c, (p) werden in die Medien g, d, (b) verwandelt (§ 207), / in v (ß);

s r l m n werden, wenn ein Vokal vorhergeht, gerniniert.

Da nv (geschrieben nb) und nm sonst unverändert bleiben, scheinen für die Behandlung von f (u) und m die Fälle maßgebend geworden zu sein, in denen altes -m vorlag; über mu = ß s. § 199b.

2. In der Schrift tritt die Nasalierung nur bei den Vokalen und den Medien deutlich zutage. Die Gemi- nazion unterbleibt oft (§ 143 f.). Der Wandel von t c p f wird — wenigstens außerhalb der Komposita — fast nie bezeichnet, nur selten einmal, namentlich hinter n, ein d für t geschrieben, z. B. con'dänicc 'bis daß er kam' Wb 3 c 27 neben con'tänic 3 a 1, in tain diagma ni 'wenn wir gehen (tiagmaef 3a 15, höre dete 'weil er geht (tetef 11 d 7; stereotypisiert oldaas 'als er ist (taasf; halb zum Adverb erstarrt: nach gein 'eine längere Zeit" (Asg von ciari) Wb 7 all, 24dll. Diese Beispiele genügen immer- hin, um zu zeigen, daß in der Aussprache schon damals wie heute die Veränderung vollzogen wurde.

3. Sind die Wörter zusammengeschrieben, so er- scheint in Ml bisweilen zwischen Vokalen doppeltes n, z. B. innechaib für i n-eehaib 'in Pferden' 43 d 3, innim- ruimdetar für i'n-im.. 'worin sie gesündigt haben' 105 al, läse aranneget für ara'/t-cget 'indem sie klagen' 61b 1. Das weist auf unlenierte Aussprache des n, vgl. § 834.

4. Besteht die Nasalierung im Zutritt eines Nasals, und werden die zwei Wörter getrennt geschrieben, so wird in der Schrift der Nasal entweder selbständig zwischen die Wörter gesetzt, oder — häufiger — zum zweiten Wort geschlagen; in beiden Fällen wird er oft mit dem Punctum delens versehen (§ 31). Z. B. dochum n die 'zu Gott' Wb 10a 22, läa m brätha, lue .m. brdtho 'Tag des Gerichts' Wb 26a 1, Arm. 17 bl neben dochum [ 147 ]ndce Ml 54 d 3, des nesci 'das Alter des Monds' Karlsr. Beda 31 c8. Selten steht der Nasal am Ende des ersten Worts, fast nur in solchen Fällen, wo gewöhnlich überhaupt keine Worttrennung stattfindet, z. B. hinan tde 'aller' Ml 90 c 27 für gewöhnliches innanule.

In dieser Grammatik schließen wir uns dem häufigsten Brauch an, trennen aber den Nasal durch einen Bindestrich: n-de.

Vor das (nur graphische) h vor Vokalen (§ 23) ver- meiden viele Schreiber ein n zu setzen, z. B. doehum hirisse 'zum Glauben' Wb 10d36 neben doehum n-irisse llb22.

238. Die Nasalierung tritt in folgenden Fällen auf.

Doch ist zu beachten, daß der Nasal, wo er zwischen zwei Konsonanten zu stehen käme, öfter fehlt als in anderer Lage. Das rührt daher, daß er im Innern gewisser Konsonanten- gruppen regelrecht geschwunden war (§ 178).

A. Hinter Beklinazionsformen.

Hier ist in der älteren Zeit die Nasalierung auf haupttonigen Anlaut beschränkt (außer hinter a 'das, was' und 'indem' § 466). Erst in den Jüngern Glossen tritt sie hie und da bei proklitischen Wörtern ein, z. B. bec n-di ide 'ein wenig Übel' Ml 46a 1, trhin n-oipred n-do'gniat 'durch das Werk, das sie tun' 42 c2.

Beispielsammlung ZfCP 5,1 ff.

1. Hinter dem Asg und Gpl aller Geschlechter und hinter dem Nsg des Neutrums. Eine Ausnahme machen nur die Neutra alaill (§ 232,7) und na 'irgendein' § 242,2 (vermutlich, doch ohne sicheren Beleg, auch aill und ni), ced cid 'welches f (vermutlich ed 'es' § 447) und das infigierte Personalpronomen der III sg § 232,8. Da- gegen nasalieren durch analogische Übertragung auch Neutra, die nicht zu den o- oder %-Stämmen gehören, also ursprünglich kein -n haben, z. B. mind n-abstalacte Mas Abzeichen des Aposteltums' Wb 20d6 (wind wohl «-Stamm), inmain n-ainm 'wert der Name' SP {inmain i- Stamm).

Für den Vokativ des Neutrums fehlen Beispiele.

[ 148 ]Auch die unflektierten Zahlwörter cok und se nasa- lieren den Anlaut folgender Genitive des Plurals: na se m-bö 'der sechs Kühe'.

Am konsequentesten zeigt sich diese Nasalierung hinter dem Artikel uud adjektivischen Pronominalien und Zahlwörtern; in Ml konsequent, in Wb überwiegend, wenn ein Adjektiv hinter einem Substantiv steht; ohne Konsequenz beim Genitiv hinter seinem Bezugswort und bei Adverbialien, doch in Ml häufiger als in Wb. Man findet also nebeneinander läa m-brätha Wb 26 a 1 und läa brätha 29a 28 'Tag des Gerichts'; guidim se dia n-erut su ich bitte Gott für dich' Wb27dl9 und guidid dia eruib si 'er bittet Gott für euch' 27 d 7.

Die Nasalierung von Verbalformen findet regelmäßig nur hinter a 'das, was' statt. Sonst kommt sie nur ver- einzelt vor, z. B. a cobds m-bis 'die Fuge, die zu sein pflegt' Sg 2 b 2.

2. Unter den gleichen Bedingungen hinter allen neu- tralen Kasus des Duals und hinter dem Dativ des Duals aller Geschlechter; doch ist im Dativ Nasalierung nach nominalen Formen nicht belegt. Z. B. da n-ög 'zwei un- versehrte Dinge' Sg; da c6t m-beimen '200 Streiche' Eriu 1,205; da cärachtar 'zweier Buchstaben' (c = g); i n-dib n-üarib deac 'in 12 Stunden' Karlsr. Beda 3 c.

3. Hinter den infigierten Personalpronomen der III sg in. a, d (alten Asg); fakultativ nach der Hlsg f. und III pl s § 414 ff.

4. Hinter den pluralischen Possessivpronomen (alten Gpl) ar 'unser', far 'euer', a 'eorum, earum'.

239. B. Hinter Verbalformen. Hier kommt Nasalierung nur hinter den absoluten relativischen Formen der Kopula in 'nasalierenden Relativ- sätzen' vor (§ 498 d).

Hie und da auch in Fragesätzen: indat m-briathra 'sind es Wörter?' Ml 44b 9, cit n-e 'wer sind sie?', sechitat n-e 'wer sie auch sind', s. § 458. 454 f. 457, vgl. 461.

[ 149 ]Sonderbar ist nidat n-escmana 'sie sind nicht unrein' Ml 92d 13, wo man Lenierung erwartet (§ 233,2 b); vielleicht Anschluß an das fragende indat.

240. C. Hinter flexionslosen Wörtern. 1. Hinter den Zahlwörtern seclü, ocht, voi, deich.

Über ihre Wirkung als erstes Kompositionsglied s. § 236,1. Über nasalierendes colc und sc § 238,1.

2. Hinter der Relativpartikel (s)a § 486; hinter den Konjunkzionen a 'indem' § 878, ara § 886, dia § 877. 891. Über co (con) und ö 'seit' s. § 884. 881.

3. Hinter der Fragepartikel in (vor b im-) § 458.

4. Hinter den Präposizionen co 'mit', i 'in:, iar 'nach', re ria 'vor' wird der Anlaut des zugehörigen Kasus nasaliert; nur der haupttonige Anlaut nach den ursprünglich nominalen dochum 'zu', in-degaid 'hinter', tar-esi 'für, anstatt'.

Über Nasalierung des zweiten Glieds des Kompositums hinter co(m) und e(n) s. § 823. 834.

Über Nasalierung des Verbalanlauts hinter allen Präposizionen, den Verbalpartikeln und der Negazion nad nä in gewissen Relativsätzen s. § 498a.

III. Geminierung.

241. Die Geminierung bestand ursprünglich in der Verdoppelung (Dehnung) des anlautenden Konsonanten, indem der Auslaut des ersten Wortes sich an den Anlaut des zweiten assimiliert hatte. Sie ist aber in unserer Periode bereits im Zurücktreten. Denn hinter Konso- nanten ist die Geminazion aufgegeben (§ 140) und auch hinter schwachbetonten Vokalen in der Schrift schwankend. Dazu kommt, daß die Schreiber nie in den Anlaut eines abgetrennten Worts einen Doppelbuchstaben setzen, so daß sie überhaupt nur da zutage treten kann, wo die Wörter zusammengeschrieben werden. Allmälig geht die Geminierung einfach in den unlenierten Zustand über.

Bei s- r- l- vi- n- fallen also Nasalierung und Geminierung zusammen.

[ 150 ]Das Mittel- und Neuirische zeigt, daß in denselben Fällen nach vokalischem Auslaut einem haupttonigen anlautenden Vokal ein h- vorgeschlagen wurde, für das aber dem Altirischen ein Ausdrucksmittel fehlt (§ 23), vgl. § 175. Auch zeigen einzelne Fälle, daß in einer frühen Periode dieses h auch hinter Konsonanten lautbar war; vgl. int, Nsg m. des Artikels vor Vokalen, aus *ind-h *sindos § 462, nant 'daß nicht ist' aus *nand-h § 779, vgl. 776, arimp 'damit sei' aus *arimb-h § 785.

242. Die Geminierung findet sich

A. hinter Deklinazionsformen:

1. hinter den Artikelformen inna, na als Gsg f., Apl aller Geschlechter, Npl f. n. Z. B. innammraithem- nachtae 'der Verräterei (mraühemnaclüf Ml 31 b 3, innammaccu 'die Söhne' (Apl m.) 104d5, innammerbi 'die Schwächen' (Apl f.) 113 b S, innarriara 'die Willen' (Npl f.) Wb 12 c 43, forsnammorcJwl 'auf die großen Frevel' (Apl n.) Ml 91a21, innalläthar 'die Pläne' (Npl n.) 91 d7.

Die ausnahmsweise Schreibung inna ingnea mmoitJia 'die weichen Nägel' (Npl f.) Ml 87b 11 zeigt, daß die Ge- minierung auch hinter andern Wörtern in denselben Kasus vorkam, wenn das auch in der späteren Sprache nicht mehr hervortritt. Sicher läßt diese sie noch erschließen hinter NA m. tri 'drei'; sie war also sicher auch hinter A m. cethri 'vier' und hinter dem fem. teora cetheora vorhanden.

2. hinter dem NAsg n. na 'irgend ein' (§ 483), z. B. nanni 'irgend etwas' Ml (neben na ni), nalled 'irgend eine Seite (ledf Wb 17 d 7.

3. hinter dem Nsg ua 'Großsohn' (altir. aue) zeigt noch die spätere Sprache h-, z. B. ua h-Airt. Darnach kann man annehmen, daß einst der Nsg der mas- kulinen ?o-Stämme bei engem Anschluß überhaupt gemi- nieren konnte. Das wird bestätigt durch indalammod 'die eine der zwei Arten (modf Ml 45bll (neuir. andara h-) § 481.

Über cia 'wer' s. § 455. 461.

[ 151 ]4. hinter a 'ihr' als Pron. poss. f. sg (alter weib- licher Genitiv), z. B. ammuntar ihre Hausgenossenschaft (muntarf Wb 27dl2, Sg 32b6.

5. hinter den infigierten Personalpronomen da ta a als IHsg f. und III pl (§ 414 ff.), z. B. indammoidet 'worin sie sich rühmen Cmoidetf Wb 24 a 30.

6. Nach Ausweis der späteren Sprache nach diu am Tage' (§ 340,3), vgl. neuir. de h-aoiue 'Freitag'.

243. B. hinter Formen der Kopula:

1. hinter der präteritalen und modalen IHsg ba (§ 784. 791. 794) außerhalb der Relativsätze, z.B. bammadach 'sie möchte vergeblich sein" Ml 135a 9; vgl. bacalar es war Krankheit (gedarf Cam. 37 d.

2. hinter ni ni in der Bedeutung 'ist nicht, z. B. nimmärilliud es ist nicht mein Verdienst (m äriUiudf Wb 21c20.

244. C. hinter flexionslosen Wörtern:

1. hinter den Präposizionen a 'aus, co cu 'zu', fri, la, wenn sie vor ihrem Kasus stehen, z. B. appecad 'aus der Sünde' Wb 3b 3, colläa 'bis zum Tage' 5 b 4, cubbrdth bis zum jüngsten Tag" Arm. 18b 1, frinnech 'gegen jemand' Ml 23 c 20, lassuide 'bei diesem' Wb 31b 8, lagglais 'längs dem Bache' Arm. 17 a 2.

2. In vortoniger Stellung geminieren alle vokalisch auslautenden Präposizionen und die Partikeln ro, no, die Negazionen ni (mani, coni usw.), nä (arna, conna), denen kein infigiertes Pronomen angehängt ist, den An- laut des folgenden Verbs oder verbalen Kompositums, außer in Relativsätzen (§ 489. 498). Z. B. dommuinetar (= do' muinetar) 'sie meinen Ml 49 b 7, dorrtgeni 'hat ge- tan' Wb 30d22, dirröggel 'hat gekauft Arm. 17 b 1, fullu- gaim 'ich verberge' Sg 22b 4, rollaad ist gelegt worden' Ml 29 c 1, roppad wäre' Sg 111b 2, nuggabad er nähme' Arm. 18 bl, nissluindi 'es bezeichnet nicht' Sg 66b 18, nirrobe 'ist nicht gewesen' Wb 14c31, manibbad 'wenn [ 152 ]nicht wäre' Sg 17 b8; vgl. nitenat 'tun nicht" ('ä&iiat) Wb 24 a 25, natiubrad 'er soll nicht betrügen' C'dwhraä) Wb 9d20, wo t doppeltes d vertritt.

Doch die vortonige Partikel ro an zweiter Stelle leniert § 234,2.

Über ausnahmsweise Geminierung nach ma s. § 234,3 b.

Leicht verständlich ist die Geminierung nach na, dessen vollere Form nach- noch vor infigierten Pronomen und vor Kopulaformen zutage tritt (§ 418. 779). Aber auch bei den andern Präverbien ist die Erscheinung alt, wenigstens bei ni, da sie im Altkymrischen ebenso auftritt (ny diel "verbirgt nicht' mit ch aus cc neben relativem ny gel c der nicht verbirgt'). Hat etwa eine Vermengung der einfachen Negazion mit ni non est' statt- gefunden? Dieses geht auf *ms *nes(t) *ne-est zurück, so daß die Geminierung hier der letzte Pest der Verbalform ist. Die Ver- mischung war darum leicht möglich, weil die III sg der Kopula beliebig steht oder fehlt (§ 799), Sätze mit ni c non est' also gleich- bedeutend mit solchen waren, die die bloße Negazion enthielten. Auf solche Vermengung mag auch das lange i in ni weisen, da die alte Negazion gewöhnlich ne- lautete (lat. ne-scio, ahd. ne- usw.).

Von diesem Präverb aus müßte sich einst -s auf andere ausgebreitet haben.

Im Mittelirischen ist – außer hinter na – das h- nur vor passiven Verbalformen bewahrt, indem im Aktiv von den Formen mit infigiertem neutralem Pronomen (§ 232,8) aus die Lenierung eich verallgemeinert hat.

3. hinter assa zwischen Komparativen (§ 376): messa assammessa 'schlimmer und schlimmer' Wb 30c 25.

4. hinter na ('weder ..) noch' (§ 856), vgl. die Negazion na.

Nur aus dem Mittel- und Neuirischen ergibt sich alte Geminierung:

5. hinter s6 'sechs', das aber vor einem Gpl nasaliert (§238,1).

6. hinter der Partikel a vor selbständigen Zahl- wörtern (§ 385): neuir. a h-ocJit 'acht'.

[ 153 ]245. Vereinzelt findet man, daß die Wirkung des Auslauts über ein Wort, namentlich ein enklitisches, hin- weg das nächstfolgende trifft. Vgl. is si inso cldal(l) 'dies ist der Sinn' Ml 88 b 11, 90 c 24 (inso leniert nicht, son- dern si); dede didiu wand, 'zwei Dinge also dort' Wbla5 (dede nasaliert); fis dliged rechto n-dce c die Kenntnis der Sätze von Gottes Gesetz" Ml 46 c8 (der Gsg rechto nasaliert nicht, sondern der Gpl dliged).