Irische Texte/1/Drei Gedichte aus der Finnsage

Irische Texte, vol. 1 (1880)
Drei Gedichte aus der Finnsage
240355Irische Texte, vol. 1 — Drei Gedichte aus der Finnsage1880
[ 146 ]

VI.

Drei Gedichte aus der Finnsage.


1. Gegenüber der grossen Anzahl von Texten, die sich auf Conchobar und seine berühmten Zeit­genossen beziehen, enthalten die ältesten irischen Hand­schriften vert­hältniss­mässig nur wenige Texte, die dem zweiten Haupt­sagen­kreise angehören, in welchem Finn mac Cumaill und Ossín[1] die be­kanntes­ten Namen sind. Für unsere Kenntniss alt­celtischer Cultur sind diese Sagen nicht alle von gleichem Werthe; den meisten fehlt jene realisti­sche Detail­schilde­rung alter Lebens­verhältnis­se, welche den Sagen der ersten Gattung einen so hohen Werth verleiht. Wohl aber verdienen die merk­würdigen politi­schen Ver­hältnisse, welche den Hinter­grund des zweiten Sagenkreises bilden, und die nichts weniger als einen mythologi­schen Charakter an sich tragen, sorg­fältige Beachtung. Nach der Tradition soll Finn im Jahre 283 p. Chr. er­schlagen worden sein. Mit der Sage sind auch hier mythische Elemente verwoben.

2. Die Finnsage findet sich bekanntlich nicht nur in Irland, sondern auch in Schott­land. Die ältesten Quellen der Finnsage hat Irland auf­zu­weisen, denn hier lässt sie sich hand­schrift­lich [ 147 ]bis in den Anfang des 12. Jahr­hunderts und drüber hinaus, in Schott­land nur bis in den Anfang des 16. Jahr­hunderts zurück­verfolgen.

Als älteste irische Quellen sind mir bis jetzt bekannt:

1) Das Lebor na hUidre (Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrh.) mit der „Fotha Catha Cnucha“ („The cause of the Battle of Cnucha“) be­titelten, nüchter­nen Erzählung von Finn’s Geburt, publicirt und übersetzt von Hennessy in der Revue Celtique, II, p. 86–93.

2) Das Buch von Leinster (Mitte des 12. Jahrh.) mit fünf einzelnen Gedichten, die dem Finn selbst, und dreien, die seinem Sohne Ossín zuge­schrieben werden. O’Curry, On the Ms. Mat., p. 302. 304, hat eins der letzteren übersehen.

3) Das Buch von Ballymote, geschrieben um 1391, und das Buch von Lecan, vom Jahre 1416, mit vier anderen einzelnen Gedichten, von denen zwei dem Finn, das dritte dem Fergus, einem zweiten Sohne Finn’s, das vierte dem Cailte, einem Vetter Finn’s zuge­schrieben werden. Die ersten beiden Gedichte finden sich nur im Buch von Lecan[2], die anderen beiden in beiden Hand­schriften. So nach O’Curry, a. a. O. p. 303. 306.

4) Der Psalter of Cashel, ein Bodlejan Manuscript vom Jahre 1453, mit der „Mac­gnimar­tha Finn“ („The boyish exploits of Finn“) be­titelten Erzählung, publicirt und übersetzt von O’Donovan in den Transac­tions of the Ossianic Society, IV, p. 281–304.

5) Das Buch von Lismore, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahr­hunderts (O’Curry, a. a. O. p. 199), mit dem „Agallamh na Seanórach“ („Dialogue of the Ancient Men“), einem Gespräch zwischen Oisín, Cailte und S. Patrick (in Versen), von welchem O’Curry a. a. O. p. 309 ein Stück in Ueber­setzung, p. 594 den irischen Text dazu mitge­theilt hat. Vgl. On the Mann. and Cust. III p. 703.

6) Die Handschriften, welche Cormac’s Glossar enthalten, edirt von Stokes (Three Irish Glos­saries, London 1862; Cormac’s Glossary trans­lated, Calcutta 1868). Ein Fragment desselben, [ 148 ]das leider nur ein kleines Stück vom Ende (die Buch­staben t und u) enthält, findet sich im Buch von Leinster. Voll­ständig bietet den Text das Leabar Breac aus dem Ende des 14. Jahr­hunderts. Aber innere Gründe sprechen dafür, dass dieses Glossar „was written, if not in the time of Cormac, at least within a century or so after his death“ (Stokes, Three Ir. Gl. Preface p. xviii). Cormac, König, später Bischof von Caisel (d. i. Castellum), lebte 831–903 p. Chr. In diesem Glossar ist s. v. orc tréith, eines der vielen Abenteuer erzählt, die Finn auf Jagd­expeditio­nen erlebt (Stokes, a. a. O. p. 34, Pref. p. xlvi).

3. Erst dann setzt die älteste schottische Quelle ein, das bekannte Buch des Dean of Lismore, aus dem Anfang des 16. Jahr­hunderts, zum grössten Theile heraus­gegeben und übersetzt von Th. Mac­Lauchlan, mit einer Ein­leitung von Will. F. Skene, Edinburgh 1862. Von dem Inhalte dieser Hand­schrift gehören drei und zwanzig Gedichte der Finnsage an. Von diesen werden neun durch besondere Ueber­schrift dem Ossin zuge­schrieben, zwei dem Fergus, eins dem Keilt mac Ronane (irisch Cailte mac Ronáin). Bei einigen ist der einst vor­handene Name des Autors nicht mehr lesbar; doch soll z. B. auch das S. 58 des gälischen Textes, S. 80 der engli­schen Ueber­setzung mitge­theilte Gedicht wahr­schein­lich von Ossin herrühren, denn der Dichter nennt Fynn mac Cowil als seinen Vater. Die übrigen Gedichte sind anonym. Finn selbst tritt in dieser Hand­schrift nicht als Dichter auf. Philo­logisch ist diese Hand­schrift auch deshalb von grossem Werthe, weil sie die Aus­sprache der damaligen Zeit repräsen­tirt: „the language is not written in the ortho­graphy used in writing Irish, and now universal­ly employed in writing Scotch Gaelic, but in a peculiar kind of phonetic ortho­graphy, which aims at present­ing the words in English ortho­graphy as they are pro­nounced" (Skene, Introd. p. vii).

4. Ob diese schottischen Gedichte sämmtlich auf schot­tischem Boden ent­standen sind, oder ob etwa einzelne auf irische Originale zurück­gehen, müssen wir für jetzt un­ent­schieden lassen. An die letztere Möglich­keit dürfen wir aber [ 149 ]deshalb denken, weil das gälische Gedicht, welches Skene, Introd. p. lxxxiv, als das älteste auf schotti­schem Boden aus einem Manu­script „written prior to the year 1500“ (?) mittheilt, weiter nichts als eine bis auf die Glossen getreue – sei es mittel­bare oder un­mittel­bare – Copie des einen der drei irischen Gedichte ist, welche im Buch von Leinster dem Ossin zuge­schrieben werden[3]. Dazu kommt, dass die Gedichte im Buch des Dean of Lismore wenig­stens nicht alle in der Form ent­standen sein können, in welcher sie uns daselbst vorliegen. Zu dieser Ver­muthung ver­anlasst nament­lich die Un­regel­mässig­keit der metri­schen Form. Sogar Mac­Lauchlan giebt am Ende seines Buchs (p. 130) zu, viele der Gedichte müssten, wenn die metrische Form zur Geltung kommen soll, mit irischer Betonung gelesen werden: „Many of these pieces will not read as poetry at all, unless read in accor­dance with the Irish method of accentu­ation.“ Ich möchte nament­lich auch auf die Un­regel­mässig­keit der Silben­zahl in den Vers­hälften auf­merksam machen. Endlich trägt Skene wenig­stens in den Addi­tional Notes (z. B. p. 147) nach, dass mehrere der Gedichte in irischer Version vorhanden sind.

Auf den Altersunterschied zwischen den irischen und den schotti­schen Quellen glaubte ich aber auch deshalb eingehen zu müssen, weil man aus Skene’s Intro­duction leicht die irrige Vor­stellung bekommen könnte, als ob es mit den irischen Quellen für die Finnsage eigent­lich nicht weit her wäre. Skene schreibt leiden­schafts­los, und ist zu Zu­geständ­nissen bereit, aber er ist schon desshalb nicht un­partei­isch, weil er, wenig­stens damals, als er die erwähnte Intro­duction schrieb, die Quellen für das irische Alterthum nicht genau genug kannte. Er erwähnt p. lxii, dass in Irland elf Gedichte nach­gewiesen sind in Quellen, die älter sind, als das 15. Jahr­hundert, aber er hält sich doch viel mehr daran, dass aller­dings fast alle Texte, die in den Trans­actions of the Ossianic Society (6 volumes, Dublin 1853–1858) [ 150 ]ver­öffent­licht worden sind, nicht über Mac­pherson’s Jahr­hundert hinaus­gehen. Hierbei hat er aber p. lxi bei der Inhalts­angabe des 1. Bands eins der Gedichte aus dem Buch von Leinster (12. Jahrh.), und p. lxii bei der Inhalts­angabe des 4. Bands die oben S. 147 erwähnte Erzählung aus dem Psalter of Cashel vom Jahre 1453 übersehen.

5. In Bezug auf die verschiedenen Arten der Texte, welche zur Finnsage gehören, verweise ich auf O’Curry, On the Ms. Mat. p. 301 ff. Wir heben hervor, dass in diesem Sagen­kreise die poeti­schen Texte mehr hervor­treten. Merk­würdiger Weise sind die Helden desselben zugleich die Sänger ihrer eignen Thaten. Als die älteste Schicht von Gedichten sind die­jenigen zu be­zeichnen, in denen Finn, Ossín, Fergus oder Cailte erzählend oder klagend allein auftreten. Denn ursprüng­lich theilte Ossín die Dichter­ehre mit den anderen Helden, und erst allmälig ist er der alleinige Sänger seiner Zeit geworden. Charakte­ristisch in dieser Beziehung ist, dass in den ältesten irischen Quellen die meisten Gedichte (sieben von zwölf) dem Finn und nur drei dem Ossín, dagegen im Buch des Dean of Lismore kein einziges dem Film, und fast alle dem Ossín zuge­schrieben werden. Eine zweite Schicht von Gedichten bilden die Dialoge zwischen Ossín und S. Patrick, in denen die christ­liche und die heid­nische Zeit einander entgegen­gesetzt werden. Nach der Tradition nämlich soll Ossín die neue Zeit, die mit S. Patrick beginnt, als alter, ge­brochner Mann erlebt haben. Im „Agallamh na Seanórach“ (s. oben S. 147), bis jetzt dem ältesten Texte der Art, hat Ossín in Cailte noch einen Genossen aus der alten Zeit. Das Buch des Dean of Lismore enthält mehrere solche Gedichte, und in den Trans­actions of the Ossianic Society treten die meisten – leider nicht aus alten Quellen stammen­den – „Fenian Poems“ in dieser Form auf.

6. Für den Altersunterschied der zwei Haupt­sagen­kreise ist sehr interes­sant, dass zwischen S. Patrick und Cu­chulainn eine weit grössere Kluft in der Sage fühlbar ist. Denn auf S. Patrick’s Bitte lässt Gott den Cu­chulainn aus der Hölle her[ 151 ]auf­steigen und dem König Loegaire (der sich nur, wenn Patrick soviel vermöchte, bekehren lassen will) in seiner ganzen Helden­herrlich­keit auf dem Wagen mit den berühmten Schlacht­rossen er­scheinen. „Patrick’s Macht aber war gross, nämlich den Cu­chulainn zu erwecken, nachdem derselbe neun mal fünfzig Jahre in der Erde gewesen war“. So in der Siabar-charpat Con­culaind („The demoniac Chariot of Cu­chulaind“) be­titelten Sage, welche O’Beirne Crowe im Journal of the R. Hist. and Arch. Ass. of Irel. 1871 p. 371 ff. aus dem Lebor na hUidre publicirt und übersetzt hat. Bei dieser Gelegen­heit sei bemerkt, dass die oben S. 147 erwähnte, von O’Donovan aus dem Psalter von Cashel edirte Erzählung von Finn’s Kraft­stücken, die er als Knabe voll­bracht haben soll, nur eine Nach­bildung dessen ist, was Fergus von dem Knaben Cu­chulainn im Táin Bó Cualgne erzählt (s. Leb. na hUidre p. 59 Na mac­gnimrada inso sís). Abhängig­keit der „Fenian Tales" vom ersten Haupt­sagen­kreise wird sich bei näherer Unter­suchung noch öfter nach­weisen lassen. Auch dieselben mytho­logischen Elemente, denen wir im ersten Sagen­kreise begegnen, treten in der Finnsage wieder auf.[4] Daraus folgt natürlich nicht, dass Finn überhaupt keine histo­rische Person sei, und nie gelebt habe. Sehr energisch für den histo­rischen Charakter ist O’Curry ein­getreten, On the Ms. Mat. p. 303: „ . . that he existed about the time at which his appear­ance is recorded in the annals, is as certain as that Julius Caesar lived and ruled at the time stated on the authority of the Roman histori­ans.“ Das ist zuviel gesagt.

7. Dürfen wir die dem Finn, Ossín, Fergus, Cailte zuge­schriebe­nen Gedichte für echt halten, d. h. sind sie wirklich die poeti­schen Erzeug­nisse dieser Männer? Wenn im Buch des Dean of Lismore sogar die Dialoge zwischen Ossín und S. Patrick dem Ossín selbst zuge­schrieben werden, so wird an diese Autor­schaft des Ossín wohl niemand ernstlich glauben. Wenn aber Rev. Clerk, der neueste Heraus­geber der „Poems of Ossian" (Edinburgh 1870) p. xxxviii für die Ansicht eintritt, dass [ 152 ]sogar diese, zuerst durch Mac­pherson bekannt ge­wordenen Gedichte weder in neuerer Zeit, noch im Mittel­alter, sondern in einer noch älteren Zeit ent­standen sind, so könnte man wenig­stens a priori mit viel mehr Recht für möglich halten, dass unter den ältesten irischen Gedichten, die dem Finn und Ossín zu­geschrie­ben werden, dieses oder jenes in so alte Zeit zurück­ginge. Wir müssen es dem um das irische Alterthum hoch­verdien­ten O’Curry, der aber keine linguisti­schen Kennt­nisse besass, zu Gute halten, wenn er fast dieser Ansicht gewesen zu sein scheint (so On the Ms. Mat. p. 302, vgl. jedoch p. 301). Nur ein lingu­istisch ge­bildeter Mann kann die volle Wucht des Arguments empfinden, dass wir dem dritten Jahr­hundert nicht die gramma­tischen Formen des 11. oder 12. Jahr­hunderts zu­schreiben dürfen. Dass die im Buch von Leinster auf­bewahrten Gedichte ursprüng­lich in älterer Sprach­form abgefasst waren, ist nicht anzu­nehmen. Denn nur in der Form, in der sie uns vorliegen, sind sie regel­recht gebaute metrische Kunst­werke. Sowie wir eine alterthüm­lichere Form einführen wollten, würde der metrische Bau zerstört werden. Andrer­seits werden diese Gedichte gewiss älter, als das 12. Jahr­hundert sein. Auf den Umstand, dass das eine derselben durchweg glossirt ist, möchte ich nicht zuviel Gewicht legen. Die Glossen waren nicht alter Formen, sondern seltner Wörter wegen nöthig, und dass seltnere Wörter gebraucht sind, kann auch auf der Laune des Dichters beruhen.

Wie ich mir denke, dass Finn, Ossín zu Sängern geworden sind, habe ich bereits oben S. 63 an­gedeutet. Zu meiner Hypothese stimmt, dass die Ueber­schriften der alten Gedichte lauten: Ossín oder Finn cecinit. Dies ent­spricht genau dem „conid and ro chachain Conchobur inso“ (p. 140) und ähnlichen Wendungen, durch welche so oft Gedichte, die der Prosa­erzählung ein­verleibt oder angehängt sind, ein­geleitet werden. Von diesem cecinit aus ist nur ein kleiner Schritt zu dem „Auctor hujus Ossín“, wie wir im Buch des Dean of Lismore lesen. Sehr interes­sant ist, dass nach Keting’s Bericht über die Fianna, den O’Curry On the Mann. and Cust. II p. 381 mittheilt, niemand in dieses Corps auf­genommen werden konnte, der nicht erfahren [ 153 ]war in der Dicht­kunst. Ob dieser Zug der Sage Ossín’s Dichterruhm zur Voraus­setzung oder zur Folge hat, ist schwer zu entscheiden.

8. Dass die Schotten die Finnsage im 16. Jahrhundert besassen, dass dieselbe heute noch im Munde des Volkes lebt, dass sie in den Bergen und Thälern Schott­lands locali­sirt ist, dass Mac­pherson nicht nach Irland zu gehen brauchte, um die „ossianischen Gedichte“ oder die Stoffe zu denselben zu holen, muss zu­gestanden werden. Eine andere Frage dagegen ist, ob die Finnsage ursprüng­lich in Irland oder in Schott­land zu Hause war. Selbst­verständ­lich kann Finn nur entweder ein Ire oder ein Schotte gewesen sein. In der irischen Sage, die wir also bis ins 11. Jahr­hundert hand­schrift­lich zurück­verfolgen können, ist Finn ein Ire. Wichtiger ist jedoch in dieser Frage, dass uns Finn auch in den Gedichten, die sich im Buche des Dean of Lismore finden, nicht als Schotte, sondern als Ire entgegen­tritt, und dass daselbst nicht Schott­land, sondern Irland als Schau­platz seiner Thaten be­zeichnet wird. Der Sagen­stoff ist also un­zweifel­haft irischen Ursprungs. Die Abhängig­keit der schotti­schen Sage von der irischen äussert sich auch in äusseren Dingen: hier wie dort treten neben Ossín auch Fergus und Cailte als Sänger oder Verfasser von Liedern auf; hier wie dort wird Ossín mit S. Patrick zusammen­gebracht.

9. Anderer Ansicht ist Skene. Er meint, dass die Schotten die Finnsage un­abhängig von den Iren besitzen. Anstatt Finn in den Vorder­grund zu stellen, geht er von jenen Krieger­schaaren (fiann, fianna) aus, als deren oberster Befehls­haber eben Finn erscheint. Indem er die irische Tradition als illuso­risch und unsicher verwirft — hierin viel zu weit gehend — , hält er fiann, fianna für den Namen einer Rasse, welche den Scoti in Irland und Schott­land un­mittelbar voraus­gegangen sei: „they were of the popu­lation who immediately preceded the Scots in Erin and in Alban, . . they belong to that period in the history of both countries, before a political separa­tion had taken place [ 154 ]between them“ (p. lxxviii). Den einzigen positiven Anhalt für diese sehr kühnen Be­hauptun­gen, die nach meiner Ansicht nicht dazu angethan sind, der irischen Tradition vor­gezogen zu werden, bilden einige Stellen ans einem späteren irischen Gedichte, in welchen „Fians of Alban“, „Fians of Breatan“, „Fians of Lochlin“ erwähnt werden. Aber fiann kann unmöglich Gentil­name sein, denn es ist ein Sub­stantivum feminini generis und wird sehr oft im Singular gebraucht. So findet sich z. B. in Cormac’s Glossar s. v. orc tréith (wo, wie oben bemerkt, eine Sage erzählt wird) Nom. S. in fiann. Dat. cona féinn, Acc. la feinn; daneben Gen. Pl. do fulang na fiann. Ebenda­selbst kommt das davon ab­geleitete fénnid vor, im Sinne von champion, Krieger. Die Iren fassen fiann im Sinne von national militia, standing army auf. Die interes­santen politi­schen Ver­hältnisse, die hierbei in Betracht kommen, zu unter­suchen, ist hier nicht der Ort.

10. Die irische Sage ist gewiss früh nach Schottland gekommen. Verkehr zwischen Schott­land und Irland hat von jeher bestanden, wie uns die ältesten irischen Sagen bezeugen. Aber es wird längere Zeit gedauert haben, bis die Sage in Schott­land so heimisch wurde, dass das schot­tische Volk an Finn als den Helden seiner eigenen Vorzeit glaubte. In den Gedichten, welche das Buch des Dean of Lismore enthält, kann ich diesen Glauben nicht aus­geprägt finden. Die Um­gestal­tung, welche die irische Sage in Mac­pherson’s Gedichten erlitten hat, können wir hier nicht erörtern. Einen Punkt haben wir bereits oben S. 65 hervor­gehoben: die Finnsage ist vermengt mit älteren irischen Sagen­kreisen, die gleich­falls ihren Weg nach Schott­land gefunden hatten. Nur eine genaue sachliche Analyse von Mac­pherson’s Gedichten, mit gehöriger Rücksicht­nahme auf Sprache und metrische Form, kann uns zu einem objec­tiven Urtheile über diese so eigen­artige litera­rische Er­scheinung verhelfen. Einen be­deutenden histori­schen Werth darf man diesen Gedichten nicht ab­sprechen, denn sie haben im vorigen Jahr­hundert mächtig auf be­deutende Geister ein­gewirkt. Ihr sach­licher Werth wird aber darin bestehen, dass sie eine letzte Phase [ 155 ]celti­scher Sage, Sprache und Poesie re­präsenti­ren. Was hierbei auf Rechnung des Diaskeu­asten Mac­pherson zu setzen ist, ist immer noch nicht endgültig nach­gewiesen. Ungerecht­fertigt ist, jede Ab­weichung von der älteren, irischen Form der Sage als „forgery“ Mac­pherson’s zu brand­marken. Eben­sowenig darf man Mac­pherson’s Gedichten an und für sich zum Vorwurf machen, dass sie nicht die älteste, sondern eine spätere Gestalt der Sage bieten, und dass der Grund­stock der Sage irischen Ursprungs ist. Wollte man solche Punkte hier als die allein mass­gebenden be­trachten, so müsste z. B. auch unser Urtheil über Wolfram von Eschen­bach’s Parzival wesent­lich herab­gestimmt werden.

Der Name „Ossianische Gedichte“ ist Terminus technicus geworden für die zur Finnsage gehörigen Gedichte. Wir behalten ihn bei, obwohl, wie wir gesehen haben, nur wenige der ältesten Gedichte dem Ossín selbst zu­geschrie­ben werden.

11. Die drei ossianischen Gedichte, die ich hier aus dem Buch von Leinster mittheile, zeichnen sich vor anderen Gedichten, die in diesem Bande zu finden sind, durch die com­plicirte, aber leicht erkenn­bare Regel­mässig­keit ihrer metri­schen Form aus. Alle drei gehören dem bei O’Donovan Ir. Gr. p. 422 „Rannai­gheacht mor“ genannten Versmass an. Die Strophe (rann) besteht aus zwei Lang­zeilen oder vier Halb­versen, von denen jeder sieben Silben enthält. Jede Langzeile endet mit einem ein­silbigen Worte. Diese ein­silbigen Wörter bilden den äusseren Reim[5] der Strophe. Dazu kommt der innere Reim, durch welchen die zwei Halbverse einer Langzeile verbunden sind. Die elegan­teste Form dieses Reimes besteht darin, [ 156 ]dass das letzte Wort des ersten Halb­verses mit dem vor­letzten Worte des zweiten Halb­verses reimt, wobei jedoch Artikel oder Partikel vor dem letzten Worte des zweiten Halb­verses nicht be­rücksich­tigt werden. In I 12, II 5, 7, 8, III 4 ist der innere Reim doppelt vorhanden; in einigen Versen fehlt er. Die Allite­ration endlich dient in diesen Gedichten selten als die Ver­bindung der zwei Hälften einer Langzeile, wie im Germa­nischen, sondern sie tritt vor­wiegend innerhalb des Halb­verses auf, am liebsten an den letzten zwei Wörtern, wobei wiederum Artikel oder Partikel nicht be­rücksich­tigt werden.

Der Stabreim verbindet zwei Halbzeilen in I 7, zwei Lang­zeilen in I 9 und 10. Aspirir­tes s ist als nicht vorhanden zu be­trachten (I 12, II 5, 6, 8). In Formeln wie inna m‑beo, dia m‑betis, a m‑bás gilt nicht das eclipsir­te b, sondern m als Reimstab. Dagegen scheint das vor vocali­schen Anlaut getretene n die vocali­sche Allite­ration nicht zu hindern (I 5). In den Hand­schriften wird gewöhn­lich nach dem Schlüsse des Gedichts der Anfang desselben wieder­holt, nicht selten aber ent­spricht das letzte Wort des Gedichtes selbst dem Anfange desselben: so hier in I ogom (oder og in Vers 12? s. die Anmerkung dazu), in II do gres teilcind lia, in III tú.

Im Allgemeinen verweise ich, wie bereits S. 4, auf das Capitel „Con­structio Poetica Hibernica in der Gramma­tica Celtica p. 936, und auf das Capitel Of Versifi­cation in O’Donovan’s Grammar of the Irish Language p. 412. Wenn aber Zeuss p. 937 sagt: „nec tamen necesse est idem numerus syllaba­rum sit in utroque hemi­stichio nec in singulis versibus ejusdem carminis“, so ist diese Bemerkung in dieser All­gemein­heit nicht richtig. Aller­dings giebt es Gedichte von freierem und wechseln­dem Versmass (vgl. z. B. Patrick’s Hymnus, S. 52), aber in den meisten irischen Gedichten, die mir vorge­kommen sind, ist die Zahl der Silben gesetz­mässig geregelt (vgl. das Citat in der Anmerkung zu S. 4). Wie es sich mit den Hebungen und Senkungen im alt­irischen Verse verhält, ist noch nicht eingehend unter­sucht. Nimmt man an, dass die Hebung mit dem Wort­accent zusammen­fällt, be­rücksich­tigt man, dass mehr­silbige [ 157 ]Wörter neben dem Hauptton noch einen Nebenton haben können (vgl. O’Don. Ir. Gr. p. 403), setzt man endlich voraus, dass die Silben, an denen der Reim oder die Allite­ration erscheint, auch in der Hebung stehen müssen, so ergiebt sich bald, dass jeder Halbvers eine bestimmte Anzahl von Hebungen hat, ohne dass jedoch ein regel­mässiger Wechsel zwischen Hebung und Senkung statt findet.

Alliteration und Reim sind in den folgenden drei Gedichten durch den Druck markirt.


I.

Dieses Gedicht findet sich im Buch von Leinster fol. 109, b, und ist bereits gedruckt, wenn auch nicht ohne Un­genauig­keiten, in den Trans­actions of the Ossianic Society, I p. 49, mit einer Ueber­setzung von O’Curry. Letztere ist wenig­stens correcter, als Sullivan’s Ueber­setzung in der Intro­duction zu O’Curry’s Lectures on the Manners and Customs of the Ancient Irish (Vol. I) p. cccxli. Mein Text beruht auf einer neuen Abschrift.

Gegenstand des Gedichts ist die Schlacht bei Gabair Aide (Gen. Gabra, Dat. Gabair)[6], in welcher Oscur, Ossín’s Sohn, und Corpre Lifechair, der König von Irland sich gegen­seitig den Tod gaben. Diese Schlacht soll im Jahre 284 p. Chr., ein Jahr nach Finn’s Tode, statt gefunden haben. Die Fennier unter­lagen im Kampfe gegen den König von Irland, gegen den sie sich auf­gelehnt hatten. Ausführ­licher wird diese ent­scheiden­de Schlacht behandelt in einem Dialoge zwischen Ossín und S. Patrick, einem späteren Gedichte, welches im 1. Bande der Trans­actions of the Ossianic Society (Dublin 1854) publicirt ist von Nich. O’Kearney, mit engli­scher Ueber­setzung und einer beachtens­werthen Intro­duction. Im Buch des Dean of Lismore beziehen [ 158 ]sich zwei Gedichte auf diese Schlacht (cath zawraa, zawrych), von denen das eine dem Fergus zugeschrieben wird.

Ueber die Vorgeschichte der Schlacht handelt kurz O’Curry, On the Mann. and Cust. II p. 387.

Besonders interessant ist die Erwähnung der Ogam-Inschrift und die Erwähnung des Reitens. In den ältesten Sagen sind die Helden zu Wagen, nicht zu Pferde.


Ossin cecinit.

I cath Gabra ro marbad Oscur ocus Cairpre Lifechair.

Ogum il-lia, lia uas lecht,   bali i teigtis fecht fir,
mac ríg hErend ro gaet and   do gae gand os gabur gil.

Tarlaic Cairpre aurchur n-airc   domuin a mairc maith is tres,
gairsiu condristais a sciss,   Oscur ro bi a lam dess.

Tarlaic Oscur irchur n-oll   co fergach, lond immar leo,
co ro marb Corpre hua Cuind,   rias-ra-giallsatar gluindgléo.

Amansi mora na mac   fuaratar a m-bás don gleo,
gairsiu condristais a n-airm,   roptar lia am-mairb inna m-beo.

Missi fodéin isin tress   leith andes do Gabair glaiss,
marbsa coecait laech fo dí,   is missi ros bí dom baiss.

Arpetend carbach fochruch   inninaim ba ruth dom rog,
ro marbaind torc i caill cháid,   no ṡárgind én aith im og.

In t-ogum út fil isin chloich   imma torchratar na troich,
dammared Find fichtib glond   cian bad chuman in ogom.

[ 159 ]

Anhang.

V. 4. Zu gairsiu condristais vgl. V. 8, zu ro bi V. 10. Reimt sciss mit bi? Die Allite­ration scheint zu fehlen.

V. 7. O’Curry übersetzt amansi durch „dexterous“, fasst na maic (so ergänzend) als Subject und die feminine Form mora als Prädicat dazu. Sollte mansi Nom. Plur. zu manais sein, das O’Curry, On the Mann. and Cust. II p. 255 durch „broad trowel-shaped spearhead for thrusting“ erklärt? vgl. ibid. p. 262, wo dieses Wort mit mór verbunden ist. Oder gehört amansi zu „ar amainsib in chentair“, ,,from the wiles of this world“, Lor. of Gildas, ed. Stolces, Gl. 147?

V. 8. gairsiu condristais a n-airm übersetzt Stokes Beitr. VII. 54: „kurz bevor sich ihre Waffen be­gegneten“, indem er gairsiu in gair-ré-siu auflöst. Die Con­junctiv­form ist wohl noch mehr zu berück­sichtigen. Die Allite­ration ist, wenn vorhanden, sehr versteckt. Der zweite Halbvers hat eine Silbe zuviel, wenn man nicht das a hinter lia unter­drücken oder ver­schleifen darf (vgl. O’Donovan’s Bemerkung zu dem Verse Oglach do bhí ag Muire mhóir, Ir. Gr. p. 420).

V. 11. Arpetend etc. Sullivan übersetzt: „I used to handle the Corbach with skill, when my courage was high“!

V. 13, 14. In dieser Strophe reimen sich die Halbverse, und nicht, wie bisher, die Lang­zeilen. Viel­leicht ist sie erst später zugesetzt? Sowohl V. 14 als auch V. 12 ist das letzte Wort gewiss mit Rücksicht auf das Anfangs­wort des Gedichts gesetzt. In der ersten Hälfte von V. 13 ist eine Silbe zuviel. Ist sin für isin zu lesen, oder ogum ohne Artikel? Da ogum ursprüng­lich Neutrum ist, so würde es im Alt­irischen a n‑ogum heissen. Diese letzte Strophe ist citirt von O’Donovan, Ir. Gr. Introd. p. XLV, aber mit der fehler­haften Lesart mór für na troich.

O’Curry’s Uebersetzung.

Die Fragezeichen rühren von mir her.

1. 2. An Ogham in a stone, a stone over a grave, in the place where men were wont to pass; the son of the king of Eire was there slain, by a mighty spear on a white horse’s back.

3. 4. Cairpre threw a sudden cast, from the back of his horse good in battle; shortly before he (?) met his own death (?), Oscur was slain by (?) his right arm.

[ 160 ]5. 6. Oscur threw a mighty throw, angrily, vehemently (?), like a lion; and killed Cairpre the grandson of Conn, before they raised their battle cries (?).

7. 8. Dexterous (?), great, were the youths (?), who received their deaths from the fight; shortly before their weapons met, their dead were more than their living.

9. 10. I myself was in the fight, on the south side of green Gabhair; I killed twice fifty warriors, it was I who killed them with my hand.

11. 12. Music, boating, rewarding, the prey most difficult I chose (? der ganze Vers unsicher), I would kill a boar in the hard wood, I would rob a vengeful bird of its egg.

13. 14. That Ogham which is in the stone, around which fell the slain; were Finn the fighter (?) of battles living, long would he rememher the Ogham.


II.

Das zweite Gedicht, im Buch von Leinster fol. 153, b (Facs. p. 192), ist eins von denen, welche dem Finn zu­geschrie­ben werden. Ich theile es mit nach einer Abschrift des Herrn Hennessy, die ich 1871 mit dem Originale ver­glichen habe. Ueber die Situation, auf die sich das Gedicht bezieht, ist mir nichts näheres bekannt. O’Curry, On the Ms. Mat. p. 302, be­zeichnet es als „a short poem, of only five quatrains, on the origin of the name of Magh-da-Gheisi, or the Plain of the two Swans (in Leinster)“. Offenbar hängt dieser Name mit den zwei Jung­frauen zusammen, deren Verlust Finn Vers 3 betrauert.


Find mac Cumaill cecinit.

In lia no theilginn do gs   dar Maig Da gés co Druim Suain,
ba fota m’irchor din chloich,   mad indiu noco roicli uaim.

Ni thoirchet mo dáil adiu   di ingin buid buan bangleo,
iuch delb ocus lecco dub,   mór in glond dia m-betis beo.

Masé mo sáigul ro siacht,   dom riacht cech baegul cach bét,
aire na toirchet mo dáil,   menip áil mo ṡechna ar éc.

[ 161 ]

Bid Mag Da gési co bráth   dia n-esi cach trath cid truag,
bid maigen dedail cen dil   on t-ṡil ro elaig ro súan.

Ro bith mór láech ar cach ló   sin maig maith co n-ilur chia,
dar Mag Da gés in cach dú,   on do gs teilcind lia.
                                         In.


III.

Auf die doppelte Quelle dieses Gedichts ist schon oben S. 149 auf­merksam gemacht. Im Buch von Leinster findet es sich fol. 161, b. Das Original der von Skene mit­getheil­ten Version hat Gaidoz in der „XXXVIII, 2“ signirten Hand­schrift der Advocates’ Library (p. 154) entdeckt, einer Hand­schrift, die aus der Sammlung der Highland Society of London stammt. Gaidoz bemerkt über diese Hand­schrift Rev. Celt. II p. 470: „C’est un ms. in-4 en papier, de 94 feuilles, que nous avons jugé être du XVIIe siècle“. Ich lasse den daher stammen­den Text (be­zeichnet durch Ed.) sammt den Glossen abdrucken, wie er sich findet in Skene’s Intro­duction zu „The Dean of Lismore’s Book“ p. lxxxiv. Den Text aus dem Buch von Leinster verdanke ich der Güte von Professor Atkinson in Dublin, der mir auf meine Bitte während des Druckes dieses Buches eine genaue Copie (mit Zeilen­abthei­lung und mit den Glossen zwischen den Zeilen, wie im Original) zukommen liess.

Dass der Edinburger Text direct oder indirect auf den Dubliner Text, oder mit diesem auf eine gemein­same ältere Quelle zurück­gehen muss, ergiebt sich nament­lich aus der fast völligen Gleich­heit der Glossen und der Unter­schrift. In der Unter­schrift wird dieses Gedicht dem Oisin zu­geschrie­ben. O’Curry scheint es aber On the Ms. Mat. p. 304 bei der Auf­zählung der ältesten ossiani­schen Gedichte übersehen zu haben, so dass die Zahl derselben nicht elf, sondern zwölf wäre.

Nicht ohne Interesse ist, dass sich Citate aus diesem Gedichte in O’Davoren’s Glossary (15. Jahrh.) finden, einem der Three Irish Glos­saries, welche Stokes edirt hat. Auf diese That[ 162 ]sache hat zuerst Ebel aufmerksam gemacht, in den Observations sur le Glossaire d’ O’Davoren, Rev. Celt. II p. 470.

[ 162 ]

[L:]


Tuilsitir[7] mo derca[8] súain,   mo ruibni[9] mam luibni[10] ar ló,
mo genum[11] im duais[12] ro boi,   ocus mo duais[13] imm ó.[14]

Adbul[15] físi armothá,[16]   darchinnius[17] co dían mo chuib[18]
ar chribais[19] illeirg ar art[20]   daceird, bracht cu feic[21] a cuill.[22]

Tricha treten[23] dam connáib[24]   ina táib ca tulmaing[25] tuind,
triucha nena[26] Find[27] na feic[28]   isséicse[29] thuas re fatuind.[30]

[ 163 ]

Meit is ri habraid a derc[31],   meit is ri mess a fert fo[32],
selais[33] mu genum a muin[34],   ocus mu chuib asa [35].

Cribais[36] mara Talláin[37] tair   benais ri ail[38] tairges tnu[39],
mu leo úam ḟaesum[40] dum niad   mar túsa, ni triath mar tú[41].

T.



Oisin ro chan indsin i tráig mara im Thallaind ar nia na mucci.

[ 162 ]

[Ed:]


Tuilsither[7] mo dherca[8] suain   mo ruibhne[9] mum luibhne[10] ar lo
mo ghenam[11] um dhuais[12] ro bhaoi   agus mo dhuais[13] fam o[14].

Adhbhul[15] fisi ar mo ta[16]   dar cinnius[17] go dian mo chuib[18]
ar criobhais[19] a leirg ar art   fo cheird bracht go feic[21] a cuil[22].

Triocha treathan[23] damh gun naibh[24]   iona taoibh go a tul moing[25] tuinn
triocha nena[26] Finn na feic[28]   asseicsi tuas re fa thuinn[30].

[ 163 ]

Meidis re habhron a dherc[31]   meidis re mes a fert fo
sealus mo ghenam[33] a muin[34]   agus mo chuibh as a ho.[35]

Criobais[36] mhara Tallann tair   benus ria hail[38] tairges tnu[39]
mo leo uam fhaosamh[40] domniadh   mar tusa ni triath mar tu.[41]

Oisin ro chan ann sin attraigh mara tallann ar nia na muice.

[ 163 ]

Anhang.

Vers 2 citirt bei O’Davoren (ed. Stokes) p. 96: Genam i. claidheamh, ut est mo gean[am] im duais (i. im láim) duais laim mar sin.

Vers 3 citirt ibid. p. 71: Cinnes i. darlinges. ut est adhbul fisi armotha darcinnes go dian mo cuib (i. mo cú). cuib cu már sin.

V. 7 und 8 übersetzt von Hennessy, Academy Aug. 1, 1871 p. 367: „As big as a caldron her eye, as big as a hill her good lair; my sword severed her neck, and my hound [hanging] from her ear.“

[ 164 ]V. 9 citirt bei O’Dav. p. 71: Cribuis i. muc. ut est cribus mara talla (sic) tair.

Skene’s Uebersetzung.

Die Parenthesen rühren von mir her.

1. 2. My eyes slumbered in sleep, my spear was with my shield, my sword was in my hand, and my hand under my ear. (In 2b fehlt eine Silbe.)

3. 4. A strange dream (?) happened to me, I set swiftly my dogs (Sg.) on a sow in the plain upon flesh. She was fat to the tusk in her jaw. (Dacheird, focheird ist Verbal­form und gehört zum Vorher­gehenden.)

5. 6. Thirty feet for me with my shoes, in her side to the beard of her snout; thirty inches for Finn in her tusk, fat above on her under her hide (?).

7. 8. Large as a caldron was each eye, large as a vessel the hollow beneath (?). My sword hewed in her neck, and my dogs (Sg.) fixed on her ear.

9. 10. Sow of the sea of eastern Tallann, which strikes the rock where the wave touches. My limbs were to me a pro­tection to me strong, as thyself not weak like thee.



Anmerkungen
  1. Ossín, die alt­irische Form des Namens, ist ein Deminutiv von oss, deer (Hirsch, Reh), und wird daher von O’Curry, On the Ms. Mat. p. 304, durch „little fawn“ übersetzt. Zu dieser Etymo­logie stimmt, dass in der irischen Sage Finn’s Haupt­beschäfti­gung die Jagd ist. Oisin ist spätere irische Form. Im Buch des Dean of Lismore lautet der Name Ossin, Ossein, Osseane, Ossan, Ossane. Im schotti­schen Hochland spricht man ihn „Oshen“ aus, mit kurzer Ultima und dem Ton auf der ersten Silbe (Clerk, The Poems of Ossian, Edinburgh and London, 1870, I. p. 229 Bei Macpherson, Nom. Oisian, Gen., Voc. Oisein.
  2. Nach O’Curry a. a. O. p. 302 enthält das Buch von Lecan ausserdem zwei der im Buch von Leinster dem Finn zuge­schriebe­nen Gedichte.
  3. Skene wurde von O’Curry auf diese Thatsache aufmerksam gemacht, und erwähnt sie in einer Anmerkung. Das Gedicht ist weiter unten unter III in beiden Gestalten mitge­theilt.
  4. Vgl. S. 133.
  5. Der wesent­liche Factor im irischen Reime ist der Vocal. Es giebt Verse, deren Reim nur in Ueberein­stimmung der Vocale besteht. Zu der voll­kommnen Art des Reims gehört aber auch Ueberein­stimmung der Con­sonanten. Die Con­sonanten brauchen jedoch nicht nothwendig gleich zu sein, sondern es genügt ihre Aehnlich­keit. Welche Con­sonanten als einander ähnlich gelten, geht aus folgender Ein­theilung der Con­sonanten hervor: s; p, c, t; b, g, d; f, ch, th; ll, m, nn (nd), ng, rr; bh, dh, gh, mh, 1, n, r. Vgl. O’Donovan, Ir. Gr. p. 415.
  6. Im Englischen pflegt man zu sagen „The Battle of Gabhra“, obwohl die Genitiv­form Gabhra in dieser Ueber­setzung nicht be­rechtigt ist. Gabair ist nach O’Curry „now the hill of Skreen, near Tara“, nach O’Kearney „Garris­town in the County of Dublin“.
  7. 7.0 7.1 i. da chotlatar L. i. do chodladar Ed.
  8. 8.0 8.1 i. mo ṡúli L. mo shuile Ed.
  9. 9.0 9.1 i. mo scíath L. i. mo sleagh (sic) Ed.
  10. 10.0 10.1 i. im ṡleig L. i. mo sgiath Ed.
  11. 11.0 11.1 i. mo chlaidiub L. i. mo cladhiomh Ed.
  12. 12.0 12.1 i. im láim L. um dhorn Ed.
  13. 13.0 13.1 mo dorn L. i. mo dhorn Ed.
  14. 14.0 14.1 im chluais L. fam chluais Ed.
  15. 15.0 15.1 . . . gi L. i. aislinge Ed.
  16. 16.0 16.1 atchondarc L. i. tarla Ed.
  17. 17.0 17.1 i. darlecius L. i. dar leiges Ed.
  18. 18.0 18.1 i. mo chu Ed.
  19. 19.0 19.1 i. ar muicc L. i. ar mhuic Ed.
  20. feoil L.
  21. 21.0 21.1 i. saill furri corrici a fiacail L. i. saill go fiacuil Ed.
  22. 22.0 22.1 i. a carpait L. a carbui Ed.
  23. 23.0 23.1 i. traiged L. i. throigh Ed.
  24. 24.0 24.1 co m‑bróic L. i. gun broigh Ed.
  25. 25.0 25.1 i. co moing a srona L. i. go moing a srona Ed.
  26. 26.0 26.1 i. ordlach L. i. orladh Ed.
  27. per. L.
  28. 28.0 28.1 na fiaccail L. i. na fiacuil Ed.
  29. i. na saill L.
  30. 30.0 30.1 isseom ro búi asa cind immach dá fiacail L. i. asa cionn amach Ed.
  31. 31.0 31.1 chommeit ri cori mor cach súil di L. i. coimed re coire gach sul di Ed.
  32. i. coméit ri tolaig a lecht ocus si fein na ligi L.
  33. 33.0 33.1 i. tescaid mu chlaideb L. i. tesgus mo cladhiomh Ed.
  34. 34.0 34.1 i. a munel L. a muineal Ed.
  35. 35.0 35.1 i. mo chu asa cluais L. i. mo chu asa cluais Ed.
  36. 36.0 36.1 mucc L. i. muic Ed.
  37. pro. L.
  38. 38.0 38.1 ri cloich L. i. ria cloic Ed.
  39. 39.0 39.1 i. ris m‑benand tond L. risa m‑benann tonn Ed.
  40. 40.0 40.1 i. ar mo chommus féin L. i. mo bhoill as comairce diob nert Ed.
  41. 41.0 41.1 ni lac immar tú L. i. ni lag mar tu Ed.


This work was published before January 1, 1929, and is in the public domain worldwide because the author died at least 100 years ago.